ADB:Murrho, Sebastian (um 1450 bis 1495)

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Artikel „Murrho, Sebastian“ von Ludwig Geiger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 81, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Murrho,_Sebastian_(um_1450_bis_1495)&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 22:34 Uhr UTC)
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Murrho: Sebastian M. (eigentlich Murr oder Mörer), Humanist, geb. in Colmar nach 1450, † daselbst 1495. Er war ein Schüler Dringenberg’s in Schlettstadt, wurde 1471 Magister in Basel, studirte Theologie und die Rechte in Heidelberg und wurde Canonicus an der Martinskirche in Colmar. Er lebte seitdem fast ununterbrochen in seiner Vaterstadt, wenn er nicht gelegentlich auswärts in einer Gesandtschaft thätig war, angesehen durch seine Beamtenthätigkeit und Gelehrsamkeit, während sein ungeistliches Leben zu manchen Bedenken Anlaß gab. M., mit den Landesgenossen Leontorius und Wimpheling eng befreundet, wurde auch von auswärtigen Gelehrten: Tritheim, Reuchlin sehr geschätzt. Mit letzterem correspondirte er über Hebräisch; denn M. ist einer der ersten Kenner und Besitzer hebräischer Bücher. Durch Wimpheling angeregt, wendete er sich einem von dessen Lieblingsschriftstellern, dem italienischen Humanisten Battista Mantovano zu und begann zwei Gedichte desselben zu commentiren; das Werk wurde von Brant vervollständigt und herausgegeben. Den Hauptruhm erlangte er durch seine historischen Studien. Schon 1492 erwähnt Tritheim Murrho’s Schrift „De virtutibus et magnificentia Germanorum“ –, man weiß, daß er Materialien von Georg von Gemmingen und Joh. von Dalburg erhalten hatte – sein Werk ist indessen nicht vollendet; wie weit Wimpheling, für den es vielleicht nur als Vorarbeit bestimmt war, es in seiner epitome rerum Germanicarum benutzte, läßt sich nicht genau feststellen. –

Murrho’s gleichnamiger Sohn ist jung, etwa 1514 gestorben. Er war Humanist wie der Vater, ohne dessen Vielseitigkeit zu besitzen. Schriften von ihm sind nicht bekannt, nur Widmungsbriefe, Einleitungsverse, in denen das Lob alter Autoren, z. B. Cicero’s und moderner Humanisten: Politian, Celtes, Erasmus gesungen wird; in einem andern Gedichte ist er patriotisch: er hofft, daß Maximilian I. bald seinen Triumph in Rom feiern werde. –

Geiger, Reuchlin S. 55. 104. Reuchlin’s Briefwechsel S. 13. Besonders: Ch. Schmidt, Hist. litt. d l’Alsace 1879, II, S. 36–40. 391. 392.