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Artikel „Böhme, Joh. Gottlob“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 72–73, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:B%C3%B6hme,_Johann_Gottlob&oldid=- (Version vom 12. Oktober 2024, 17:08 Uhr UTC)
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Böhme: Joh. Gottlob B., geb. 20. März 1717 zu Wurzen, † 20. Juli 1780 zu Leipzig. Auf Schulpforte vorgebildet, besuchte er die Universität Leipzig und bildete sich vornehmlich unter Mascov’s Leitung in den historischen Disciplinen aus. Im J. 1751 wurde er außerordentlicher Professor daselbst und [73] sechs Jahre später erhielt er die durch Jöcher’s Tod erledigte Professur der Geschichte. Im J. 1766 wurde er u. a. zum kursächsischen Hofhistoriographen ernannt, nachdem er einen Ruf als Professor des Natur- und Völkerrechts nach Utrecht ausgeschlagen hatte. Sein Verhältniß zu Goethe, der an ihn empfohlen war und den er vergeblich bei dem ihm von seinem Vater vorgeschriebenem juristischen Studium festzuhalten versuchte, ist bekannt. Ein gewissenhafter, wenn auch kein glänzender Lehrer – er las über Geschichte und deutsches Reichsstaatsrecht – ereilte B. das Loos der Sterblichen unerwartet und vergleichsweise früh: mitten in der Vorlesung traf ihn auf dem Katheder ein tödtlicher Schlagfluß. Die Gelehrsamkeit Böhme’s war durchaus solid und verrieth die vortreffliche Schule, die er durchgemacht hatte. Seine historischen Schriften gehören fast ausschließlich dem Bereiche der deutschen, resp. obersächsischen und thüringischen Geschichte an: es sind aber meist kleine, in gutem Latein abgefaßte Abhandlungen und Untersuchungen, die für ihre Zeit anregend, für unsere wenigstens noch litterarhistorisch von Interesse sind, und sich durch Gründlichkeit und Umsicht und meist auch durch geschmackvolle Darstellung hervorthun. Ein besonderer Werth kommt noch heutzutage seinen „Acta pacis Olivensis inedita“ (2 Bde. 1763–65) zu, Beiträge ersten Ranges zu der Geschichte des denkwürdigen Friedens des J. 1660, die er mit anerkennenswerther Thatkraft gesammelt und veröffentlicht, und durch die jedem Bande beigegebenen Observationes nicht unwesentlich erhöht hat. Ein umfassendes selbständiges Werk auf dem Gebiete der politischen Geschichte besitzen wir von ihm nicht. Dagegen sollen, nach seinen eigenen Aeußerungen, des Jenenser Professors C. G. Heinrich „Geschichte des deutschen Reichs“ (8 Bde.) und dessen sächsische Geschichte (2 Bde.) ein Plagiat aus seinen Vorlesungen sein. Für die Litteraturgeschichte sind seine „Opuscula academica de literatura Lipsiensi“ auch heut zu Tage keineswegs entwerthet. Als Dichter in der lateinischen Sprache ist er vielfach und unter den gegebenen Voraussetzungen nicht ohne Grund gerühmt worden, wie dies seine gleich nach seinem Tode (im J. 1780) gesammelten „Carmina latina“ bezeugen. Von Charakter scheint B. nach allem was wir wissen, tadellos und edel, in seinem Wesen, trotz des eleganten Lateins, das er schrieb, nicht frei von Schwerfälligkeit gewesen zu sein. Seine Schriften sind bei Meusel verzeichnet.