Zur Geschichte des geistigen Lebens in Dresden vor 300 Jahren
← Treitschke und die Kreuzschule | Zur Geschichte des geistigen Lebens in Dresden vor 300 Jahren (1904) von Viktor Hantzsch Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904) |
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Bekanntlich hat die Königlich Sächsische Kommission für Geschichte beschlossen, ein Werk über die Entwicklung des geistigen Lebens in Leipzig zu veröffentlichen. Für Dresden ist ein derartiges Unternehmen bisher nicht geplant. Es läßt sich nun zwar nicht leugnen, daß in Leipzig von jeher theils wegen der Universität, theils in Folge der ausgedehnten Handelsbeziehungen, die den Gesichtskreis der Bürgerschaft erweiterten, ein regeres Geistesleben als in unserer Stadt geblüht hat, aber trotzdem hat es auch bei uns seit dem 16. Jahrhundert nie an Gelehrten und Künstlern von Ruf gefehlt, deren Bedeutung für die Geisteskultur einmal zusammenfassend darzustellen nicht ohne Interesse sein würde. Natürlich kann es nicht die Aufgabe dieses Vortrags sein, einen Ueberblick über die Gesammtentwicklung des Dresdner Geisteslebens zu geben, vielmehr muß ich mich begnügen, einen Querschnitt durch einen bestimmten Zeitpunkt zu legen. Ich wähle aus äußeren Gründen die Zeit vor 300 Jahren, den Anfang des 17. Jahrhunderts.
Will man die lokale Geisteskultur jener Tage recht verstehen, so muß man sich zuvor den topographischen, politischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Zustand kurz vergegenwärtigen.
Dresden war damals eine zwar stark befestigte und ziemlich wohlgebaute, aber weder durch Zahl noch durch Reichthum ihrer Bewohner ausgezeichnete, sondern nur durch den Hof zu einiger Bedeutung gelangte Stadt. An Beschreibungen ihres Aussehens um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts fehlt es nicht. Mehrere Reisende haben sie um jene Zeit besucht und ihre Eindrücke allerdings ziemlich flüchtig aufgezeichnet. Auch Einheimische haben mit mehr Gründlichkeit Schilderungen ihrer Vaterstadt geliefert, so der kurfürstliche Postbereiter Daniel Winzenberger[1], der Historiker Johann Frenzel[2] und der Kreuzschulrektor Tobias Simon[3], auf die ich später noch eingehen werde.
Was die politischen Verhältnisse anlangt, so hatte im September 1601 der Kuradministrator Friedrich Wilhelm von Weimar-Altenburg die Vormundschaft in die Hände des jungen Kurfürsten Christian II. niedergelegt. Leider war dieser nicht der geeignete Mann, um Sachsen vor den Gefahren zu retten, die von allen Seiten heranzogen. In seinem herkulischen Körper wohnte ein schwacher, wenig gebildeter Geist. Doch besaß er Interesse und auch ein gewisses Verständniß für Kunst und Wissenschaft. Seine Regierung begann unter wenig glücklichen Umständen, da es ihm zwar nicht an natürlicher Gutmüthigkeit, wohl aber an Erfahrung, weitem Blick und Thatkraft gebrach. Auferzogen in Haß gegen die Kalvinisten, die seinen Vater bethört hatten, schloß er sich unter völliger Verkennung der protestantischen Interessen nicht an den Pfalzgrafen, auch nicht an das schon damals der Lauheit in kirchlichen Dingen verdächtige [250] Brandenburg, sondern der Ueberlieferung seiner Vorfahren getreu an das katholische Kaiserhaus an.
Auch der kirchliche Horizont Sachsens war in jenen Tagen von schweren Wetterwolken umzogen. Die Gegensätze der Konfessionen im Reiche schienen unüberbrückbar geworden zu sein. Die Streitsucht der Theologen, die schon früher feiner organisirte Naturen wie Melanchthon mit bangen Sorgen für die Zukunft der Kirche erfüllt hatte, kannte jetzt keine Grenzen mehr. Die Kanzeln hallten wieder von wüsten Schmähungen aller Andersdenkenden. Der Dresdner Hofprediger Polycarp Leyser erwarb sich durch seine Schrift „Ob, wie und warum man lieber mit den Papisten Gemeinschaft haben soll, als mit den Kalvinisten“ stürmischen Beifall, und sein geistesverwandter Kollege Hoe von Hoenegg stellte 99 Punkte zusammen, in denen die Reformirten mit den Arianern und Türken übereinstimmen sollten. Auch die Ungebildeten fanden Geschmack an der Erörterung theologischer Streitfragen. Die Handwerksgesellen behandelten in ihren Trinkstuben weitläufig die Ubiquität des Leibes Christi, und mehr als einmal bewies, wie einst im alten Byzanz, der Dresdner Straßenpöbel Andersdenkenden seine Unfehlbarkeit in dogmatischen Dingen durch die Logik des Knüttels.
In enger Beziehung zu dem Niedergange der Religion stand ein zunehmender Verfall der Sitten, Rohheit, Zügellosigkeit und unsinniger Luxus rissen in allen Kreisen ein. Namentlich Trunksucht und Völlerei nahmen in erschreckender Weise überhand, nicht ohne Schuld des Hofes, der mit üblem Beispiel voranging. Die Verbrechen häuften sich trotz verschärfter Strafen. Grausame Hinrichtungen waren an der Tagesordnung, doch schienen sie nicht abschreckend zu wirken. Denn wir lesen mit Verwunderung, daß die Dresdner Bürger mit Weib und Kind in Scharen nach der Richtstätte zogen, um sich hier stundenlang an Schauspielen zu ergötzen, deren Anblick unsere modernen Nerven schwerlich mehr gewachsen sein sein möchten. Vergeblich kämpfte die Geistlichkeit gegen das rapide Anwachsen aller Laster. Ernste Gemüther sahen ein, daß ein völliger Zusammenbruch bevorstand. Viele glaubten das Ende der Welt gekommen und sehnten es sogar herbei. „Ach komm, du lieber jüngster Tag“ heißt es in einem Dresdner Kirchenliede jener Zeit, und der alte Daniel Winzenberger stellte aus der Bibel 20 Vorzeichen des Endgerichts zusammen und wies nach, daß fast alle schon eingetroffen waren.
Um ein möglichst vollständiges Bild des Dresdner Geisteslebens im Anfang des 17. Jahrhunderts zu geben, werde ich alle damals in unserer Stadt lebenden, einigermaßen geistig bedeutenden Persönlichkeiten nebst ihren Werken vorzuführen suchen.
Unter den Gelehrten nahmen die Geistlichen durch Bildung und Einfluß die erste Stelle ein. Als Hofprediger wirkten um diese Zeit Polycarp Leyser der Ältere, Konrad Blatt und Matthias Hoe von Hoenegg, an der Kreuzkirche als Pfarrer und Superintendent Theophilus Glaser, als Stadtprediger Balthasar Meißner, als Diakonus und Sophienprediger Adam Müller, an der Dreikönigskirche als Pfarrer Johann Hestius, als Diakonus Gabriel Krahl, endlich an der Annenkirche als Pfarrer und Pestilenzprediger Tobias Schneider. Die Frauenkirche bildete damals noch keine selbständige Parochie. Sämmtliche Geistliche waren Anhänger der strengsten lutherischen Rechtgläubigkeit. Alle des Kryptokalvinismus verdächtigen hatten schon unter dem Administrator Friedrich Wilhelm die Stadt verlassen müssen. Trotzdem war das Mißtrauen gegen heimliche Anschläge der Kalvinisten noch nicht aus den Herzen der Bürger verschwunden. Um wenigstens das Beamtenthum an die Orthodoxie zu fesseln, war 1602 auf Leysers Betreiben der formelle Religionseid auf das Konkordienbuch eingeführt worden.
