ADB:Ludwig I. (Herzog von Pfalz-Zweibrücken)

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Artikel „Ludwig I. von Veldenz, Herzog von Pfalz-Zweibrücken“ von Jakob Wille in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 573–575, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ludwig_I._(Herzog_von_Pfalz-Zweibr%C3%BCcken)&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 04:36 Uhr UTC)
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Ludwig I. von Veldenz, zweiter Herzog von Pfalz-Zweibrücken, ist 1424 als der Sohn Herzogs Stephan von Zweibrücken und Anna’s, der Erbtochter Friedrichs III. von Veldenz geboren. Ueber die Grafschaft Veldenz regierte er zunächst unter väterlicher Administration vom 16. September 1444 bis 14. Februar 1459, von da ab selbständig. Als Knabe schon im Waffenhandwerk tüchtig geübt, focht er zum ersten Male in der Fehde seines Vaters mit dem Rheingrafen von Grumbach 1448. Seine Residenz nahm er in Meisenheim, von wo aus er das kleine Land unter Bewahrung aller hergebrachten Freiheiten gut regierte. Erst 1453, als nach der Abdankung Stephans auch Zweibrücken an L. überging, tritt sein Name mit der allgemeinen Reichsgeschichte in Zusammenhang. Zunächst mußten ihm Fehden im eigenen Stammhaus die neuerworbenen Besitzungen in Frage stellen. Als Sohn der erwähnten Anna von Simmern, Tochter des letzten Grafen von Veldenz, bekam er die gleichbenannte Grafschaft sammt den pfälzischen Lehen, nun erhob aber Friedrich I. der Siegreiche, Kuradministrator von der Pfalz, gleiche Ansprüche; obgleich sich nachweisen lasse, erklärte er, daß die Grafschaft Kunkellehen, werde er dieselbe als Mannlehen beanspruchen, ein Theil der Pfälzer wollte auch dem Kuradministrator nicht untreu werden und verweigerte L. den Gehorsam. Fehden waren nicht mehr zu vermeiden. Ueberall rüstete man sich, Friedrich nahm im Veldenzischen Lehensrecognitionen vor, zwischen den gegenseitigen Beamten begannen zuerst kleine Reibereien, dann zog L. einen Theil seiner Streitmacht, die er seinem Bruder Ruprecht gegen Wyrich von Hohenberg überlassen hatte, für seinen Schutz zurück. Nachdem pfälzische Knechte in zweibrückisches Gebiet eingefallen waren, erklärte Friedrich, als Friedensbrecher den Krieg (3. Juli 1455), in welchem zunächst Bergzabern in seine Hände fiel. Im kurz darauf geschlossenen Frieden erhielt zwar L. die Stadt wieder zurück, aber nur als lebenslängliche Belehnung, ein Artikel, welcher die Keime neuer Feindseligkeiten in sich trug. Schon hatte sich L. durch Bündnisse mit Mainz, Baden, Brandenburg und Württemberg gesichert, als 1459 ein neuer Krieg ausbrach. Friedrich, von dem Mainzer Erzbischof Diether unterstützt, zog gegen den Veldenzer und belagerte 1462 dessen Residenz Meisenheim. Durch ihre Beziehungen zu dem bekannten Mainzer[WS 1] Erzbisthumsstreit gewinnt diese an sich unbedeutende Fehde des Veldenzer eine allgemeinere Bedeutung. Als zwischen Diether von Isenburg und Adolf von Nassau der Streit um das Mainzer Erzbisthum ausbrach, konnte L. schon aus dem Grunde, daß Diether seines Gegners Verbündeter war und ein großer Theil veldenzischer Besitzungen im Mainzer Sprengel lagen, nicht theilnahmlos bleiben. Sofort schloß er sich dem Nassauer an und verkündete in seinem Lande die gegen den Isenburger gerichtete Bulle des Papstes (1462). So vertrat im Rheingau der Veldenzer die Sache Adolfs von Nassau, während bei Seckenheim (1462) dessen Verbündete den siegreichen Waffen Friedrichs I. unterlagen. Inzwischen verabredeten sich [574] die beiden ersteren Mainz zu stürmen und Diether gefangen zu nehmen. Es gelang ihnen zwar die Stadt bei Nacht zu überfallen und nach furchtbarem Straßenkampfe die Anhänger des Nassauers zum Abfall zu bringen, aber Diether entkam, um mit neuen Streitkräften zum Entsatze der Stadt zurückzukehren. Mit eiserner Strenge mußten die noch in Mainz wohnenden Fürsten gegen die Bürgerschaft auftreten, daß sie nicht des kaum geschworenen Eides