Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Sanguinetti, Francesco“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 362–363, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sanguinetti,_Francesco&oldid=- (Version vom 10. November 2024, 22:26 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Sannig, Bernhard
Band 30 (1890), S. 362–363 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Francesco Sanguinetti in der Wikipedia
Francesco Sanguinetti in Wikidata
GND-Nummer 116802707
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|30|362|363|Sanguinetti, Francesco|Hyacinth Holland|ADB:Sanguinetti, Francesco}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116802707}}    

Sanguinetti: Francesco S., Bildhauer, geb. 1800 zu Carrara, erhielt von seinem Vater Gaetano S., einem vorzüglichen Musiker und Plastiker, den ersten Unterricht, folgte dann 1818 dem Bildhauer Rauch nach Berlin, wo er bald dessen Lieblingsschüler wurde, indem kein anderer den Geist dieses Meisters in dessen Skizzen so erfaßte und wiedergab als S. Deshalb sendete ihn Rauch 1829 nach München, um die sitzende Kolossalstatue des Königs Maximilian Joseph I. mit den zum Denkmal gehörigen Reliefs zu modelliren. S. löste seine Aufgabe sowol zur vollsten Zufriedenheit seines Meisters als auch des regierenden Königs Ludwig I., welcher in der Folge den Künstler immer im Auge behielt und mit Aufträgen betraute. S. unternahm eine kurze Reise in seine Heimath, kehrte dann nach Berlin zurück, um in Rauch’s Atelier mehrere Büsten nach dessen Modellen zu vollenden und selbständig die Statue eines „Hylas“ in Marmor auszuführen. Hierauf übersiedelte S. nach München, arbeitete anfänglich größtentheils nach Schwanthaler’s Modellen und erwarb sich durch seine geschickte Ausführung in Stein einen rühmlichen Namen ebenso wie Leeb, Xaver Schwanthaler, Lossow und Zell. Unter den die Steintreppe der Hof- und Staatsbibliothek schmückenden Statuen meißelte S. die Figur des Thucydides, auch die Statuetten der heiligen Ottilia und Lucia (nach Konrad Eberhard) über dem Portal des Blindeninstituts; ebenso ist die vorzügliche Statue des Ornamentisten im Giebelfelde der Glyptothek Sanguinetti’s Werk. Im Gebiete der Kleinplastik erwies er sich gleichfalls thätig. S. modellirte die Charakterfigur eines „Münchener Bierwirths, meißelte eine zierliche „Frauenhand“ in Marmor (1833), schuf einen heiteren „Bettelknaben“ (1834, in Erz gegossen von Stiglmayer) und zwei kleine Bildnißstatuetten von Leo v. Klenze und Fr. v. Gärtner (1835); später brachte er noch in den Kunstverein eine Statuette des Königs Maximilian II. (1850), der Königin Marie (1853) und eine Büste der Baronin v. Redwitz (1851). Nach Schwanthaler’s Skizzen fertigte S. die Statuen des Correggio, Memling und Velasquez unter den Standbildern berühmter Künstler, welche das südliche Dachgesimse der Alten Pinakothek schmücken. Sein Werk sind ferner die Medaillons von bairischen Herzogen in der Aula der Universität und die Porträtmedaillons (in gebrannter Erde) an der Hauptfaçade dieses Prachtgebäudes, ebenso die 16 Karyatiden im Thronsaale der Residenz. Dann führte S. im Auftrage des Königs für die bairische Ruhmeshalle (Bavaria) mehrere Büsten in Marmor aus, wie jene von Albrecht Dürer, Konrad Peutinger, Gf. Tilly, Andreas Wolf, Wiguläus Frhr. v. Kreittmayr, Abbé Vogler u. s. w. Zu seinen späteren Leistungen gehören zwei Victorien am Siegesthor, etliche Halbfiguren (Kränze haltend) am Nationalmuseum und die Genien auf der Bekrönung des Maximilianeum. Während S. unter redlicher Arbeit alterte, hatte er noch das Unglück, daß seine einzige Tochter Friederike, völlig schuldlos, von ihrem eifersüchtigen Bräutigam am 7. October 1858 ermordet wurde. Am 15. Februar 1870 legte S. sein mildes Haupt zur Ruhe; er hatte, so viel es in seinen Kräften stand, beigetragen, der unter König Ludwig’s Aegide rasch erblühenden Stadt einen würdigen Theil ihres decorativen Schmuckes zu verleihen.

[363] Vgl. Raczynski 1840, II, 683. – Nagler 1845, XIV, 264. – Nekrolog in Beil. 50 der „Allgem. Ztg.“ vom 19. Februar 1870. – Lützow 1870, V, 106.