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Artikel „Crola, Georg Heinrich“ von Eduard Jacobs in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 563–567, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Crola,_Georg_Heinrich&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 14:53 Uhr UTC)
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Crola: Georg Heinrich C., Landschaftsmaler, geboren am 6. Juni 1804 in Neustadt-Dresden, † am 6. Mai 1879 zu Ilsenburg. Traurige häusliche Verhältnisse bedingten es, daß er als Sohn eines Großkaufmanns Croll schon als vierjähriges Kind das Vaterhaus verlassen und sich unbemittelt zu seinem Großvater von mütterlicher Seite, dem Maler an der königlichen Porzellanfabrik, Zeichenlehrer an der Fürstenschule zu Meißen, J. K. Maucksch und dessen Gattin Charlotte Eleonore, Tochter eines Bossirers[WS 1] Lück, begeben mußte. So sehr er diesen Pflegeeltern zum Danke verpflichtet war, so wirkte ihr Einfluß doch nicht harmonisch auf seine Entwicklung, da beide hinsichtlich ihrer Lebensanschauungen im Gegensatz zu einander standen. Der Großvater war ein entschiedener Jünger der Aufklärungszeit, die Großmutter eine strenge Lutheranerin, auf welche der scharfe confessionelle Gegensatz zu Rom in ihrer schwäbischen Geburtsheimath seinen Stempel gedrückt hatte. Dieser Umstand und der weitere, daß der Enkel wegen eines Augenleidens vielfach die Schule versäumen und sich im Freien bewegen mußte, wirkten nicht vortheilhaft auf die sittliche Entwicklung des Kindes. Das Herumschweifen in der keineswegs reizlosen Umgebung von Meißen war aber doch nicht ohne Einfluß auf dessen landschaftlichen Kunstsinn, der durch unermüdliches, dem Großvater verheimlichtes Zeichnen auf seiner Dachkammer fleißig geübt wurde. Als schließlich der Großvater die entschiedene Begabung des Enkels bemerkte, gab er seinem Verlangen nach und brachte ihn nach Dresden, wo er ihn den Malern Klengel, Schubert und Jentzsch empfahl, die sich denn auch seiner annahmen. Er erhielt auch die Erlaubniß, auf der Akademie zu copiren. Da ihm die Mittel fehlten, eine feste Wohnung zu miethen, so hatte er die ansehnliche Wegestrecke zwischen Dresden und Meißen ungezählte Mal zu Fuße zurückzulegen. Obwol körperlich anstrengend wirkte dieses Wandern auf die Entwicklung seines landschaftlichen Verständnisses, indem sich ihm dieselbe Gegend in ganz verschiedenen Stimmungen und Gezeiten einprägte. Als 1822 der Großvater gestorben war, hätte er sich durch allmähliches Einrücken in dessen Stellungen einen festen Erwerb sichern können. Aber der werdende Künstler in ihm strebte nach Höherem. Er kam auf den Gedanken, sich als Schlachtenmaler auszubilden und meinte als Uebergangsstufe dazu sich zum Dienst als Freiwilliger bei der Artillerie in Berlin anmelden zu sollen. Als er hier nicht angenommen [564] wurde, wanderte er mittellos, die Zehrung durch Guitarrespiel verdienend, nach Meißen zurück und änderte, „damit die sächsische Regierung ihn nicht reclamiren könne“, seinen Familiennamen Croll in Crola um, eine Veränderung, welche später amtlich anerkannt wurde. Drei Jahre später begab er sich nach Dresden, wo er sich seinen