vergaß; schon war ein großer Theil wiederum Diether zugefallen. Aus der Mainzer Fehde hatte nun aber L., wie es ihm als Bundesgenossen des Nassauers wohl gebührte, bedeutenden Gewinn gezogen. Die Hälfte der in Mainz gemachten Beute fiel ihm zu, reiches Silbergeräth floß in die herzogliche Münze. Als Unterpfand für die Bezahlung der Kriegskosten hatte er mehrere Mainzische Dörfer erhalten. Inzwischen gebot aber Friedrichs Wunsch seinen einzigen Bruder Ruprecht auf den Mainzer Erzbischofsstuhl zu bringen, daß er sich mit dem Veldenzer Vetter, der im Domcapitel manchen Freund hatte, auf bessern Fuß stellte. Am 16. November 1463 kam es zu einem feierlichen Friedensschluß. Die nun folgende kurze Zeit der Ruhe benutzte L. zur Förderung und Hebung seines Ländchens, zahlreiche kleinere Erwerbungen erweiterten dessen Grenzen, die Städte erfreuten sich neuer Freiheiten, das materielle Wohl des kleinen Staates fand besonders an dem eifrig betriebenen Bergbau eine gute Förderung. Bald darauf erneuerte sich die Feindschaft mit dem Pfälzer Vetter, als Kaiser Friedrich den Herzog zum Beschirmer von Weißenburg an der Lauter ernannte, das vom Pfälzer Fritz belagert war. Kurfürst Friedrich hatte nämlich als Landvogt im Elsaß das Kloster Weißenburg zu reformiren versucht, gewiß nicht ohne die Absicht auch auf die Stadt Weißenburg seine landvogteilichen Rechte auszudehnen. Die Weißenburger wandten sich an Kaiser und Papst und Friedrich III. ernannte in dem neu ausbrechenden Kriege mit dem Kurfürsten unsern Herzog L. zum obersten Feldhauptmann. L. gelang es nun auch, die Weißenburger zum Bruche des mit Friedrich I. bereits abgeschlossenen Vertrages zu bewegen, aber seine Waffen hatten abermals kein Glück. Daß Kaiser Friedrich ihm die Landvogtei im Elsaß übertrug, welche des Pfälzers Erbe war, hatte nichts zu bedeuten, nur Hagenau erkannte ihn an. Der Herzog sah sich in der größten Verlegenheit, nach und nach verlor er in diesem unnützen Kampfe mit dem alten Gegner einen Platz nach dem anderen. So fiel Lamsheim und Dürkheim, mit ihnen die Mainzer Pfandschaft, auf die Friedrich schon längst seine Augen geworfen hatte. Der Kaiser war nicht in der Lage, dem bedrängten Herzog Hülfe zu senden. Als Kurfürst Friedrich auch in die veldenzischen Erblande eindrang, mußte L. um Frieden bitten, in welchem er auf die Landvogtei Hagenau Verzicht leistete (2. Septbr. 1471). In der nächsten Zeit nahm er beim Kaiser Aufenthalt, der ihm viel Gunst bezeugte. Herzog L., seines dunkeln Teints und pechschwarz herabhängenden Haares wegen „der Schwarze“ genannt, war in wenigem das Ebenbild seines vortrefflichen Vaters, des ersten Zweibrückener Herzogs. Der Vater war friedliebend und milde, er hatte die Eigenschaften, die einen guten Landesvater ausmachen, der Sohn war leidenschaftlich und unselbständig, die Kräfte, die er planlos in Kriege vergeudete, hätten mehr dem innern Wohle des Landes zu Gute kommen müssen, das bei aller guten Verwaltung in den vielen Fehden des Landesherrn nie recht zur behaglichen Ruhe kam. Im übrigen war er ein mehr durch Tapferkeit und persönlichen Muth, als durch Einsicht und staatsmännische Berechnung ausgezeichneter Mann. Friedrich der Siegreiche, sein Gegner, hatte diese Eigenschaften gleichmäßig in sich vereinigt, in ihrem Besitze hätte auch L. mehr gewinnen als verlieren müssen. 1482 hatte der Herzog einen Theil seines Landes, nämlich die Stadt Zweibrücken mit allen [575] Theilen der ehemaligen Grafschaft an seinen Sohn Alexander abgetreten. Am 19. Juli 1489 starb er zu Simmern. Vermählt war L. mit Johanna, der Tochter Antons von Croy.

Haeutle, Genealogie des Stammhauses Wittelsbach, München 1870. Lehmann, Vollständige Geschichte des Herzogthums Zweibrücken, München 1867. Ph. C. Heintz, Das ehemalige Fürstenthum Pfalz-Zweibrücken und seine Herzoge (Abhandl. d. baier. Akad. hist. Kl. I). Menzel, Kurfürst Friedrich der Siegreiche, München 1861.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Maizer