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Artikel „Schürer, Matthias“ von Gustav Knod in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 84–86, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%BCrer,_Matthias&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 10:24 Uhr UTC)
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Schürer: Matthias S., aus Schlettstadt. hervorragender humanistischer Buchdrucker in Straßburg (druckte von 1508–1519), Mitglied der Straßburger Gelehrten Gesellschaft. Freund des Beatus Rhenanus, Wimpfeling. Thom. Wolf und Erasmus. Geboren anfangs der siebziger Jahre des 15. Jahrh., besuchte er unter Crato Hofmann die berühmte Lateinschule seiner Vaterstadt; 1489 nach Krakau, wo er im Sommer als Matthias Martini de Slyczstath immatriculirt wurde. Henricus Bebel war hier sein Mitschüler (H. B. Matthiae Schurerio conphilospho suo in academia Cracouiensi apud Sarmatas. dd. 28. Mai. 1514). Im J. 1491 wurde er zum Baccalaureus, 1494 zum mag. art. promovirt. Im J. 1500 finden wir ihn in Straßburg (erst 1502 kauft er das Bürgerrecht) in der Druckerei seines Oheims Martin Flach (derselbe hatte die Schwester seiner Mutter geheirathet) als Corrector beschäftigt; als solcher besorgte er im folgenden Jahre die Grammatica noua des Bernhard Perger zum Druck, was seit Panzer Anlaß zu der oft nachgebeteten Fabel gegeben, er habe eine lateinische Grammatik „verfaßt“ (Grammatica noua … diligenti studio tandem vindicata emendataque vigilique cura bonarum artium magistri Matthie granarij (schurer) In officina Martini Flach … Anno 1501. XVI. Kal. Mart. 4°. – München). Sein Name ist in den Jahren 1506 auch auf Drucken des Johannes Prüß, 1507 auch auf solchen des Johannes Knobloch zu lesen. 1508 errichtete er eine eigne Druckerei, die er durch ein kleines Sammelwerk kirchlicher und classischer Schriftsteller eröffnete (Subnota hic continentur: Magni Athanasii in psalmos opusculum. Enchiridion Epicteti stoici etc. etc. Matthias Schürerius [85] artium doctor, id libelli veluti primitias ex officina sua impressoria foeliciter emisit. Die viij. Junij. Anno M.D.VIII). Sie war in der Folgezeit vorzugsweise der Verbreitung der Classiker und der Werke älterer und zeitgenössischer humanistischer (italienischer, deutscher und französischer) Schriftsteller gewidmet. Beatus Rhenanus namentlich interessirte sich für die Buchdruckerthätigkeit des ältern Freundes und stand ihm in den ersten Jahren als gelehrter Beirath zur Seite. Von Wimpfeling und Geiler ist einzelnes, von Henr. Bebel das meiste bei S. erschienen. Auch Erasmus hat ihm seine emendirte Schrift De duplici copia (sie erschien 1514–19 im ganzen 6mal bei S.), seine Apologia in Jacobum Fabrum Stapul., sowie die von ihm besorgte Ausgabe des Curtius zugewiesen. Im ganzen sind 15 Werke des Erasmus und zwar in etwa 70 Ausgaben in den Jahren 1509–19 bei Matthias S. erschienen. – Auch für die Wiener „Buchführer“ Leonh. und Lucas Alantsee hat er eine Reihe hübscher (meist Folio-)Drucke geliefert (darunter Ottonis Phrisingensis Episcopi … Rerum ab origine mundi ad ipsius tempora gestarum libri VIII. Eiusdem de gestis Friderici I. Radevici Libri II. de eiusdem Friderici gestis. Arg. Mense Mart. M.D.XV. und die Austrias des Richard. Bartholinus). Die gelehrte theologische Litteratur ist nur durch Wimpfeling und Gerson, sowie durch die von Cono besorgte große Ausgabe des Gregorius Nyssenus vertreten (Mense Maio M.D.XVII. 2°); der volksthümlichen Litteratur gehören an die Schriften Geiler’s sowie der sehr seltene Tractat des Victor von Carben, „von der edlen vnd reinen vnbefleckten junckfrawschafft Marie“ (getruckt vnd vollendet in der lobelichen statt Straßburg durch den wolgelerten Matthiam Scheürer. Im Jar M.D.xix. 4°. – München); letztere sind neben dem „Regimen wie man sich in pestilentzischer luft halten sol“ des Johann Wydmann (1511 u. 1519) die einzigen Schriften in deutscher Sprache, die aus seiner Officin hervorgegangen sind. – Seit 1509 kommen bei ihm vereinzelt griechische Typen, seit 1511 in umfangreicherer Anwendung vor; auch das erste in Straßburg erschienene griechische Elementarbuch [Elementale Introductorium in nominum et verborum declinationes graecas Arg. M.D.XII. T(empus) O(bserva)] ist, wie die Vergleichung der Typen und der Wahlspruch zeigen, durch S. gedruckt worden (bis 1519 noch 6mal). Seine Verdienste um die Verbreitung der humanistischen Litteratur, seine Sorgfalt und Uneigennützigkeit haben ihm das uneingeschränkte Lob der humanistischen Autoritäten, namentlich des Erasmus, eingetragen. In jüngern Jahren hat er gelegentlich auch eigne Verse den von ihm veranstalteten Ausgaben beigefügt. Seb. Murrho jun., Wolfgang Angst, Nicolaus Gerbel waren zeitweise in seiner Druckerei als Correctoren thätig. Im J. 1515 wurde ihm und seinem Neffen Lazarus S. (s. o.) nach Einsendung seines Otho Phrisingensis auf Verwendung seines Landsmannes, des kaiserl. Secretärs Jacob Spiegel, ein Wappen durch Kaiser Maximilian verliehen. Schon seit 1518 kränkelnd starb er im Herbst 1519, ohne Kinder zu hinterlassen. Ein Theil seiner Pressen wurde durch seinen Neffen Lazarus S., der zuletzt Theilhaber der Officin gewesen, nach Schlettstadt übergeführt, während der andere Theil im Besitz der Wittwe (Katharina Speichin aus Molsheim) in Straßburg verblieb, die unter dem Namen des Gatten die Druckerei fortführte. Später scheint auch dieser Theil in den Besitz des Lazarus S. übergegangen und von diesem an die Buchdrucker Johannes Knobloch und Johannes Herwagen in Straßburg verkauft worden zu sein.

Jo. Dan. Schoepflini Vindic. Typogr. Arg. 1760, p. 108. – Jo. Friedr. Lichtenberger, Initia Typogr. Arg. 1811, p. 81. – C. Schmidt, Z. G. d. ältest. Biblioth. und des Buchdr. in Straßburg 1882, S. 132 f. und Rev. d’Alsace 1884, p. 194 f., sämmtlich ungenau und unzuverlässig. – Eine [86] eingehende Monographie über die Schürer’sche Officin gedenkt der Unterzeichnete demnachst zu veröffentlichen.