ADB:Jakob III. (Markgraf von Baden und Hochberg)

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Artikel „Jakob III., Markgraf von Baden-Hochberg“ von Felix Stieve in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 534–538, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jakob_III._(Markgraf_von_Baden_und_Hochberg)&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 08:26 Uhr UTC)
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Jacob III., Markgraf von Baden-Hochberg, zweiter Sohn des Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach und dessen zweiter Gemahlin, der Pfalzgräfin Anna von Veldenz, wurde am 26. Mai 1562 Morgens 4 Uhr zu Pforzheim geboren. † 1590. Als sein Vater am 23. März 1577 starb, weilten er und sein älterer Bruder Ernst Friedrich – vermuthlich schon seitdem sich ihre Schwester Dorothea Ursula im November 1575 mit Herzog Ludwig von Wirtemberg vermählt hatte – am Stuttgarter Hofe. Da die Brüder in Unfrieden lebten und J. Anlage und Sinn für wissenschaftliche Studien zeigte, welche die Mutter gepflegt zu sehen wünschte, wurde er, begleitet von dem strenglutherischen Hofmeister Achior von Ulm zu Grießenberg, auf die Hochschule nach Straßburg geschickt, wo er vom 4. Decbr. 1578 bis in den Januar 1580 verweilte. Er lernte dort fehlerfrei lateinisch zu schreiben und eignete sich die Anfangsgründe der Logik an. Nachdem eine Prüfung ihn im Besitze dieser „fürstenmäßigen“ Bildung befunden, wurde er in die Heimath zurückgerufen. Im Frühjahr 1581 trat er dem Brauche der Zeit gemäß eine Reise ins Ausland an. In sechs Monaten durcheilte er ganz Italien und besuchte auch Sicilien, wobei er der Landessprache vollkommen Herr geworden sein soll. 1582 kam er während des damaligen Reichstages nach Augsburg, um sich dem Kaiser vorzustellen und mit den anwesenden Fürsten Bekanntschaft zu machen. – Sein Vater hatte in einem Testamente, welches er entworfen, aber nicht ausgefertigt hatte, den Wunsch geäußert, daß seine Söhne gemeinsam regieren sollten, und für den Fall, daß sie sich nicht vertragen könnten, die Theilung seiner Lande bis zum J. 1597, in welchem der jüngste der Brüder, Georg Friedrich, volljährig wurde, zu verschieben geboten. Ernst Friedrich und J. sowie ihre Mutter fanden es jedoch zweckmäßig, dem Willen des Vaters weder in der einen noch in der anderen Hinsicht Folge zu leisten, sei es, daß der Zwist unter den Brüdern fortbestand, sei es, daß andere Rücksichten ihnen die Auseinandersetzung empfahlen. Das Testament Karls konnte, da es nicht rechtskräftig war, kein Hinderniß bilden und so wurde denn die Theilung des väterlichen Erbes am 14. Decbr. 1584 in derselben Weise vollzogen, wie sie der Stifter der durlachischen Linie, Markgraf Ernst, 1537 für seine Söhne festgesetzt hatte. J. empfing Hochberg oder, wie man damals sagte, Hachberg nebst Usenberg, Höhingen und Landeck sowie Sulzberg mit der Verpflichtung, von den Einkünften der dortigen Bergwerke seinen Brüdern je ein Drittel zukommen zu lassen. Sein Hoflager hielt er in der Folge bald zu Hochberg, bald zu Emmendingen, welchem er eine Mauer und Stadtrecht gab. – Seit er die Hochschule verlassen, hatte er den Büchern den Rücken gekehrt. Neben der Erfindung und Anfertigung von mechanischen Geräthen, worin er Geschick verrieth, füllten seine nicht durch Regierungsgeschäfte in Anspruch genommenen Stunden Jagd, Reiten, Pferdezucht, Anlage und Pflege großer Fischteiche, ritterliche Spiele und Waffenübungen; auch von der allgemeinen Unsitte des unmäßigen Trinkens hielt er sich nicht frei. Schon vor seinem Regierungsantritt trieben ihn jugendliche Unternehmungslust und Freude am Soldatenhandwerk ins Feld, als der Krieg um das Erzbisthum Köln entbrannte. Dem Heere, welches Johann Kasimir im J. 1583 Gebhard Truchseß zu Hülfe führte, [535] schloß sich J. mit einer kleinen Reiterschaar