ADB:Haidinger, Wilhelm Ritter von

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Artikel „Haidinger, Wilhelm von“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 381–386, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haidinger,_Wilhelm_Ritter_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 14:15 Uhr UTC)
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Haidinger: Wilhelm v. H., Dr., berühmter Mineralog und Förderer der naturwissenschaftlichen Studien in Oesterreich, geboren als Sohn des tüchtigen Mineralogen und Referenten im Bergwesen Karl H. in Wien am 5. Februar 1795, daselbst gestorben am 19. März 1871. Den ersten Schulunterricht erhielt H. an den verschiedenen Bildungsanstalten seiner Vaterstadt. Da er bereits frühzeitig Neigung zu dem von seinem früh verstorbenen Vater eifrigst betriebenen Studium der Mineralogie verrieth, verließ er 1812 Wien, um in Gratz den 1811 dahin berufenen berühmten Mineralogen Mohs, den Begründer einer neuen naturwissenschaftlichen Methode der Mineralogie, zu hören, und unter seiner Leitung dem Studium dieser Wissenschaft sich ganz zu widmen. In Begleitung von Mohs hatte H. 1817 Freiberg besucht und blieb daselbst, um seine Studien dort fortzubetreiben, während Mohs nach England weiter reiste. Als 1817 Werner plötzlich starb und Mohs an dessen Stelle berufen wurde, konnte H. nunmehr bei seinem früheren, ihm innigst befreundeten Lehrer seine mineralogischen Arbeiten weiter fortsetzen. Schon damals betheiligte er sich vielfach an verschiedenen Untersuchungen und Publicationen von Mohs, ohne daß jedoch der nicht unbeträchtliche Antheil, welcher H. an diesen Arbeiten zukommt, in den damaligen Schriften von Mohs zum Vorschein kommt. Obwol sich nach und nach eine gewisse Differenz in den Anschauungen zwischen Mohs und H. namentlich in Bezug auf den Werth der sogen. physischen und chemischen Kennzeichen [382] der Mineralien entwickelte, bewahrte H. doch seinem Lehrer eine kindliche Verehrung, die ihn bis zu dessen Tode abhielt, irgend etwas gegen die Ansichten desselben zu veröffentlichen. Die J. 1822–27 brachte H. großen Theils auf Reisen im Auslande zu. Bei seinen Wanderungen in England fand er nämlich in Edinbourgh im Hause des Banquiers Th. Allan, der mineralogische Studien trieb, gastliche Aufnahme und zugleich Gelegenheit, als Begleiter des jungen Allan auf dessen Reisen durch Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland, Frankreich und Norditalien sich reiche Erfahrungen einzusammeln. Den größten Einfluß auf ihn übte aber sein Aufenthalt in England dadurch, daß H. hier im Gegensatze zu dem sichtlichen Verfalle der Naturwissenschaft in seinem Vaterlande nach Born’s Tode, ein ungemein reges und freies wissenschaftliches Leben kennen lernte und mit verschiedenen hervorragenden Vertretern der Wissenschaft bekannt wurde. Es schwebte schon damals H. der Gedanke vor, in seinem Vaterlande einen neuen Aufschwung der Wissenschaft wieder anzubahnen und zu versuchen, namentlich in der mineralogischen Wissenschaft, eine dem englischen Muster nachstrebende Thätigkeit wachzurufen. Während seines Aufenthaltes in England erschienen seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten und zwar in englischer Sprache. Zunächst war es eine Uebersetzung des