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Artikel „Herz, Henri“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 266, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herz,_Henri&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 19:23 Uhr UTC)
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Herz: Henri H., geboren am 6. Januar 1803 zu Wien, † am 5. Januar 1888 zu Paris. Ein beim großen Publicum einst außerordentlich beliebter Modecomponist, der gut ein halb Jahrhundert den Spielstoff der Damenwelt beherrscht hat. Schon sehr jung zeigten sich seine bedeutenden Anlagen zur Musik, und kaum 8 Jahre alt, trat er schon als Claviervirtuose auf. Hierauf brachte ihn der Vater nach Paris aufs Conservatoire de musique, wo er Pradher’s Clavierclasse zugewiesen wurde und in kurzer Zeit den ersten Preis erlangte. Ebenso machte er in der Compositionsclasse unter Dourlen reißende Fortschritte, so daß er schon 1818 Variationen und ein Rondo eigener Composition herausgab. Der überraschende Erfolg dieser Erstlinge verleitete ihn, auf der begonnenen oberflächlichen Bahn fortzufahren, aus der er sich kaum in größeren Werken, wie in seinen Concerten mit Orchester, herauszureißen im Stande war. Als Virtuose errang er sowol in Frankreich, wie 1831 und 1834 in Deutschland und England unbestrittene Erfolge. Als speculativer Kopf und im Verlangen reich zu werden, betheiligte er sich an der Pianoforte-Fabrik von Klepser als Theilhaber, gerieth aber in Verlust und gründete eine eigene Fabrik, doch gelang es ihm nicht, den erhofften Gewinn herauszuschlagen, daher unternahm er 1845 eine große Concerttour in den Vereinigten Staaten Amerikas und 1849/50 in Californien und Südamerika. Zurückgekehrt nach Paris, begann er nun im großen zu fabriciren und brachte die Fabrik auch in der That zu hoher Blüthe, die seinen Säckel nach Wunsch füllte. Dabei vergaß er nicht das Fabriciren von Variationen, Rondos, Polkas, Transcriptionen italienischer Opernmelodien, Phantasien u. A. und fand stets willige Verleger, die hohe Honorare zahlten. Hofmeister’s Handbuch von 1828–1871 verzeichnet Opus 1–218 neben einer langen Reihe von allerhand Clavierpiècen ohne Opuszahl. Noch 1875 werden die beiden Clavierconcerte Nr. 5 opus 180 und Nr. 8 opus 218 neu aufgelegt (Mainz bei Schott, seinem Hauptverleger). Dennoch hat H. für die Jugend manches brauchbare Werk geschrieben, und sein Heft „Gammen und Fingerübungen auf 5 Tönen“ bilden heute noch für den Anfänger den ersten Unterrichtsstoff.

Riemann’s und Mendel-Reißmann’s Lexikon. – Urtheile in der Berliner Musikztg. 2, 212; 4, 281 etc. – In der Leipziger Allgem. Musik-Zeitung sehr reichlich vertreten, siehe die Generalreg., sein Porträt in Bd. 42 als Titelblatt nebst seiner Hds. in Nr. 1.