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Artikel „Kystler, Bartholomäus“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 447–448, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kistler,_Bartholom%C3%A4us&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 02:24 Uhr UTC)
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Kystler: Bartholomäus K. (Bartholomeß Kistler), straßburgischer Buchdrucker beim Uebergang des 15. in das 16. Jahrhundert. Wie bei einer nicht geringen Anzahl seiner Landsleute, welche in Straßburg die Typographie betrieben, so ist auch der äußere Lebensgang dieses Druckers nur wenig bekannt. Gebürtig von Speier, wo sein Familienname noch heute vorkommt, war er seines Zeichens Maler (Kalligraph, Illuminator, Goldschreiber, Kartenmaler), erkaufte sich 1486 das straßburgische Bürgerrecht und errichtete eine Druckerpresse. Sein Name erscheint bei der schwankenden Rechtschreibung jener Zeit, die sich auf Unregelmäßigkeiten selbst des eigenen Namens erstreckte, als Kystler, Küstler, Kysteller und, sofern dies nicht ein Druckfehler, auch als Kysteleler. Seine Officin befand sich, wie er dies auf mehreren seiner Drucke anzeigt, „vff grüneck“; es war dies ein Gebäude, genannt „der Hof zu Grienecke“, dem Spital gegenüber, das unter dieser Bezeichnung in städtischen Urkunden bereits 1370 vorkommt und eigentlich Sand- oder Uferecke bedeutet, vgl. Schmidt, Straßburg. Gassen- und Häuser-Namen, S. 50–51, 69. Seine Thätigkeit fällt zwischen die Jahre 1497 und 1509, innerhalb deren er [448] etwa 30 deutsche und zwei kleine lateinische Tractate, durchaus nicht unwerthen Inhalts und zumeist der Volkslitteratur angehörige Schriften ausgehen ließ, weshalb Schöpflin (Vindiciae p. 111), welcher allerdings nicht mehr als zwei Bücher von ihm kannte, Unrecht hatte, ihn als einen „Typographus infimae classis“ zu charakterisiren. Auch besaß er (nach Ch. Schmidt, Zur Geschichte der ältesten Buchdrucker in Straßburg, S. 120) beim Münster einen Buchladen, den er 1509 an den Buchdrucker Hupfuff abtrat, wie es auch wahrscheinlich ist, daß, weil in der Folge Hupfuff auch einiger Holzstöcke des K. sich bediente, dieser auch seine Druckerei damals aufgegeben habe. Von 1517–20 war er Mitglied des Rathes für die Zunft „zur Stelz“ und da im J. 1525 der Buchdrucker Grüninger zum Vormund seiner Tochter Agnes bestellt wurde, so muß er wol in diesem Jahre gestorben sein. Wir verzeichnen hier – mit abgekürzten Titeln – seine wichtigsten Drucke. „Ein schön hübsch lesen von etlichen inßlen“, 1497 (vff sant Jeronymus tag); es ist die alte Uebersetzung eines spanischen Briefes, den Chr. Columbus über die von ihm gemachten Entdeckungen an den König Ferdinand von Spanien soll geschrieben haben, vgl. Hummel, Neue Bibliothek I. 15 ff., Meusel, Histor. Litter. 1782, II. 470. „Prenosticatio zu teutsch die do vßdruckt glücks vnd unglücks die große Conjunction vnd die Eclipsis …“ Am Ende: „Geben in der fenstern gassen vnderm gespenetem eychbaum Im iar M.CCCC.Lxxxyiij am ersten tag des Aprilis durch den pilgrym Ruth der in welden verborges lyt des ougen synt dunckel worden der gryffel zyttert vonn alter … 1497 (am letzten tag des Octobers), 4“. Es ist dieses eine deutsche Ausgabe von Johann Lichtenberger’s Weissagungen. „Joh. von Mandavilla Beschreibung von manchen Ländern … Von Otto von Diemeringen einem Thumherrn tzu Metz … us Wälsch vnd us Latin zu tütsch verwandelt“. Mit Holzschnitten, 1499, Fol. Mandeville’s († 1371) 1356 verfaßtes Reisewerk erschien in englischer, lateinischer, französischer und italienischer Sprache. Vgl. Fabricius, Bibl. lat. med. et inf. aet. IV. 289 und Eichhorn, Gesch. der Litt., II. 337. Ueber den Uebersetzer weiß ich nichts beizubringen. „Das Buch der Geschicht des großen Alexanders“, 1503, Fol.; „Dises püchlin saget vnß von allem patē …“, am Ende: „Wünscht in hās soltz barbirer“, 1504, 4. „Wunderbarliche Geschichte, dir do geschehen seynt von Geistlichen Weybspersonen in disen Joren …“, 1505 (gedruckt XV. vnd Y.). Ein Nachdruck einer gleichbetitelten, 1501 durch Conrad Baumgarten zu Olmütz gedruckten kirchengeschichtlich merkwürdigen Schrift, die von den Dominikanern behauptete Lehre von der „unbefleckten Empfängniß Maria“ betreffend. Auf der Rückseite des ersten Blattes wird der Inhalt dieses Buches folgendermaßen näher angezeigt: „Dy Nochfolgende schrifft sagt von der geystlichen iuncfrawen, schwester Lucia von Nernia … wie sie vnd welchir moß auß gnad vnd schickung gotis eyn besunder hailig … leben … tzu ferrar in walschen landen fuerth“. Kystler’s letzter Druck datirt aus dem Jahre 1506 „an Zinstag nach halb fast“: „Diß büchlin saget von der | peine so do bereyt seind allen denn die do sterben | jn tod finde …“

Orlandi, Origine, p. 206. Panzer, D. A. I. 229 und dessen lat. A. II. 133, IV. 45. 60, VI. 396. 403. Hain, 10080–89. Weller, Rep., S. 424–25. Chr. Schmidt, Livres et bibliothèques .. vgl. d. vollständ. Titel bei Georg Hußner, am Schlusse. Straßburgische Gassen- und Häuser-Namen, S. 50–51, 69. C. Schmidt, Zur Gesch. d. ältesten Bibliotheken und d. ersten Buchdrucker zu Straßburg, S. 120.