ADB:Overcamp, Timotheus Christian Wilhelm

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Overcamp, Timotheus Christian Wilhelm“ von Adolf Häckermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 17–18, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Overcamp,_Timotheus_Christian_Wilhelm&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 19:08 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Overberg, Bernard
Nächster>>>
Overhage, Heinrich
Band 25 (1887), S. 17–18 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Timotheus Christian Wilhelm Overkamp in der Wikipedia
Timotheus Christian Wilhelm Overkamp in Wikidata
GND-Nummer 141861029
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|25|17|18|Overcamp, Timotheus Christian Wilhelm|Adolf Häckermann|ADB:Overcamp, Timotheus Christian Wilhelm}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=141861029}}    

Overcamp: Timotheus Christian Wilhelm O., als Polyhistor und Universitätslehrer ausgezeichnet, ward zu Greifswald am 25. Januar 1743 geboren und starb ebendaselbst am 1. März 1828. Sein Vater war der mit Hedwig Ulrika, einer Tochter des Superintendenten Dr. Lütckemann zu Greifswald, vermählte Professor der orientalischen Sprachen zu Greifswald, Georg Wilhelm O., geb. 9. Januar 1707 zu Stralsund, † am 27. Juli 1790 zu Greifswald. Selbiger war vorher Adjunct der philosophischen Facultät in Jena, als solcher durch wissenschaftliche Abhandlungen bekannt geworden, und sodann, nach Greifswald berufen, im J. 1739 zum ordentlichen Professor ernannt worden. Schriftstellerisch that er sich durch Veröffentlichung von Dissertationen (s. Dähnert’s Kataloge Th. II, pag. 248) hervor, und stiftete nicht nur ein Universitätsstipendium, sondern von warmem Interesse für die ärmeren Volksclassen beseelt, auch eine Schule, deren Dotation noch alljährlich dem bezeichneten Zweck zu Gute kommt, weshalb ihm auf dem Friedhofe zu Neuenkirchen bei Greifswald, woselbst er begraben liegt, ein am 27. Juli 1886 enthülltes Denkmal, bestehend in einem schwarzen Granitobelisken mit entsprechender Widmung, gesetzt wurde. Nachdem Timotheus O. seine Vorbildung in classischen und morgenländischen Sprachen und der darauf begründeten humanistischen Kenntniß durch seinen Vater und den Adjuncten der philosophischen Facultät, M. Jordan, erlangt hatte, studirte er seit 1753 in Greifswald und vertheidigte schon 1754 unter seinem Vater in Gegenwart der königlichen akademischen Visitation eine philosophisch-exegetische Dissertation zu allgemeinem Beifall. In der Philosophie und Dogmatik waren Peter Ahlwardt, in der Mathematik, der theoretischen und Experimentalphysik und Astronomie Andreas Mayer und Röhl, in der Litterärgeschichte und Litteratur sowie in allen historischen und statistischen Wissenschaften Dähnert, in der Rechtsgeschichte und in den Institutionen der Adjunct Dr. Brandanus Engelbrecht seine Lehrer. Auch die Naturwissenschaft in allen ihren Verzweigungen zog er in den Kreis seiner Studien und trieb unter M. Wilkens’ Anleitung Naturgeschichte, Botanik und Mineralogie, nach Scheffel’s Unterweisung theoretisch-praktische Chemie, ja er machte sogar den [18] normalen medicinischen Cursus praktisch wie theoretisch unter Scheffel, Böckmann und Westphal durch, so daß er es in seinen akademischen Studien auf den Polyhistor in der weitesten Bedeutung des Wortes angelegt zu haben scheint. Noch während seines Trienniums hielt er bei feierlichen Gelegenheiten Namens der Universität mehrere lateinische Reden, z. B. 1758 zur öffentlichen Begehung der Jubelfeier der vor 300 Jahren gestifteten jenaischen Universität, welche Rede auf dortiges Verlangen dahin gesandt und den gedruckten Jubelacten einverleibt ward, ferner 1760 auf das Geburtsfest König Adolf Friedrichs, als damaligen Landesherrn. Im J. 1758 erhielt er von der philosophischen Facultät die Erlaubniß, über Philosophie, Mathematik und classische Humanitätsstudien Vorlesungen zu halten, und setzte diese Thätigkeit bis 1763 fort. In demselben Jahre promovirte er und habilitirte sich darauf durch eine philosophische Druckschrift physikalischen Inhalts, die auch auswärtig mit Beifall aufgenommen ward. Erst jetzt besuchte er fremde Universitäten und wandte sich zunächst nach Halle, woselbst er zu Meier, einem Zöglinge Alex. Baumgartens, mit welchem Letzteren er schon von Greifswald aus einen wissenschaftlichen, für ihn sehr belehrenden lateinischen Briefwechsel geführt hatte, in einen ebenso lehrreichen wie freundschaftlichen Umgang trat; auch hörte er Stiebritz und Franke, in der höheren Mathematik und Astronomie Segner, in dessen Hause er heimisch ward, in der Physik Eberhard, in der orientalischen Litteratur den Freund seines Vaters Michaelis und auch Dr. Simonis, in der Pädagogik Müller, in der Chemie und Mineralogie Madai, in der Geschichte und deren Hilfswissenschaften Joachimi, in der Medicin Böhmer und Wohlfahrt, auch benutzte er Lange’s instructives Mineraliencabinet. Sodann besuchte er in Leipzig zugleich mit seinem Freunde Ernst Platner die Vorlesungen von Crusius, in der neutestamentlichen Exegese und Alterthumskunde waren Ernesti, in der classischen Philologie Worms, im Griechischen und Arabischen Reiske, in der Geschichte Böhme, in der Naturgeschichte Schreber, ferner Ebert und der Privatdocent Ludolph seine Lehrer. Auch hörte er Gellert’s moralische und ästhetische Vorlesungen, disputirte wie in Halle öffentlich und war Mitarbeiter an den „commentarii de rebus in scientia naturali et medicina gestis“. Von hier nach Berlin übersiedelnd, trieb er Physiologie unter Meckel, Anatomie unter Walter’s Anleitung, hörte auch Sprögel, genoß den lehrreichen Umgang Sulzer’s, Lambert’s, Merian’s, Süßmilch’s und des ihm verwandten Spalding und kehrte dann Michaelis 1765 nach Greifswald zurück, wo er als Docent bei der philosophischen Facultät zahlreich besuchte Vorlesungen über philosophische, mathematische und philologische Wissenschaften hielt. Im J. 1766 zum Doctor der Medicin promovirt, kündigte er nach Veröffentlichung eines lateinischen Programms medicinische Vorträge an. Ehrenvolle Berufungen nach Göttingen durch v. Haller, nach Helmstädt durch Klügel und anderen Universitäten lehnte er ab und zog es vor, der heimathlichen Hochschule seine Kräfte dauernd zu erhalten, ward auch zwei Jahre darauf bei der medicinischen Facultät habilitirt, 1771 jedoch zum ordentlichen Adjuncten der philosophischen Facultät berufen, und im J. 1806 ordentlicher Professor der theoretischen und praktischen Philosophie. Seine Schriften, die ihrer Mehrzahl nach zur Schule der Wolffschen Philosophie gehören, finden sich bei Biederstedt aufgezählt.

Biederstedt, Nachrichten u. s. w., Stralsund 1822, S. 91–97. – Kosegarten, Geschichte der Universität Greifswald, 1857, S. 304. – D. W. Warnekros, Nachricht von der Overcamp’schen Freischule, Greifswald 1795.