ADB:Albrechtsberger, Johann Georg
Michael Haydn’s Mitschüler), darauf wurde er Organist zuerst bei den Klosterfrauen zu Raab, dann im Wallfahrtsorte Maria-Taferl, endlich in Mölk, wo unter Kimmerling, Rupert, Helm, Maxim. Stadler und A. selbst, besonders 1760–85 die Musik in hoher Blüthe stand. Hier studirte er fleißig die Werke von Händel, Bach, Caldara, Hasse, Graun, womit der Chorverweser Kimmerling ihn versah; ebenso die guten Lehrbücher, besonders Fux’ Gradus ad Parnassum. Außerdem bildete er sich zu einem Orgelspieler ersten Ranges aus, und erregte als solcher unter andern Michael Haydn’s Bewunderung. Seine Themen waren immer gut, und als vortrefflicher Contrapunktist verstand er sie meisterhaft durchzuführen. Nachdem er in Mölk 12 Jahre Organist gewesen war und darauf einige Jahre bei einem Cavalier in Schlesien sich aufgehalten hatte, kam er nach Wien, wo er anfänglich nur ein spärliches Auskommen fand, doch nach und nach, besonders durch sein Orgelspiel Aufmerksamkeit erregte. Er gewann den Hofcapellmeister Reuter, Gaßmann und die Brüder Haydn zu Freunden, und wurde auf deren Empfehlung als Chorregent bei den Carmelitern angestellt, 1772 aber zum Hoforganisten ernannt und zugleich Mitglied der Wiener musikalischen Societäts-Akademie. Als 1793 der Domcapellmeister an St. Stephan, Leopold Hoffmann, mit Tode abging, folgte auf dessen eigenen Wunsch A. ihm im Amte und verblieb in demselben bis zu seinem Lebensende. 1798 ward er noch Mitglied der königlich schwedischen musikalischen Akademie zu Stockholm.
Albrechtsberger: Johann Georg A., der berühmte Contrapunktist und Lehrer des Contrapunkts, Organist und Capellmeister, geb. 3. Febr. 1736, † 7. März 1809. In Kloster-Neuburg bei Wien, wo er geboren war, erhielt er auch seine erste Erziehung, und durch den Pfarrer Leopold Pittner auch den ersten Musik- und Generalbaß-Unterricht. Schon im Gymnasium zu Mölk, wohin er als Singknabe kam und vom Organisten Monn weiter unterrichtet wurde, schrieb er Fugen und Kirchenstücke im strengen Stil und begann als Orgelspieler sich auszuzeichnen. Seine philosophischen Studien absolvirte er im Jesuiter-Seminar zu Wien (alsDie Thätigkeit dieses vortrefflichen Tonkünstlers von ernster und gediegener Richtung war außerordentlich umfassend. Neben dem Orgelspiel und seinen Amtsgeschäften componirte er eine große Menge Tonwerke, verfaßte seine ausgezeichneten Lehrbücher und unterrichtete viel im Contrapunkt und in der Composition, worin er für den ersten Lehrer seiner Zeit angesehen war. Die meisten aller hervorragenden Tonkünstler der nächsten Generation sind seine Schüler gewesen, darunter: Beethoven (in den Jahren 1794–95); J. N. Hummel, der berühmte Clavierspieler und nachmalige weimarische Capellmeister; Joseph Eybler, Capellmeister zu Wien; Joseph Weigl, der Operncomponist und Director der Wiener Oper; Joseph Preindl, Capellmeister an St Stephan und St. Peter zu Wien; Gänsbacher, Preindl’s Nachfolger an St. Stephan; Umlauf, Capellmeister an der Wiener deutschen Oper; Ignatz Ritter von Seyfried, Capellmeister und Operndirector zu Wien; Johann Fuß, der ungarische Componist; der Baron Nicolaus von Krafft zu Wien und andere. Als Componist war er ungemein productiv; die Gesammtzahl seiner Opera, welche der Fürst Esterhazy an sich brachte, um sie in seiner Bibliothek aufzubewahren, beläuft sich auf etwa 250, darunter 26 Messen (und noch 17, welche dem Kirchenchore verblieben), 43 Gradualien, 34 Offertorien, Vespern, Litaneien, Psalmen, Hymnen, Motetten etc.; verschiedene Oratorien („Die Pilgrime auf Golgatha“, „Die Auffindung des Kreuzes“, „Geburt Christi“. „Passion“); ferner Symphonien, Concerte, zahlreiche Kammerwerke [324] (Sonaten, Trios, Quartette, Doppelquartette, Quintette, Sextette), Fugen und Präludien für Orgel und Clavier. Gedruckt ist nur ein kleiner Theil, kaum 30 Opera, und zwar von den Kirchenwerken gar nichts, sondern nur Kammer- und Orgelsachen: 18 Quartette, 6 Sextette, ein Clavierquintett, ein Streichsextett, ein Clavierconcert, Doppelquartette, 18 Opera Orgel- und Clavierfugen und Präludien. Die Werke sind vortrefflich gearbeitet, dabei von würdiger und ernster Haltung; doch interessiren sie vorwaltend durch ihren tüchtigen Contrapunkt, dieser war Albrechtsberger’s eigentliches Element und er soll gesagt haben, „daß er gar kein Verdienst dabei hätte, gute Fugen zu machen; denn ihm fielen nur solche Gedanken ein, die für den doppelten Contrapunkt sich gebrauchen ließen.“ Seine Fugen und contrapunktischen Sätze haben auch den meisten bleibenden Werth; doch waren auch seine Kirchenmusiken sehr geschätzt, noch um 1815 wurde zu Wien alljährlich am Gründonnerstage seine römische Messe a capella aufgeführt (Allgem. Mus.-Ztg. XVII. 275) und noch viel später fanden Werke von ihm achtungsvolle Aufnahme. Viel ausgebreiteter aber ist sein Ruf als Lehrschriftsteller; er hat herausgegeben: „Gründliche Anweisung zur Composition etc. mit Anhang von der Beschaffenheit und Anwendung aller jetzt üblichen Instrumente“, Leipzig, Breitkopf 1790; 3. Ausg. ebd. o. J., französ. von Choron, Paris 1814; „Kurze Regeln des reinsten Satzes“, als Anhang zur vorigen Schrift, Wien, Industrie-Compt. o. J.; „Kurze Methode den Generalbaß zu erlernen“, Wien, Artaria 1792; verm. Leipzig, Kühnel 1804, Wien, Artaria und Cappi; französ. von Choron, Paris; „Clavierschule für Anfänger“, Wien, Artaria 1800; a. „Ausweichungen aus C dur und C moll in die übrigen Töne“; b. „Inganni, Trugschlüsse für Orgel u. P. F.“, 2. Lief. der Ausw.; c. „Unterricht über den Gebrauch der verm. und überm. Intervalle“, nebst der 3. Lief. der Ausw., Leipz., Peters 1807; Wien, Cappi. Gesammtausgabe: J. G. Albrechtsbergers sämmtliche Schriften über Generalbaß, Harmonie und Tonsatzkunst etc., verm. und herausgg. von Ignatz Ritter von Seyfried, 3 Bde., Wien, Strauß o. J. (Bd. I. 1825). In Bd. III. 210 eine Biographie Albrechtsberger’s und Verzeichniß seiner Werke; außerdem Biographisches über ihn Allgem. Mus. Ztg. XI. 445; XXXI. 443.