Die meisten der eben genannten Geistlichen werden von den Zeitgenossen als treffliche Kanzelredner gerühmt, doch stellte man damals offenbar nur sehr bescheidene Ansprüche. Von fast allen haben sich gedruckte Predigten erhalten. Für moderne Leser sind dieselben nahezu ungenießbar. Sie zeugen zwar von gründlicher Kenntniß der Bibel und der Schriften Luthers, aber ihr Inhalt beschränkt sich im wesentlichen auf dürre, spitzfindige und gemüthlose Dogmatik und auf gehässige Polemik, und das unaufhörliche Prunken mit gelehrten Zitaten in den drei alten Hauptsprachen wirkt geradezu unerträglich. Wenn es wahr ist, daß der Stil ein Abbild des Menschen ist, so wird man den Urhebern dieser Predigten nicht Unrecht thun, wenn man sie für trockene und phantasielose Pedanten erklärt.
Der einflußreichste unter allen Dresdner Geistlichen war damals ohne Zweifel Polycarp Leyser[4], der Schwiegersohn des jüngeren Lukas Cranach, ein kleiner, immer kränklicher Mann von schwachem Körper, aber starkem Geist, bedeutender Thatkraft und umfassender Gelehrsamkeit. Als Schüler der beiden strenggläubigen Württemberger Lutheraner Jakob Andreä und Johann Brenz war er dem unverfälschten Lutherthum von ganzem [251] Herzen zugethan und eine Hauptsäule der Orthodoxie. An Fanatismus kamen ihm wenige gleich. Namentlich die Reformirten haßte er mit heißer Leidenschaft, und er hörte es gern, wenn man ihn den Hammer der Kalvinisten nannte. Im Privatleben dagegen war er mild und friedliebend. Unter Kurfürst August hatte er als Generalsuperintendent und Universitätsprofessor in Wittenberg gewirkt und sich energisch an der Durchführung der Konkordienformel betheiligt, die er für das Palladium der evangelischen Kirche erklärte. Als unter Christian I. der Philippismus sein Haupt erhob, mußte Leyser den Anfeindungen der Gegner weichen. Eine Anstellung in Braunschweig kam ihm sehr gelegen. Nachdem durch den Kuradministrator Friedrich Wilhelm[WS 1] der Kryptokalvinismus unterdrückt worden war, wurde er zunächst wieder in seine frühere Stellung nach Wittenberg und dann 1594 als Hofprediger nach Dresden berufen, wo er nun bis zu seinem Tode 1610 ungestört wirkte. Seine Hauptsorge war die Einführung des Religionseides auf das Konkordienbuch für alle Staatsdiener. An der Hinrichtung des Kanzlers Crell war er nicht ohne Schuld. Er hinterließ eine gewaltige Menge von Schriften, allerdings meist geringeren Umfangs: Leichenpredigten, theologische Disputationen, Streitschriften gegen die Kalvinisten, namentlich in Sachen der Gnadenwahl und des Exorzismus, den er leidenschaftlich verteidigte. Mehrere seiner Handschriften besitzt die Königliche Bibliothek. In der Sophienkirche liegt er begraben.
Weniger geistesgewaltig als Leyser war sein Kollege, der zweite Hofprediger Conrad Blatt[5], ein gewandter Redner, der sich namentlich bei den Frauen großer Beliebtheit erfreute. 1553 zu Dresden als Sohn eines Barbiers geboren, besuchte er die Kreuzschule und die Fürstenschule in Meißen, studirte in Wittenberg, wo er ein Schüler Leysers war, wurde dann Prediger in dem damals fast ganz evangelischen Tetschen und folgte 1592 einem Rufe als Diakonus an die Kreuzkirche seiner Vaterstadt. Hier hörte ihn der Kuradministrator und fand solches Wohlgefallen an seiner Beredtsamkeit, daß er ihn 1596 zum Hofprediger ernannte. Noch in den besten Jahren starb er bereits 1609 und wurde gleichfalls in der Sophienkirche beigesetzt. Da er keine vulkanische Natur wie Leyser war, mischte er sich nicht in dessen theologische Streitigkeiten. Er hinterließ einen Band ziemlich farbloser Predigten, denen man es jetzt noch anmerkt, daß sie nicht im Kampf um eine Weltanschauung, sondern in der behaglichen Ruhe des Studirzimmers entstanden sind.
Eine wesentlich temperamentvollere Persönlichkeit war der dritte Hofprediger Matthias Hoe von Hoenegg, ein Jesuitenschüler aus Wien, damals ein junger Mann im Anfang der zwanziger Jahre, der seine Berufung an den Dresdner Hof einigen mit abgeschmackten Schmeicheleien angefüllten Huldigungsschriften verdankte, die er dem Kurfürsten Christian II. bei seinem Regierungsantritt und seiner Hochzeit mit Hedwig von Dänemark übersandt hatte[6]. Sein Charakter ist so schwer verständlich, daß ihn noch keiner seiner Biographen völlig klarzulegen vermochte. Ein heißer Kopf wohnte bei ihm über einem kalten Herzen. Mit reicher Begabung und umfassendem Wissen verband er einwandfreie Rechtgläubigkeit und weltmännische Formen. Er liebte es, in auffallender Kleidung und kostbarem Goldschmuck einherzugehen. Kirchliche und höfische Zeremonien vollzog er mit gleicher Würde und anscheinend auch mit gleicher Befriedigung. Servil nach oben, zeigte er nach unten nicht selten Stolz, Härte und Anmaßung. Neben brennendem Ehrgeiz litt er an krankhafter Selbstüberschätzung. Er verglich sich gern mit den alttestamentlichen Propheten, nannte sich den Mund des Herrn und gab seine politischen Rathschläge für Orakelsprüche des heiligen Geistes aus. Am wohlsten fühlte er sich als Intrigant. Der Bestechung soll er sich nicht unzugänglich gezeigt haben. Er redete gern Böses von seinen Nächsten, vertrug es aber nicht, wenn ihm mit gleichem vergolten wurde. Seine Kollegen behandelte er nicht selten mit Rücksichtslosigkeit, und so wurde er bereits nach zweijährigem Wirken in Dresden nicht ohne ihr Zuthun als Superintendent nach Plauen im Vogtlande versetzt. Nach dem Tode seiner Gegner kehrte er 1613 als Oberhofprediger zurück und entfaltete nun 32 Jahre lang jene für Sachsen so verhängnißvolle Thätigkeit als Beichtvater und politischer Berather des Kurfürsten Johann Georg I. Mit den Papisten kreuzte er gelegentlich in literarischer Fehde die Klingen, seine ganze Brutalität aber entfaltete er im Kampfe gegen die verhaßten Kalvinisten, die er auf der Kanzel und in zahlreichen Streitschriften verunglimpfte. Als Schriftsteller war er äußerst fruchtbar, aber ungründlich, so daß selbst sein Hauptwerk, ein siebenbändiger Kommentar zur Apokalypse, an dem er 30 Jahre hindurch arbeitete, nur noch als Kuriosum betrachtet werden kann.
