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Artikel „Knoblouch, Johannes“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 314–318, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knobloch,_Johann&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 20:02 Uhr UTC)
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Knoblouch: Johannes K., Buchdrucker und Buchhändler zu Straßburg zu Ende des 15. und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Seine Thätigkeit [315] in dieser Stadt begann nicht erst, wie bis jetzt fast allgemein angenommen wurde, mit dem J. 1497 oder 1504, sondern schon (Maittaire 477. 480; Denis, Supplem. II, 30; Panz. A. t. I, 30) 1486. Sein Name variirt, wie der seines angeblichen Vaters Heinrich Knoblochzer, als Knoblouch 1486 bis 1524, Knoblauch 1509–1519 und Knobloch 1511–1524, auch kommt er als Knoblouchus und Knoblochius vor. Es ist eine der Bründung durchaus entbehrende Angabe Schöpflin’s (Vindic. typogr. 108), daß er, des väterlichen Namens „Knoblochzer“ überdrüßig oder sich desselben schämend, die Endsilbe desselben gestrichen und ihn dadurch wohllautender gemacht habe (paullulum ad euphoniam mitigato), vielmehr kann es, sind wir allerdings über sein Geburtsjahr wie über die Vornamen seiner Eltern und deren Stand im Dunkeln, einem Zweifel nicht unterliegen, daß er ein Sprößling der uralten Straßburgischen Patrizierfamilie der „Knobelouch“ oder „Klobelouch“ gewesen war, die Hausgenossen und später Ritter, schon im 14. Jahrhundert in den Archiven der Stadt vorkommen, und nach denen schon um diese Zeit (1341–1483) eine Gasse den Namen „Klobelouchgasse“ und später 1508 „Knobelouchgasse“ führte (bis 1871 rue de l’Ail). Ein Theil dieser Familie hieß auch „Zum Wagener“ (Henselin Knobelouch z. W. 1322–1341), und der andere Theil „Zu den Rinecke“, Theil des jetzigen Thomasstadens, oberhalb der Nikolausbrücke, hatte in ihrer Gasse mehrere Häuser: Des Knobelouches Hüser 1398. Ueber der Thüre eines derselben (Nr. 7) sah man noch vor dem letzten deutsch-französischen Kriege (1870–1871) und sieht man vielleicht noch heute ein Knoblauchsbüschel in Stein ausgehauen; in der Straße „under Kürsenern“ (Kürschner) lag auch „des Knobelouches Gotzhus“ 1427. K. gehört als Buchdrucker wie Buchhändler zu den einflußreichsten Straßburgs und es muß ihm neben Martin Flach (Bd. VII, 87), Wolfg. Köpfel (vgl. d.) und Joh. Heerwagen (Bd. XI, 249), welch’ letzterer besonders lateinische Werke der Reformatoren herausgab, ein wichtiger Antheil an der Vorbereitung und Aufnahme der wiederkehrenden religiösen Aufklärung in der Reformationszeit beigemessen werden. Sein erster Druck in lateinischer Sprache, datirt vom J. 1486, ist betitelt: Joh. Trithemii Sermones et exhortationes ad Monachos“, Fol., dem noch zwei andere in dieser Sprache aus den Jahren 1497 und 1499 folgten; alle übrigen Druckwerke, meist in deutscher Sprache, sind anfänglich linguistischen oder moralischen Inhalts oder sie geben mittelalterliche Gedichte wieder, später aber, seit 1520 sind sie vorwiegend religiösen und reformatorischen Inhalts. Wir führen einige der nach Form und Inhalt bedeutendsten in chronologischer Folge vor: „Vocabularius | Predicantium“, o. J. (nach 1504), 4; „Hortulus anime“, 1507; „Catho in Latin: durch Seb. Brant geteutschet“, 1508. 