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Artikel „Köpfel, Wolfgang“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 659–661, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:K%C3%B6pffel,_Wolfgang&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 03:04 Uhr UTC)
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Köpfel: Wolfgang (Wolf) K. (Köpphel, Cephalaeus), Buchdrucker zu Straßburg zu Anfang der Reformationszeit. Ueber seinen äußeren Lebensgang ist nur wenig bekannt. Er war aus Hagenau gebürtig und ein naher Verwandter des gleichzeitigen und gleichnamigen straßburgischen Reformators Wolfg. K., welcher letztere indessen, vielleicht zur Unterscheidung sich fast ausschließlich Capito oder Kapito unterschrieb (Bd. III, 772). Dagegen hat er dadurch, daß er, ungleich seinem gleichzeitigen Kunstgenossen Joh. Grüninger (Bd. X S. 53), der mit Vorliebe für die römische Confession seine Presse in Bewegung setzte, die seinige ausschließlich der Verbreitung reformatorischer Schriften dienstbar machte, der Kirchenverbesserung sehr bedeutende Dienste geleistet und er zählt deshalb wie Joh. Knoblouch, Martin Flach u. A., die durch die Erzeugnisse ihrer Werkstätten wetteiferten, die Lehren der Reformation auf das schnellste zu verbreiten, zu den einflußreichsten Druckern dieser Periode, aus dessen Officin denn auch die meisten Druckwerke der ersten Straßburgischen Reformatoren hervorgingen. Seine Thätigkeit fällt in die Jahre 1522–1542. Um das Bestreben der Reformatoren, durch öftere biblische Predigten und erläuternde Vorlesungen über einzelne Bücher der heiligen Schrift das Volk sowol mit der Sprache dieser bekannt zu machen als auch demselben das fleißige Lesen der Bibel zu erleichtern, ließ K. schon 1523 die Predigten Luthers über das fünfte Buch Mosis unter dem Titel erscheinen: „Das fünffte Buch Mose warlich verteutschet durch Dr. M. Luther“ durch seine Presse ausgehen und zwar, wie er selbst (Epist. Gerbelii ad Just. Jonam. Dienstags nach Lätare 1524 in Kapp’s Nachlese II, 601) in der Vorrede sagt, „um dadurch die Gewohnheit zu erleichtern, das Buch, worüber gepredigt werde, mit zur Kirche zu nehmen und daselbst den zu erklärenden Text vorher nochmals durchzulesen.“ Auch ließ er 1523 ausgehen des Straßburger Predigers Matthis Zell „Christliche Verantwortung … Gedr. in der löblichen Satt (sic) Straßburg durch Wolfgangium Köpffel am Roßmarkt“. Und noch einem anderen Bedürfnisse des Straßburger Volkes, mit der neuen Form, in die man den neuen Gottesdienst gebracht hatte und woran dieses den lebhaftesten Antheil nahm, bekannt zu werden, suchte K. dadurch abzuhelfen, daß er die neue in den Kirchen daselbst eingeführte Ordnung wiederholt zum Druck beförderte. Zwar sind diese ersten Straßburgischen Kirchenordnungen allerdings und eigentlich blos der Buchdrucker Werk, sie erschienen, wie K. selbst bezeugt, „wider Willen“ der Prediger, die sich gar nicht an bestimmte Formeln im öffentlichen Gottesdienste zu binden gedachten und die Gebräuche und Worte in den verschiedenen Kirchen nach Gutdünken abänderten und noch manche andere Verbesserungen mit der Zeit einzuführen vorhatten, aber sie liefern ein treues Bild des neuen evangelischen Gottesdienstes und wurden häufig auch als Hausandachtsbücher gebraucht. Die erste dieser Kirchenordnungen erschien durch K. im J. 1524 [660] (24. Juni) als „Die Teutsche Meß wie sye yetzundt zu Straßburgk gehalten würt …“, ein zweiter Abdruck mit wenigen Veränderungen erfolgte zehn Wochen später (3. September) als „Ordnung vnd Inhalt teutscher Meß vnd Vesper“ mit einer Vorrede des Druckers im kleinsten Taschenformate und die dritte, welche der