an, doch kehrte er bereits im October heim, weil der Pfalzgraf sein Heer auflöste und der Kaiser ihn wie andere mit jenem ausgezogene Herren unter Androhung der Acht zur Niederlegung der Waffen ermahnte. Um den unruhigen Jüngling von ähnlichen bedenklichen Unternehmungen für die Zukunft zurückzuhalten, wünschte die Mutter ihn zu verheirathen, und bald bewarb er sich um Elisabeth, die einzige Tochter des Grafen Floris von Palland zu Kulenburg und der Gräfin Elisabeth von Manderscheid, welche ein reiches Erbe zu erwarten hatte. Der Vater zeigte sich geneigt und auf dessen Aufforderung begab sich J., um der Tochter persönlich bekannt zu werden, zu Beiden nach Köln. Rasch erfolgte die Verlobung. Schon vorher hatte jedoch Floris die Hand seiner Tochter dem Grafen Jodocus von Limburg, Herrn zu Bronckhorst und Stirum zugesagt. Dieser machte nun, um seine Rechte zu behaupten, bei dem Official des Erzbischofs von Köln einen Proceß anhängig, in Folge dessen jener verfügte, daß Elisabeth, die damals als Katholikin angesehen worden sein muß, einstweilen in einem Kloster „sequestrirt“ werden sollte, und den Kölner Rath veranlaßte, sie sogleich in ihrem Hause durch Soldaten bewachen zu lassen. In Mannskleidern gelang es indeß der jungen Dame am 31. Juli 1584 zu entfliehen und um weiteren Schritten des Officials und des von Jodocus ebenfalls angerufenen Kammergerichtes vorzubeugen, wurde am 16. Septbr. ihre Trauung mit J. zu Westerburg am Hofe des Grafen von Leiningen in der Stille vollzogen. Die Ehe vermochte jedoch nicht, J. den Waffen zu entfremden, sondern bestimmte ihn nur die Fahne zu wechseln. Sein Schwiegervater war von Alba verbannt worden und die spanische Regierung hatte dessen in Geldern gelegene Güter mit Beschlag belegt. Der Wunsch, dieselben zurückzuerhalten, veranlaßte J., sich der katholischen Partei anzuschließen. Gleich nach seiner Heirath weilte er einige Zeit in München und er verpflichtete sich gegen ein Jahrgehalt dem Kurfürsten von Köln, so oft dieser es fordere, 1000 Pferde und 20 Fähnchen Fußknechte für ihn zu werben und ins Feld zu führen. 1585 und 1586 strttt er dann mit einer Reiterschaar unter dem Herzoge Alexander Farnese von Parma gegen Gebhard Truchseß und die Holländer und machte die Belagerungen von Neuß und Rheinberg mit. Die Kenntniß des Kriegswesens, welche er dort durch Uebung gewann, suchte er in der Folge, wohl durch Parma’s Umgang angeregt, durch das Lesen älterer und neuerer Schriftsteller zu erweitern, denn er fühlte sich zum Soldaten berufen. Indeß fand er nicht mehr Gelegenheit, sich als solchen zu bewähren. Als 1587 die für Heinrich von Navarra unter Fabian von Dohna gesammelten Schaaren, im Elsaß lagernd, arge Ausschreitungen verübten, übernahm J. den Oberbefehl über das Kriegsvolk, welches mit ihm sein Bruder Ernst Friedrich und die vorderösterreichische Regierung zur Vertheidigung ihrer Lande warben, und er führte dasselbe über den Rhein, um die Dohnaischen zu vertreiben: diese waren indeß kurz zuvor nach Lothringen abgezogen. 1588 ging dann J. mit Herzog Karl III. von Lothringen gegen ein Jahrgehalt den gleichen Dienstvertrag ein, wie früher mit dem Kurfürsten von Köln; Karl forderte ihn jedoch nicht zum persönlichen Zuzuge auf, sondern veranlaßte ihn nur, erst fünf und später noch vier Fähnchen zu werben und nach Frankreich zu senden, wofür ihm die Herrschaft Bitsch verpfändet wurde. Vorkehrungen endlich, welche J. 1589 mit der Regierung Vorderösterreichs traf, um für Heinrich von Navarra geworbene Reiter von der Einlagerung im Breisgau abzuhalten, erwiesen sich als überflüssig. – Die politischen Beziehungen Jacobs zu Katholiken blieben nicht ohne Einfluß auf seine kirchliche Gesinnung. Trotz aller Kriegslust und trotz aller Aeußerlichkeit seines täglichen Treibens besaß er ernsteren Sinn und vielleicht war in ihm sogar eine