Als Hoe 1604 Dresden verließ, folgte ihm als dritter Hofprediger der wesentlich ältere Paul Jenisch[7] aus Annaberg, ein geduldiger und freundlicher Mann, der, wie es in seiner Leichenpredigt heißt, 18 Jahre in seiner Vaterstadt als Konrektor und Rektor den Schulstaub in [252] sich gefressen und dann als Superintendent in Eilenburg gewirkt hatte. Da er bis zu seinem 1612 eingetretenen Tode an schmerzhafter Gallensteinkolik litt, war er meist bettlägerig und trat in der Oeffentlichkeit selten hervor. Doch war er als Leichenredner sehr geschätzt, und in der That erheben sich manche seiner Leichenpredigten, namentlich die auf seine Kollegen Leyser und Blatt, sowie die auf Kurfürst Christian II. über das damals übliche Durchschnittsmaß. Bekannt ist seine Chronik von Annaberg, die in der Königlichen Bibliothek handschriftlich aufbewahrt wird (Mscr. L. 19) und auch im Druck erschien[8].
An der Kreuzkirche wirkten im Anfange des 17. Jahrhunderts keine geistig bedeutenden Männer. Der Pfarrer und Superintendent Theophilus Glaser[9] war ein Predigerssohn aus Rennersdorf bei Großenhain. Als Pathe des berühmten Meißner Rektors Georg Fabricius besuchte er dessen Schule, dann die Universität Wittenberg, wo er mit wenig Geist und viel Behagen die Philippisten bekämpfte. Nachdem er eine Zeit lang als Pfarrer in Reinhardtsgrimma gewirkt hatte, wurde er 1591 nach dem Sturze Crells als Superintendent nach Dresden berufen. Als solcher erwarb er sich Verdienste durch die Einführung des in seiner Art vortrefflichen Gesangbuchs von 1593 und durch die große Kirchenvisitation von 1598. Sein heißester Haß galt den Kalvinisten, die er unermüdlich durch Wort und Schrift angriff und deren „greuliche Gotteslästerungen“ er noch 1603 auf dem Sterbebette mit Abscheu von sich wies. Nicht uninteressant ist sein „Türkenbüchlein“ (Dresden 1594), in dem er die Nothwendigkeit einer Bekämpfung des östlichen Erbfeinds mehr aus religiösen wie aus politischen Gründen nachzuweisen sucht.
Sein Nachfolger Paul Laurentius[10], ein Pfarrerssohn aus Oberwiera im Schönburgischen, hatte bei seinem Amtsantritt schon ein reich bewegtes Leben hinter sich. Er war Rektor in Halberstadt, Pfarrer zu Plauen im Vogtland und Superintendent in Ölsnitz gewesen und hatte überall kräftig in die kirchlichen Streitigkeiten eingegriffen. In Dresden wirkte er 13 Jahre. 1616 wurde er, da sich eins seiner Kinder ein strafwürdiges Vergehen zu Schulden kommen ließ, zur Vermeidung weiteren Aergernisses nach Meißen versetzt, wo er 1624 starb. Hoe von Hoenegg stellte ihm in der Leichenrede das Zeugniß vielseitiger Gelehrsamkeit aus und rühmte ihm nach, daß er die drei alten Hauptsprachen in seltener Vollkommenheit beherrscht habe.
Sein nächster Kollege war Balthasar Meißner[11], ein Bauernsohn aus dem Kurkreise, ein stiller friedliebender Mann, der seit 1583 volle 40 Jahre hindurch als Stadtprediger wirkte und sich stets den religiösen Ueberzeugungen der herrschenden Partei anschloß, so daß er trotz der mehrfachen Systemwechsel ungestört im Amte blieb, während nicht wenige seiner Freunde ihre Stellen aufgeben mußten. Dem Hofe suchte er sich gelegentlich durch Uebersendung von Huldigungsgedichten in empfehlende Erinnerung zu bringen.
Als Diakonen waren im Anfange des 17. Jahrhunderts an der Kreuzkirche theils neben-, theils nacheinander vier Geistliche thätig: seit 1587 Tobias Rudolph aus Dresden, ein Feind der Kalvinisten, der den Kanzler Crell auf seinem Todesgange geleitete, seit 1591 Johann Lucius, gleichfalls aus Dresden, ein kaiserlicher gekrönter Poet, der in schwülstigen lateinischen Gedichten Gedenktage und Festlichkeiten des kurfürstlichen Hofes zu verherrlichen pflegte, seit 1593 Heinrich Mittelstädt aus Stendal in der Mark, ein vielseitig gebildeter Mann, der zunächst die Apothekerkunst erlernt, dann in Wittenberg neben der Theologie auch Medizin studirt hatte und deshalb in Pestzeiten mehrfach nicht nur durch geistlichen Zuspruch, sondern auch durch seine ärztliche Kunst Segen stiftete, endlich seit 1596 Adam Müller, ein unbedeutender Mann, der vorher Pfarrer an der Annenkirche war und nur dadurch einigen Ruf erlangte, daß er den Kanzler Crell zum Tode vorbereitete und von seinen philippistischen Ketzereien abzubringen versuchte. Ebensowenig hervorragend waren die Geistlichen der Dreikönigskirche, der Pfarrer Johann Hestius aus Rabenau und der Diakonus Gabriel Krahl aus Weißig, sowie der Pfarrer an der Annenkirche Andreas Winkler aus Dresden.
Weniger charakteristisch als die Geistlichen waren für das geistige Leben Dresdens um jene Zeit die Schulmänner, gleichfalls sämmtlich Theologen. An der Kreuzschule wirkte als Rektor Tobias Simon († 1624), als Konrektor Caspar Füger († 1617), als Tertius Thomas Pietsch († 1612), der fast 50 Jahre in dem mühseligen Schuldienst aushielt, als Quartus und Kantor Bartholomäus Petermann († 1610), der zwar eine Lukaspassion komponirte, aber als unfleißiger Mann den Chor arg vernachlässigte und dadurch öffentliches Aergerniß erregte, als Quintus Wolfgang Jenichen († 1649), der ebenfalls nahezu 50 Jahre lang Griechisch und Latein traktirte und 85jährig im Ruhestande starb, als Sextus endlich Ambrosius Stephani († 1639), der [253] später wegen Erblindung sein Amt niederlegen mußte. An der Schule in Altendresden wird bis 1603 Johann Schindler, ein ungeschickter lateinischer Dichter, dann bis 1616 Gregor Müsbach erwähnt.
