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Artikel „Kner, Rudolf“ von Wilhelm Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 279–280, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kner,_Rudolf&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 13:12 Uhr UTC)
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Kner: Rudolf K. wurde am 24. August 1810 in Linz, wo sein Vater ständischer Obereinnehmer war, geboren. Schon früh wurde in ihm die Liebe zur Natur angeregt, zuerst durch eine Mineraliensammlung, welche ihm sein Onkel, der Bergrath K., schenkte und der er jede freie Stunde widmete, um einerseits die in ihr befindlichen Mineralien genau kennen zu lernen, andererseits sie durch eifriges Sammeln zu vergrößern; namentlich aber durch verschiedene Gelehrte, besonders den Entomologen Duftschmid und die Brüder Bischoff, welche im Hause seines Vaters verkehrten. Nachdem K. bis zum 14. Jahre im väterlichen Hause Unterricht genossen hatte, sandte ihn sein Vater in das berühmte Benediktinerstift zu Kremsmünster, wo er durch seine hohe Begabung bald die Aufmerksamkeit seiner Lehrer auf sich zog. Hier beschäftigte er sich vorzugsweise mit der Botanik. 1828 bezog er die Universität in Wien, um daselbst Medicin zu studiren. Mit Vorliebe widmete er sich während seines Studiums, angeregt durch seinen Freund Hyrtl der Physiologie und vergleichenden Anatomie. 1835 promovirte er und trat im folgenden Jahre als Praktikant in die zoologische Abtheilung des großen Naturaliencabinets. Hier widmete er sich unter Heckel’s (Bd. XI S. 205) Anleitung der Ichthyologie, verfaßte einen Katalog der Fische des Wiener Museums und schrieb ein größeres Werk über die Fische des Erzherzogthums Oesterreich, ohne jedoch einen Verleger für dasselbe finden zu können. [280] 1840 unternahm K. mit Heckel eine Reise nach Dalmatien und brachte eine reiche Ausbeute seltener Fische, unter ihnen den von ihm entdeckten interessanten Cyprinoiden, Aulopyge Hügelii, mit zurück. 1841 erhielt K. die Professur für Naturgeschichte und Landwirthschaft an der Universität zu Lemberg. Durch den Reichthum an Petrefakten in jener Gegend gefesselt, unternahm er ausgedehnte paläontologische Studien, welche, durch mehrfache Reisen unterstützt, lohnende Ausbeute gewährten und Veranlassungen zu den beiden ersten größeren Abhandlungen: „Ueber Cephalaspis Lloydii und Liwisii“ und „Die Kreideversteinerungen von Lemberg und Umgebung“ gaben. 1849 wurde K. ordentlicher Professor der Zoologie an der Universität zu Wien und veröffentlichte sein schon in den früheren Jahren begonnenes „Lehrbuch der Zoologie“, welches mit großem Beifall aufgenommen und als der Beginn einer neuen Aera im Studium der Zoologie in Oesterreich bezeichnet ward. Im Auftrage des Unterrichtsministers verfaßte K. einen „Leitfaden zum Studium der Mineralogie“, welcher sich ebenfalls durch treffliche Auswahl des Stoffes, sowie klare und übersichtliche Darstellung vortheilhaft auszeichnet. 1852 unternahm K. eine Reise nach Istrien und die Quarneroinseln Cherso und Osero. Einen Bericht über dieselbe veröffentlichte er im folgenden Jahre unter dem Titel: „Kleine Beiträge zur weiteren Kenntniß der geognostischen Verhältnisse Istriens“. Die reiche Fischsammlung des Wiener Museums veranlaßte K., sich von nun an dem Studium der Ichthyologie wieder fast ausschließlich zuzuwenden, und er gelangte zu um so werthvolleren allgemeinen Resultaten, als er die gründlichste Kenntniß der Geologie und Paläontologie bei seinen Untersuchungen verwerthen konnte. Zunächst bearbeitete er die von Natterer in Brasilien gesammelten Siluroiden und Characinen und publicirte seine Untersuchungen unter dem Titel: „Ichthyologische Beiträge“, 1855 und 1857, in den Denkschriften der kaiserl. Akademie. Darauf veröffentlichte er mit Heckel zusammen ein epochemachendes Werk über die Süßwasserfische der österreichischen Monarchie. Durch diese hervorragende Arbeit erlangte K. bald einen weit verbreiteten Ruf als Ichthyologe, in Folge dessen ihm von allen Seiten Fische zum Bestimmen zugesandt wurden. Das auf diese Weise erlangte umfassende Material trug natürlich wesentlich zur Förderung seiner Studien bei. Es entstanden dadurch mehrere werthvolle Arbeiten, so über die Fische des Museums Godeffroy etc. Von großer Bedeutung für das Studium der Ichthyologie ist ferner seine Bearbeitung der Fische der Novara-Expedition, sowie seine Arbeit über die Ganoiden (1867). In Anerkennung seiner bedeutenden Verdienste, namentlich um die Ichthyologie, wurde K. von zahlreichen gelehrten Gesellschaften zum Mitgliede und Ehrenmitgliede ernannt. Doch die rastlose geistige Thätigkeit erschöpfte schließlich seine physischen Kräfte. Im J. 1868 warfen ihn wiederholte Schlaganfälle auf das Krankenlager, wo ihn am 27. Octbr. 1869 der Tod erlöste.

Almanach der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, 1870, S. 172–82.