ADB:Ludwig IV. (Kurfürst von der Pfalz)

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Artikel „Ludwig IV., Kurfürst von der Pfalz“ von Jakob Wille in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 571–573, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ludwig_IV._(Kurf%C3%BCrst_von_der_Pfalz)&oldid=- (Version vom 10. Oktober 2024, 10:18 Uhr UTC)
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Ludwig IV., Kurfürst von der Pfalz, 1437-49, war geb. am 1. Jan. 1424. Nach Ludwigs III. Tode führte Pfalzgraf Otto von Mosbach die Vormundschaft, der gegen die Bestimmung der Goldenen Bulle schon 1437 seinen Mündel mit der Kurwürde belehnen ließ. 1442 ward L. volljährig und wohnte bald darauf der Krönung des neuen Königs Friedrich III. zu Aachen bei. Unter Friedrich, der bei seiner überaus langen Regierung der schweren Aufgabe, die ihm zu Theil ward, nicht gewachsen war, tritt Ludwigs Name ganz bedeutsam hervor. Während in dem Kampfe zwischen Papst und Kirche auf dem mit [572] Bann belegten Baseler Concil sich die Franzosen ihre Selbständigkeit gegenüber der Curie bewahrten, waren es auf deutscher Seite die Kurfürsten, welche durch einen Neutralitätsbund (17. März 1438) eine feste Nationalkirche zu schaffen schienen, wären nicht wieder eigennützige Parteiinteressen die Ursache einer baldigen Niederlage gewesen. Bei dieser Neutralitätspolitik war zwar noch Ludwigs Mitvormund Rhabanus von Trier die entscheidende Persönlichkeit, aber schon 1443 trat der junge Kurfürst selbstthätig in die Verhandlungen ein. Schon seine verwandtschaftlichen Beziehungen mußten ihn auf Seite der Reformpartei Stellung nehmen lassen, denn L. vermählte sich am 18. October 1445 mit Margarethe, der Tochter des Herzogs Amadeo VIII. von Savoyen, der schon im hohen Alter dem Sohne die Regierung übergeben, sich als Einsiedler an den Genfer See zurückgezogen hatte, jetzt aber als Reformpapst unter dem Namen Felix V. in den politisch-kirchlichen Kampf eintrat. Bei dieser Verbindung Ludwigs mit dem savoyischen Hause waren die Kurfürsten von Trier und Mainz nicht ohne politische Berechnung betheiligt. Bedeutsamer als deutscher Reichsfürst tritt L. in den Beziehungen des Deutschen Reichs zu Frankreich auf. Bekanntlich hatte Friedrich III. in seinen Kämpfen mit den Schweizern die Thorheit begangen, französische Hülfe von Karl VII. (1421-67) zu verlangen, dem nichts erwünschter war, als die zügellosen Schaaren von Söldnern, die gefürchteten Armagnacs, die Frankreich selbst zur Last waren, zu einer Action nach Außen zu verwenden, die ihm bei der Schwäche des Deutschen Reiches ein Stück Grenzgebiet eintragen konnte. Die Schweizer wurden, wie bekannt, bei St. Jacob (26. August 1444) geschlagen, nun aber begannen die Söldner nach Deutschland sengend und brennend einzudringen, den ganzen Elsaß und den Sundgau zu besetzen. Während aber das Reich ohnmächtig diesem Treiben zusah und sich zu schwach fühlte einen Kriegszug zu beginnen, ja Reichsfürsten, wie Mainz und Köln mit Frankreich liebäugelten, ward L. der thatkräftige Vertreter des deutschen Reichsgedankens. Schon längst beabsichtigte er einen Krieg gegen die Armagnacs, noch ehe die Städte auf einer Versammlung zu Frankfurt ernstlich davon sprachen, aber L. wünschte einen allgemeinen Reichskrieg, der mit gemeinsamer Kraft begonnen nicht allein der Söldnerhaufen sich erwehren konnte, sondern vor allem Frankreich gegenüber das Deutsche Reich aus seiner Ohnmacht emporheben sollte. Im October 1444 hatte L. persönlich zu Speier seinen vollen Einfluß in diesen entscheidungsvollen Fragen geltend gemacht und nur unwillig fügte sich der zum Losschlagen auf eigene Faust gerüstete Pfalzgraf, als König Friedrich zu Wolsheim mit dem Dauphin zu pactiren begann. Nach den Verhandlungen, wie sie der Trierer führte, sollte L. die Waffen niederlegen, die Armagnacs aber bis zu einem weiteren Beschlusse, die von ihnen eingenommenen Plätze besetzt halten. Diesem entehrenden Waffenstillstande gegenüber ist es der Pfalzgraf L., der des langen Säumens müde selbst mit einem Heerhaufen ins Elsaß bis nach Straßburg vordringt. Bei Illkirch brachte er den Söldnern eine bedeutende Niederlage bei. Allgemeiner Dank der lange gedrückten Bevölkerung folgte der tapfern That des Pfalzgrafen. Längst war er als thatkräftiger, charakterfester und friedliebender Fürst bei den Zeitgenossen geachtet. Die Chronisten wissen nicht genug seine Verdienste um die Aufrechthaltung des Friedens hervorzuheben. Man nennt ihn den „biderben, ehrlichen und gottseligen Fürsten“. So hatte er sich besonders in den weiteren Kämpfen Friedrichs III. mit den Eidgenossen als erwünschter Schiedsrichter bewährt. 1455 hatte er als 22jähriger junger Mann die Friedensunterhandlungen zu Constanz geleitet und zu gutem Ausgange geführt. Vor Allem hebt sich bei der trostlosen Lage des Reichs, bei der Gewissen- und Charakterlosigkeit eines großen Theils einflußreicher Reichsfürsten, die wahrhaft makellose Gestalt Ludwigs glänzend [573] hervor. Im eigenen Lande bewies er sich als tüchtigen Regenten, die Universität Heidelberg weiß von seiner Fürsorge zu erzählen, wo er als Wiederhersteller des Dionysianums bekannt ist. Noch nicht 25 Jahre alt starb er zu Worms am 13. August 1449. Aus seiner Ehe mit Margarethe von Savoyen ging der ritterliche und für die Wissenschaften begeisterte Kurfürst Philipp hervor.

Häusser, Geschichte der rhein. Pfalz, I. 313-29. Hautz, Geschichte der Universität Heidelberg, I. E. Wülcker, Urkunden und Schreiben betreffend den Zug der Armagnaken (1439-44), im Neujahrblatt des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt a/M., 1873. W. Pückert, Die churfürstliche Neutralität während des Baseler Concils, Leipz. 1858.