ADB:Schreber, Johann Christian Daniel Edler von

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Artikel „Schreber, Joh. Christian Daniel (v.)“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 465–466, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schreber,_Johann_Christian_Daniel_Edler_von&oldid=- (Version vom 10. Dezember 2024, 02:17 Uhr UTC)
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Schreber: Joh. Christian Daniel (v.) S., Naturforscher, geboren zu Weißensee in Thüringen am 17. Januar 1739; † zu Erlangen am 10. December 1810. Durch häuslichen Unterricht und späteren Besuch des Waisenhausgymnasiums in Halle wohl vorbereitet, bezog S., 19 Jahre alt, die Universität daselbst, warf sich in erster Linie auf das Studium der Medicin und Naturwissenschaften, trieb aber auch daneben ebenso eifrig Theologie und legte hier bereits den Grund zu der ihm später nachgerühmten vielseitigen Gelehrsamkeit. Schon als Student schriftstellerisch thätig, veröffentlichte er 1758 eine „Lithographia Halensis“, die ein Jahr darauf in verbesserter und vermehrter Auflage unter dem erweiterten Titel: „Lithographia Halensis, exhibens lapides circa Halam Saxonum reperiundos systematice digestos, secundum classes et ordines, genera et species“ im Druck erschien, gab noch in demselben Jahre eine Abhandlung: „Novae species insectorum“ heraus und betheiligte sich auch an einem, von seinem Vater, dem Professor der Landwirthschaft und Cameralistik Daniel Gottfried S. herausgegebenen Sammelwerke ökonomischer Schriften durch mehrere Beiträge. Seine Vorliebe für die Botanik trieb ihn 1760 nach Upsala, um den Großmeister Linné selbst zu hören. Unter dessen und Burmann’s Leitung vollendete S. seine Studien, errang hier die medicinische Doctorwürde auf Grund seiner Dissertation: „Theses medicae“ (abgedr. in Linné’s: Amoenitates academicae. 1763) und wurde, nach dem Vaterlande zurückgekehrt, bald einer der bedeutendsten Anhänger und Vertreter der Linnéischen Botanik in Deutschland. 1761 übernahm S. eine Stelle als ordentlicher Arzt an dem Pädagogium in Bützow, mit der Befugniß, an der dort neu gegründeten Universität öffentliche Vorlesungen halten zu dürfen und erhielt gleichzeitig durch die Ernennung zum correspondirenden Mitgliede der Akademie der Wissenschaften zu Stockholm die erste öffentliche Anerkennung der gelehrten Welt für seine litterarischen Publicationen. 1764 nach Leipzig berufen als Secretär der ökonomischen Gesellschaft daselbst, entfaltete er hier und in Berlin, wo er behufs Kenntnißnahme der medicinischen Institute einige Zeit zubrachte, eine ungemein reiche schriftstellerische Thätigkeit, die ihm nicht nur die Mitgliedschaft einer ganzen Reihe wissenschaftlicher Körperschaften einbrachte, sondern auch seine Berufung nach Erlangen zur Folge hatte als dritter ordentlicher Professor der Arzneikunde, wobei er nebenher Botanik, Naturgeschichte, Oekonomie und Cameralwissenschaft zu lehren hatte. Am 25. August 1770 hielt S. seine Antrittsrede: „de nexu scientiarum medicarum cum oeconomicis“ und blieb von nun an Erlangen treu, unter Ablehnung wiederholt an ihn ergangener anderweitiger Berufungen, in einer vierzigjährigen Lehrthätigkeit allmählich zu den höchsten Würden eines akademischen Gelehrten emporsteigend. 1773 erhielt er das Directorat über den neu angelegten botan. Garten, 1776 neben der Professur der Naturgeschichte auch die Oberaufsicht über das mit der Universität verbundene naturhistorische Museum, 1791 rückte er in die zweite, 1793 in die erste ordentliche Professur der Arzneikunde ein, nachdem ihm schon vorher, infolge seiner Wahl zum Präsidenten der Carolinisch-Leopoldinischen Akademie der Naturforscher, der Charakter eines kaiserl. Rathes, Pfalzgrafen und Leibarztes, zugleich unter Erhebung in den Adelstand verliehen worden war. Vier Mal bekleidete er das Amt eines Prorectors, einundzwanzig Mal das eines Decans der medicin. Facultät. Die meisten Akademien [466] und gelehrten Körperschaften des In- und Auslandes zählten ihn zu ihrem Mitgliede oder Ehrenmitgliede. Seine ausgebreitete wissenschaftliche Correspondenz verschaffte ihm die Mittel zu großartigen Erwerbungen für die ihm unterstellten Institute, sowie für sein eigenes Herbarium. S. lehrte in der medicin. Facultät Botanik, Physiologie, Diätetik und Materia alimentaria, in der philosophischen mehrere cameralistische Fächer, Landwirthschaft und Technologie. Er besaß auch gute astronomische Kenntnisse. Der griechischen und hebräischen Sprache war er mächtig und schrieb ein classisches Latein. Seine Lehrmethode aber war trocken und wenig anregend, sowie er überhaupt, mit dem Nimbus eines unnahbaren Gelehrten umgeben, nur einen kleinen Kreis von vertrauten Freunden an sich zu fesseln wußte. Ein genaues Verzeichniß von Schreber’s Publicationen findet sich in dem bibliographischen Werke von G. W. A. Fikenscher: „Vollständige akademische Gelehrtengeschichte der Universität Erlangen“, Sect. II. 1806. Unter seinen botanischen Schriften zeichneten sich seiner Zeit aus einige Monographien über die Gräser: „Beschreibung der Gräser nebst ihren Abbildungen nach der Natur“, 3 Bände mit 54 colorirten Tafeln, 1769–1810. – „Beschreibung der Quecke, mit Abbild.“ 1772, sowie über die Moosgattung Phascum: „De Phasco observationes“, mit 2 Tafeln, 1770, worin er den Nachweis führte, daß die Mooskapsel ein Fruchtgehäuse sei und nicht, wie man damals glaubte, der gemeinschaftliche Behälter des Pollens und Samens. Ferner rühren von ihm her: „Spicilegium Florae Lipsicae“, 1771 und Beschreibungen nebst 10 Tafeln Abbildungen von Pflanzen, die der deutsche Arzt Andreas Gundelsheimer, als Begleiter Tournefort’s auf dessen Reise nach Griechenland und Kleinasien 1700 gesammelt hatte, unter dem Titel: „Icones et descriptiones plantarum minus cognitarum“, Decas I. 1766. Von kleineren phytographischen Arbeiten sind zu erwähnen: „Plantarum verticillatarum unilabiatarum genera et species“ 1774 und eine Abhandlung in Folio über eine Lauraceen-Gattung: „De Persea Aegyptiorum commentationes I-IV“, 1790–92. Seiner Verehrung für seinen großen Lehrer Linné gab S. Ausdruck durch die Neubearbeitung der 8. Auflage der „Genera plantarum“ 1789–91 und der „Amoenitates academicae“.

Vita Schreberi in Nova Acta Nat. Cur. 1838. – Fikenscher, Gelehrtengeschichte. – Meusel, Gelehrtes Teutschland. – Martius, Erinnerungen. 1847. – Pritzel, thes. lit. bot.