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Artikel „Benary, Franz Simon Ferdinand“ von Bruno Baentsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 346–347, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Benary,_Franz_Ferdinand&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 03:19 Uhr UTC)
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Benary: Franz Simon Ferdinand B., älterer Bruder des bekannten Philologen Agathon B., Orientalist und Professor der alttestamentlichen Exegese an der Universität Berlin, geboren am 22. März 1805 in Kassel, † am 7. Februar 1880 zu Berlin. Er studirte seit 1824 in Bonn und Halle, seit 1827 in Berlin Theologie und orientalische Sprachen. In Halle war es namentlich der bekannte Orientalist und Professor der alttestamentlichen Theologie Gesenius, der auf den jungen B. nachhaltigen Einfluß gewann und seine wissenschaftliche und theologische Richtung bestimmte. Im J. 1829 trat B., der einer jüdischen Familie entstammte, zum Christenthume über und habilitirte sich noch in demselben Jahre als Privatdocent für orientalische Sprachen an der Berliner Universität. Hier trieb er zunächst mit Erfolg indische Studien, als deren Frucht im J. 1830 eine Ausgabe des sanskritischen Gedichtes Nalodaya erschien, die noch heute von Fachkennern als eine für jene Zeit ganz respectable Leistung gewürdigt wird. Im Anfang der dreißiger Jahre erhielt der jugendliche Gelehrte einen Ruf in eine Professur für orientalische Sprachen nach St. Petersburg, dem er jedoch, vielleicht zu seinem Schaden, nicht Folge leistete. Die Ablehnung soll namentlich auf Veranlassung des damaligen Cultusministers Altenstein erfolgt sein, der den vielversprechenden Gelehrten der Berliner Universität erhalten wollte und ihm, obwol er mehr Philolog als Theolog war, und obwol seine Neigung sich offenkundig mehr dem Indischen als dem Semitischen zugewandt hatte, eine außerordentliche Professur für alttestamentliche [347] Exegese an der Berliner Universität ertheilte, an der damals der streng confessionalistische E. W. Hengstenberg sein reactionäres Regiment führte und namentlich die alttestamentliche Wissenschaft in die Banden einer orthodox-lutherischen Anschauung einzuzwängen suchte. B. wandte seine Kräfte jetzt der alttestamentlichen Wissenschaft zu, und außer der alttestamentlichen Exegese, die er ganz im Sinne und Geiste seines Meisters Gesenius betrieb, bildeten namentlich die semitischen Sprachen und die semitische Epigraphik den Gegenstand seiner Vorlesungen. Besonders machte er sich um die jungen Theologen dadurch verdient, daß er ihnen tüchtige Kenntnisse auf dem Gebiete des Hebräischen zu vermitteln bemüht war. Im J. 1835 veröffentlichte er eine beachtenswerthe Abhandlung über die Levirats- oder Schwagerehe bei den Hebräern „De Hebraeorum leviratu“ (Berlin, seinem Lehrer Gesenius gewidmet), der als Anhang eine auch separat gedruckte akademische Abhandlung „Conjectanea quaedam in Vetus Testamentum“ (enthaltend exegetische und kritische Bemerkungen zu den Stellen Richt. 5, 13, 2. Sam. 23, 1 7, Hos. 3, 7 4–7, Mich. 2, 8 f. 10, 6, 9 10) beigefügt war. Es geschah namentlich auf Grund dieser Schrift, daß ihm die theologische Facultät der Universität zu Halle, in der auf alttestamentlichem Gebiete Gesenius noch immer die Führung hatte, die theologische Doctorwürde verlieh. Von seinen sonstigen Abhandlungen seien hier besonders die über die auf Cypern gefundenen phönicischen Inschriften (1845) erwähnt. Auf politischem Gebiete that er sich als Mitglied der Fortschrittspartei eifrig hervor. Wegen der Herausgabe einer von ihm in Verbindung mit den Professoren Hotho und (dem ihm innig befreundeten) Vatke geplanten kritischen Zeitschrift gerieth B. in Conflict mit dem Ministerium Eichhorn, worüber er selbst (1844) die betr. Actenstücke veröffentlicht hat. Es war B. nicht vergönnt, einen nachhaltigen Einfluß auf die Entwicklung der alttestamentlichen Disciplin zu üben. Zur engeren theologischen Facultät der Berliner Universität hat er nie gehört; er starb im Alter von 75 Jahren als außerordentlicher Professor.

Vgl. Neue Evangelische Kirchenzeitung 1880, Nr. 7, S. 110.