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Artikel „Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg“ von Ernst Joachim in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 566–567, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ludwig_Heinrich&oldid=- (Version vom 27. April 2024, 21:28 Uhr UTC)
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Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg, geb. am 9. Mai 1594 als Sohn des Grafen Georg und der Anna Amalia aus dem Hause Nassau-Saarbrücken. Er studirte auf der von seinem Großvater Johann dem Aelteren im J. 1584 neubegründeten hohen Schule zu Herborn, vollendete seine Ausbildung in Frankreich und verdiente als echter Oranier dann seine Sporen im Dienste der vereinigten Niederlande unter dem Prinzen Moritz. 1614 wohnte er den Belagerungen von Emmerich und Rees bei. In die deutschen Stammlande zurückgekehrt, theilte er 1623 nach dem Tode des Vaters mit seinem Bruder Albrecht das Erbe, wurde aber schon 1626 in Folge Ablebens des Genannten Alleinherrscher über Dillenburg, Herborn, Driedorf, Burbach und den Hickengrund. Krieg und Pest wütheten damals in jenen Gegenden – ja noch schlimmer: wegen angeblichen Beistandes an den Pfalzgrafen Friedrich, den unglücklichen Winterkönig, ward vom Kaiser über Dillenburg und Hadamar die Reichsacht ausgesprochen und die Anwartschaft auf diese Lande dem in der kaiserlichen Armee mit Auszeichnung dienenden Stammesvetter Ludwig Heinrichs, dem Convertiten Johann dem Jüngeren von Nassau-Siegen zugesprochen. Dieser Gefahr entging L. H., da es den persönlichen Bemühungen Johann Ludwigs von Nassau-Hadamar in Wien im J. 1629 glückte, den Kaiser zur Nichtvollziehung jenes Schrittes zu bewegen. Johann Ludwig hatte dies sein protestantisches Bekenntniß gekostet, L. H. blieb jedoch demselben treu. Ja, als der große Schwedenkönig Gustav Adolf in Deutschland seinen Siegeszug auch bis in die Nähe der nassauischen Lande ausdehnte, schloß er sich demselben rasch und entschlossen an und trat als Obrist in dessen Kriegsdienste, für ihn ein Infanterie-, später auch ein Reiterregiment errichtend, die mit Auszeichnung, wenn auch wechselndem Glück, in den verschiedensten Regionen Deutschlands im Interesse der evangelischen Sache gefochten haben. Auch der Graf selbst zeichnete sich in diesen Feldzügen durch persönliche Tapferkeit und fröhlichen Soldatenmuth aus, namentlich wenn es galt, mit stürmender Hand einen festen Platz zu nehmen. So ist sein Name verknüpft mit den Eroberungen von Benfeld, Schlettstadt, Stollhofen, Obernhain, Offenburg und Colmar, vorzüglich auch mit der Ueberrumpelung des festen Braunfels (1635), eine vielgerühmte Heldenthat, die dem Lande des kühnen Eroberers freilich einen verheerenden Rachezug der Kaiserlichen unter Mansfeld eintrug. Doch noch in dem nämlichen Jahre, als es schien, wie wenn der Glücksstern der Schweden zu erbleichen beginne, verließ L. H. deren Sache und wandte in politisch feiner Berechnung sich dem Kaiser zu, der ihn, als er den Prager Frieden annahm, sogar aus schwedischen Diensten in die seinigen herübernahm, desgleichen seine Regimenter, bei denen man doch auf Schwierigkeiten stieß. L. H. widmete dem neuen Heere seine Kraft mit gleicher Energie, betheiligte sich alsbald an der Belagerung von Montabaur, nahm auf einem Zuge ins Westfälische den Schweden Amöneburg weg, ließ seine Regimenter zu der Armee des Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt stoßen und rückte selbst 1637 als Generalwachtmeister mit nach Sachsen, wo er am 16. Mai Eilenburg [567] erstürmte. Unmittelbar hierauf begab er sich nach Prag zum Kaiser, den er zum Gönner gewann. In seine Lande zurückgekehrt, die unterdessen mehrfach unter Durchzügen und lästigen Einquartierungen Unsagbares erduldet hatten, glückte ihm noch eine kühne Waffenthat, der Handstreich auf Hanau, das er mit sammt seinem Commandanten, dem gefürchteten Schotten Ramsay, einem der besten Generale des schwedischen Heeres, nahm. Letzterer starb unter tragischen Verhältnissen später auch während der Gefangenschaft auf Dillenburg, der Residenz seines Besiegers. Nach und nach verhallten in diesen Gegenden des Krieges Stürme und L. H. konnte sich wieder mehr mit dem Wohl und Wehe seiner Lande beschäftigen, was er denn auch nicht verabsäumt hat. Hervorgehoben muß u. A. werden, daß er z. B. der schwer geschädigten Landesschule, der Akademie zu Herborn, durch mehrfache generöse Zuwendungen aufzuhelfen bemüht sich zeigte. Nach dem Friedensschluß empfing L. H. den Lohn für seinen Abfall zum Kaiser, der ihm durch Erhebung in den Reichsfürstenstand zu Theil ward. Am 2. Juli 1662 ist er zu Dillenburg gestorben. Die Regierung hinterließ er seinem Sohne Adolf und dem ältesten Enkel Heinrich, Sohn des vor dem Vater dahingeschiedenen Erbprinzen Georg Ludwig. Beide veranstalteten eine Landtheilung. L. H. war dreimal vermählt gewesen und zwar mit Katharina von Sayn, der Rheingräfin Elisabeth und der Sophie Magdalena von Nassau-Hadamar.

C. H. v. Rauschard, Nass. Geschlechtstafel des Otton. Stammes, Mscr. von 1789. C. D. Vogel, Beschreibung des Herzogthums Nassau, 1843. E. F. Keller, Drangsale des nass. Volkes, 1854.