gewisse Neigung zur Mystik vorhanden, da er, wie es scheint, 1588 [536] Mitglied der Rosenkreuzerbrüderschaft war. Um so mehr theilte er die Vorliebe all’ seiner Zeitgenossen für Erörterung theologischer Fragen. Bei derartigen Gesprächen wurde er nun an katholischen Höfen inne, daß die Anschauungen über den Katholicismus, welche in evangelischen Kreisen herrschten, auf Uebertreibungen und Entstellungen beruhten. Durch diese Erkenntniß, wie überhaupt durch den Verkehr und die Verbindung mit Katholiken wurde seine Voreingenommenheit und sein Haß gegen das Papstthum gemildert und er für die Einwirkung eines ihm nahe stehenden Mannes zugänglich, welcher sich selbst vom Protestantismus zum Katholicismus wandte und durch seine ungemein umfassenden und gründlichen theologischen Kenntnisse sowie durch seine außerordentlich gewandte und schneidige Dialektik in seltenem Maße befähigt war, für seine eigene Ueberzeugung zu gewinnen. Es war Johannes Pistorius, welcher als Leibarzt und theologischer Berather schon dem Vater Jacobs zur Seite gestanden hatte und nach dessen Tode in Diensten seiner Söhne blieb. Ihm, der wahrscheinlich schon 1575 vom lutherischen zum reformirten Bekenntniß übergegangen war, dürfen wir es zuschreiben, daß Ernst Friedrich und J. 1580 und dann wieder 1584 bei der Landestheilung die Unterzeichnung der Concordienformel ablehnten. Allmählich entschied er sich für die katholische Lehre; 1587 sprach er sich offen für diese aus und im Anfange des J. 1588 vollzog er den Uebertritt. Gleich 1587 regte sich in Folge der Kundgebungen des Pistorius, welcher 1585 an Jacobs Hof übergesiedelt war, in evangelischen Kreisen der Verdacht, daß auch J. abtrünnig werden wolle, und in der That war dessen protestantischer Glaube damals bereits erschüttert. Immer mehr erlag derselbe dann den Angriffen des Pistorius. Pistorius richtete diese hauptsächlich auf den heikelsten Punkt der Concordienformel, die Lehre von der Allenthalbenheit des Leibes Christi. Zugleich aber wies er den Markgrafen darauf hin, wie viele, einander als Ketzereien verdammende Richtungen im Protestantismus vorhanden seien, wie keine mehr mit der Lehre Luther’s völlig übereinstimme und wie oft die verschiedenen Landeskirchen das Bekenntniß gewechselt hätten, er hielt ihm ferner alle die Aeußerungen Luther’s vor, in welchen dieser sich selbst widersprach oder – wie namentlich in Bezug auf Ehesachen – „unreine“ Worte gebrauchte oder in seiner derben Weise über einzelne Bücher der heil. Schrift, über Kirchenväter und kirchliche Dinge sowie über Kaiser und Fürsten urtheilte; endlich hob er hervor, wie oft die Augsburgische Confession geändert worden, wie deren Original erst 1580 an die Oeffentlichkeit gekommen, wie in den 1500 Jahren vor Luther kein Kirchenlehrer oder Theologe die gleiche Lehre wie Luther vertreten habe und wie dem Protestantismus jede Autorität und jede feste Regel fehle, um zu entscheiden, welche von den widerstreitenden Schriftauslegungen die richtige sei. J. selbst fühlte sich überdies durch den Mangel an „Andacht“ und praktisch-religiösem Leben in der lutherischen Kirche abgestoßen. Sein Hofprediger Johannes Zehender, mit welchem Pistorius wiederholt über die Ubiquität stritt, zeigte sich demselben nicht gewachsen und ebenso unterlagen ihm einige Pfarrer Ernst Friedrichs, bei einem von diesem veranlaßten viertägigen Gespräche über die gleiche Frage. Daher lud J. auf Andringen Zehender’s und um über die ihm erweckten Zweifel Klarheit zu gewinnen, im Februar 1589 die Tübinger Theologen Jacob Andreae und Jakob Heerbrand zu einem Religionsgespräche mit Pistorius ein, welches sie vorher wiederholt beantragt hatten. Die Abhaltung derselben verzögerte sich. Inzwischen las J. eifrig in der Bibel und in älteren und jüngeren theologischen Schriften. Ueberhaupt begann er sich wieder den Wissenschaften zuzuwenden, suchte seine Kenntniß des Lateinischen zu vervollständigen und im Sprechen desselben Gewandtheit zu erlangen und lernte eifrig und mit Erfolg Französisch. Als Kern des Streites zwischen den verschiedenen [537] Bekenntnissen erfaßte J. mit der Zeit die Frage, woran die wahre Kirche erkannt werde, und da Pistorius diese von vornherein den Tübingern als Gegenstand der Erörterung vorgeschlagen hatte, ließ J. sich gefallen, daß sie statt der Allenthalbenheit besprochen werde. Am 28. Novbr. 