Einigermaßen hervorragende Geister waren nur Simon und Füger. Simon[12] stammte aus Dresden, studirte in Leipzig Theologie, kehrte dann in seine Vaterstadt zurück, heirathete die Tochter des später noch zu erwähnenden Buchdruckers Matthes Stöckel und wurde als Lehrer an der Kreuzschule angestellt. 1591 ernannte ihn der Rath zum Nachfolger des Rektors Caspar Panicius, der während der damals ausgebrochenen Kalvinistenverfolgung in den Verdacht gerieth, unrichtige Ansichten über die Ubiquität des Leibes Christi zu hegen, und deshalb aus der Stadt weichen mußte. Simon hat sein Amt 33 Jahre lang mit Treue und Gewissenhaftigkeit versehen und wird als Mann von Würde, Sittenstrenge und ausgebreiteter Bildung gerühmt. Von seinen Schriften sind zwei noch heute von Interesse: ein Beitrag zur Geschichte der Kreuzschule[13] und eine Lobrede auf seine Vaterstadt[14]. Diese Rede wurde in der Schule in Anwesenheit der Rathsherren gehalten. Der Verfasser schildert zunächst kurz die Lage der Stadt, ergeht sich dann in Vermuthungen über den Ursprung des Namens, handelt hierauf nicht ohne erhebliche Irrthümer von der Gründung und allmählichen Entwicklung des Gemeinwesens, von den regierenden Fürsten und Bürgermeistern, von der Bauweise und Befestigung, von den Thoren und den wichtigsten Bauwerken, beschreibt weiterhin die Elbe und die Weißeritz, die er Albua nennt, und lobt endlich in höflichen Worten den Charakter der Bürger, die Stadtverwaltung und das Kirchenwesen.
Sein Kollege Caspar Füger, der ebenfalls aus Dresden stammte, war ein Sohn des oft mit ihm verwechselten gleichnamigen Hofpredigers der Herzogin Katharina von Sachsen, der Mutter der Kurfürsten Moritz und August, der als Dichter einen gewissen Ruf genoß und dessen Kirchenlied „Wir Christenleut“ noch jetzt im Landesgesangbuch steht. Der Sohn besuchte die Fürstenschule zu Meißen, wo der Kantor Wolfgang Figulus seine Begabung für Musik erkannte und ihn ausbildete. Nachdem er in Leipzig Theologie studirt hatte, erhielt er 1585 die Kantorstelle an der Kreuzschule, doch wurde ihm bereits im folgenden Jahre gekündigt, da er die unterdeß zu maßgebendem Einfluß gelangte Philippistenpartei durch unvorsichtige Schmähungen gereizt hatte. Nach dem Sturz der Kalvinisten rief man ihn 1591 zurück und übertrug ihm das Konrektorat. 1605 ging er ins geistliche Amt über und wirkte bis zu seinem Tode als Diakonus an der Kreuzkirche. Man hat von ihm noch einige Kompositionen, die er als Student in Gemeinschaft mit seinem Vater herausgab[15].
Neben der großen Zahl von Theologen lebten in Dresden zu Anfang des 17. Jahrhunderts nur wenige einigermaßen namhafte Vertreter der übrigen Wissenschaften. Unter den Juristen werden erwähnt Burkhard Reich aus Meißen, der 1568–1603 Oberstadtschreiber war und im Rathe saß, auch 1589 zum Bürgermeister gewählt, aber vom Kurfürsten nicht bestätigt wurde, dann Jonas Möstel aus Weida in Thüringen, der seit 1585 als Unterstadtschreiber diente und seit 1599 dreimal das Amt des Bürgermeisters bekleidete, endlich Hans Blansdorff aus Jahna, der seit 1579 im Rathe saß, 1589 von Christian I. an Stelle des eben genannten Reich willkürlich als Bürgermeister eingesetzt wurde und diese Würde auch später noch wiederholt bekleidete.
Unter den Medizinern ragt hervor Caspar Kegler[16], der 1594 als Stadtphysikus von Weißenfels nach Dresden berufen und später auch zum Hofmedikus ernannt wurde. Seine Hauptthätigkeit fällt in die Zeit der großen Pest des Jahres 1607, doch erwarb er sich so wenig das Vertrauen seiner Mitbürger, daß man ihm bereits 1608 einen Substituten in der Person seines Kollegen Matthias Stein an die Seite stellte und ihn 1612 entließ. In der Geschichte der Medizin hat er einen gewissen Ruf erlangt durch sein für jene Zeit äußerst charakteristisches Pestbüchlein[17], das eine seltsame Mischung von ärztlicher Wissenschaft und Charlatanerie bietet. In der Einleitung stellt er zunächst die Pest als eine Strafe Gottes für die von Tag zu Tag zunehmende Sündhaftigkeit der Menschen hin, dann schildert er die Vorzeichen und den Verlauf der Krankheit. Als Vorbeugungsmittel empfiehlt er nächst wahrer Reue und Buße zur Besänftigung des göttlichen Zornes hauptsächlich Räucherungen zur Verbesserung der Luft, Purgirungen zur Abführung der verdorbenen Säfte und Aderlässe oder Schröpfköpfe zur Ausscheidung des vergifteten, zur Entzündung geneigten Geblüts. Zum Purgiren preist er in marktschreierischer Weise die von ihm selbst erfundenen und verkauften Pestilenzpillen an. Wer an der Pest [254] erkrankt, der soll sich durch Aderlaß etwa ein Pfund Blut abzapfen. Dann soll er das von Kegler präparirte Lebenswasser einnehmen, das die Patienten nebenbei auch vor Schlaganfällen bewahrt. Es wird in zwei Sorten für Arme und Reiche verkauft. Das für Arme ist im Wesentlichen ein Produkt aus Essig und gebratener Zwiebel, das für Wohlhabende ist aus allerhand Kräutern bereitet. Neben dieser leiblichen Arznei soll der Kranke aber auch die geistliche nicht vergessen, indem er sich durch seinen Beichtvater auf ein seliges Ende vorbereiten läßt. Schlägt die Kur an, so soll man etwa 14 Tage im Bett bleiben und tüchtig schwitzen, um die Giftstoffe aus dem Körper zu schaffen. Der frischen Luft muß man während dieser Zeit ängstlich den Zutritt verwehren. Den schlimmen Geruch, der die Krankenstube erfüllt, soll man durch Räucherungen vertreiben. Wird der Kranke gesund, so soll er Gott danken und sich vornehmen, einen neuen Lebenswandel zu beginnen, um nicht wieder das Strafgericht des Himmels herauszufordern.
Von sonstigen Wissenschaften erfreuten sich zu jener Zeit namentlich die Geschichte und die Erdkunde in Dresden einer gewissen Pflege. Beide waren durch zwei Autodidakten, Johann Frenzel und Daniel Winzenberger vertreten, über deren Leben und Werke bisher so gut wie nichts bekannt ist. Allerdings war das, was sie leisteten, nicht von dauerndem Werte. Beide waren Persönlichkeiten ohne scharf ausgeprägten wissenschaftlichen oder litterarischen Charakter. Wie die meisten Literaten ihrer Zeit standen sie ganz im Banne jener öden polyhistorischen Methode, die im toten Kompiliren aufging und sich darin gefiel, aus vielen alten Büchern ohne tief eindringende Kritik ein neues herzustellen. Nur wo sie aus eigener Anschauung schöpfen konnten, sind sie nicht völlig von dem gedruckten Stoffe abhängig. Selbständige Urtheile oder vom Herkömmlichen abweichende eigene Meinungen wagten sie nicht vorzubringen. Ihr höchster Genuß bestand darin, ihre Leser durch gelehrte Zitate oder Anspielungen zu verblüffen. Keiner hat seine Seele in eins seiner Bücher gelegt. Darum sind ihre Werke für uns ungenießbar, und nur noch als litterarische Kuriositäten vermögen sie einiges Interesse zu erregen.