thätige K. und eifrige Lutheraner im Mai des folgenden Jahres ausgehen ließ, führt den Titel „Straßburger Kirchenampt … mit etlichen Psalmen …“ Dieser letzteren liturgischen Sammlung ist auch eine beträchtliche Zahl deutscher Gesänge mit beigefügten Singnoten angehängt, welche meist Uebersetzungen alter Kirchengesänge, z. B. des Credo, Gloria in excelsis, Kyrieeleison etc. oder der Psalmen sind, weshalb diese Schrift auch als Gesangbuch diente. Denn wie Luther, so sahen auch die Straßburgischen Reformatoren den Kirchengesang in der Volkssprache als eines der wirksamsten Mittel an, das Gemüth tiefer zu ergreifen und für das Heilige zu begeistern, die wunderbare Macht religiöser Volksgesänge hatte man längst von den Hussiten kennen gelernt und der Anfang der Reformation wies neue Beispiele ihrer erstaunlichen Wirkung auf. Daher wurden dieselben so sehr von den Reformatoren befördert und anempfohlen, besonders da man noch an vielen Orten den Nebenzweck erstrebte, durch religiöse Gesänge allerlei leichtfertige und unsittliche Lieder aus dem Munde des Volkes nach und nach zu verdrängen; vgl. J. Schwebel, vom Kirchengesang, in dessen deutschen Schriften 1597, II. 318, und daß Calvin durch ähnliche Mittel dasselbe bezweckte, zeigt dessen Vorrede zu der 1545 zu Straßburg gedruckten „Forme des prières“. Als im Mai 1526 zu Baden im Aargau zwischen Oecolampad auf der einen und Dr. Eck, Faber und Murner auf der anderen Seite eine Disputation gehalten worden war, ließ auf Betreiben des Reformators Capito, der, wie alle Straßburgischen Prediger, mehr zu Oecolampad und Zwingli hielt, auch dieses Religionsgespräch K. durch seine Presse ausgehen, wurde aber (Capito’s Bericht von Faber’s neuwer Zeitung 1526, Bl. Ciij), weil er diese Schrift „Wahrhafftige Handlung der Disputation im oberen Baden“ … o. O. u. J. (vgl. den Brief Murner’s in A. W. Strobel’s Beiträgen 1827, 88) ohne Wissen der Obrigkeit gedruckt und nicht der Censur übergeben hatte, vom Magistrate an Geld und Gefängniß hart bestraft. Das erste Preßerzeugniß des K. war die zweite Ausgabe des „Eyn missive alle den so von wegen des worts gottes verfolgung lyden …“ mit dem fingirten Druckorte „Gedruckt zum Steinburck“ 1522 und als eines seiner letzten „Dictionarius latinis, gallicis et germanicis vocabulis conscriptus …“, 1535, eine neue Ausgabe dieses schon 1515 (Brunet, Man. 5. éd. II, 691) erschienenen Wörterbuches, nachdem er schon 1525 auch die „Ilias“ und 1534 „Homeri Odyssea graece“ veröffentlicht hatte. Von anderen Büchern seien erwähnt: „Dr. M. Luthers Gloßen über die schweresten Oerter des newen Testamentes …“, 1524, und die deutsche Uebersetzung des Propheten Hoseas durch (Wolfg. Fabricius) Capito, Straßb. D.M.XXVII (statt M.D. etc.); der Drucker hat sich zwar nicht genannt, ist aber K., was aus dem Druckerzeichen auf dem Titel erhellt: zwei jeder einen Schild haltende Satyre, das eine das Straßburgische Wappen, das andere drei Köpfe. K. war zugleich ein wissenschaftlich gebildeter Mann, wie er denn auch vorzugsweise solchen Männern, wie u. A. dem Sprachkenner und Theologen Joh. Lonicerus, einem Schüler Melanchthon’s, in seiner Officin Beschäftigung gab, welch’ letzterem besonders die griechischen Drucke anvertraut waren. In der Zuschrift der Ilias an Ph. Melanchthon äußert sich Capito über K. auf das günstigste und rühmt ihn nicht blos als einen geschickten Druckerherrn, sondern auch als einen liebenswürdigen Charakter. Mit seinem Buchdruckerzeichen, seinen Symbolen und Emblemen wechselte K. öfters, doch war neben dem bereits erwähnten sein gewöhnlichstes ein Würfel, wobei die Worte „Longe omnium fortissima virtus“, zuweilen auch ein