berühmten Werkes seines Lehrers Mohs „Treatise of Mineralogy“, 1825, wodurch er die lichtvolle Methode in der Behandlung der Krystallographie von Mohs auch im Auslande bekannt machen und ihr die gebührende Anerkennung verschaffen wollte. Außerdem erschienen zahlreiche selbständige Abhandlungen in Wernerians Society, in Royal Society und Brewster’s Journal of science und in Jameson’s Philos. Journal. Es sind dies gegen 40 Aufsätze über mineralogische Gegenstände, unter welchen als die bedeutendsten die folgenden: „On Copper Pyrites“, „On Drawing Crystals in true perspective“, „On Diallage“, „On the Parasitic formations of Mineral species“, „Fergusonite a new Mineral“, „Sternbergit a new mineral“, „On the Ores of Manganese“, „On the crystallizat. of Apatite“, „On the cryst. of Epidote and Glaubersalt“, „On the regular Composition of crystals“, zu nennen sind. 1827 nach Oesterreich zurückgekehrt, betheiligte sich H. zunächst während 13 Jahre an der Leitung der von seinen Brüdern errichteten Porzellanfabrik in Elbogen, ohne aber seinen wissenschaftlichen Forschungen untreu zu werden, vielmehr stammen aus dieser Periode zahlreiche, zum Theil wichtige Publicationen in den Schriften der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag, in Poggendorff’s Annalen, in der Zeitschrift für Physik von Baumgarten und Ettingshausen, welche beweisen, daß H. damals sich eifrigst mit Mineralogie, namentlich mit der Erforschung der sogen. Pseudomorphosen und der optischen Eigenschaften der Mineralien befaßte. Es sind aus dieser Zeit als besonders hervorragende Arbeiten zu nennen: „Neue Pseudomorphosen“, „Die Pseudomorphosen und ihre anogene und katogene Bildung“, „Pseudomorphosen von Gyps nach Steinsalz“, „Kalkspath, pseudomorph nach Aragonit bei Schlackenwerth“, „Der rothe Glaskopf, pseudomorph nach Braunem“, dann: „Ueber Pleochroismus der Krystalle“, „Ueber Cordierit“, „Ueber das directe Erkennen des polarisirten Lichtes“ und „Ueber die Lichtpolarisationsbündel“, etc., durch deren Entdeckung sich ergab, daß das Auge selbst als Analysator wirken könne. Diese optische Erscheinung wird nach ihm genannt. Eine entschiedene Wendung in Haidinger’s Leben trat mit dem Tode des inzwischen wieder nach Wien zurückgekehrten Mohs ein, indem er 1840 an dessen Stelle zur Leitung der Mineraliensammlung der k. k. Hofkammer des Münz- und Bergwesens (später das montanistische Museum genannt), als Bergrath nach Wien berufen wurde. Damit war ihm ein umfassender Wirkungskreis eröffnet, in dem er auch, eingedenk der in England empfangenen Eindrücke, mit unermüdlicher und vor keinem Hinderniß [383] zurückschreckender Energie thätig war. Dabei hielt er seine Blicke nicht blos auf das engere Gebiet der Mineralogie gerichtet, sondern strebte auch darüber hinaus, die bis dahin in Oesterreich so gut wie unbekannte geologische Wissenschaft hier einzuführen und ihr Geltung zu verschaffen, wie denn überhaupt den wissenschaftlichen Bestrebungen nach allen Richtungen hin zu weiterer Entwickelung zu verhelfen. In seiner rastlosen Thatkraft wurzelt ein guter Theil des großen Aufschwungs, welchen die Naturwissenschaften in Oesterreich in neuerer Zeit nahmen. Dies ist eines der größten Verdienste Haidinger’s, das er seinen speciell wissenschaftlichen beigesellte.