Johann Frenzel, der sich in seinen Schriften der Rechten und Historien Studiosus und Bürger zu Dresden nennt und der bisher meist mit dem um 1680 lebenden gleichnamigen Rektor der Annenschule verwechselt wurde, gab zunächst ein dem Kuradministrator Friedrich Wilhelm gewidmetes geographisches Lehrbuch heraus[18], das sich bei näherer Betrachtung als ein hier und da ergänzter und verbesserter Auszug aus den großen kosmographischen Werken eines Sebastian Franck und Sebastian Münster erweist. Wie der Verfasser ohne alles Wandern sein Buch lediglich in der Studirstube zusammengestoppelt hat, so will er auch den Lesern die Ueberzeugung beibringen, es sei weit bequemer, billiger und gefahrloser, die Welt durch Lektüre kennen zu lernen, als sie mit viel Mühe und Unkosten zu durchreisen. Von allen Ländern schildert er am ausführlichsten Deutschland und die Nachbargebiete, sowie alle die Orte, an denen, wie er sich ausdrückt, die lieben Altväter und Propheten gelehrt und geweissagt haben, wo Christus Mensch geboren und gestorben ist und wo das Evangelium durch die Apostel gepredigt wurde. Ebensowenig selbständig sind Frenzels Leistungen als Historiker. Die meisten seiner Geschichtswerke sind deutsche Uebersetzungen fremdsprachlicher Quellen, die er den Kurfürsten August und Christian I. überreichte und die sich im Manuskript noch heute in der Königlichen Bibliothek befinden. Erwähnenswerth möchten folgende Uebersetzungen sein: des David Chyträus Lebensbeschreibung der drei Kaiser Karl V., Ferdinand I. und Maximilian II. 1584 (Ms. H 162), Matthäus Dressers Rede vom Nutzen der Historie und desselben Traktat von der Russen, Tartaren und alten Preußen Religion, Sitten und Gebräuchen aus demselben Jahre (Ms. G 248), die Kirchengeschichte des Sulpitius Severus 1588 (Ms. A 10), die Weltgeschichte des Marcantonius Sabellicus in 11 Foliobänden, die Frenzel 1590 nach einem Entwurf des Kantoreidieners Heinrich Habermehl verbesserte und vollendete. Nur ein einziges Geschichtswerk Frenzels, seine völlig kritiklose und mit vielen schlechten Holzschnitten versehene römische Kirchenhistorie[19] scheint im Druck auf uns gekommen sein. Sie hält sich frei von jeder konfessionellen Polemik, erwarb sich darum auch bei den Katholiken Freunde und kam nicht auf den römischen Index.
Frenzels Zeitgenosse und Landsmann, der kurfürstliche Postbereiter Daniel Winzenberger aus Grimma, begann seine litterarische Laufbahn gleichfalls mit geographischen Schriften, nämlich mit zwei Reisebüchern, welche alle Stationen der Poststraßen von Dresden und von Leipzig aus[20] nach allen Theilen des heiligen [255] römischen Reichs und der angrenzenden Länder mit Angabe der Entfernungen in Meilen verzeichnen. Diese Bücher waren hauptsächlich für Kaufleute, wandernde Handwerksgesellen und Boten bestimmt. Sie sind von Interesse für die Kenntniß des Straßennetzes und des Verkehrswesens jener Zeit und verdienten eine eingehende Untersuchung und eine gründliche Vergleichung mit den Straßenkarten Deutschlands, die schon seit dem Ende des 15. Jahrhunderts namentlich in Nürnberg im Druck erschienen. Beschreibungen der Orte und ihrer Sehenswürdigkeiten sind nicht vorhanden, dagegen werden Residenzen, Festungen, Schlösser und Klöster durch symbolische Zeichen angedeutet. Als Anhang finden sich allerhand statistische Tabellen: Verzeichnisse der deutschen Ströme, Festungen, Bisthümer, Jahrmärkte und der 30 Elbzölle von Dresden bis Hamburg, in der Ausgabe von 1597 außerdem Trostsprüche für Wanderer aus der Bibel und dem Volksmunde, Reisegebete und eine geistliche Uhr, enthaltend ein frommes Gedicht auf jede Stunde des Tages. Weniger bemerkenswerth sind zwei historische Werke Winzenbergers[21], die er sich rühmt aus 60 Schriftstellern kompilirt zu haben und die in annalistischer Form die wichtigsten geschichtlichen und Naturereignisse seit dem Jahre 1500 vorführen und sie als Vorzeichen des jüngsten Tages zu deuten versuchen. Besonders vollständig sind die zu abergläubischen Deutungen vor allem geeigneten Himmelserscheinungen, Finsternisse, Kometen, Wasserfluten, Erdbeben, Mißernten, Pestzeiten und Mißgeburten zusammengestellt. Zwei weitere unter sich sehr ähnliche Schriften desselben Verfassers beschäftigen sich mit dem Kriegswesen[22]. Sie wollen lehren, wie ein Krieg vorbereitet, geführt und beendet werden muß. Dabei erfährt man vielerlei Merkwürdiges über die Einrichtung von Zeughäusern, über das Geschützwesen jener Zeit, über Erbauung, Unterhaltung, Vertheidigung, Belagerung und Erstürmung von Festungen, über Anwerbung, Besoldung, Rechte und Pflichten der Soldaten und Offiziere aller Waffengattungen, über Kriegsrecht und Schlachtordnungen. Zum Schluß folgt eine christliche Erinnerung aus Luthers Schriften, daß auch der Kriegerstand trotz vieler gegentheiliger Meinungen ein Gott wohlgefälliger Stand sei.
Um dieselbe Zeit, als Winzenberger seine Reisebücher durch Deutschland drucken ließ, lebten in Dresden noch zwei andere Reisende, die nicht nur das heilige römische Reich, sondern auch ferne Länder und Erdtheile gesehen hatten: Hans Breißinger und Bernhard von Miltitz. Breißinger stammte aus Dresden und war in jungen Jahren unter die Soldaten gegangen. Er kämpfte als Landsknecht in Italien, Frankreich und den Niederlanden, half den Spaniern 1580 Portugal erobern und die Azoren besetzen und diente dann dem Hause Habsburg in Ungarn gegen die Türken. Bei einem Ausfalle aus der Festung Komorn wurde er eines Tages von den Feinden gefangen. Diese führten ihn nach Konstantinopel und verkauften ihn hier als Sklaven an einen Kaufmann, den er auf seinen Handelsreisen nach Vorderasien und Nordafrika begleiten mußte. Als beide zur See nach der türkischen Hauptstadt zurückkehren wollten, wurde ihr Schiff im Aegäischen Meere durch maltesische Seeräuber gekapert, die Breißinger befreiten und mit nach ihrer Insel nahmen. Von hier aus kehrte er durch Italien und Deutschland nach seiner Vaterstadt zurück, wo ihn der Kurfürst in die Leibtrabantengarde aufnahm. Als er nach mehreren Jahren einen Schlaganfall erlitt, wurde er wegen Dienstuntauglichkeit entlassen. In seiner Noth schrieb er eine Schilderung seiner abenteuerlichen Erlebnisse nieder und überreichte sie seinem Herrn mit der Bitte um eine Unterstützung. Die bisher ungedruckte Handschrift befindet sich noch heute in der Königlichen Bibliothek (Ms. F 171c). Sie ist zwar voller Irrthümer, dazu barbarisch in Stil und Rechtschreibung, aber durch die treuherzige Art der Darstellung doch geeignet, Theilnahme zu erwecken[23].
