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Artikel „Deutschmann, Johann“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 93, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Deutschmann,_Johann&oldid=- (Version vom 12. Oktober 2024, 09:41 Uhr UTC)
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Deutschmann: Johann D., geb. 10. Aug. 1625 in Jüterbog, † 12. Aug. 1706 in Wittenberg, einer der eifrigsten, aber auch bornirtesten lutherischen Streittheologen des 17. Jahrhunderts, College, Schwiegersohn und treu ergebener Schildknappe von Abraham Calov. – Vorgebildet in Halle unter dem damals berühmten Schulrector Gueinzius, ward er seit 1645 stud. theol. in Wittenberg, Schüler und Günstling von Hülsemann, 1648 Magister, 1652 Adjunct der philosophischen Facultät, machte eine akademische Reise durch Deutschland, Dänemark, Holland, wurde 1657 Prof. extraord., 1662 ord. und Inspector der Alumnen in Wittenberg, 1688 nach Quenstedt’s Tod senior und Prof. prim. Schon unter seinen Zeitgenossen galt er als ein kleines Licht, entwickelte aber großen Eifer im Lesen (7–8 Stunden per Tag) wie im Disputiren, im Predigen wie in Verwaltung akademischer Aemter. Nie fühlte er sich wohler, als wenn er disputirte; deshalb mischte er sich auch in alle theologischen Streitigkeiten seiner Zeit ein, besonders in den synkretistischen Streit wider den jüngern Calixt, sowie in den pietistischen wider Spener, dem er in seiner „Christlutherischen Vorstellung“ nicht weniger als 263 verschiedene Ketzereien vorwirft. Freilich diente diese Art der Polemik, wie die Studentenkomödien, die er in seinem Haus aufführen ließ und worin z. B. Calixt als greuliches Ungeheuer mit Hörnern und Klauen erschien, nur dazu, die altehrwürdige, aber tief herunter gekommene Wittenberger Facultät vor der ganzen Kirche zu prostituiren. Auch seine zahlreichen theologischen Schriften dienten nicht dazu, seinen Ruf zu heben: die Titel derselben füllen bei Jöcher mehr als zwei Spalten; es ist nichts darunter, was heute noch Werth hätte. Ein theologisches Steckenpferd von ihm war besonders die sogenannte Theologia paradisiaca, d. h. der Versuch, die Uebereinstimmung des Glaubens Adams und der Patriarchen mit dem lutherischen Lehrbegriff des 16. und 17. Jahrhunderts zu erweisen (so in seiner Schrift: „Theologia primi theologi Adami“, „Symbolum apostolicum Adami“, „Der Beichtstuhl im Paradies gestiftet“ etc.) – eine Absurdität, worin das dummgewordene Salz der lutherischen Orthodoxie in geschmacklosester Form sich selbst lächerlich machte.

Caspar Löscher’s Leichenrede, Wittenb. 1706. Ranfft, Kursächs. Gottesgel. I. 234. Walch, Streitigkeiten der luth. Kirche, Bd. I. II. Tholuck, Geist der luth. Theol. Wittenbergs und in Herzog’s Realencyklopädie. Die Titel der Schriften und Disputationen bei Jöcher.