Unterhalt durch Zeichnen von Dosen bei einem Fabrikanten verdiente. Daneben suchte er sich in seiner Kunst zu vervollkommnen, wobei ihm die Maler Dahl und Friedrich, die seine Begabung erkannten, förderlich waren. Als aber endlich die äußere Noth ihn zwingen wollte, den berühmten Kunstsitz zu verlassen, versetzte ihn im J. 1828 plötzlich ein Auftrag des Herzogs von Coburg-Gotha in eine sehr günstige Lage. Da jenem Fürsten einige Sachen von C., die er bei dem Kronprinzen von Sachsen gesehen hatte, besonders gefielen, so forderte er den jungen Künstler auf, in Gotha verschiedene Landschaften und Schlösser für ihn zu malen. Aber das höhere „Cometenschwanzleben“ gefiel ihm nicht lange und seinem höheren Künstlerstreben war es zuwider, auf Bestellung bloße Ansichten zu malen. So vertauschte er seine behagliche Stellung nochmals mit dem freien Wanderleben und zog dem Harze zu. Das Gebirge übte große Anziehung auf ihn, besonders das Ausgangsthal der Ilse mit dem reizend gelegenen Ilsenburg, wohin er nach längeren Kreuz- und Querzügen über Berg und Thal gelangte. Hier und in dem benachbarten Wernigerode, wo ihm verstattet war, auf dem Schlosse seine Künstlerwerkstatt aufzuschlagen, gefiel ihm nicht nur die äußere Natur sondern auch das ernste und dabei frische religiöse Wesen, wie es ihm besonders bei der gräflichen Familie entgegentrat. Nachdem er seit dem Sommer 1829 auf dem Schlosse gearbeitet hatte, kehrte er im November noch einmal nach Gotha zurück, wo er auch einige in Wernigerode gezeichnete Bilder ausführte, so einen zur Hamburger Ausstellung gehenden vom Brocken beobachteten Sonnenuntergang, der besonders gefiel. Ein anderes vom Christianenthal bei Wernigerode wurde mit 55 Loosen zu 8 Groschen das Stück in der Grafschaft untergebracht. Mit den sehr bescheidenen Mitteln ausgestattet, die ihm seine Bilder eingebracht hatten, wagte er es im J. 1830 sich nach München, dem Hochsitze deutscher Kunst aufzumachen. Er studirte hier vorzüglich die Natur, die vorzüglichsten lebenden Meister, daneben besonders die Niederländer und malte mit Vorliebe und großer Meisterschaft den deutschen Eichenwald. Die hier gezeichneten Bilder kamen nach München, Dresden und Hannover; sein „Sturm am Chiemsee“ wurde von Busse in Hannover in Kupfer gestochen. Seine Landschaften zeichnet eine sorgfältige Linienführung und bestimmte Stilisirung der einzelnen Baumarten aus; neben einzelnen Darstellungen aus dem Auslande, besonders Italien, ist die deutsche Landschaft der Gegenstand seiner Kunstleistungen. Im Sommer 1838 begab er sich, vom Bildhauer Bandel angeregt, auf eine Nordlandsreise, kam erst nach Düsseldorf, dann über den Teutoburger Wald und die Externsteine nach dem Forst Haßbruch bei Delmenhorst mit seinem uralten Eichenbestand, dann wieder nach Ilsenburg und Halberstadt, wo er sich einige Zeit aufhielt. Durch J. Hübner’s Vermittlung wurde er dann in Berlin mit seiner späteren Lebensgefährtin, der kunstbegabten und gemüthstiefen Tochter des Bankherrn Fränkel in Berlin (s. u.) bekannt, mit der er sich verlobte und zwei Jahre danach in Ilsenburg vermählte. Sonst war in den Jahren 1839 und 1840 sein eigentlicher Wohnsitz wieder München.