Viel bedeutender sind die Reisen Bernhards von Miltitz[24], der früher, wenn auch mit Unrecht, als der erste sächsische Weltumsegler galt. Leider sind die Tagebücher, die er während seiner Abenteurerfahrten geführt hatte, spurlos verschwunden. Als dürftiger Ersatz ist nur ein ungenügender Auszug derselben übrig geblieben, den der Magister Johann Durrius zu Wittenberg seiner beim Begräbniß unseres Miltitz gehaltenen Leichenpredigt eingefügt hat (Wittenberg 1628). Da Durrius sehr mangelhafte geographische Kenntnisse besaß, so hat er [256] nur ein unvollkommenes Bild der Reisen zu entwerfen vermocht. Nach seinem Bericht hielt sich Miltitz, der 1570 in Scharfenberg bei Meißen geboren war, zunächst als Soldat mehrere Jahre in den Niederlanden und in Frankreich auf und verließ Ende 1594, von Reiselust erfüllt, auf einem französischen Piratenschiff den Hafen von Dieppe. Er fuhr um die Südspitze Afrikas nach Indien, landete in Goa und Malakka, kehrte dann durch den Indischen Ozean zurück, gelangte um das Kap ins Atlantische Meer und erreichte glücklich die Küste Brasiliens. Nachdem das Schiff eine Ladung Farbeholz eingenommen hatte, steuerte es nach Santo Domingo. Hier wurde die Besatzung bei der Landung von spanischen Küstenwächtern verhaftet und in Ketten nach der Hauptstadt geführt. Unterwegs lernte Miltitz einen gutmüthigen Priester kennen, mit dem er sich in lateinischer Sprache mühsam verständigte und der ihm gute Rathschläge für sein Verhalten vor Gericht mit auf den Weg gab. Beim Verhör wußte er die Richter nach den Vorschriften seines priesterlichen Freundes zu täuschen und wurde deshalb freigesprochen. Sein Kapitän und dessen Steuermann dagegen erlitten als Schleichhändler und Seeräuber den Tod durch den Strang, während die Schiffsmannschaft auf die Galeeren kam. Unser so wunderbar geretteter Reisender verlor durch diesen Vorgang die Lust zu weiteren Abenteuern. Er verließ deshalb die Insel, um nach Europa zu segeln. 1601 kehrte er nach Dresden zurück und trat in den Hofdienst. Sein Wandertrieb ließ ihn indessen nicht lange ruhen. Als Gesandter seines Herrn bereiste er mehrmals Italien, England und die Niederlande. Noch im kräftigsten Mannesalter raffte ihn 1626 ein schneller Tod hinweg, ehe er sein Reisetagebuch veröffentlichen konnte. Wo sich dasselbe gegenwärtig befindet, ist unbekannt. Es wird weder unter den Familienpapieren des Hauses Miltitz, noch im Hauptstaatsarchiv oder in der Königlichen Bibliothek aufbewahrt.
Ehe wir von den Dresdner Gelehrten jener Zeit scheiden, ist es angebracht, auch jener zu gedenken, durch deren Vermittlung ihre Werke auf uns gekommen sind, nämlich der Buchdrucker[25]. Bekanntlich sind die Anfänge der Buchdruckerkunst in unserer Stadt noch ziemlich in Dunkel gehüllt. Angeblich wurde sie 1524 durch Wolfgang Stöckel aus Leipzig eingeführt, der sich anfangs auf Befehl Herzog Georgs hauptsächlich mit dem Drucke antireformatorischer Streitschriften beschäftigte. 1539 trat er zur Lehre Luthers über, doch starb er bald darauf und seine Werkstatt blieb lange Jahre geschlossen, bis sie sein Sohn Matthes Stöckel wieder eröffnete. Dieser genoß das besondere Vertrauen des Kurfürsten August. Er wurde 1568 zum Hofbuchdrucker ernannt und druckte vorwiegend theologische Werke, darunter so bedeutende wie die Konkordienformel und das Konkordienbuch. Ueber seine Lebensumstände ist wenig Sicheres bekannt. Häufig wird er mit seinem gleichnamigen Sohne verwechselt, der um 1586–1605 druckte. Etwa gleichzeitig arbeitete Gimel Bergen aus Lübeck, ein sehr thätiger Mann, der seit 1571 als Schriftsetzer in der Hofbuchdruckerei beschäftigt war und sich dann mit Genehmigung des Kurfürsten August selbständig machte. Mehrere Jahre lang betrieb er sein Geschäft gemeinsam mit dem älteren Matthes Stöckel. Später kaufte er ein Haus in der Moritzstraße, in dem er eine Buchhandlung betrieb. Zu seinen Druckwerken, die sich fast sämmtlich durch Schärfe und Sauberkeit auszeichnen, gehört die Meißnische Land- und Bergchronik des Petrus Albinus und das Dresdner Gesangbuch von 1593. Er hinterließ zahlreiche Nachkommen, welche die Druckerei bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts fortführten. Von 1584–1616 druckte außerdem noch Hieronymus Schütz, ein gelehrter Mann, der gleichfalls den Titel Hofbuchdrucker erhielt und aus dessen Presse namentlich sehr zahlreiche Leichenpredigten hervorgingen.
Die meisten Erzeugnisse dieser alten Dresdner Drucker finden wir noch heute wohlerhalten in der Königlichen Bibliothek. Diese spielte zu Anfang des 17. Jahrhunderts im Geistesleben unserer Stadt bei weitem nicht die bedeutsame Rolle wie jetzt, da ihre Benutzung nur mit besonderer Genehmigung des Kurfürsten einzelnen bevorzugten Personen ausnahmsweise gestattet wurde. Bekanntlich geht die Bibliothek wie fast alle Dresdner Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in ihren Anfängen auf den Kurfürsten August zurück[26]. Nach seinem Tode wurde sie von der Annaburg in das Dresdner Schloß gebracht, wo sie länger als ein Jahrhundert in verschiedenen, mehrfach veränderten Räumen aufgestellt blieb. Unter Christian I. wurde sie nicht nur durch die Erwerbung einzelner werthvoller Werke, sondern auch durch den Ankauf der über 3300 Bände umfassenden Freiherrlich Wertherschen Büchersammlung vermehrt. Unter dem sparsamen Kuradministrator Friedrich Wilhelm begann für die Bibliothek ein Zeitraum traurigster Vernachlässigung, der auch unter Christian II. und seinen Nachfolgern andauerte. Der jährliche Vermehrungsfonds wurde zwar auf 100 Gulden festgesetzt, aber nur unregelmäßig ausgezahlt, und der Oberhofprediger Polycarp Leyser wurde zum Inspektor mit weitgehenden Vollmachten für die Verwaltung des Fonds und die Bestimmung der anzuschaffenden Werke ernannt. Seitdem blieb die Inspektion ein volles Jahrhundert hindurch mit [257] dem Amte des Oberhofpredigers verbunden. Diese kirchliche Oberbehörde hat nun in einseitigster Weise ihre Interessen vertreten, so daß meist nur theologische Werke angekauft wurden. Erst im 18. Jahrhundert gelang es, die gewaltigen Lücken in den andern Wissenschaften durch die Erwerbung der Brühlschen und Bünauschen Bibliothek einigermaßen auszufüllen. 1595 zählte man, wie ein noch vorhandener Katalog ausweist, 5668 Werke und 91 eingerahmte Landkarten und Kupferstiche. Die Bibliothekare waren um jene Zeit durchweg unbedeutende Männer, die in der Geschichte der Wissenschaften keinen Namen haben.
