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Artikel „Fries, Bernhard“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 142–143, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fries,_Bernhard&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 09:14 Uhr UTC)
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Fries: Bernhard F., Landschaftsmaler, geboren am 16. Mai 1820 zu Heidelberg, erhielt wie sein als Vorläufer Rottmann’s vielgenannter, aber frühzeitig verstorbener Bruder Ernst (1801–1833) als der Sohn eines sehr wohlhabenden Hauses eine treffliche Erziehung und die erste artistische Bildung durch den von Overbeck und Cornelius beeinflußten Joh. Karl Heinrich Koopmann in Karlsruhe. Als tüchtiger Figurenzeichner kam der fünfzehnjährige F. nach München, wo er sich, durch Rottmann angeregt, vorzugsweise der Landschaft zuwendete. Zwei Jahre später wanderte F., der sich wahrscheinlich auch schon in Berlin und Paris umgethan hatte, in brausender Jugendlust ohne Vorwissen der Eltern nach Rom, wo Andreas Achenbach, Adolf Carl aus Altona (1813–45), Eduard Wilhelm Pose (1812–78) und andere Düsseldorfer auf ihn wirkten, die er auch später in dieser Kunststadt besuchte, nachdem er zwischendurch in Genf Alexandre Calame’s (1810–64) Unterricht genossen und Eindrücke der Engländer J. M. William Turner und John W. Wallis erfahren hatte. Das Alles durchkostete der hochbegabte, mit einer fascinirenden Erscheinung begabte junge Mann und verarbeitete alle Gegensätze mit seinem fröhlichen und leichtblütigen Pfälzer-Naturell und seiner schönheitsdurstigen Phantasie, alle möglichen Stilformen der classicistischen, romantischen und naruralistischen Schule sich aneignend und proteusartig immer neu belebend und gestaltend. Bei diesen bacchischen Taumelzügen durch die frühere kunstgeschichtliche Vergangenheit wurden ihm Pinsel und Palette zum Thyrsustab; im jubelnden Feuereifer copirte und imitirte der trotz Anspannung aller Lebensgeister doch unermüdliche F. nicht nur Landschaften, sondern auch Historienbilder verschiedenster Gattung, von Rafael und Sodoma bis zu Rubens und Watteau, immer mit gleichem Geschick neue Richtungen einschlagend und mit frischen Mitteln experimentirend. Seiner genialen Natur widerstrebte das porträtmäßige Abschreiben der Natur; wie Karl Rottmann und Ernst Willers erfaßte er die geistige Physiognomie einer Gegend, die er in ihrer harmonischen Schönheit von Farbe und Linie erlauschte und in verklärter, glückseliger Stimmung in seine Bilder bannte, ein wahrer Dichter und Künstler, der für alles den rechten, einzig passenden Ausdruck in wohllautender, klangreicher Formgebung fand. Dieser glücklichen Gabe des poetischen Schauens und adäquaten Gestaltens kam alles fördernd entgegen, auch die neidenswerthe, überzeugende Wortmächtigkeit der Sprache. So erregten schon seine frühesten Arbeiten große Erwartungen; er galt allgemein als der Begabteste der ganzen Familie, von der auch ein dritter Bruder Franz Anton († am 12. April 1900) Maler geworden. Daß ein solcher Feuergeist sich verwandten Genossen wie B. Genelli, Rahl, Fohr, Berdellé, wozu auch der nachmalige Bibliothekar Dr. G. M. Thomas zählte, zuwendete und im nachfolgenden Sturmjahre 1848 seine Redegewalt übte und auch mit der Feder nicht allein über Kunstsachen verfocht, war naheliegend und die Folge davon eine unfreiwillige Uebersiedelung nach Heidelberg, wo er sich verheirathete und das glückliche Malen wieder cultivirte. Er gedachte seine italischen Erinnerungen in einer ganzen Galerie von vierzig oder sechzig Bildern niederzulegen, welche [143] gleich Rottmann’s Arkadenfresken in ihrer wechselseitigen Ergänzung ein untrennbares Unicum werden sollten. Leider kam es anders, da der Verlust seines gesammten Vermögens, durch den Bankerott eines Verwandten, den Künstler zwang, sich von einem Theil seiner Sammlung zu trennen. Mit dem eigentlichen Kern dieser landschaftlichen italischen Charakterbilder veranstaltete F. 1864 zu Gunsten des Hülfsvereins für Schleswig-Holstein eine eigene Ausstellung. Der ganze Cyklus bildete in seiner Weise auch ein „Liber veritatis“ und gewissermaßen ein Tagebuch jahrelangen Schaffens. Ein Blatt „Ravello“ erschien mit facsimilirter Nachbildung in Lützow’s „Zeitschrift“ 1866, wozu Fr. Pecht die Genesis der gesammten Collection eingehend erläuterte.

Glücklicher Weise behielt er seinen heiteren Humor und die glänzende Fähigkeit, die Schicksalsschläge ruhig zu ertragen, dabei unentwegt weiter zu schaffen, obwol es nicht an neuen gescheiterten Hoffnungen fehlte. Auch hier hielt ihn der gewohnte Wechsel der Richtung und des Aufenthaltes, welcher wieder nach München zurückverlegt wurde, frisch im unentbehrlichen Verkehr mit treuen Freunden. Die letzten, vielfach durch Krankheit getrübten Tage warfen einen tauben Schein über seine frühere Farbe, doch gelang ihm noch eine Reihe von kleineren Bildern, womit F. dem neuen Umschwung gerecht zu werden trachtete. F. erlag wenige Tage nach dem vollendeten 59. Lebensjahre einem Herzleiden, am 21. Mai 1879. Eine „Tibergegend bei Rom“ (1863) erwarb die Neue Pinakothek, zwei Bilder mit den Mamellen zwischen Civitella und Subiaco (1866) und das „Thal des Oreto“ und die „Admiralsbrücke bei Palermo“ nahm Graf Schack in seine Galerie. Andere gelangten in die Staatssammlungen nach Stuttgart, Karlsruhe u. s. w. Außer den italischen Eindrücken malte F. viele Scenen aus dem Neckarthal, aus dem Stadtwald, dem Schloß und der Umgegend von Heidelberg, eine Fernsicht auf den Montblanc, vom Bodensee mit dem Säntis, die Burg Runkelstein bei Bozen; auch entstanden, noch 1877, einige Porträts, die jedoch nur eine Ausnahme seines Repertoires bildeten. Den Rest seiner Arbeiten versteigerte Karl Maurer in einer Auction am 16. October 1888.

Vgl. Fr. v. Reber, Gesch. d. neueren Kunst. 1876, S. 499. – Nekr. von Fr. Pecht in Beil. 199 d. Allg. Zeitung v. 18. Juli 1879 und dessen Gesch. d. Münch. Kunst. 1888, S. 161 f. – Kunstvereinsbericht f. 1879. S. 70. – Singer 1895. I, 481. – Fr. v. Bötticher, Malerwerke, 1895. I, 332.