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Artikel „Lossow, Arnold Hermann“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 221–223, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lossow,_Arnold_Hermann&oldid=- (Version vom 11. November 2024, 08:22 Uhr UTC)
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Lossow: Arnold Hermann L., Bildhauer, geb. 24. October 1805 zu Bremen, lernte erst bei seinem Vater August Lossow, bildete sich in München 1820–27 und Rom, ließ sich darauf 1831 bleibend in München nieder, wo er zu Schwanthaler’s Lieblingsschülern und Gehülfen zählte. In seinem Atelier führte er viele Statuen und Büsten aus, eine „Madonna“ (1835), insbesondere [222] als geschickter Marmorarbeiter viele Figuren für die Giebel der Walhalla und des Kunstausstellungsgebäudes; in den Nischen an der Glyptothek sind von ihm die Statuen Thorwaldsen’s und Canova’s (nach Widnmann), Schwanthaler’s und Gibson’s (nach Brugger); 1848 war eine dem Bad entstiegene Venus (Gyps) im Münchener Kunstverein. Außerdem lieferte er viele Büsten für die Walhalla und die baierische Ruhmeshalle, für letztere: Martin Behaim, Franz v. Sickingen, Hans Holbein, Wolfgang Müller, Peter de Witte, Gottfr. Heinrich Graf von Pappenheim, Joh. Christ. Freiherr v. Preysing, Adrian v. d. Werf, Eduard v. Schenk, Carl Rottmann, Cornelius (nach Schwanthaler), Joh. v. Dalberg (nach Halbig). L., welcher seinen beiden talentvollen Söhnen Friedrich und Karl ins Grab sehen mußte (nur der vielgefeierte Genremaler Heinrich überlebte den Vater), starb am 3. Februar 1874 zu München.

Vgl. Nagler 1839, VIII, 75. Raczynski, II. 496. Vincenz Müller, Handbuch von München 1854, S. 159. Beil. 39 Allg. Ztg. 1874. Seubert 1878, II, 482.

Friedrich L., Thiermaler (Sohn des vorgenannten Bildhauers Arnold Hermann L.), geb. am 13. Juni 1837 zu München, besuchte die Akademie und vorübergehend die Schule Piloty’s (1860), ging aber als Thiermaler unter dem Beirath von Theodor Horschelt, Fr. Voltz und A. v. Kotzebue[WS 1] seine eigenen Wege. Seine Bilder hatten bei sorgfältiger Ausführung meist den fröhlichen Zug eines ächten Humors, so z. B. eine „Ländliche Scene am Backofen“ (1865), ein „Hunde- und Affentheater auf der Reise“ (1866), oder ein urkomisches Dachshündchen, welches mit jenem den Flegeljahren eigenen Mangel an Courtoisie eine unglückliche Puppe aus dem Kinderwägelchen warf und sich mit der ganzen Behaglichkeit eines grünen Jungen in das jungfräuliche Lager bettete (1870); auch ein Eselsstall mit einem dummen, vor neugierig zudringlichen Gänsen sich fürchtenden Langohr. Für die „Fliegenden Blätter“ zeichnete L. eine Menge heiterer Illustrationen, ebenso an zwanzig Nummern für die weltbekannten „Münchener Bilderbogen“: da sind die ergötzlichen Streiche eines verzogenen Schooßhundes, die Einspänner-Aventuren eines Ladenritters und Sonntagreiters, muthwillige Eselscenen, Wettrennen aller Art, Uebungslager und Viehmärkte, dann die heiteren Bilder „Aus dem Leben der Hausthiere“ (mit Versen von Eduard Ille; auch in Buchform), insbesondere die beiden Blätter „Aus dem letzten Kriege“ (No. 548 der Münchener Bilderbogen), welche mit ihrer elegischen Stimmung und Wahrheit jeden Beschauer ergreifen. Außerdem illustrirte L. die bei A. Kröner in Stuttgart erschienenen Büchlein: „Die Geschichte vom kleinen Reh“ (mit Versen von Fr. Trojan), „Ami in der Fremde“, „Das leichtsinnige Miezel“; ein treffliches „Fabelbuch“, „Kleine Geschichten für artige Kinder“ (von Julie v. Dungern) und die „Kynopädie oder der wohlgezogene Hund“ (ein Lehrgedicht von S. Anuf, 1868), welche in vielen Auflagen ihre Probehaltigkeit bewiesen. Auch lieferte er Vieles für die „Jugendblätter“ der Isabella Braun, die „Deutschen Bilderbogen“ von Gustav Weise in Stuttgart (z. B. No. 171 und 239), für die „Gartenlaube“ („Der junge Hund im Eifer“ junge Entlein überraschend, 1867, S. 453) und „Daheim“ („Eine langweilige Gesellschaft“, 1868, S. 285; „Frosch und Enten“, ebendas. S. 645; „Ungebetene Gäste“, ebendas. 1870, S. 597); für „Ueber Land und Meer“ (1870, No. 2 die Thierbilder: „Die geraubte Mutter“ und „Rückkehr nach der Schlacht“) u. s. w. L. starb nach langem Leiden am 19. Januar 1872. Eine Anzahl trefflicher Handzeichnungen befindet sich in Maillinger’s „Bilderchronik“, 1876, Bd. III, No. 1668–1717.

