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Artikel „Baier, Alwill“ von Theodor Pyl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 188–189, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Baier,_Alwill&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 20:48 Uhr UTC)
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Baier: Alwill B., Doctor der Philosophie und Theologie, geboren am 27. September 1811 in Altenkirchen auf Rügen, und † als Professor der Philosophie an der Universität zu Greifswald am 1. September 1892, war der Sohn des Pastors Hermann Christoph B. (geboren 1775, † 1822), und durch seine Mutter Alwine ein Enkel des Dichters Ludwig Theobul Kosegarten (s. A. D. B. XVI, 745). Auf diese Art von seiner frühesten Jugend einer innigen religiösen Richtung und einem warmen Gemüthsleben, zugleich aber philosophischen und ästhetischen Studien zugewandt, hatte er das Glück, in Heinrich Ranke, einem Bruder des Historikers Leopold v. R., einen trefflichen Erzieher zu finden, welcher diese Gaben weiter ausbildete, und nach dem Tode des Vaters (1822) mit ihm nach Nürnberg übersiedelte, wo B. bis zum Jahr 1826 das Dittmarsche, später Raumer’sche Erziehungsinstitut besuchte. Alsdann in die Heimath zurückkehrend, erhielt B. seine weitere Ausbildung auf dem Gymnasium zu Greifswald unter dem Rectorate des trefflichen Philologen Chr. Dan. Breithaupt, und studirte seit 1830 auf der dortigen Universität Theologie, hörte aber auch bei Schömann (A. D. B. XXXII, 235), einem Freunde seines Vaters, philologische Vorlesungen. Nach einem kurzen Aufenthalte in Halle, wo er Leo’s Vorträge besuchte, begab er sich im Wintersemester 1831 nach Berlin, um sich philosophischen Studien unter Hegel zu widmen, sah aber dies Unternehmen schon im Beginn unterbrochen, da Hegel nach wenigen Vorträgen am 14. November 1831 verstarb. Einen Ersatz fand B. dagegen in seinem theologischen Studium unter Schleiermacher’s Leitung, mit dem er auch, gestützt auf die gemeinsamen Beziehungen zur Rügischen Heimath, in innigen persönlichen Verkehr trat. Nachdem er dann am 15. Juli 1836 in Greifswald zum Licentiaten promovirt, und 1837 in der dortigen theologischen Facultät habilitirt war, erhielt er am 29. Mai 1844 eine außerordentliche theologische Professur, konnte aber nicht zu dem wünschenswerthen Wirkungskreise gelangen, da er wegen seiner freisinnig-theologischen und gemäßigten politisch-liberalen Richtung bei den damals im Cultusministerium herrschenden Gesinnungen auf keine Förderung rechnen durfte. Dagegen wurde ihm wegen [189] seiner trefflichen Schrift „Symbolik der christlichen Confessionen und Religionspartheien“ (1854) die Anerkennung, daß er von der theologischen Facultät in Kiel die Promotion zum Doctor der Theologie empfing. Da ihm ein Ordinariat in der Greifswalder theologischen Facultät vom Ministerium versagt blieb, entschloß er sich endlich im J. 1856 die ihm angebotene ordentliche Professur in der philosophischen Facultät anzunehmen, und hielt seitdem Vorträge über das ganze Gebiet der speculativen Philosophie, vereinigte auch seine kleinen Schriften dieser Richtung u. d. T. „Aus der Vergangenheit, akademische Reden und Vorträge“ (1891). Zu seinem 50jährigen Jubiläum im J. 1886 erhielt er den Charakter als Geh. Regierungsrath. Obwol seit Jahren durch körperliche Leiden ans Haus gefesselt, bewahrte er doch ein lebhaftes Interesse für Philosophie, Litteratur und Geschichte, blieb in Correspondenz mit Gesinnungsgenossen, wie Vatke, Hase, Zeller u. A. und sammelte eine reiche Bibliothek und Galerie von Gemälden und Kupferstichen.

Franck, G. L. Kosegarten, Anhang, S. 353, Herm. Baier. – Nachruf i. Greifsw. Tagebl. v. Prof. Reifferscheid, 1892, Nr. 207. – Persönl. Erinnerungen.