Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schoonjans, Antonius“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 325–328, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schoonjans,_Antonius&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 00:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schoock, Martin
Band 32 (1891), S. 325–328 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Anthoni Schoonjans in der Wikipedia
Anthoni Schoonjans in Wikidata
GND-Nummer 138194742
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|32|325|328|Schoonjans, Antonius|Rudolf Müller|ADB:Schoonjans, Antonius}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138194742}}    

Schoonjans: Antonius S., ein bedeutender Maler, über dessen Lebenslauf die Forschung noch immer nicht zu voller Klarheit führte, hauptsächlich wohl wegen seines unsteten Aufenthaltes. Schon über sein Geburtsjahr schwanken die Angaben zwischen 1650 und 1655. Uebereinstimmend wird dagegen Antwerpen als dessen Vaterstadt bezeichnet und besagt, daß er dort bei dem tüchtigen Meister Erasmus Quellinus, einem Rubens-Schüler, den ersten Kunstunterricht genossen. Im 18. Jahre nach Rom gezogen, mußte S. bis dahin bereits vorragende [326] Künstlerschaft erworben haben, denn in die Schilderbent seiner Landsleute aufgenommen, wurde ihm die auszeichnende Benennung „Parrhasios“ (Name eines berühmten altgriechischen Malers) beigelegt. Ueber die Dauer seines Aufenthaltes in Italien fehlen genaue Angaben, die vorfindlichen aber leiden an Widerspruch. Fiorillo z. B. berichtet, daß S. über Lyon nach Rom gegangen und dort, wo sein Freund und Studiengenosse Thurneisser weilte, sich längere Zeit aufgehalten habe; Füßli weiß wieder von einem „deutschen Maler“ Namens „Squoniam“, welcher in Rom thätig war, in Ara coeli Bilder hinterlassen und für zwei Kirchen in Lyon gemalt habe. Daß unter dieser Namensverschiebung Schoonjans zu verstehen sei, ist durch spätere Kunstschriftsteller hinreichend begründet worden. Unbeantwortet blieb hingegen die Frage über das Wenn des Aufenthaltes in Lyon, wie über seine Ankunft in Wien. Letztere konnte nicht vor 1691 erfolgen, da erst vom Jahre 1694 an Belege seines dortigen Wirkens vorzufinden sind. Zuvörderst bekundete er dieses durch ein 1694 erschienenes, riesig großes, sogenanntes Thesenblatt, wie solche damals anläßlich von Doctorpromotionen als Placate in Stich ausgeführt, an Thüren und Mauern angeschlagen wurden. Das Blatt ist nach einem Gemälde mit der Bezeichnung Schoonjan pinxit, von Bartholomäus Kilian gestochen und aus acht Theilen zusammengefügt. Es stellt den römischen König, nachherigen römisch-deutschen Kaiser Joseph I., zu Pferde vor; über ihm schweben die Justitia und die Fortuna. Ein zweites bei sieben Fuß hohes Blatt erschien 1695 und trug das Bildniß Kaiser Leopold I. mit der Allegorisirung seiner Siege über die Türken, gestochen nach der Zeichnung von S. von Georg Andreas Wolfgang. Ein weiterer Stich von Thurneisser, nach dem von S. 1698 gemalten Bildniß des Erzherzogs Joseph, macht es wahrscheinlich, daß unser mittlerweile zum kaiserlichen Kammermaler ernannte Künstler, diesen seinen alten Freund auch nach Wien befördert habe. Ueber Bildnisse kaiserlicher Würdenträger, deren ältere Schriftsteller gedenken, ist dermal schon kein Nachweis zu erbringen. Leicht nachweisbar ist dementgegen eine Reihe vorzüglicher Kirchenbilder und dürften diese in Zusammenhang zu bringen sein mit der gleichzeitigen vom genialen Architekten Fischer von Erlach angeregten kirchlichen Bauthätigkeit. So entstand das anmuthige Gemälde St. Joseph mit dem Kinde, für den 1700 am ersten südlichen Pfeiler des Stephansdomes errichteten marmornen Altar; diesem folgte das Altarbild, die Marter des Hl. Sebastian vorstellend, für die in Wien von Fischer von Erlach erbaute, 1702 eingeweihte St. Peterskirche. Dieses figurenreiche originell gruppirte Gemälde zeigt in eigenartiger Weise den durch seine italischen Studien geläuterten Sprossen der brabanter Schule. Derselben Periode entstammt ein bislang unbekanntes, erst von mir auf einer Bereisung des deutschen Nordens von Böhmen in der Stadtkirche zu Rumburg aufgefundenes Hochaltargemälde. Aber auch hier galt es die Namensmaske zu lüften, denn durch drei verschiedene Chroniken der Stadt – von 1820 bis 1885 – zieht sich der gleichlautende Bericht, das Bild sei von „Anton Schönian“ gemalt. Erst mein lebhaftes Interesse für dasselbe, wie meine Ungläubigkeit diesem fremdartigen Namen gegenüber, trieb zur näheren Untersuchung, bei welcher ich die vom Zierrahmen verdeckte, sehr deutliche Bezeichnung fand: „C. M. C. P. P. 1701 Antonius Schoonjans“ – (dürfte wohl zu deutsch als: Sr. kaiserlichen Majestät Kammermaler gemalt … zu lesen sein). Die Bilddarstellung umfaßt das Martyrium St. Bartholomäi in lebensgroßen Gestalten und ist dieses heikle in der Barockzeit zumeist ins Grauenhafte gezogene Thema äußerst feinfühlig durchgeführt, nämlich der Moment gewählt, in welchem der Götzenpriester noch bemüht ist, den bereits an dem Pfahl befestigten, mit den Martern bedrohten Apostel zum Heidenthum zu bekehren. Im Geiste Rubens’ concipirt, weist die [327] klare coloristische Durchführung doch wieder auf die vollgewonnene Selbständigkeit und es bleibt dieses Gemälde als eine der vorragendsten Schöpfungen des Meisters anzusehen. Ueber das Herkommen des Bildes nach Böhmen ist beizufügen, daß der Besteller, Fürst Anton Florian von und zu Liechtenstein, Erbherr der Herrschaft Rumburg etc., unter Leopold I. „kaiserlicher Ambassadeur am päpstlichen Hofe“, erklärlicherweise auch in Beziehung kam zum Kammermaler dieses Regenten, vornehmlich dann als mit der Renovirung der Rumburger Stadtkirche sich die Nothwendigkeit der Beschaffung eines neuen Hochaltarbildes ergab. Wie freigebig der Fürst dabei vorging, dafür spricht der archivalisch verzeichnete Betrag von „6000 Goldgulden“, welchen er dem Künstler für das Gemälde auszahlen ließ.