4. 1509. 4.; „Ein schones büchlin von dem beyssen mit dem habich …“, 1510. 4.; „Dis Büch seit von Künig salo | mon vnd seiner hausz fraw- | en Salome …“, 1510. 4. Die erste Ausgabe war bei M. Hupfuff zu Straßburg 1499 erschienen, vgl. Eschenburg’s Denkmäler S. 178 und v. d. Hagen’s Abdruck in dessen „deutsche Gedichte d. Mittelalters“ I, 41 ff. „Navicula s. speculum fatuorum … Joh. Geiler Keyserbergii, 1513. 4.; Wimpfelingii Adolescentia“, 1515. 4.; (W. Burley) „Liber de vita ac moribus Philosophorum“, 1516. 4.; „Petrus de Crescentiis, Von dem nutz der ding die in äckeren gebuwt werdē …“, 1518. Fol.; „Joh. Coclei Grammatices Rudimenta“, 1519. 4.; „Lucidarius“, 1519. 4.; Des. Erasmi Parabolarum liber“, 1521; „Die Hauptartikel … der gantzen heyligen schrifft, durch Magister Philippen Melanchthon verteutscht“, o. J. (1522) 4.; „Auslegunge der Episteln vnd Evangelien durch M. Luther“, 1525. Fol.; „Ein Sermon von der Zerstörung Jerusalems … Mart. Luther“, 1525. 4. Ueber seine zwei Ausgaben der Lirer’schen Chronik vgl. [316] d. Art. Lirer, Thomas. Einen sehr interessanten Druck, eine bis 1880 ganz unbekannte Ausgabe der Melusina mit zahlreichen Holzschn., leider defekt, hat das Antiquariat Fid. Butsch’ Sohn zu Augsburg (Cat. CXLI, Nr. 283a) zum erstenmal angezeigt: „DIe Histori od’ geschicht von | der edel vn schönen Melusina“, 73 Bl. 1516. 4. Seine Officin hatte K. wenigstens in den Jahren 1494–1500 „vff Gruneck bey Sant Barbaren Kapellen“, wo auch der Buchdrucker Kystler (vgl. d.) wohnte und woselbst die Erklärung des ersteren Wortes nachzulesen ist. Sein Buchdruckerzeichen aus dem J. 1523 hat Roth-Scholtz in seinen Insignia Sect. XII, Nr. 156 nachgebildet, auf welchem gleichfalls wie in dem oben erwähnten Hause Knoblauch-Knollen oder Büsche zu erkennen sind. Wie andere Drucker hatte auch K. die Ehre, daß sein Name auf den römischen Index gesetzt wurde, vgl. Postremus Catalogus Haereticorum, Romae 1559. Dieser Ausgabe ist ein Register der ketzerischen Buchdrucker angehängt, wo Bl. 79 K. neben H. Lufft von Wittenberg und dem Nürnberger Joh. Montanus steht, Lufft selbstverständlich der zahlreichen lutherischen Bibeldrucke wegen und die beiden andern wegen antirömischer Publikationen. Mit dem J. 1525 verschwindet der Name des K. aus der Buchdruckergeschichte. Da sich jedoch bei den Bibliographen ein Druck findet „Petrus de Crescentiis, Vom Ackerbaw … New getruckt (vgl. oben) durch Hanßen Knoblouch den Jungen …“, Straßb. 1531, so ist anzunehmen, daß der letztere ein Sohn des älteren Johann gewesen sei, die Druckerei jedoch nur bis etwa 1544 fortgeführt und in diesem Jahre an einen Pächter überlassen habe. Denn in diesem Jahre wird erwähnt: Sleidanus Oration an Kaiserl. Maiestät (Thes. libell. hist. reform. illustrant., Leipzig, Weigel 1870. S. 224. Nr. 218), auf dessen Titel steht: Straßburg in Knobloch’s Druckerey durch Georgen Messerschmidt, 1544.

