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Artikel „Hohenegger, Ludwig“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 671–672, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hohenegger,_Ludwig&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 10:22 Uhr UTC)
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Hohenegger: Ludwig H., praktischer Hüttenmann und Geologe, zuletzt erzherzogl. Gewerksdirector zu Teschen, geboren im J. 1807 zu Memmingen in Baiern, † am 25. August 1864 in Teschen, widmete sich, nachdem er das Gymnasium zu Kempten und die Universität[WS 1] München, wo er Rechts- und Cameralstudien betrieb, besucht hatte, in Freiberg dem Berg- und Hüttenfache und begann seine praktische Laufbahn zuerst im J. 1831 auf den fürstl. Salmschen Eisenwerken zu Blansko in Mähren, suchte sich dann aber in dem Betrieb der Puddlings- und Walzwerke in Westfalen tiefere Einsicht zu verschaffen, weßhalb er 1833 in Welten an der Ruhr in Dienst trat. 1835 übernahm H. die Betriebsleitung der Eisen- und Messingwerke zu Nachrodt in Westfalen, kehrte jedoch 1837 als Gewerksdirector für Wolfsberg in Kärnten nach Oesterreich zurück, um endlich einem Rufe zur Oberleitung der erzherzogl. Eisenwerke nach Teschen 1839 zu folgen, wo er bis zu seinem Tode als Hüttenmann thätig war, und sich durch die ökonomische Verarbeitung der sehr armen Eisenerze der Karpathen, durch Herstellung von Spiegeleisen, Einführung einer neuen Frischmethode und die Errichtung eines Mahlwerks in Lipina große Verdienste erwarb. [672] Auch betrieb H. mit glänzendem Erfolge geologische Studien, die er hauptsächlich[WS 2] in den Karpathen behufs Auffinden der schwer erkennbaren Eisenerzlagerstätte praktisch gut zu verwerthen verstand. Auch für die Wissenschaft sind diese geologischen Untersuchungen Hohenegger’s von bleibendem Werthe. Er publicirte 1861 die „Geognostische Karte der Nord-Karpathen in Schlesien und der angrenzenden Theile Mährens und Galiziens nebst begleitenden Erläuterungen über die geognostischen Verhältnisse der Nord-Karpathen“ (Just. Perthes). Nach seinem Tode erschien, von Fallaux besorgt: „Geognostische Karte des ehem. Gebietes von Krakau etc.“ mit Text, Wien 1866. Das Hauptverdienst dieser Arbeiten besteht in dem Nachweis, daß der sogen. Karpathen- oder Wienersandstein aus ganz verschiedenen Formationen, von den untersten Kreideschichten bis zu den Obeneocängebilden gehörigen Schichtencomplexen zusammengesetzt sei und daß sich dies durch Lagerung und Versteinerung nachweisen lasse. Außerdem stellte er darin die Thatsache fest, daß in den Karpathen die zwei großen Gebirgssysteme der Alpen und des mitteldeutschen Gebirgs fast unmittelbar sich verbinden, wodurch die Doppelnatur der dort beobachteten Gebirgsverhältnisse ihre Erklärung findet. H. brachte eine sehr ansehnliche Sammlung von Versteinerungen in seinen Besitz, welche jetzt eine Zierde des Münchener paläontologischen Museums bildet. Er publicirte außer den oben genannten Werken noch mehrere kleinere Aufsätze in verschiedenen Zeitschriften, wie z. B. über die Spharösiderite der Karpathen, über Schlesien, über neuere Erfahrungen aus den Nord-Karpathen. Hervorzuheben ist noch besonders, daß H. zuerst die Eigenartigkeit gewisser Diorit-artiger Eruptivgesteine der Nord-Karpathen erkannte, welche er unter der Bezeichnung „Teschenit“ vereinigt beschrieben hat. Ganz kurz vor seinem Tode erhielt H. in Anerkennung seiner Verdienste um die Förderung der Montanindustrie in Oesterreich das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens.

v. Hingenau, Nekrolog in Jahrb. der geol. Reichsanst., XVI. 134.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Universiät
  2. Vorlage: haupsächlich