Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Below, Gustav Friedrich Eugen v.“ von Georg von Below in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 344–346, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Below,_Gustav_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 04:29 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Belli-Gontard, Maria
Band 46 (1902), S. 344–346 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Dezember 2015, suchen)
Gustav von Below in Wikidata
GND-Nummer 116115343
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|46|344|346|Below, Gustav Friedrich Eugen v.|Georg von Below|ADB:Below, Gustav von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116115343}}    

Below: Gustav Friedrich Eugen v. B., geboren am 7. März 1791 zu Trakehnen in Ostpreußen als Sohn des Landstallmeisters Friedrich K. Ludwig v. B., besuchte von 1805–7 die Militärschule in Berlin und trat 1807 als Lieutenant in die Armee. Als dienstthuender Adjutant in dem Corps des Generals York nahm er Theil an den Feldzügen der Jahre 1812 und 1813. In der Schlacht an der Katzbach erhielt er eine schwere Kopfwunde, die seine dienstliche Wirksamkeit bis nach der Schlacht bei Leipzig unterbrach. Er wohnte sodann dem Feldzug von 1814 in Frankreich im Hauptquartier York’s bei und wurde zum Rittmeister ernannt. Im Feldzuge von 1815 ward er als Generalstabsofficier zum Grafen Bülow v. Dennewitz versetzt, in dessen Gefolge er der Schlacht von Belle-Alliance beiwohnte. Nachdem er während des Sommers von 1816 den erkrankten Adjutanten des Kronprinzen vertreten hatte, erhielt er 1820 bei dem von demselben befehligten II. Armeecorps eine Stellung als Generalstabsofficier. In diese Zeit fällt die Abfassung seiner vom Kronprinzen angeregten [345] Denkschrift an den Kriegsminister, welche die Nothwendigkeit der Bildung einer preußischen Seewehr zur Küstenvertheidigung nachweist. Nach verschiedenen anderen Stellungen wurde er, als der Kronprinz das II. Armeecorps abgab, wieder in dessen Stab berufen und 1840 mit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelm’s IV. Flügeladjutant. Er gehörte zu den Vertrauten des Königs. Am 19. März 1848 wurde er zum Commandanten des königl. Schlosses ernannt. Im Sommer überbrachte er dem Erzherzog Johann nach Wien die Zustimmung Preußens zu der Uebernahme der Reichsverweserschaft und der Errichtung der deutschen Centralgewalt, und im August erhielt er von demselben als Reichsverweser die Vollmacht für Preußen zum Abschluß eines Waffenstillstandes mit Dänemark, welcher im September 1848 zu Malmö zu Stande kam. Er war der Meinung, daß die Bedingungen des Waffenstillstandes das günstigste waren, was damals für die Herzogthümer erlangt werden konnte, und hob hervor, daß, wenn die europäische Diplomatie die sieben Monate nicht besser benutzte, um einen dauernden Frieden zu Stande zu bringen, dies nicht in der Hand des Militärs lag, der nur zum Abschluß eines Waffenstillstandes, nicht eines Friedens bevollmächtigt war. Im November 1848 wurde er Befehlshaber der ersten Division in Königsberg. Im Mai 1850 wurde er in der schleswig-holsteinschen Sache noch einmal mit den Bedingungen des sog. einfachen Friedens nach Kopenhagen gesandt, ohne jedoch, wie es schien, zu weiteren Verhandlungen in dieser Angelegenheit bevollmächtigt zu sein. Am 30. November 1852 starb er zu Königsberg i. Pr.