Der zweite wissenschaftliche Mittelpunkt Dresdens war damals neben der Bibliothek die kurfürstliche Kunstkammer[27], deren Grundstock ebenfalls durch Kurfürst August zusammengebracht und die unter Christian I. und II. nicht unerheblich vermehrt wurde, wie die noch erhaltenen Inventare von 1587, 1595 und 1610 ausweisen. Diese Sammlung war in sieben Räumen des Schlosses untergebracht. Sie enthielt eine große Menge von meist werthvollen Gegenständen der verschiedensten Art: Erd- und Himmelsgloben, astronomische, mathematische und mechanische Kunstwerke, Meßinstrumente, Uhren aller Art, Automaten, Waffen und Geschützmodelle, schön gearbeitete, zum Theil vergoldete und ziselirte Werkzeuge für Tischler, Drechsler, Schlosser, Büchsenmacher, Goldschmiede, Münzschläger, Barbiere, Wundärzte, Gärtner und andere Handwerker, ferner Geräthe für Jäger, Fischer und Vogelsteller, sowie kostbare Schreibtische und andere Möbel. An den Wänden erblickte man zwischen Hirschgeweihen und anderen Thiergehörnen zahlreiche Werke der bildenden Kunst, Gemälde in Oel- und Wasserfarben, namentlich Fürstenbildnisse, eingerahmte Kupferstiche und Landkarten, Werke der Plastik aus Marmor, Alabaster, Bronze und Terrakotta, kleine Figuren aus Wachs, Thon und Gips, Schnitzereien aus Holz und Elfenbein, chinesische Porzellangeschirre und ähnliches. In Glaskästen und Schubfächern wurden Naturalien aller Art aufbewahrt: ausgestopfte Thiere, Schnecken und Muscheln, seltsame Gewächse, Mißgeburten, Perlen, Edelsteine, Erzstufen aus den kurfürstlichen Bergwerken und eine von Giovanni Maria Nosseni zusammengebrachte Sammlung sächsischer Marmorarten. Von der Decke hing ein drei Ellen langes Einhorn an goldener Kette hernieder, das als unschätzbares Werthstück galt. In einem Schranke standen außerdem mehr als 300 Kunstbücher, die sich zum großen Theil noch heute in der Königlichen Bibliothek befinden und deren prachtvolle gepreßte und reich vergoldete Lederbände wahre Meisterwerke des kunstreichen Hofbuchbinders Jakob Krause und seiner Nachfolger sind. Auch von den übrigen Inventarstücken der Kunstkammer haben sich viele in den Dresdner Sammlungen, namentlich im Grünen Gewölbe, im Historischen Museum und im Mathematisch-physikalischen Salon erhalten. Als Verwalter war um 1600 der Inspektor David Ußlaub thätig, ein Freund des sogleich zu erwähnenden Paul Buchner und wie dieser ein gelernter Schraubenmacher, der sich der Architektur zugewendet hatte und 1592 unter den Erbauern des Schlosses Colditz genannt wird.
Eine Darstellung des geistigen Lebens unserer Stadt in jener Zeit würde sehr unvollständig sein, wenn man nicht auch der damals wirkenden Künstler gedenken wollte. Ich will deshalb in aller Kürze zunächst die wichtigsten bildenden Künstler, Baumeister, Bildhauer und Maler, dann die Kunsthandwerker, weiterhin die Musiker und endlich die wenigen Dichter vorzuführen suchen.
Unter den Baumeistern ragen Buchner und Nosseni hervor. Paul Buchner[28], ein Tischler und Schraubenmacher aus Nürnberg, hatte bei den großen Meistern seiner Vaterstadt und in den Niederlanden seine künstlerischen Fähigkeiten ausgebildet. 1558 kam er nach Dresden und trat in den Dienst des Kurfürsten August. Zunächst wurde er mit der Herstellung von Schrauben, Pressen, Wagen, Mühlwerken und ähnlichen Handwerkserzeugnissen beschäftigt. Auch schnitzte er mit geschickter Hand Modelle, die sich zum Theil noch erhalten haben, und vermittelte den Verkehr seines Herrn mit Wenzel Jamnitzer und anderen ihm nahestehenden Nürnberger Künstlern. Da er große Gewandtheit im Entwerfen von Plänen und Rissen besaß, wurde er beim Umbau der Festungswerke verwendet, den damals der welsche Graf Rochus von Lynar leitete. Diesen wußte er bald aus der Gunst des Kurfürsten zu verdrängen, so daß er Sachsen verließ und sich grollend nach Brandenburg zurückzog. Buchner übernahm nun die Leitung des Festungsbaues. Auch betheiligte er sich mit Rath und That an den Vorarbeiten für die Fürstengruft im Dom zu Freiberg. Eine wirklich großartige Thätigkeit entfaltete er aber erst unter Christian I. Für diesen prachtliebenden Fürsten erbaute er das neue Stallgebäude, das lange Zeit für ein Wunderwerk Dresdens galt. Andere seiner Werke sind das längst verschwundene Kaufhaus auf dem Neumarkte, das in die Luft geflogene Lusthaus auf der Jungfernbastei an Stelle des jetzigen Belvedere und das Schloßportal an der Schloßstraße. Auch in der Provinz war er vielfach beschäftigt. Beispielsweise rühren wesentliche Theile der Schlösser zu Colditz und Zabeltitz, sowie verschiedene [258] Befestigungswerke auf dem Königstein von ihm her. Er starb 1607 in Dresden und wurde auf dem Frauenkirchhofe begraben. Nach Gurlitts sachverständigem Urtheil war er mehr tüchtiger Handwerker als Künstler. Deshalb geht seinen Bauwerken die höhere künstlerische Bedeutung ab. Vergeblich[WS 2] suchte er die architektonischen Mängel durch überreiche Ausschmückung zu verdecken. Seine letzten Lebensjahre wurden ihm durch unliebsame Streitigkeiten mit seinem heißblütigen und leidenschaftlichen Rivalen Nosseni verbittert.