Vgl. Beil. 35 Allg. Ztg., 4. Febr. 1872. Kunstvereinsbericht f. 1878, S. 71. Lützow, Bd. VII, 204. Seubert, 1878, Bd. II, 483.

[223] Karl L., Historienmaler (Bruder des vorigen), geb. am 6. August 1835 zu München, besuchte frühzeitig die Akademie, bildete sich unter Prof. Philipp Foltz, noch mehr durch den Einfluß seines gleichstrebenden älteren Freundes Andreas Müller und dem Vorbilde M. v. Schwinds. Auf einer Reise nach Oberitalien wurde L. mit dem damaligen Erbprinzen von Meiningen bekannt (1856), welcher den genialen Künstler nach Meiningen einlud und mit schönen Aufträgen betraute. In die herzogliche „Villa Carlotta“ am Comersee malte L. einen Cyclus aus der „Gudrun“, einen zweiten mit Darstellungen aus Uhland’s Balladen, starb aber schon während seines Aufenthaltes zu Rom, am 12. März 1861. Schon 1856 erschienen auf dem Münchener Kunstverein zwei Cartons aus der „Gudrun“ (z. B. „wie Horant sang“), dann eine Reihe origineller Bleistiftzeichnungen zu den „Königskindern“ (Heine), dem „Räuber“, der „Kapelle“ und dem „Jägerlied“ von Uhland, auch eine „Zitherspielerin“ als Repräsentantin der almerischen Lyrik; 1858 kam Lossow’s Carton (auf der Allgemeinen Deutschen Kunstausstellung zu München): „Eroberung der Stadt der Mallier durch Alexander den Großen“. Zwölf Compositionen „Deutsche Lieder“ betitelt, erschienen (in Holzschnitt von Cloß, Allgaier, Siegle und Trambauer) später bei Fr. Bruckmann. Eine herrliche Kraft, voll Schönheitsgefühl und Originalität ist leider viel zu frühe geschieden.

Vgl. Deutsch. Kunstblatt, 1857, S. 264 u. 296. Lützow, Bd. IX, 159. Nagler, Monogrammisten, 1860, Bd. II, 115 (No. 311). Seubert, 1878, Bd. II, 483. Die in Besitz der Stadt München übergegangene Maillinger’sche Sammlung verwahrt eine schöne Anzahl von Lossow’s Zeichnungen (1876, Bd. III, 1642–65).


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Alexander von Kotzebue (1815–1889), Sohn des Schriftstellers August von Kotzebue