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Artikel „Behaim, Martin“ von Julius Löwenberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 276–277, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Behaim,_Martin&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 05:18 Uhr UTC)
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Band 2 (1875), S. 276–277 (Quelle).
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Behaim: Martin B., (s. o. S. 274). Verfertiger des ersten Erdglobus, geb. zu Nürnberg um 1459, † 29. Juli 1506. Nürnberg war damals die [277] Werkstatt vieler schöner Künste, insbesondere astronomischer und nautischer Instrumente, seitdem hier der Astronom Regiomontanus von 1471–1475 die Verfertigung derselben zu hoher Vollkommenheit erhoben hatte. Ob B. schon sein Schüler gewesen, ist zweifelhaft, gewiß aber, daß er, nach mehreren Handelsreisen in Italien, Oesterreich, Flandern, am Hofe Johanns II. von Portugal als gelehrte Autorität galt, zur Junta für die nautischen Entdeckungen gehörte, ein Astrolab verfertigte und Declinationstafeln berechnete, und mit Diego Cão, 1484–86, eine 19 Monate währende Entdeckungsreise längs der Westküste Afrikas ausführte, wofür er zum Ritter des Christusordens erhoben wurde. Schon 1486 ging er nach Fayal, einer der Azoren, heirathete die Tochter des Stadthalters Jobst v. Hurter, besuchte 1491–93 seine Vaterstadt Nürnberg, verfertigte hier für dieselbe „aus Fürbitt und Begehr“ den ersten, noch vorhandenen Erdglobus, und starb nach mannigfachen Fährlichkeiten auf Gesandtschaftsreisen in portugiesischen Diensten in Lissabon am 29. Juli 1506. – Der Deutsche Behaim ist mit den großen iberischen Entdeckern in einflußreicher Verbindung gewesen, nur ist dieselbe, wie überhaupt seine nautischen und geographischen Verdienste, mehrfach überschätzt worden. Neuere Untersuchungen haben unwidersprechlich dargethan, daß der weit westlich im Ocean lebende Deutsche den Columbus in seinem Plane, nach Westen zu segeln, bestärkt und ermuntert und so zur Entdeckung Amerikas beigetragen hat, aber es ist übertrieben, daß er schon Kenntniß von Amerika gehabt habe. In gleicher Weise mag er auch Vespucci, Gama bei ihren Seereisen förderlich gewesen sein. Auch Magalhaens mag schon, wie Pigafetta berichtet, eine Seekarte Behaim’s gesehen haben, welche an der Ostküste Südamerikas unter höheren Breiten eine Straße nach der Südsee verhieß, – ist doch eine solche Straße unter 45° s. Br. auch schon auf Schöner’s Globus vom J. 1520, nach Ruysch’ Karte zum Ptolemaeus vom J. 1507, angegeben. Wenn wir aber seine Kenntnisse nach seinem Globus bemessen, auf dem sich bei Breitenbestimmungen an Küstenpunkten, die er selbst besucht haben will, Fehler bis zu 16 Grad finden, während die damaligen iberischen Lootsen bei Beobachtungen auf dem festen Lande selten Fehler über 1 Grad, und andere Schüler Regiomontan’s nur Fehler von einigen Bogenminuten machten, so reduciren sich dieselben sehr wesentlich. – Behaim’s „Apfel“ oder Globus ist wiederholentlich in der Größe des Originals herausgegeben und beschrieben worden: von Doppelmayr 1730, von v. Murr 1778, 1801, französisch von J. Jansen; am besten von Ghillany 1853, mit einer Einleitung A. v. Humboldt’s „Ueber die ältesten Karten des Neuen Continents und den Namen Amerika“. Am gründlichsten ist B. gewürdigt von Humboldt im Examen critique, von Peschel, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen, 1853, S. 91, 616; Geschichte der Erdkunde, 1865, S. 215, 226, 251; von Ziegler, Columbus und Martin Behaim, in Petermann’s Mittheilungen, 1858, S. 429.