Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Herxheimer, Salomon“ von Adolf Brüll in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 265–266, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herxheimer,_Salomon&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 03:40 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Herwegen, Peter
Nächster>>>
Herz, Henri
Band 50 (1905), S. 265–266 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Salomon Herxheimer (Rabbiner) in der Wikipedia
Salomon Herxheimer in Wikidata
GND-Nummer 123675030
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|50|265|266|Herxheimer, Salomon|Adolf Brüll|ADB:Herxheimer, Salomon}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=123675030}}    

Herxheimer: Salomon H., hervorragender Theologe, geboren am 6. Februar 1801 zu Dotzheim bei Wiesbaden, † am 25. December 1884 zu Bernburg. Den ersten Unterricht erhielt H. vom Lehrer des Ortes und von seinem Vater, der trotz seiner anstrengenden Erwerbsthätigkeit ihm seine Mußestunden widmete. In seinem 13. Lebensjahr kam er nach Mainz, wo sich seiner R. Herz Scheyer annahm. Gehörte er dort auch nicht zu den scharfsinnigsten Schülern seines Meisters, so zählte er doch zu den fleißigsten und erfreute sich wegen seines anmuthigen witzigen Wesens allgemeiner Beliebtheit. In Mainz wirkte damals auch Michael Creizenach, zu dessen Schülern auch H. gehörte. 17 Jahre alt, übernahm er die Stelle eines Lehrers in Herborn, woselbst er 1818–1824 segensreich wirkte und lange Zeit in dankbarer Erinnerung blieb. In seinem 23. Jahre bezog er die Universität Marburg, woselbst er Philosophie, Geschichte, Pädagogik und orientalische Sprachen mit Fleiß und Eifer studirte. Nach dreijährigem Aufenthalte daselbst bezog er, mit einem Herzoglich Nassauischen Stipendium versehen, die Universität Göttingen. Am 8. Mai 1827 bestand er die Rabbinatsprüfung bei dem Provinzialrabbiner zu Marburg, und am Rüsttage des jüdischen Neujahrsfestes 1827 trat er die Stelle eines Religionslehrers in Eschwege an, woselbst er auch in der Synagoge Predigten hielt. Nachdem er auch durch den Rabbiner J. B. Levita in Rotenburg zum Rabbiner diplomirt war, wurde ihm das Kreisrabbinat in Eschwege übertragen. Am 16. November 1830 erlangte er in Marburg die philosophische Doctorwürde. In Eschwege ist sein nachmals in zahlreichen Auflagen erschienenes, weitverbreitetes und sehr geschätztes Schulbuch „Jesode ha Thora“, Glaubens- und Pflichtenlehre, erschienen. 1831 wurde H. nach Bernburg als anhaltischer Landrabbiner berufen, welche Stelle er am 3. August desselben Jahres antrat und bis zu seiner am 1. September 1879 erfolgten Pensionirung inne hatte. H. hat sich große, bleibende Verdienste um die Hebung der Volksbildung und um die Verbesserung des Jugendunterrichtes erworben, und unter seinem Einfluß wurden Juden, mehr wie früher dem Handwerk und der Landwirthschaft zugeführt. Sein Hauptwerk, durch das er in weiteren Kreisen populär geworden, ist sein 1841 erschienenes Buch „Der Pentateuch im hebräischen Texte mit wortgetreuer Uebersetzung und fortlaufender Erklärung“, dem 1841–1848 „Die Propheten und Hagiographen“ gefolgt sind. In seinem Bibelcommentar popularisirte er die wissenschaftlichen exegetischen Resultate der bedeutendsten Forscher auf diesem Gebiete und finden in demselben neben Talmud und Midrasch, neben den Ansichten von Raschi, Ibn Esra, Kimchi, Nachmaides und Abrabanel auch die von Rosenmüller, Hitzig, Bohlen, Ewald, Delitzsch u. A. Beachtung und Berücksichtigung. Auch hat er die Bibel durch eine Reihe trefflicher homiletischer Bemerkungen für den Prediger nutzbar gemacht. Er hat es verstanden in seinen Predigten, in welchen er sich an christliche Meister wie Reinhard, Ammon, Zollikofer, Draeseke, Schleiermacher [266] u. A. anlehnte, seinem Fühlen und Denken volksthümlichen Ausdruck zu verleihen und ihnen ein jüdisches Gepräge zu geben. Er nahm auch an den Rabbinerversammlungen in Braunschweig 1844, Frankfurt a. M. 1845, Breslau 1846 thätigen Antheil und gab im J. 1869 auf der Synode zu Leipzig ein mustergültiges Referat über den jüdischen Religionsunterricht, erstattet auf Grund seines gründlichen Wissens und seiner reichen Erfahrung auf diesem Gebiete. Am 26. September 1877 feierte er sein fünfzigjähriges Amtsjubiläum, aus welchem Anlaß durch den Deutsch-Israelitischen Gemeindebund die „Herxheimer-Stiftung“ ins Leben gerufen wurde, welcher ihn an seinem 80. Geburtstage in Anerkennung seiner großen Verdienste zu seinem Ehrenmitglied ernannte.

Ein Vorkämpfer des modernen Judenthums, Vortrag gehalten im Mendelssohn-Verein zu Frankfurt a. M. am 15. December 1884 von D. S. Salfeld. – Brüll’s Pop.-wiss. Monatsblätter, Jahrg. V, S. 25, 50, 80.