Durch seine Heirath zum reichen Manne geworden beschloß er mit seiner ein friedliches Stillleben liebenden Gattin ein festes Daheim in Ilsenburg zu gründen, das ihm schon seit zwölf Jahren besonders ans Herz gewachsen war. Dieser Rückzug aus dem Großstadtverkehr bedeutete aber für beide Theile keineswegs ein Einstellen des künstlerischen Schaffens, sondern C. richtete sich [565] auch seine Werkstatt ein, in der er mit Lust und Eifer schuf, wenn auch der künstlerische Wetteifer nicht derselbe sein mochte, wie bei einer großen Akademie. Reiche Anregung und Abwechslung boten aber die Wälder, Felsen und Thäler, Burgen und Städte des Harzes. Es konnte nicht anders sein, als daß sich die eigenartige Natur des Harzlandes, mit seinen dunkeln Tannenwäldern, Klippen, Weilern und dem Wechsel von Laub und Nadelwald in seiner Landschaftsmalerei bemerkbar machte. Weitere Anregung boten zahlreiche Reisen, der Besuch und die Beschickung von Kunstausstellungen und der lebendige Verkehr mit hervorragenden Künstlern, die er theils aufsuchte, theils aufs gastlichste bei sich bewirthete. Denn ein ganzes Menschenalter hindurch war seine Wohnung – in einem seit 1840 erst miethweise bezogenen, seit 1847 käuflich erworbenen Hause mit großem Garten dem Schlosse gegenüber an der Ilse – ein Mittelpunkt des künstlerischen und feineren geselligen Lebens in der Grafschaft und Umgegend. Die Zahl seiner (größeren) Bilder hat C. schon 1856 auf 200 berechnet, wovon nicht weniger als 60–70 auf die Ilsenburger Zeit kommen, obgleich sein Schaffen verhältnißmäßig früh dadurch eingeschränkt wurde, daß er nur mit doppelt bewaffnetem Auge arbeiten konnte. Als Orte, wo sich seine Bilder in der angegebenen Zeit befanden, sind Berlin, Hamburg, Hannover, London, München, Prag, Rostock, Stuttgart angegeben. Eine Anzahl derselben befindet sich auch auf Schloß und in der Stadt und Grafschaft Wernigerode. C. war ein großer Freund der Tonkunst. In der Jugend war die Guitarre sein Instrument; in ziemlich vorgerückten Jahren übte er sich auch im Clavier- und Harmoniumspiel. Geschichtliche, besonders kirchengeschichtliche Fragen verfolgte er mit Vorliebe und war ein entschiedener evangelischer Christ. Von einem eigens aufgesetzten Glaubensbekenntniß erfuhr das zahlreiche Gefolge bei seinem Leichenbegängniß. Nachdem er etwas vorher von einem Schlaganfall betroffen war, verstarb er ohne eigentliche Krankheit. Außer Photographien, einem von dem Sohne gemalten, einem anderen im Leipziger Museum und einem von der Gattin gezeichneten Bilde sind uns keine Bildnisse von C. bekannt. Zu bemerken ist noch, daß sein ursprünglicher Rufname Heinrich war, der als solcher auch noch 1857 in der Familie galt. Später gab er dem Namen Georg den Vorzug, dessen er sich auch in amtlichen Schriftstücken (wie ein solches uns vom 8. Juli 1878 bekannt ist) bediente.

Elise C. (Taufname Elisabeth Concordia), Zeichenkünstlerin und Bildnerin in Thon, geboren am 28. September 1809 zu Berlin, † zu Ilsenburg am 8. Juli 1878. Als Tochter des Bankherrn Joseph Maximilian Fränkel und dessen Gattin Caroline Sophie Elisabeth geb. v. Haller stand sie im Leiblichen von Kind auf auf der Höhe des Glücks. In dem elterlichen Hause, wo die Kunst mit verständnißvoller Hingebung gepflegt wurde, verkehrten bedeutende Maler und Bildhauer, wie Wilhelm Schadow, der ältere C. Begas, Vater von Reinhold Begas, Wach u. A. Der erstere war des Vaters vertrauter Freund; der jüngere Geschichtsmaler Ed. Bendemann und Elise F. waren Geschwisterkinder; ebenso nahe stand ihr der ältere Geschichtsmaler Hübner. So in künstlerischer Luft aufwachsend fand ihre verwandte Gabe reiche Förderung. Wir hören dabei wol auch von einem Maler Zimmerman, der ihr den ersten Zeichenunterricht