ADB:Ernst Friedrich (Markgraf von Baden-Durlach)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ernst Friedrich, Markgraf von Baden-Durlach“ von Arthur Kleinschmidt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 245–246, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ernst_Friedrich_(Markgraf_von_Baden-Durlach)&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 09:38 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 6 (1877), S. 245–246 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ernst Friedrich (Baden-Durlach) in der Wikipedia
Ernst Friedrich in Wikidata
GND-Nummer 10003148X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|245|246|Ernst Friedrich, Markgraf von Baden-Durlach|Arthur Kleinschmidt|ADB:Ernst Friedrich (Markgraf von Baden-Durlach)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=10003148X}}    

Ernst Friedrich, Markgraf von Baden-Durlach, geb. 17. Oct. 1560, † 1604, war der älteste Sohn des Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach von Anna, Pfalzgräfin von Veldenz. Am 23. März 1577 folgte er auf seinen Vater zugleich mit seinen zwei Brüdern, doch unter Vormundschaft seiner Mutter, des Herzogs von Würtemberg, des Kurfürsten von der Pfalz und des Pfalzgrafen von Neuburg. Von Reisen zurückgekehrt, wurde er am 4. December 1584 selbständiger Markgraf von Baden-Durlach und Vormund seines jüngsten Bruders Georg Friedrich. Trotz der Verfügungen des Vaters theilten die Brüder am gleichen Tage das Land und E. Fr. erlangte die Markgrafschaft Pforzheim. E. Fr. liebte den Verkehr mit Gelehrten und besonders mit Theologen; Jost Reuber, Georg Hanfeld, ein Calvinist, und Andere waren ihm befreundet, ebenso Johann Pistorius – sie Alle unterstützten ihn bei der Einrichtung des Gymnasium Ernestinum in Durlach 1583–86, während er reiche Stipendien für unbemittelte Schüler an dieser Pflanzschule für Gelehrte stiftete; zwar sprach der Fürst in theologicis gerne mit, aber er war darin sehr schwach beschlagen. Als 1590 sein katholischer Bruder Jakob III. starb, riß er – freilich ziemlich eigenmächtig verfahrend – die Regentschaft an sich, kam zwar in heftige Streitigkeiten mit dem Kaiser und mehreren katholischen Reichsständen, aber erhielt doch nach dem Tode seines kleinen Neffen Ernst Jakob zugleich mit seinem Bruder und Mündel Georg Friedrich die Markgrafschaft Hochberg. 1592 unterstützte er die Bewerbung des Brandenburger Markgrafen Johann Georg um den Bischofsstab von Straßburg mit Truppen und kämpfte gegen den Mitbewerber und dessen Vater aus dem lothringischen Hause[WS 1]. – 1594 besuchte E. Fr. den Heilbronner Congreß und betonte entschieden das Interesse des Protestantismus gegen die kaiserliche Politik, in Heinrich IV. von Frankreich den Rückhalt suchend; zugleich hob er die heillose Wirthschaft von Eduard Fortunatus in Baden-Baden hervor, es war dies die Einleitung zu dem entscheidenden Schritte, den er unternahm, um das Gebiet seiner Ahnen nicht in fremde Hände kommen zu lassen: am 21. November 1594 ließ er bei Nacht die Markgrafschaft Baden-Baden besetzen und sich als Administrator huldigen, und behielt trotz kaiserlicher Gegenbefehle und trotz aller Rüstungen Eduard Fortunatus’ sie in Besitz; – den Mördern, die letzterer gegen ihn sandte, entging er. Als Eduard Fortunatus 1600 gestorben war, nahm E. Fr. auch die Herrschaften Lahr und Mahlberg ein und wollte zugleich Sponheim haben, er nannte sich den rechtmäßigen Nachfolger desselben in Baden-Baden, seine Ehe nicht als legitim anerkennend. K. Rudolf II., seit lange auf E. Fr. schwer erzürnt, zumal seit er das leichtsinnige Nonnenkloster in Frauenalb 1597 auseinander gejagt hatte, ernannte Kurbaiern zum Administrator und bestritt ohne Unterlaß in der heftigsten Weise E. Fr. den Besitz der Markgrafschaft Baden-Baden; der Streit überdauerte den Markgrafen und kostete ihn enorme Summen, nur höchst unbedeutenden Gewinn liefernd. Auch wegen der protestantischen Erziehung der Töchter seines Bruders Jakob III. lag er in steter Fehde mit dem Kaiser. Um einiges Geld zu bekommen, woran er seit der Besetzung der Lande Eduard Fortunatus’ empfindlichen Mangel litt, überließ er schon 1595 an Würtemberg Amt und Stadt Besigheim und Mundelsheim etc. für nahezu 390000 Gulden, kurz vor Niederlegung der Vormundschaft über seinen jüngsten Bruder, und am 20. December 1603 that er einen weiteren für Haus und Land höchst schädlichen Schritt: er vertauschte gegen die Aemter Malsch und Langensteinbach, den Flecken Rodt und 408000 Gulden die Aemter Altensteig und Liebenzell an Würtemberg; besonders war der Tausch durch den Verlust von Schifffahrtsvortheilen und reichen Waldungen unvortheilhaft. – Schon lange war E. Fr. im lutherischen Glauben wankend geworden und in erster Linie war es der Renegat Johann Pistorius, der ihn [246] zum Calvinismus hintrieb, auch die intimen Beziehungen zu Friedrich IV. von der Pfalz waren von Einfluß. So trat er 1599 öffentlich über, legte die Ursachen der Conversion und sein neues Bekenntniß im Stafforter Buche nieder und zwang das lutherische Land reformirt zu werden. Den entschiedensten Widerstand setzte, die streng lutherischen Gesinnungen seines Bruders und Nachfolgers kennend, Pforzheim dem starrsinnigen Manne entgegen, wiederholt kam es zum offenen Aufstande, – da entschloß sich E. Fr. zum Kriegszuge gegen die gottesfürchtige Stadt, seiner lange gelähmten Glieder vergessend, aber unterwegs traf ihn der Schlag und er starb zu Remchingen am 14. April 1604; zu Pforzheim fand er keinen Sieg, nur ein Grab. Sein halsstarriger Sinn hatte dem Lande wenig Vortheil gebracht. E. Fr. ist der erste badische Fürst, der einen Orden stiftete, nämlich den Ritterorden der blauen Binde 1584. – Seit dem 21. December 1585 war E. Fr. vermählt mit Anna, der Tochter des Grafen Edzard II. von Ostfriesland und Wittwe des Kurfürsten Ludwig IV. von der Pfalz[WS 2]; nach des Markgrafen Tod heirathete sie in dritter Ehe den Herzog Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg und starb zu Neuhaus in Böhmen 1621. Ihre Ehe mit E. Fr. war kinderlos geblieben.

Schöpflin, Hist. Zaringo-Badensis. Leonh. Hutterus, Concordia concors. Bouginé, Handbuch der allgemeinen Litterargeschichte. Kleinschmidt, Jakob III., Markgraf von Baden und Hochberg.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. gemeint ist Karl von Lothringen
  2. es handelt sich hier um einen Irrtum, Ludwig IV. verstarb bereits 1449; Anna von Ostfriesland war kurz (vom 12. Juli 1583 bis 22. Oktober 1583) mit dem Vormund von Ernst Friedrich, Kurfürst Ludwig VI. von der Pfalz verheiratet