hebräischer Denkspruch, vgl. hierzu Roth-Scholtz, Thes. Symbol. Emblem. et Insign. [661] Bibliopol. et Typogr. nr. 76 und Geßner’s Buchdruckerkunst IV, 213. Sein Todesjahr ist unbekannt, seine Officin aber hatte er am Roßmarkt. Neben dieser Druckerei war er seit 1526 auch Besitzer einer Papiermühle bei der grünen Warte, welche auf sein Ansuchen der Magistrat in der Art verbessern ließ, daß (C. Schmidt a. a. O. S. 38) „ein lothringischer Bapirer, der sie 1527 besichtigte, erklären konnte, es sei in tütschen Landen nit desgleichen zu befinden“. Als Zins hatte K. nur 30 Pfund jährlich zu entrichten. Diese Mühle, wir wollen dies zur Vervollständigung beifügen, wurde zehn Jahre später durch den Blitz zerstört und nach der Wiederherstellung an den Buchdrucker Wendelin Rihel verpachtet, dessen Enkel sie 1605 durch Kauf von der Stadt um die für jene Zeit sehr beträchtliche Summe von 6000 Gulden an sich brachte. Die „grüne Warte“ aber ist wol nichts anderes als der „grüne Wörth“, viridis insula, ein zwischen der Ill und einem alten Abfluß derselben gelegener Theil der gegen Ende des 14. Jahrhunderts mit Mauern umgebenen Vorstadt, das westliche Ende des sogen. Bruches, und seit jener Zeit mit Aeckern, Gärten, Wiesen und ländlichen Höfen versehen. – Im J. 1474 erschien ein Druckwerk: „Berchorii Reductorium morale“ mit der Schlußschrift … per C. W. civem Argentin. (Panzer I, 20. Hain 2795). Diese Initialen deutete Schöpflin a. a. O. S. 48 sehr unglücklich als Cephalius Wolphius, d. h. Wolfgang Köpfel. Man kann diese Interpretation des gelehrten Forschers nur für einen lapsum calami gelten lassen, um so mehr, als ihm ohne allen Zweifel bewußt war (vgl. auch S. 109–110), daß Köpfel’s typographische Thätigkeit nicht in das 15. Jahrhundert zurückreicht und er sich wol auch „W. C.“ unterzeichnete, aber nicht umgekehrt. Dagegen erklärte B. Masch in seiner Biblioth. sacra P. II. Vol. III. p. 98 die Initialen für Casparus Wensler. Allein es ist dies ein Straßburgischer Druckername, der und ohne weitere Gewähr nirgends als nur bei ihm sich findet. Allerdings druckte in Basel Michael Wensler, der von Straßburg gebürtig war und erhielt dort 1473 das Bürgerrecht (Stockmeyer, Baseler Buchdruckergesch., S. 8) und es läge wohl nahe anzunehmen, daß ein Glied dieser Familie, ein C. W., in Straßburg zurückgeblieben wäre und daselbst gedruckt habe, jedoch haben sich Druckschriften unter diesem Namen bis jetzt nicht gefunden. Panzer in seinen Annal. typogr. I. 20 gibt, indem er die Erklärung Schöpflin’s zurückweist, an, in einem Ingolstädter Exemplar des fraglichen Druckes habe der Rubrikator am Ende bemerkt, daß unter diesen Buchstaben Conradus Wolfach zu verstehen sei, ein gleichfalls unbekannter Druckername. Der Druckort war ohne Zweifel Paris selbst und der aus Straßburg gebürtige bis jetzt unbekannt gebliebene C. W. blos der Corrector des Buches. Und ebenso bleibe es dahingestellt, ob wiederum nach Schöpflin’s Vermuthung S. 110, die in den Jahren 1554–1556 in Straßburg druckenden „Paulus und Philippus Köpfflein“ Söhne des Wolfg. K. gewesen seien. Von diesen besitzt man u. A. die Drucke: „Corvinus, in Evangelia et Epistolas Dominicales“, 1554; „Luciani Dialogi“ in griechischer und lateinischer Sprache 1556 und besonders (Goedeke, Gr. I, 165): „Ein sehr schönes … Lied … in gesangsweiß, die klein Bibel genant … Straßb. durch Paulum vnd Philippum Köpfflein, gebrüder“, 1555, 4°.

Schöpflin, Vindiciae, S. 109–110. Sinceri Neue Nachrichten, 1. 242. Röhrich, Gesch. d. Reform. in Elsaß, I. 121–122, 149, 420. Weller, Repert. und Supplem. (in d. Registern). C. Schmidt, Zur Gesch. d. Buchdrucker in Straßburg. 1882. S. 38, 99.