ertheilte, aber von einem methodischen Unterricht in dieser Kunst war nicht die Rede, so daß Schadow in einem Briefe an die Eltern, worin er der Tochter seltene Begabung hervorhebt, in der mehr als eine Künstlernatur stecke, auf eine Pflege ihrer Talente dringt. Diesem Urtheile eines hervorragenden Meisters entsprechend urtheilt ihr Sohn, der Bildnißmaler Prof. Hugo C., von Zeichnungen der Mutter aus dem 9. bis [566] 13. Lebensjahre, daß sie sich nicht anders als wunderbare bezeichnen ließen. Aber der Genuß äußeren Glücks vermochte in ihr nicht ein kräftiges geistiges und künstlerisches Streben zu dämpfen, und was sie in späteren Jahren als Lebensregel bekannte: „Arbeit bringt Segen“, das hat sie von Kind auf bethätigt. So hat sie denn die ihr gebotenen günstigen Verhältnisse fleißig ausgenutzt und von den in ihre Kreise tretenden Meistern gelernt. Auf einer Zeichnung aus ihrer Mädchenzeit hat sie bemerkt: „Schadow’s Atelier“. Hinsichtlich des religiösen und Geisteslebens herrschte in dem elterlichen Hause ein Ton, der dem der Rahel verwandt aber wol von vorherein etwas ernster war. Ihre religiöse Entwicklung wurde durch Fr. Schleiermacher geleitet, der sie[WS 2] auch einsegnete. Allzufrüh fand ihre eigentliche Vorbereitungszeit dadurch einen[WS 3] Abschluß, daß sie sechzehnjährig einem viele Jahre älteren Herrn v. Weiher die Hand reichte. Auf wiederholtes Drängen des Vaters wurde diese kinderlose Ehe mit Einverständniß des Gatten, doch nach längerem Widerstreben von ihrer Seite (1836) gesetzlich gelöst und sie lebte nun Jahre lang meist in ländlicher Abgeschiedenheit, wobei ihr Geist mehr und mehr eine ernste religiöse Richtung nahm. Nach Ueberwindung ernstlicher Bedenken verlobte sie sich mit dem damals auf der Höhe seines künstlerischen Rufes stehenden Landschaftsmaler Georg Heinrich Crola, dem sie im Herbst 1840 nach dem, beiden Theilen bereits vertrauten Ilsenburg folgte, wo ihre Ehe am 25. October d. J. eingesegnet wurde. War ihre Kunstübung auch wol vorher nie ganz unterbrochen worden, so wurde dieselbe doch unter den glücklichen Verhältnissen, in die sie nun an der Seite eines kunstbegabten Gatten eintrat, mit erneutem Eifer betrieben, soweit nicht besondere häusliche Aufgaben, besonders die Geburt und Erziehung von Söhnen und Töchtern, ihre Kräfte in Anspruch nahmen. Wenn sie, die sonst figürliche Vorwürfe auszuführen pflegte, sich später auch mit landschaftlichen Darstellungen beschäftigte, so ist darin jedenfalls der Einfluß ihres Mannes zu erkennen. Ihre künstlerische Thätigkeit erstreckte sich auf verschiedene Weisen des Zeichnens und Malens, aber auch des Formens und Modellirens, worin sie ein erstaunliches Geschick zeigte. Eine vorzügliche Büste modellirte sie nach der ihr befreundeten Amalie von Herder, Enkelin des großen Dichters, auch von dem bei ihnen verkehrenden christlichen Socialisten V. A. Huber. Von einer Reihe bekannter Persönlichkeiten hat sie gelungene Bildnisse gezeichnet, so in der früheren Zeit die von Hegel, Tieck, Henriette Herz u. A., später von einem Johannes Goßner, Prof. A. F. Chr. Vilmar, Jul. Stahl. Besondere Erwähnung verdient auch ein Bild von Peter v. Cornelius, der im Juli 1852 mit seiner zweiten Frau und Tochter ein paar Wochen in dem Ilsenburger Künstlerheim einkehrte, wo er auch das später für den Campo santo in Berlin verwerthete Bild von der Verfluchung des Zauberers Simon entwarf. Eine besondere Fertigkeit besaß Elise C. in der Herstellung von allerlei Porzellangeräth: Vasen, Tellern, besonders großen Schalen, die sie mit eigenen friesartigen Darstellungen von reichster sinniger Erfindung schmückte. Die Figuren wurden aus dem dunkeln Grunde herausgeschabt und die so entstandenen Schattenrisse mit dem Pinsel zeichnend