Neben seinem typographischen tritt bei K. aber auch das bibliopolische Geschäft und zwar schon gegen das Ende des 15. Jahrhunderts sehr bedeutend hervor. Zwar ist es wie anderwärts so auch für Straßburg schwer, Buchdrucker und Buchhändler streng von einander zu trennen und wir kennen vor 1500 für diese Stadt nur einen einzigen den Buchhandel wirklich allein betreibenden Geschäftsmann: Peter Attendorn, der sich „bibliopola“ nennt und in dieser Eigenschaft eines nicht gewöhnlichen Rufes sich erfreut haben muß, weil selbst Wimpheling 1489 ein Werk seinem Verlage übergab. Zählte aber Attendorn zu den bedeutenderen Buchhändlern in dieser Periode, so darf wohl angenommen werden, daß auch noch andere wenn auch nicht ausschließlich so doch neben der Druckerei mit dem Buchhandel sich beschäftigten, wie dies thatsächlich auch bei dem Buchdrucker Martin Flach der Fall gewesen war. Schon das Bedürfniß und die Nachfrage eiferten dazu an und man hatte ja auch das Beispiel der Straßburgischen Handschriftenhändler vor Augen, die, wie es zu Ende des 15. Jahrhunderts allgemeine Sitte war, in besonderen Läden auf freien Plätzen ihre Waare feil hielten. „Auch ist gewonlich das man an solichen steten vor den greten und Kirchthüren buchere feyle helt und die an den enden weysz zu finden“ schreibt 1482 der Markgraf von Baden an den Rath zu Straßburg, also überall im Süden Deutschlands hatte die Gewohnheit sich ausgebildet, daß an bestimmten Plätzen Bücherverkäufer ihre Waaren ausstellten und in Straßburg geschah dies „vff den greten“ vor dem Münster. Erst eine Verordnung des Rathes vom J. 1502, bis wohin die Buchdrucker so zahlreich geworden waren, daß von den andern Handwerkern ihr Anschluß an eine der bestehenden Zünfte verlangt wurde, bewirkte eine Unterscheidung zwischen reicheren gut situirten und ärmeren Buchdruckern, und wir stoßen von jetzt ab weit häufiger auf Bezeichnungen in den Büchern selbst, welche die Bedeutung der einzelnen Drucker hervortreten lassen und das buchhändlerische Gewerbe in Straßburg zweigt sich mehr und mehr [317] von der Druckerei ab, obgleich noch nicht so, daß jede Verbindung aufhörte. Denn wir finden noch viele Drucker, die zugleich Buchhändler sind, aber wir erkennen auch eine Reihe von Persönlichkeiten, die eben nur als Vermittler zwischen Drucker und Publikum auftreten, welche die Pressen der Drucker beschäftigen, ohne selbst Hand anzulegen. Und so finden wir denn auch noch vor Ausgang des Jahrhunderts den Drucker K. gleichzeitig als einen der reichsten und thätigsten Buchhändler, der uns zugleich in seinen Preßerzeugnissen die entsprechende Entwickelung des Buchhandels aus dem Buchdrucke für diese Periode zeigt, wie sie sich bei M. Flach für die seinige studiren läßt, nur mit dem Unterschiede, daß der erstere von vorn herein viel vornehmer erscheint und es offenbar auch weiter bringt. Auf einem Buche, das im J. 1497 herausgegeben wurde, heißt es (Panzer, A. t. I, 60) impressus apud Joannem Knoblouch, d. h. unter seiner Aufsicht ließ er drucken. Im J. 1500 hatte er für die Werkstatt, aus der seine Bücher hervorgingen, die damals noch fremde Bezeichnung gewählt, die aber jedenfalls stolz klingt (ibid. I, 66): ex officina Joh. K. Dann macht er in Compagnie Geschäfte mit einem Gelehrten aus Köln, indem er 1506 zwei von ihm, dem Magister K. „aequalibus expensis docti viri Joaunis de Rivesberch“ (Ravesberch) gedruckte Werke (ibid. VI, 35) veröffentlicht und seit 1508 beginnt er auswärtige Drucker zu beschäftigen, so daß er sich im J. 1509 die Bezeichnung „Druckerherr zu Straßburg“ beilegt. So läßt er in eben diesem Jahre Heinrich Gran in Hagenau für sich arbeiten (ibid. VII, 73) und im J. 1519 Thomas Anshelm ebendaselbst (ibid. VI, 90). Aber auch in Straßburg selbst nimmt er die Pressen anderer Drucker in Anspruch. Er beschäftigt z. B. in den Jahren 1511 und 1521 M. Flach wiederholt (ibid. VI, 51): der Druck ist „Der richterlich Clagspiegel … In Verlegung vnd expenß des … Joh. K.