Schon nach zwei Jahren war die Aufstellung der Sammlung beendet und es erschien bereits 1843 ein ausführlicher Katalog derselben. Mit dieser Sammlung hatte H. sich zugleich ein vorzügliches Material zu Lehrvorträgen verschafft, die er seit dem J. 1843 für junge Bergbeamte und freiwillige Theilnehmer zu halten begann und bis 1849 fortsetzte. Er legte hierbei weniger Gewicht auf die Vorlesungen selbst, als auf die persönliche Anregung und die Anleitung zu wissenschaftlichen Arbeiten, bei welchen er sich in der liebenswürdigsten Weise strebsamen jungen Männern hülfreich zur Seite stellte und sie uneigennützig unterstützte. Dabei setzte er seine krystallographischen und optischen Arbeiten eifrigst fort und vermehrte seine Verdienste um die Förderung dieses Theils der Mineralogie in hervorragender Weise. In diese Zeit fallen seine Publicationen über die Farbe des Axinits, über Pleochroismus des Amethystes, über das Schillern der Krystallflächen. Dazu kommen Untersuchungen über Pseudomorphosen nach Steinsalz, die des Aspasioliths nach Cordierit etc. Besonders wichtig ist aber das größere 1845 veröffentlichte Werk „Handbuch der bestimmenden Mineralogie“ und dazu als Ergänzung „Krystallographische, mineralogische Figurentafeln“. H. nahm hierbei das Mohs’sche System an und theilt alle Mineralien, zu denen Mohs auch nach Lehmann’s Vorgang die Luft, die Gase und freier flüssigen Säuren rechnete, in drei Classen: 1) in Akrogenite, welche Gase, Wasser, Säuren und in Wasser lösliche Salze umfaßten, 2) in Geogenite, d. h. die eigentlich festen Mineralien, und 3) in Phytogenite, die fossilen Harze und Kohlen. Abweichend von Mohs, welcher nur allein die physischen Eigenschaften, d. h. Krystallform, Härte, specifisches Gewicht etc. als zur Bestimmung der Species berechtigte Elemente erklärt hatte, erkannte H., daß auch die übrigen Eigenthümlichkeiten der Mineralien hierbei eine wichtige Rolle spielten. Inzwischen bemühte sich H. nach dem Vorbilde englischer Gesellschaften zur Belebung wissenschaftlicher Bestrebungen in Oesterreich eine Vereinigung gleichgesinnter Männer zu erzielen. Dies gelang ihm durch die Gründung des Vereines der Freunde der Naturwissenschaft, dessen Leitung, sowie die Redaction der von dieser Gesellschaft herausgegebenen Schriften, „Naturwissenschaftliche Abhandlungen“ in 4 Bden. 1847–50 und „Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaft in Wien“ in 7 Bden. 1847–50 mit zahlreichen werthvollen Abhandlungen von berühmten Gelehrten, z. B. von Barrande, Ehrlich, Conr. v. Ettingshausen, v. Hauer, v. Hingenau, Hohenegger, Kner, Lipold, Morlot, Simony, Stur, Süß und v. H. selbst über 150 Aufsätze er uneigennützig übernahm. Indem er der freien Entwickelung der Wissenschaft und ihrer möglichst umfassenden Ausdehnung auch auf nicht eigentliche Fachgelehrte das Wort redete, stellte er sich in eine gewisse Opposition zu der Akademie der Wissenschaften und deren zunftmäßigen Verfassung. Als daher in Oesterreich endlich 1847 eine solche Akademie gegründet wurde, zu deren ersten Mitgliedern H. gehörte, wirkte er auch in dieser Körperschaft in der bezeichneten Richtung und stellte diesbezügliche Anträge, wodurch er vielfach mit seinen Collegen in Conflikt gerieth. Auch in anderer Beziehung arbeitete H. unermüdlich nach seinem Wahlspruch: „Rastlos und Rastlos“ an der Verwirklichung seiner [384] Ideen. Durch die Zusammenstellung einer geologischen Uebersichtskarte der Monarchie in 9 Blättern, die er 1847 mit vieler Mühe zur Publication brachte, suchte er die öffentliche Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand und zugleich auf die Nothwendigkeit der Inangriffnahme einer genauen geologischen Durchforschung des Landes zu lenken. Es ist Haidinger’s Werk, daß in der That 1849 nach dem Vorbilde der berühmten englischen Geological Survey eine geologische Reichsanstalt in Wien errichtet