ADB:Ammon, Christoph Friedrich von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ammon, Christoph Friedrich von“ von Heinrich Heppe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 405–406, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ammon,_Christoph_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 13. Oktober 2024, 17:59 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Amon, Blasius
Band 1 (1875), S. 405–406 (Quelle).
Christoph Friedrich Ammon bei Wikisource
Christoph Ammon in der Wikipedia
Christoph Ammon in Wikidata
GND-Nummer 116299290
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|1|405|406|Ammon, Christoph Friedrich von|Heinrich Heppe|ADB:Ammon, Christoph Friedrich von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116299290}}    

Ammon: Christoph Friedrich v. A., geb. 16. Jan. 1766 in Baireuth, † 21. Mai 1849[1]; bezog nach Vollendung seiner Schulstudien die Universität Erlangen, wo er, im Kreise seiner Commilitonen schon oft als künftige Größe bewundert, die umfassendsten theologischen, philosophischen, historischen und linguistischen Studien machte, auch schon im Jahre 1789 eine außerordentliche Professur in der philosophischen und 1790 eine solche in der theologischen Facultät erhielt und zwei Jahre später auf die Stelle eines Mitgliedes der theologischen Facultät und zweiten Universitätspredigers befördert wurde. Eben damals veröffentlichte A. diejenige seiner Schriften, welche vielleicht als seine verdienstlichste und bedeutendste Arbeit anzusehen ist, nämlich seinen „Entwurf einer rein biblischen Theologie“, welche Tholuck mit Recht als „ein für den historisch-kritischen Rationalismus grundlegendes Werk“ bezeichnet hat. – Auch als Kanzelredner hatte sich A. bereits einen ganz ungewöhnlichen Ruf erworben. Seine umfassende Belesenheit in der griechischen und lateinischen, in der rabbinischen und orientalischen, auch in der neueren Litteratur verschaffte ihm dabei den Ruf eines wahren Polyhistors, an welchem man das mit solchen Vorzügen selten verbundene Interesse an den Fragen des praktischen, kirchlichen Lebens umsomehr bewunderte. Das Jahr 1794 führte ihn daher nach Göttingen, wo er als Professor der Theologie, erster Universitätsprediger und Dirigent des theologischen Seminars, seit 1803 auch als Consistorialrath, bis zum Jahre 1804 wirkte, dann aber nach Erlangen zurückkehrte, wo er ordentlicher Professor der Theologie und zugleich Consistorialrath und Superintendent zu Ansbach ward. Diese Zeit kann als diejenige seines Lebens angesehen werden, in welcher A. sich auf der Höhe seines Geisteslebens bewegte. Die beste Frucht desselben ist seine auf Kantischer Grundlage ausgeführte Sittenlehre, welche im Jahre 1795 erschien. Auch sein Compendium „Summa theologiae christianae“ von 1803 verdient erwähnt zu werden.

Als 1812 der Oberhofprediger Reinhard gestorben war, glaubte man in Dresden für das hiermit erledigte hervorragende Kirchenamt kaum einen anderen Nachfolger von gleich glanzvollem Namen gewinnen zu können als A. Derselbe folgte auch dem an ihn ergangenen Rufe und wurde 1813 Oberhofprediger und Consistorialrath zu Dresden, später auch Vicepräsident des Landesconsistoriums. In der Wirksamkeit, welche A. von nun an in seiner hohen Stellung entfaltete, findet man Schwankungen. Von einer Seite wird gegen ihn der Vorwurf erhoben, daß er in der ersten Periode seines Dresdner Lebens die Bahnen verlassen habe, die ihn bis dahin in seinem wissenschaftlichen und religiösen Streben geleitet hatten; von anderer Seite wird getadelt, daß die politische und kirchliche Umwälzung des Jahres 1830 wiederum die Richtung veränderte, welche er zu den Zeiten des Ministeriums Einsiedel verfolgt hatte. Mag er den kirchenpolitischen Aufgaben, welche ihm zufielen, nicht gewachsen gewesen, mag er durch das praktische Leben der freien Forschung entfremdet worden sein: ein entscheidendes Urtheil über ihn muß einer Zeit vorbehalten werden, die über ein reicheres biographisches Material verfügt und der kirchlichen Bewegung seiner Tage fremder gegenübersteht als die unsere. Denkwürdig tritt der Streit hervor, in den er mit Schleiermacher gerieth, als er 1817 in seiner Schrift: „Bittere Arznei für die Glaubensschwäche der Zeit“ die Reformationsthesen des Claus Harms verfocht. Durch die Errichtung eines Cultusministeriums in Folge der Revolution von 1830 verlor die kirchliche Stellung Ammon’s an Macht und Verantwortlichkeit; doch wurde er 1831 Mitglied des k. sächsischen Staatsraths. In seiner Schrift: „Fortbildung des Christenthums zur Weltreligion“ stellte er das Christenthum als ein in fortwährender Wandelung begriffenes Product der allgemeinen Culturentwicklung hin.

[406] Seine letzten litterärischen Arbeiten waren sein „Leben Jesu“ (1842, 2 Thle.) und „Die wahre und falsche Orthodoxie“ (1849) – beide für den Entwickelungsgang der Theologie gleich werthlos.

Im Jahre 1849 legte der hochbetagte Greis seine Aemter und Würden nieder, um sich nach einer langen Zeit der rastlosesten Arbeit endlich Ruhe zu gönnen. Er starb aber schon in demselben Jahre, am 21. Mai, 84 Jahre alt.

Chr. F. von Ammon, nach Leben, Ansichten und Wirken. 1850.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 405. Z. 2 v. o. l.: 1850 (st. 1849). [Bd. 7, S. 794]