1589 begann das Religionsgespräch zu Baden-Baden, zu welchem auf beiden Seiten außer den Hauptkämpen noch mehrere Theologen sowie einige Fürsten erschienen waren. Schon am zweiten Tage wurden jedoch die Verhandlungen abgebrochen, weil die Tübinger sich die sie in die Enge treibende dialektische Fechtart des Pistorius nicht gefallen lassen wollten. Die von Pistorius veranlaßten Versuche Jacob’s, die Fortsetzung der Erörterungen zu bewirken, waren vergeblich. Der Markgraf wollte nun Zehender und seine Pfarrer den Streit über die wahre Kirche gegen Pistorius aufnehmen lassen. Ersterer erklärte sich jedoch dazu außer Stande, worauf J. dem Pistorius befahl, die Rechtfertigungslehre gemeinverständlich in deutschen Thesen darzustellen, und diese Zehender und seinem Superintendenten Nisäus am 2. April 1590 zur Beantwortung zusandte. Wir kennen deren Erwiderung nicht und erfahren nur, daß J. seinen sämmtlichen Kirchendienern befahl, sich zu einem Gespräche mit Pistorius über jene Thesen gefaßt zu machen, wobei er ihnen anheimgab, fremde Theologen zu ihrer Unterstützung herbeizuziehen. Er hatte sich seit dem badischen Gespräche mit doppeltem Eifer den theologischen Studien gewidmet und war nun zu der Ansicht gelangt, daß die katholische Kirche die rechte und ihre Lehre die wahre sei. Um sein Gewissen zu beruhigen und um dem Vorwurfe der Leichtfertigkeit beim Glaubenswechsel vorzubeugen, wollte er noch jenes Gespräch veranstalten. Ende Mai 1590 trat jedoch auch Zehender, welcher noch Mitte April ein entschiedener Gegner des Katholicismus gewesen war, zu diesem über, worauf sich die anderen badischen Geistlichen auf schriftliche Bekämpfung der ihnen vorgelegten Thesen beschränkten, wie auf ihr Bitten auch Theologen der Universitäten zu Tübingen, Straßburg und Marburg Widerlegungen verfaßten. J. bestand indeß auf der Abhaltung der Gespräches, zu welchem er auf Wunsch seiner Pfarrer den Straßburger Theologen Johannes Pappus berief. Da jene und dieser mit Pistorius nicht streiten wollten, trat Zehender dem Pappus, welcher für die badische Geistlichkeit das Wort übernehmen mußte, entgegen. Vom 23. bis zum 27. Juni 1590 wurde zu Emmendingen über die Kennzeichen der wahren Kirche verhandelt, wobei bald die Fragen in den Vordergrund gestellt wurden, ob es denkbar sei, daß 1500 Jahre lang keine rechtgläubige Kirche vorhanden gewesen, und ob vor Luther irgend Jemand in Bezug auf die Hauptsätze der christlichen Lehre denselben Glauben wie dieser gehabt habe. Pappus wurde bald so in die Enge getrieben und erkannte so deutlich, daß J. für den Protestantismus verloren sei, daß er sich vom Straßburger Rathe abrufen ließ. Nun forderte J. noch den Marburger Theologen Aegidius Hunnius und dann seinen Superintendenten Nisäus auf, mit Pistorius über die Rechtfertigungslehre zu streiten. Da aber Hunnius sich nur zu einem Gespräche in Marburg verstehen wollte und Nisäus ein solches gänzlich verweigerte, entschloß er sich, seinen Uebertritt nicht länger aufzuschieben. Am 15. Juli 1590 vollzog er denselben im Cistercienserkloster Thennenbach. Die ihm verwandten und befreundeten evangelischen Reichsstände hatten seit Ende 1587 Alles aufgeboten, um ihn davon zurückzuhalten, katholische Fürsten dagegen, namentlich Herzog Wilhelm V. von Baiern, hatten ihn zu ermuthigen und vorwärts zu drängen gesucht. Sein