wurde, zu deren Aufgabe es gemacht wurde, durch möglichst genaue geologische Untersuchungen aller Länder des Reichs die geologische Wissenschaft für das praktische Leben nutzbar zu machen. H. übernahm die Direction dieser Anstalt, deren Blühen und Gedeihen von da an alle seine Kräfte durch 17 Jahre hindurch bis zu seiner Zuruhestellung gewidmet waren. Er erhob dieselbe zu einem freien Institut, das sich rasch die allseitigste Anerkennung erwarb. Fern von aller bureaukratischer Bevormundung, legte er der Thätigkeit des Einzelnen keine lästigen Schranken auf, gewährte vielmehr den strebsamen jungen Männern fast akademischen Spielraum in ihren Arbeiten und war mit großer Aengstlichkeit bedacht, jede Leistung der einzelnen Mitglieder als persönliches Eigenthum anzuerkennen, obwol er strenge darauf hielt, daß Jeder seine Schuldigkeit ganz und voll thue. Um der Anstalt im Inland und nach Außen die gebührende Anerkennung zu verschaffen und die Leistungen auch möglichst rasch und allseitig nutzbar zu machen, gründete er für die fortlaufenden Veröffentlichungen der geleisteten Arbeiten die Jahrbücher und Abhandlungen der Anstalt, denen er durch Tauschverkehr die weiteste Verbreitung zu geben wußte. H. selbst gab ein nachahmungswürdiges Beispiel unermüdlicher Thätigkeit durch Fortsetzung seiner eigentlichen Studien auch in dieser neuen Stellung. Die Schriften der Akademie, wie die der geologischen Reichsanstalt enthalten zahlreiche Abhandlungen aus dieser Zeit, jene der Akademie allein bis 1869 mehr als 225, die hier auch nur auszugsweise mitzutheilen der Raum fehlt. Insbesondere beschäftigte sich H. viel mit optischen Untersuchungen. Schon 1845 hatte er durch die Erfindung eines sehr geschätzten kleinen Instrumentes, der sogen. dichroskopischen Lupe, die Untersuchungen des optischen Verhaltens der Mineralien wesentlich erleichtert. Er untersuchte durch dieses Hülfsmittel eine große Menge pleochroischer Krystalle, worüber er in seinem Werke „Ueber Pleochroismus der Krystalle“ Bericht erstattete. Dahin gehören auch seine schönen Untersuchungen über die Farbenerscheinungen der Krystalle im reflectirten Lichte und die Entdeckung, daß gewisse Schillerfarben der Oberfläche von der Körperfarbe homogener Krystalle verschieden seien, daß jedoch zwischen beiden ein bestimmter Zusammenhang insoferne bestehe, als sie sich fast ausnahmslos als complementär erweisen. Durch seine Untersuchungen wurde ferner die Ansicht, daß die Schwingungen des Lichtes rechtwinkelig zur Polarisationsebene erfolgen, wesentlich begründet. Auch verdankt man H. neben Mitscherlich den Nachweis, daß gewisse Salze, z. B. Bittersalz und Zinkvitriol bei verschiedenen Temperaturen ihrer Lösungen ohne irgend eine Aenderung ihrer Zusammensetzung in verschiedenen Krystallsystemen krystallisiren. In Bezug auf das Wesen der Pseudomorphosen hatte H. schon frühzeitig die Entstehung einer ganzen Reihe derselben einfach durch Aufnahme von Wasser, z. B. die des Gypses aus Anhydrit, mit vielem Glück erklärt und suchte dann später die Gesammterscheinung der Pseudomorphosen als eine auf electrochemischem Wege erfolgte zu beweisen, indem er entsprechend den electropositiven und electronegativen Polen der galvanischen Säule – Anode und Catode – auch anogene und katogene pseudomorphische Bildungen unterschied und dabei annahm, daß bei ersteren eine electronegative Substanz auf eine zu ihr electropositive und umgekehrt einwirke. In späterer Zeit richtete H. sein Augenmerk ganz besonders auf die Meteorite, auf ihr Vorkommen, ihre [385] Struktur und Zusammensetzung; er war wol der erste, der die nur aus Gesteinstheilchen zusammengefügten Massen der Steinmeteoriten mit den Zertrümmerungsproducten unserer Vulkane verglichen hat und sie als vulkanische Tuffe bezeichnete. Auch erklärte er die schwarze Rinde der Meteoriten für nichts Ursprüngliches, sondern als