Seit 1820 mit einer Gräfin Keyserlingk vermählt und durch sie im Besitz des Gutes Rutzau in Westpreußen, nahm er lebhaften Antheil an den ständischen Verhandlungen der Provinz Preußen. Er wirkte u. a. für Verbesserung der Verkehrswege (Chausseebau) und gehörte zu denjenigen, welche die mangelhafte Vertretung der Städte und Landgemeinden anerkannten und von der Nothwendigkeit einer Umbildung der Provinziallandtage in Reichsstände durchdrungen waren. Als Friedrich Wilhelm IV. bei seinem Regierungsantritt Gedanken über eine Reform der Verfassung aussprach, fanden sie in B. den eifrigsten Interpreten, der es freilich sehr schmerzlich empfand, daß die angekündigten Reformen in den folgenden Jahren nicht durchgeführt wurden. In den Jahren 1840–48 ist er in seiner Stellung am Hofe oft für die Interessen seiner Heimathsprovinz eingetreten und hat ferner mehrfach den Verkehr des Königs mit namhaften Vertretern der constitutionellen Partei der östlichen Provinzen vermittelt. Mit diesen, insbesondere mit Theodor v. Schön, den Brüdern v. Saucken-Julienfelde und v. Saucken-Tarputschen (seinen Schwägern), den Brüdern v. Auerswald, v. Brünneck, v. Vincke-Olbendorf stand er in freundschaftlichen Beziehungen und im Briefwechsel. Als der König im J. 1841 den heftigen Conflict zwischen Schön und dem Minister v. Rochow beizulegen wünschte, wurde B. als Vermittler gebraucht, ohne Zweifel weil ein Freund Schön’s am meisten Gewähr für einen Erfolg bot. Seine Verwendung zu diplomatischen Missionen im J. 1848 hängt offenbar auch mit seinem politischen Standpunkt, der Verfassungsreformen geneigt war, zusammen. Vom October 1849 bis zum Schluß im Februar 1850 wohnte B. den Sitzungen der ersten preußischen Kammer bei. Später wurde er durch den Wahlbezirk, in dem er begütert war, in das Volkshaus zu Erfurt sowie in die neue erste preußische Kammer gewählt, wo er jedoch im Januar 1851 gleichzeitig mit den Generalen Rohr und Hüser sein Mandat niederlegte. Die Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV. hatte er gebilligt. Dagegen war er über das Zurückweichen Preußens Oesterreich gegenüber entrüstet und sprach in vertrautem Briefe den Wunsch aus, der Prinz von Preußen möge, wenn der König nicht den Notenwechsel abbreche und [346] zu Felde ziehe, an seine Stelle treten. Auch in andern Punkten war er mit der Politik des damaligen Ministeriums nicht einverstanden. das persönliche Verhältniß zum König konnte unter diesen Umständen nicht mehr ganz das alte bleiben; doch blieb es äußerlich bis zu Below’s Tode ungetrübt.

Nicht geringer als das politische war das litterarische Interesse Below’s. Insbesondere liebte er die historische und noch mehr die poetische Litteratur. Er war namentlich ein vorzüglicher Kenner Rabelais’ und Fischart’s. Seine noch in Rutzau vorhandene Bibliothek ist durch Fischart- und Rabelaisausgaben ausgezeichnet. Nahe Freundschaft, die durch diese Richtung genährt wurde, verband ihn mit dem Freiherrn v. Meusebach; einen Freund und Wohlthäter fand der Rabelais-Uebersetzer G. Regis an ihm. Die litterarischen Interessen Below’s haben wol auch das Verhältniß zu Friedrich Wilhelm IV. in erster Linie begründet. Er plante eine Polyglotte der deutschen und romanischen Sprichwörter. Doch hat er, von seinen kleinen (im Verein mit Zacher unternommenen) Fischart-Editionen abgesehen, schriftstellerische Thätigkeit auf litterarhistorischem Gebiet nicht mehr entfalten können. Im übrigen hat er nur in den „Hippologischen Blättern“ (seine Verdienste um die Pferdezucht, speciell die Vollblutzucht, werden gerühmt) einige Aufsätze veröffentlicht.

Below’s ausgedehnter Briefwechsel, dessen Herausgabe der Unterzeichnete vorbereitet, bietet werthvolle Aufklärungen zur Geschichte der Provinz Preußen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zur Geschichte der allgemeinen preußischen Politik in den Jahren 1840–52. Aus der Zeit der Befreiungskriege liegen Tagebücher und Briefe Below’s vor. Für die Militärgeschichte ist ferner sein Briefwechsel mit dem als Inspector des Militärunterrichts- und Bildungswesens der preußischen Armee 1834 gestorbenen General v. Valentini von Interesse.

Joh. Gustav Droysen hat für die 10. Auflage des Brockhaus’schen Conversationslexikons (Bd. 2, S. 488 f.) einen Artikel über Below verfaßt. – Vgl. ferner: Aus dem Leben des Generals H. v. Brandt, Bd. 2 (Berlin 1869), S. 26 u. 37. – H. v. Treitschke, Deutsche Geschichte im 19. Jahrh., Bd. 5.