“, im Jahre 1513 Joh. Schott (ibid. VI, 60), im J. 1518 Joh. Prüß (ibid. VI, 87). Alles dies aber hindert ihn seinerseits nicht wieder für andere zu arbeiten. So druckt er 1514 für den Buchhändler Paul Götz in Straßburg (ibid. VI, 65), ja auch für Auswärtige, wie beispielsweise für den „bibliopola budensis“ Urban Kaym im J. 1515 (ibid. VI, 72). K. ist also ausgesprochener Drucker und Verleger in einer Person. Namentlich das Verlagsgeschäft scheint er in späteren Jahren schwunghaft betrieben zu haben. Seit dem J. 1517 tritt er mit Paul Götz in Verbindung und verlegt im Verein mit ihm eine Reihe von Büchern, so in den Jahren 1517, 1520 und 1521 (ibid. VI, 84. 93. 95). Die Formel ist dabei gewöhnlich „sumptibus providorum Jo. Knoblouchi et Pauli Goetz (Getz)“ oder „impendio Joannis Knoblouch et Pauli Goetz“ bez. „impensis communibus Pauli Goetz et Joannis Knobl.“ auch wol „Argentine communi aere J. K. et P. G.“ Bisweilen nennen sich beide dabei „bibliopolae“ d. h. Buchhändler, so im J. 1517. Dazwischen treten beide aber auch gleichzeitig als Drucker auf, wie es in einem 1518 erschienenen Buche von ihnen heißt: „excusaque et impressa per providos vires … cives Argen.“ (ibid. VI, 88). Dann kommt es dabei vor, daß Götz allein als Verleger und K. als Drucker auftritt, so im J. 1522 „apud J. K. impendio P. G.“ In jedem Falle aber wurde die Druckerei des K. in Anspruch genommen, auch wenn Beide zusammen verlegten. Dafür aber beschäftigt, wie bereits gesagt, K. allein auch wieder andere Drucker und gebraucht dabei im J. 1521 den Ausdruck „In Verlegung vnd Expenns des fürsichtigen herrn …“, was zweifellos andeutet, daß er sich im Laufe der Jahre eine nicht geringe Stellung wie als Drucker so ganz besonders als Buchhändler erworben hatte. Ueber die äußeren Lebensverhältnisse des mit K. eng verbundenen Buchhändlers Paul Götz ist nichts weiter bekannt geworden. Er tritt zuerst 1514 (Panz. Ann. I, 367) ebenso wie K. als Buchdrucker und Buchhändler auf, nennt sich selbstbewußt „Bibliopola Argentinus“ und beschäftigt, abgesehen von seinen Compagniegeschäften mit K., eine Reihe von [318] Druckereien, so 1516 die des Joh. Schott (Panz. A. t. VI, 79), 1520 die des Joh. Prüß (ibid. VI, 93) und 1529 des Christ. Egenolph (ibid. VI, 117). Mit dem Jahre 1530 verschwindet er; sein Verlag besteht aus 18 Artikeln.

Durch die eben, während der Correctur dieses Artikels, in meine Hände gelangte Schrift von C. Schmidt „Zur Geschichte der ältesten Bibliotheken und der ersten Buchdrucker zu Straßburg“ (1882) ist der biographische Theil des Druckers K., weil von Schmidt (S. 126–129, 162) aus städtischen Archiven geschöpft, hier an einigen Stellen einer Verbesserung zu unterziehen. – Eine (ob verschiedene?) patricische Familie gleichen Namens (auch Klobelauch genannt) zu Frankfurt a. M. begegnet daselbst (Heyden, Gallerie berühmter Frankfurter, S. 256) vom J. 1311 bis 1576.

Vgl. außerdem Schöpflin, Vindiciae p. 108. Panzer, Ann. I. und II. und Suppl. für d. J. 1486–1525 und dessen A. t. I, 30. 60. 66. IV, 228. Baumgarten, Nachr. von merckw. Büchern V, 166. Kirchhoff, Gesch. d. d. Buchhandels I, 147–148. Ledeboer, Bibliothèque de Deventer p. 125 bis 126. Serapeum 1866, 307. 366. Weller, Repert. (Register). Ch. Schmidt, Straßb. Häuser- und Gassen-Namen, S. 89. 108. 133. 154.