Schmelzrinde, welche sich erst beim Durchschneiden unserer Atmosphäre bilde. Ferner entdeckte er ein eigenthümliches Mineral, ein Phosphornickeleisen, den sogen. Schreibersit als Gemengtheile von Meteoren. Unter seinen zahlreichen Schriften über Meteorite sind hervorzuheben: „Der Schreibersit von Arna“; „Das Meteoreisen von Braunau“; „Der Meteorit von Kakawa“; „Ueber die Meteorite nach ihrer Erscheinung und Zusammensetzung“ etc. Eine seiner letzten wissenschaftlichen Arbeiten war der Untersuchung des Meteorsteins von Meno gewidmet. Ganz besondere Verdienste erwarb sich H. in der Mineralogie dadurch, daß er durch Einführung specifischer Namen eine feste Nomenklatur begründete und das Durcheinander der Synonymik klärte. Er hat zahlreiche Mineralien entweder selbst zuerst als neu erkannt oder doch fester der Art nach umgrenzt. Daher rühren sehr zahlreiche Mineraliennamen von ihm her, wie z. B.: Hörnesit, Galaktit, Dillnit, Pikrosmin, Valentinit, Allemontit, Fergusonit, Onofrit, Stephanit, Sternbergit, Naumannit, Erinit, Tirolit, Lindackerit, Johannit, Voglit, Plattnerit, Phoenikit, Stolzit, Wulfenit, Mendipit, Jamesonit, Patrinit, Tilkerodit, Altait, Nagyagit, Goslarit, Millerit, Linnëit, Breithauptit, Annabergit, Bieberit, Ankerit, Botryogen, Berthierit, Loeblingit, Braunit, Hausmannit, Hauerit, Lanthanit, Walchowit, Dopplerit, Ixolyt, Pinarzit etc. Außer seiner Thätigkeit bei der geologischen Reichsanstalt, in deren Schriften er durch Rechenschaftsberichte, Programme, Ansprachen, Nekrologe und Mittheilungen. dem Gang der Arbeiten sorgsam folgte, hatte H. auch ein reges Interesse für den Fortschritt anderer Zweige der Wissenschaft, wie seine Betheiligung bei der Gründung einer geographischen Gesellschaft 1856 beweist. Auch in der Ferne wirkte sein Einfluß maßgebend. Auf seine Anregung hin wurde der Werner-Verein zur geologischen Durchforschung von Mähren und Schlesien, der geologische Verein in Ungarn, die Società geologica in Mailand ins Leben gerufen. Haidinger’s Verdienst wurde allseitig anerkannt. Um dieser innigen Verehrung einen Ausdruck zu verleihen, wurde ihm von einem Kreise von Freunden 1856 eine Medaille gewidmet. Seit 1859 zum Hofrath, seit 1862 zum wirklichen Hofrath ernannt, wurde er in Anerkennung seiner großen Verdienste um die Pflege und Förderung der Naturwissenschaften, insbesondere der Mineralogie und Geologie 1864 mit dem Leopoldsorden geehrt und zu seinem 70jährigen Jubiläums am 5. Februar 1865 in den erblichen Ritterstand erhoben. Außerdem schmückten ihn der Franz Josephsorden, der preußische Orden pour le mérite der baierische Maximiliansorden, das Ritterkreuz des sächsischen Albrechtsordens, der schwedische Nordstern- und das portugiesische Commandeurkreuz des Christusordens. Mehr als 160 gelehrte Gesellschaften hatten ihm ihre Diplome zugeschickt und mehrere Akademien ihn zu ihrem Mitgliede gewählt. Um ihm auch in der Wissenschaft ein Denkmal zu setzen, wurde ein Joachimsthaler Mineral, das H. zuerst krystallographisch bestimmt hatte, „Haidingerit“ genannt; auch trägt eine fossile Conifere den Namen „Haidingera“ und ein Theil der Neuseeländer Gebirge wird als „Haidinger-Kette“ bezeichnet. Eine schwere Krankheit veranlaßte 1866 seinen Rücktritt von der Direction der geologischen Reichsanstalt, und obwol in seiner Kraft gebrochen, behielt er bis zu seinem Lebensende eine wunderbare Geistesfrische und blieb der von ihm ins Leben gerufenen geologischen Reichsanstalt unverändert mit aller Liebe zugethan.

[386] Wurzbach, Biogr. Lex. d. K. Oesterr. Bd. VII. Männer d. Zeit, Biogr. Lex. d. Gegenw., 1. Ser. S. 14. Poggendorff, Biogr. Handw. I. 996. Nouv. biogr. gén. par Didot XXIII. 116. Allg. Zeit. 1871, S. 1464. Zeitschr. f. B. u. H. K. 1871, Nr. 13. Nekrolog von Hauer’s in Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1871, XXI. 31. Sitz. d. k. baier. Ak. d. Wiss. 1871, 153.