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Artikel „Pruß, Johann“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 677–678, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pr%C3%BCss,_Johann&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 18:38 Uhr UTC)
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Pruß: Johann P. (auch Pryß, Priis, Prues, Briese, Pryhs u. s. w. gedruckt), war von 1480–1510 in Straßburg „zum Thiergarten“ als Buchdrucker thätig. Ueber seine Herkunft und seinen Lebensgang ist nichts bekannt geworden; wohl aber hat sich eine nicht unbedeutende Anzahl seiner Druckerzeugnisse erhalten. Unter den zahlreichen Werken dieses Meisters, welcher neben Anderem auch die Schriften Johann Gerson’s[WS 1] unter Geiler’s Leitung druckte, befindet sich auch eine Schrift aus dem Jahre 1488, in welcher von dem Jahre 1457 gesagt wird, daß „um diese Zeiten die zuvor unerhörte Buchdruckerkunst zu Mainz erfunden wurde“. Nur ein kleiner Theil der Druckwerke Pruß’s ist mit seinem Namen erschienen, während verschiedene Werke ohne Druckfirma, die häufig anderen Druckern zugeschrieben wurden, nach neueren Typenstudien, gleichfalls aus seiner Officin hervorgegangen sind. Als Drucke der Pruß’schen Presse können wir hiernach anführen: „Statuta prouincialia vetera et noua“ 1482. Diese frühe Ausgabe der „Statuta“ für Mainz erschien ohne Ort, Firma oder Jahrzahl, aber die Typen deuten unstreitig auf P. Ein gleiches gilt von „Ortus Sanitatis de herbis et plantis“ etc., der 1483 mit 1058 Holzschnitten erschien. Dieser ersten Ausgabe des Pruß’schen „Hortus“, dessen Verfasser (gleichwie auch der 1458 in Mainz erschienenen Ausgabe) Johann de Cuba war, folgten später noch drei Auflagen bei P., und zwar in den Jahren 1487, 1492 und 1498. Auf dem interessanten Druck: „Martirologium der heiligen nach dem Kalender“ von 1484 hat sich P. genannt, dagegen findet sich auf dessen „Sermones Thesauri noui de Sanctis“ von 1484 nur der Druckort und die Jahrzahl; die Firma aber fehlt, gleichwie auch in den Schriften [678] „Rationale diuinorum officiorum“ 1486 und „Malleus maleficarum“ 1487. Außerdem brachte P. im J. 1487 noch eine Sammlung von Redensarten und Phrasen – unter dem Titel „Varietates sententiarum seu Synonyma“ und einen Nachdruck des 1486 in Mainz gedruckten Buches: „Bernhard v. Breydenbach, Heilige Reisen nach Jerusalem.“ Diesen folgte dann 1488 Rolevinck’s Chronik, ein Formularbuch mit dem Titel „Formulare Und Tütsch rhetorica“, das 1502 bei ihm in zweiter Auflage erschien, dessen Verlagsrecht später aber an Knobloch in Straßburg überging. Auch verschiedene Ausgaben der Heiligen Schrift sind aus Pruß’s Presse hervorgegangen; so 1489 eine „Biblia“ in Klein-Folio, auch 1490 eine „Biblia pauperum“ in Klein-Quart, sowie 1492 der vierte Theil der „Postilla über die Bibel“ mit den Ergänzungen des Paulus Burgens, enthaltend das neue Testament. An weiteren Drucken aus der Officin Pruß’s sind noch bekannt: eine deutsche Ausgabe der 1488 in lateinischer Sprache erschienenen Welt-Chronik von 1493; eine Legende über St. Pauls Leben von 1498, eine Verherrlichung der Dichtkunst nebst einer gelehrten Prosodie unter dem Titel „Margarita poetica“ 1503 und eine mit langen Commentaren versehene bukolische Dichtung auf die Jugend aus dem gleichen Jahre, sowie endlich ein kleines Schriftchen „De vita beata“ 1507 von demselben Verfasser. Des berühmten Wimphelings Schrift „Epitome rerum Germanicarum“ ist ebenfalls bei P. 1505 gedruckt, und von dem in vielen Ausgaben bekannten „Processus Luciferi“ hat P. 1507 und 1508 zwei Ausgaben mit Holzschnitten herausgegeben. Trotz dieser so regen eigenen Verlagsthätigkeit druckte er auch noch für Joh. Knobloch in Straßburg, da dessen Pressen für die an ihn gelangten Aufträge nicht ausreichten. Vom Jahre 1508 ab war die Officin bis 1527 im Besitz des Sohnes, der sich auf seinen Werken jedoch nur selten Johann P. jun. nannte, in den meisten Fällen es vielmehr vorzog, die alte Firma seines Vaters zu führen. Unter den Druckerzeugnissen des jüngeren P. verdienen hervorgehoben zu werden: eine Verdeutschung von achtzehn Erzählungen und Novellen von 1510 mit 19 Holzschnitten und ein lateinisch-deutsches Vocabularium von 1512. Renatus Beck aus Köln 1511–1522 zuerst des älteren P. Gehülfe, wurde später sein Schwiegersohn und endlich auch Geschäfts-Nachfolger. Als Signet führte P. von 1480–1527 ein Schild mit Monogramm, doch kommt auch letzteres ohne Schild vor.

Vergl. Klemm, Katalog S. 123–136, 437 f. – Kapp, Geschichte S. 86 ff. – Falckenstein, Buchdruckerkunst S. 169. – Stieda, Geschichte der Straßb. Buchdr. 1880 u. s. w.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Jean le Charlier de Gerson (1363-1429), französischer Theologe und Mystiker; Kanzler der Pariser Sorbonne.