Weitere Daten besagen, daß S. bald nach 1702 Wien verlassen habe. Ueber die Ursache sind nur unbestimmte Andeutungen gegeben. „Er war ein sonderbarer Mann und konnte nirgends lange bleiben“, notirte ein Kunstschriftsteller jener Zeit. Eine andere Bemerkung läßt schließen, daß verletzter Stolz den Antrieb gegeben. Er begab sich in die Heimath, fand aber dort kein Bleiben. Nicht vollständig klar gestellt ist die Angabe Fiorillo’s, wonach S. vor dieser Heimreise mit kaiserlichem Urlaub sich nach England begeben, daselbst Bildnisse und Decorationen gemalt habe. Sicher ist dagegen, daß er den unliebsamen Aufenthalt in Holland abgebrochen, um nach Düsseldorf zu ziehen, wo unter dem Kurfürsten Johann Wilhelm die bildende Kunst besondere Förderung erfuhr. Von der miterfahrenen Gunst Schoonjans’ gibt eine Anzahl trefflicher Galeriebilder Zeugniß, als: Die Bewerbung Jakob’s um die Lea; Hiob vom Teufel gequält; die Rückkehr des verlorenen Sohnes; „der in sich selbst verliebte Narcissus am Ufer eines Baches“ (jetzt in der Münchener alten Pinakothek): das Bildniß eines Mädchens, welches einen Vogel auf der Hand trägt; wahrscheinlich auch „das Opfer der Vestalinnen“, in Schleißheim, früher in der Galerie zu Mannheim; sein später ebenfalls nach Schleißheim gekommenes Selbstbildniß – ein anderes befindet sich in Florenz, ein drittes in Hermannstadt. – Nach dem Tode des Kurfüsten, 1716, begann laut Füßli sein Wanderleben von neuem. Vorfindliche Angaben über den Aufenthalt Schoonjans’ in Berlin lassen unbestimmbar, ob er während seines Düsseldorfer Aufenthaltes oder erst nachher dahin gekommen. Die dortigen Ausführungen sprechen für ersteres, denn er malte Friedrich Wilhelm I. noch als Kronprinzen in der Verkleidung des jungen David mit der Schleuder. Kommt dabei in Betracht, daß Friedrich Wilhelm im Alter von 25 Jahren – 1713 – den Thron bestieg, dann erübrigt kaum ein anderer Schluß. Aus gleicher Zeit wird ihm eine Plafondmalerei in einem Cabinet des Potsdamer Schlosses zugeschrieben. – Außer Zweifel steht, daß S. 1716 wieder nach Wien zurückkehrte und wahrscheinlich hier zunächst mit dem für die neuerbaute Kirche zu „Mariahilf“ bestimmten Altarbilde St. Anna beauftragt wurde. Ob auch das Hochaltarbild in der Salesianerinnen-Kirche, die Kreuzabnahme, von ihm geschaffen, darüber vermochten die Wiener Kunstforscher noch zu keinem endgiltigen Ausspruch zu gelangen. Sonderbar genug erscheint überhaupt das Schaffen seiner letzten Lebensjahre vollständig verschleiert. Bekannt ist nur, daß der einer glanzvollen Künstlerlaufbahn sich Erfreuende 1726 gestorben und nach ausgesprochenem Wunsche seine letzte Ruhestätte am Friedhofe der Mariahilfer Kirche gefunden. Zur Handhabe für eine weitere Schoonjans-Forschung sei noch angemerkt, unter welch verschiedenen Namensmaskirungen nach ihm zu fahnden ist, und zwar unter: Sconjans, Sconians,Choonjans, Skomanz, Skonan, Skomian, Schönian, Spoonjans, Squoniam und Scoonyans – eine Variation, wie sie keinem zweiten Künstler mitspielte und am deutlichsten darthut, wie oberflächlich jeweils die Kunstforschung betrieben wurde. Werke, über deren Verbleib keine sichere Auskunft zu finden war, sind: der keusche Joseph; ein altes Weib, [328] ein Buch in der Hand haltend, vordem in der Münchener königl. Gemäldesammlung; Cimon und Pero, und der Tod Abels. In der ständischen Galerie zu Graz befindet sich nach Angabe von Hormayr „Diogenes mit der Laterne“; in Pommersfelden verzeichnete Dr. Ilg: „Kleopatra, die Perle in Essig lösend“, als Werk von S.

Litteratur: Dr. A. Ilg, vergessene Künstler Oesterreichs. – Füßli, Allg. Künstlex. – Fiorillo, Gesch. d. zeichn. Künste. – Descamps, La vie des peintres flamands, allemands et hollandois.Nagler, die Monogrammisten. – Eigene Notizen.