ADB:Thurneysser, Johann Jakob

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Artikel „Thurneysser, Johann Jakob“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 229, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thurneysser,_Johann_Jakob&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 10:18 Uhr UTC)
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Thurneysser: Johann Jakob Th., Kupferstecher, geboren 1636 zu Basel, kam nach Straßburg zu Peter Aubry in die Lehre, worin er vier Jahre blieb. Dann ging er nach Lyon und Bourg-en-Bresse und wurde an den Hof zu Turin berufen, wo er ein paar Jahre verweilte. Im J. 1662 nach Lyon zurückgekehrt, blieb er hier ansässig, bis ihn die Chicanirungen der Reformirten durch den „Sonnenkönig“ im J. 1681 zur Uebersiedelung nach Basel veranlaßten. Im J. 1695 erhielt er einen Ruf an den kaiserlichen Hof zu Wien; er ließ seinen Sohn, der ebenfalls Johann Jakob hieß und Kupferstecher war, aus Rom kommen und reiste mit ihm nach Wien, wo er für Kaiser Leopold I. mehrere seiner vortrefflichsten Blätter schuf. Von der Donaustadt siedelte er nach Augsburg, dessen Kunstleben ihn angezogen hatte, über, doch sehnte er sich beim herannahenden Alter nach Hause und traf 1699 in Basel ein, wo er 1718 verstarb.

Thurneyser’s Kunst ist früher einigermaßen überschätzt worden. Besonders bewunderte man seine Blätter, die er in der eigenthümlichen Manier des Claude Mellan mit einer einzigen Spirallinie gestochen hat. Doch ist die Mehrzahl mit Kreuzschraffirungen gearbeitet, und zwar war ihm hier offenbar François de Poilly Vorbild. Jedenfalls ist er eines der frühesten Beispiele für den beherrschenden Einfluß der französischen Stecher in Deutschland. Seine Technik ist recht mannigfaltig und sicher, doch macht sich auch ein gewisser Mangel an Vertiefung in die jedesmalige Aufgabe geltend. Th. stach, zum Theil mit Hülfe seines Sohnes alles mögliche: Porträts, historische Bilder, Allegorien, Thesen, Titelblätter, Ansichten. In seinem Künstlerlexikon theilt H. H. Füßli mit, daß sein Vater ein Verzeichniß von Stichen Thurneysser’s angefertigt hatte, worin 110 Blatt, darunter gegen 70 Bildnisse, aufgeführt waren. Nagler beschreibt im Künstlerlexikon 59 Nummern.