vollendet. Eine große Vase in etrurischer Form auf rothbraunem Grunde mit der Darstellung der Hochzeit zu Kana nahm König Friedrich Wilhelm IV. zur Feier seines silbernen Hochzeitsfestes an, nachdem er schon früher ein zu wohlthätigen Zwecken von ihr ausgestelltes Tafelgeschirr für eine ansehnliche Summe erworben hatte. Von sonstigen mit sinniger Kunst und dichterischer Denkarbeit hergestellten Vasen und Geräthen möge noch eins mit dem Preise der Gastfreundschaft, ein anderes mit der Erweckung des Jünglings zu Nain und ein sehr kunstvoll ausgeführter Lampenschirm erwähnt werden. Als ihre [567] ausgezeichnetste zeichnerische Leistung ist ein mit der Feder gezeichnetes Blatt nach dem großen Passionsbilde des Bernardino Lucini[1] in der Kirche Sa. Maria degli Angeli in Lugano anzusehen, das nach dem Original an Ort und Stelle aufgenommen, ein 130 qm füllendes Bild bei klarer Wiedergabe aller Einzelheiten auf eine bescheidene Zahl von Quadratcentimetern verjüngt. Auf das außerordentliche dieser Leistung aufmerksam gemacht, bemerkte der Gatte halbscherzend, es sei das nicht zu verwundern, denn seine Frau habe in jedem Auge eine Camera. Die Menge der von Frau C. ausgeführten Zeichnungen ist eine ungemein große; man hat ihrer 2000 und einige Hundert gezählt. Einzelne uns von ihr bekannt gewordene Gedichte lassen erkennen, daß sie auch in der Welt des Gedankens und der Sprache künstlerisch zu gestalten wußte. Sonst waren hervorragende Eigenschaften ihres religiös-sittlichen Wesens eine überaus große Bescheidenheit, Gastlichkeit und Wohlthätigkeit. Wegen eines bemerkenswerthen Bildes von ihr, die so manches gelungene Bild von Anderen malte, sind wir in Verlegenheit, da sie mit ihrer Person nicht hervorzutreten liebte. Und als in ihrer Jugend Schadow ihre auch noch in vorgerückten Jahren schönen, geistvollen Züge bei einer Idealfigur verwerthete, war sie damit durchaus nicht zufrieden. Ihr Haus, an dessen Schwelle den Eintretenden schon ein ermunterndes salve! begrüßte, verstand sie den ungemein zahlreich ein- und ausgehenden Gästen traulich und anheimelnd zu machen. Groß war die Zahl der Armen, denen sie Wohlthaten erwies. Ein schönes Ehrendenkmal ihrer Wohlthätigkeit ist das sog. Altenstübchen in Ilsenburg für sechs bis acht Personen weiblichen Geschlechts, junge und alte unmündige weltverlassene Leute. Vor ihrem Gatten wurde sie zu Füßen einer von ihr der evangelischen Gemeinde zu Ilsenburg gestifteten gegossenen Kreuzigungsgruppe nach Adam Krafft auf dem alten Friedhofe hinter dem Ilsenburger Pfarrgarten bestattet.

A. Rust, Künstlerheim in Ilsenburg. Ein Gedenkblatt. Wernigerode 1889. Handschr. von 143 losen Blättern. – Handacten Gr. Henrich’s zu Stolb.-Wern. im Fürstl. Archive zu Wernigerode. – Schriftl. Mitthlgn. v. Prof. Hugo Crola, Düsseldorf 23. März u. Blankenburg a. H. 15. Aug., 4. u. 8. Nov. 1899 und eigene Erinnerungen. – Wilh. Loose, Georg Heinrich und Elise Crola. Mitthlgn. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Meißen II (1891), S. 208–217 und Sonderabdruck aus dem schon 1888 erschienenen 2. Heft S. 9–18. S. 209 u. bezw. S. 9 des Sonderabdrucks finden sich auch die benutzten Hülfsmittel zusammengestellt, darunter ein 1847 von G. H. Crola begonnenes Tagebuch. – Chr. Fr. Keßlin, Nachrichten von Schriftstellern und Künstlern d. Grafsch. Wernigerode, S. 233–235. – Carus, Briefe über Landschaftsmalerei, 1833.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. Crola, Elise XLVII 567 Z. 2. v. o. l.: Luini (statt Lucini). [Bd. 56, S. 395]


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Bei der Porzellanherstellung fügt der Bossierer Figuren oder Rohporzellangegenstände aus vorgeformten Einzelteilen zusammen.
  2. Vorlage: ee
  3. Vorlage: siinen