Uebertritt erregte, obwol er zu den mindestmächtigen Reichsfürsten gehörte, bei der Schroffheit, mit welcher sich die kirchlichen Parteien gegenüber standen, und bei dem Vorwiegen der kirchlichen Gesichtspunkte in den Anschauungen der Zeitgenossen außerordentliches Aufsehen und rief auf der einen Seite ebenso große Freude wie auf der anderen [538] Misbilligung und Zorn hervor, zumal J. der erste deutsche Fürst war, der im mündigen Alter und nach angetretener Regierung vom Protestantismus abfiel. Er ging sofort daran, auch sein Gebiet zu katholisiren, doch starb er schon am 17. August 1590. Gleich nach seinem Uebertritte hatte er einen Sauerbrunnen in Sigmaringen aufgesucht, um seine durch Ueberarbeitung angegriffene Gesundheit herzustellen. Als er in der dritten Woche heimkehrte, zog er sich unterwegs durch den Genuß von Kirschen die Ruhr zu, welcher er am zehnten Tage erlag. – Sein Bruder Ernst Friedrich eilte nach seinem Tode sogleich herbei, stellte den Protestantismus her und ließ die Leiche Jacobs gegen dessen ausdrücklichen Wunsch am 14. September durch seinen Hofprediger nach protestantischem Ritus in der Fürstengruft zu Pforzheim beisetzen. Ein Denkmal erhielt das Grab, obgleich Ernst Friedrich sich auf das Andringen der katholischen Verwandten 1594 ausdrücklich zur Errichtung eines solchen verpflichtete, erst durch dessen Nachfolger Georg Friedrich. – Jacobs Witwe, welche am 26. August zu Freiburg i. Br. zum Katholicismus übertrat, wurde von Ernst Friedrich, da sie ihrer Entbindung entgegensah, nach Hochberg gelockt und dort in drückender Haft gehalten. Am 3. Septbr. 1590 gebar sie einen Knaben, den Ernst Friedrich am 10. September auf die Namen Ernst Jacob evangelisch taufen ließ. Derselbe starb jedoch schon am 31. Mai 1591, so daß Baden-Hochberg an die Brüder seines Vaters vererbte. Die Mutter hatte sich schon Ende März durch den Grafen Karl II. von Hohenzollern aus der Gefangenschaft entführen lassen und denselben am 13. Mai geheirathet. Die beiden Töchter Jacobs, Anna (geb. am 23. Juni 1585) und Jacobäa (geb. am 12. Juni 1589) blieben trotz allen Bemühungen der von J. ernannten Vormünder, des Herzogs Wilhelm und dann Maximilian von Baiern und jenes Grafen von Hohenzollern in der Gewalt Ernst Friedrichs und des ihm folgenden Georg Friedrich und wurden protestantisch erzogen. – Seinen Uebertritt hatte J. in einem Buche, mit dessen Ausführung er Pistorius beauftragte, vor der ganzen Welt begründen wollen. Er sah davon nur mehr die ersten Bogen. Es erschien erst 1591 unter dem Titel: „Vnser, von Gottes Genaden, Jacobs, Marggrafen zu Baden … christliche, erhebliche vnd wolfundirte Motifen, warumb wir auß einigen eifferigen trib vnsers Gewissens … die Lutherische Lehr verlassen“ etc. Von den katholischen Zeitgenossen wurde die Schrift als eine der vorzüglichsten Darlegungen der Irrigkeit des Lutherthums gepriesen; ihre Gelehrsamkeit und scharfe Polemik ist selbstverständlich nicht dem Markgrafen, sondern dem Verfasser anzurechnen. In Bezug auf Geist und Charakter rühmt Pistorius den Markgrafen in zwei Leichenreden als Ausbund aller trefflichen Eigenschaften; alle Leichenreden jener Zeit sind jedoch nur mit großer Vorsicht zu benutzen und bei diesen ist das in Anbetracht der Umstände, unter welchen sie entstanden sind, und der Person des Verfassers doppelt geboten. Alle späteren Charakteristiken Jakobs sind indeß aus jenen Reden geschöpft, und anderweitige gleichzeitige Nachrichten liegen zu wenige vor, um ein Urtheil über Jacobs Persönlichkeit zu gewinnen.

Ueber die Quellen siehe: Briefe und Acten zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges IV, 30. Anm. 3. In demselben und im fünften Bande ist der Proceß wegen der Töchter Jakobs ausführlich behandelt; über seine Verlobung vgl. Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte, 1874, 755.