ADB:Haidinger, Carl
Born’s Leitung mit der Aufstellung der Mineralien und der Beschreibung der neu erworbenen Gegenstände, sowie mit eingehenden mineralogischen Studien eifrigst beschäftigte. Dies gab Veranlassung zu einer ersten wissenschaftlichen Publication: „Eintheilung der k. k. Naturaliensammlung“, Wien 1782 (auch lateinisch bearbeitet). Angeregt durch Born, welcher nicht nur einen neuen Aufschwung in die wissenschaftliche Bestrebung in Wien brachte, sondern auch an die Verbesserung im Hüttenwesen kräftig Hand anlegte, befaßte sich H. nun auch mit montanistischen Studien und leistete in beiden Richtungen den Bestrebungen Born’s ausgiebigen Beistand. Insbesondere betheiligte H. sich durch Beiträge an den damals von Born begründeten „Physikalischen Arbeiten der einträchtigen Freunde in Wien“, wie z. B. durch: „Beschreibung seltener Versteinerungen aus dem Geschlechte der Gienmuscheln“, dann: „Verzeichniß aller [381] in dem Wieliczkaer Salzwerke im Königr. Galizien einbrechenden Salz- und Steinarten“ und lieferte eine mit dem Preis gekrönte Beantwortung der von der k. russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg für das J. 1785 gestellten Preisfrage über die Classification der Gebirgsarten, „Entwurf einer systematischen Eintheilung der Gebirgsarten“, welche Schrift auch als selbständiges Werk (1787) erschienen ist. Später publicirte H. in den Abhandlungen der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften Bd. II. 1795 eine Arbeit: „Etwas über den Durchgang der Blätter bei Fossilien, über Saphir, Rubin und Spinell“. Auch auf praktischem Gebiete war H. thätig, indem er die Einführung und Verbesserung des Amalgamationsverfahrens betrieb, und mit Bergrath v. Ruprecht die Anlage der Amalgamirhütten in Schemnitz (1785) und jener im Joachimsthal (1786) leitete. 1788 wurde er zum Bergrath und Professor der Mathematik und Mechanik an der Bergakademie in Schemnitz ernannt, aber schon 1790 wieder als Referent in der Hofkammer für Münz- und Bergwesen nach Wien zurückberufen. Er unternahm dann 1795 eine große Reise in die Industriedistrikte Englands, um daselbst die Fortschritte im Kanalbau, in der Steinkohlenfeuerung, im Eisenhüttenwesen und in der Thonwaarenfabrikation kennen zu lernen. Mit vielen Erfahrungen bereichert, kehrte H. im April 1796 nach Wien zurück und beschäftigte sich nunmehr eifrigst mit großartigen Plänen zur Erweiterung des österreichischen Montanwesens, als ihn plötzlich im besten Mannesalter von nur 41 Jahren der Tod überraschte. H. war einer der wackersten Vorkämpfer des durch Born eingeleiteten wissenschaftlichen Aufschwungs in Oesterreich und Mitbegründer der durch letzteren gestifteten „Bergwerks-Societät“, welche sich über die gesammte Bergbau-treibende Welt erstrecken sollte. Nachdem zwei Bände Denkschriften dieser Genossenschaft 1789 und 90 erschienen waren, ging dieses Unternehmen nach Born’s Tode in dem allgemeinen Verfall der wissenschaftlichen Bestrebungen in Oesterreich rasch wieder ein. H. war übrigens auch Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften.
Haidinger: Karl H., Mineralog und Montanist, geb. am 16. Juli 1756 in Wien, gest. daselbst am 16. März 1797, besuchte in der gewöhnlichen Weise die unteren Schulen und nahm dann als k. k. Pensionär Theil an dem Unterricht in der höheren Mathematik, wodurch er sich befähigte, schon 1778 bei den Arbeiten der Universitäts-Sternwarte eine Verwendung zu finden. Kurz darauf – 1780 – wurde er als Directions-Adjunct an das Hofmineralien-Cabinet berufen, wo er sich unter- Wurzbach, Biogr. Lex. v. Oesterr. VII. Neuere Abh. d. böhm. Gesell. d. Wiss. II. 15. Allgem. litt. Anzeig. 1797, 1414. Poggendorff, Biogr.-lit. Handw. 996. Nouv. Biogr. gén. par Didot XXIII. 115. Meusel, Lex. V. 78. W. v. Haidinger, Zur Erinnerung an Karl Haidinger.