Giovanni Maria Nosseni[29] ist 1544 in Lugano geboren. Nachdem er sich tüchtige Kenntnisse und Fertigkeiten in der Architektur und Bildhauerkunst erworben hatte, verließ er sein Vaterland und trat 1575 in den Dienst des Kurfürsten August. Da ihm seine Stellung aussichtsreich erschien, beschloß er sich dauernd in Sachsen niederzulassen und trat deshalb zum Protestantismus über. Durch seine vielseitige Begabung wurde er seinem Herrn bald unentbehrlich, und auch dessen Nachfolger wußten ihn gebührend zu schätzen und an ihren Hof zu fesseln. Sein Hauptwerk ist die Fürstenkapelle im Dom zu Freiberg, die er nicht nur entwarf und ausführte, sondern auch in Gemeinschaft mit seinem Landsmann Carlo de Cesare, einem Schüler des großen Florentiner Meisters Giovanni da Bologna, ausschmückte. In Dresden ist der schöne Altar der Sophienkirche ein Zeugniß seiner Künstlerschaft. Auch das Altarwerk der Waldheimer Schloßkapelle rührt von ihm her. Ebenso betheiligte er sich an der Innenausstattung der Schlösser zu Lichtenburg, Freiberg und Augustusburg. Viele seiner Bildhauerarbeiten, die sich ehemals im kurfürstlichen Lusthause auf der Jungfernbastei befanden, sind leider untergegangen. Seine Thätigkeit umfaßte auch das Gebiet der Kleinkunst. Mehrere von seiner Hand gebaute Nußbaumsessel mit Serpentinsitzen bewahrt das Historische Museum. Einige Tische mit Marmorplatten, die ich ihm zuschreiben möchte, stehen in der Königlichen Bibliothek und in der Porzellansammlung. Große Verdienste erwarb er sich um die Erschließung der Mineralschätze Sachsens. Die Marmorbrüche des Erzgebirges und die Alabastergruben Thüringens wurden durch ihn zuerst rationell ausgebeutet. Auch gab er die Anregung zu künstlerischer Verwertung des Zöblitzer Serpentins. Bei Hofe machte er sich als erfindungsreicher Leiter von Festlichkeiten aller Art beliebt. Unermüdlich entwarf er Inventionen zu Aufzügen, Turnieren, Maskenfesten, Schlittenfahrten und Theatervorstellungen. Der Ruf seiner Geschicklichkeit auf diesem Gebiete drang bald über die Grenzen Sachsens, und oft wurde er von seinem Herrn an auswärtige Höfe beurlaubt, wo er sein Talent entfalten sollte. 1620 starb der unruhige Mann in seinem Hause am Elbthor. Seine werthvolle Kunstsammlung ging durch Kauf in den Besitz des Kurfürsten Johann Georg über[30]. Von seinen Büchern befinden sich noch viele, die zum Theil mit eigenhändigen handschriftlichen Einträgen versehen sind, in der Königlichen Bibliothek. Seine Schüler Sebastian Walther und Zacharias Hegewald ehrten sein Andenken schon bei seinen Lebzeiten durch ein schönes Grabmal, das noch heute, wenn auch verstümmelt, in der Sophienkirche steht und das den Meister mit seinen drei Frauen zeigt. Sein feines ausdrucksvolles Gesicht ist glücklicherweise wohlerhalten. Der müde verschleierte Blick und ein paar bittere Falten lassen auf ein melancholisches Temperament und trübe Lebenserfahrungen schließen. Nosseni hat die sächsische Kunst, die bis dahin eine gewisse landschaftliche Eigenart bewahrt hatte, der italienischen Hochrenaissance untergeordnet und sie dadurch ihrer Volksthümlichkeit beraubt. Er hinterließ eine Bildhauerschule, deren zahlreiche auf uns gekommene Leistungen nach Gurlitts Urtheil zwar nicht starkes individuelles Leben, aber tüchtiges Können und oft überraschende Formvollendung zeigen. Gelegentlich hat er sich auch auf wissenschaftlichem Gebiete versucht, doch mögen seine phantastischen Schriften historischen und chronologischen Inhalts besser mit Stillschweigen übergangen werden, da sie auch vor einer wohlwollenden Kritik nicht bestehen können. Als Dichter werden wir ihn noch kennen lernen.
Von den übrigen bildenden Künstlern Dresdens gehörten in jener Zeit die meisten einer 1574 gegründeten Innung an, welche die Maler, Bildhauer und Bildschnitzer umfaßte[31]. Unter den Gründern der Innung befanden sich mehrere noch heute bekannte Männer: Heinrich Göding der ältere, Friedrich Bergt und fünf Mitglieder der Künstlerfamilie Walther: Hans, damals Bürgermeister von Dresden, Christoph der ältere und der jüngere, Andreas und Ambrosius[32]. Später traten noch Daniel Bretschneider, Paul Schürer und Hans Spellin bei, von denen sich ehemals zahlreiche Gemälde in der kurfürstlichen Kunstkammer befanden, die aber jetzt verschollen sind.
Heinrich Göding[33] war 1531 in Braunschweig [259] geboren und erlernte vermuthlich in seiner Vaterstadt die Malerkunst. Um 1558 kam er nach Sachsen und trat in den Dienst des Kurfürsten August. Dieser verwendete ihn anfangs zum Wappenmalen, sowie zum Illuminiren von Landkarten, Holzschnitten und Kupferstichen. Mehrere dieser Arbeiten scheinen sich in der Königlichen Bibliothek erhalten zu haben. Später wurde er bei der inneren Ausschmückung des Schlosses Stolpen beschäftigt. Ein von ihm bemalter Altar aus der dortigen Kapelle wird jetzt im Museum des Alterthumsvereins gezeigt. Seit 1570 dekorirte er in jahrelanger Arbeit viele Zimmer der neuerbauten Augustusburg[34]. Daneben verschmähte er es auch nicht, sämmtliche Tische, Bänke, Gitter und andere Geräthe in diesem Schlosse mit Oelfarben anzustreichen. Später malte er Decken und Wände in den Schlössern Annaburg und Freudenstein, sowie den Altar in der Schloßkapelle zu Freiberg und viele Thierstücke und Jagdbilder auf Leinwand, von denen sich noch einige in Moritzburg erhalten haben. Zwei unbedeutende Oelgemälde von seiner Hand besitzt das Historische Museum, ein auf Pergament gemaltes Turnierbuch die Königliche Bibliothek (Ms. J 14). Unter Kurfürst Christian I. erreichte seine Thätigkeit den Höhepunkt, indem er den Auftrag zur Bemalung des neuen Stallgebäudes erhielt, von der noch beträchtliche Reste an Ort und Stelle zu sehen sind. Das zweite Geschoß dieses Bauwerks schuf er nicht ohne Geschick zu einer Ahnengalerie des sächsischen Fürstenhauses um, die allerdings bis tief in die fabelhafte Urzeit zurückreicht. Auch als Kupferstecher hat er verschiedene Arbeiten geliefert. Sein Hauptwerk auf diesem Gebiete ist eine zweibändige Bilderchronik des sächsischen Volkes in 120 Kupfertafeln mit kurzem Text nach dem Geschichtswerke des Petrus Albinus[35]. Als literarisches Erzeugniß ist das Buch nicht ernst zu nehmen, da es völlig kritiklos die gröbsten Lügen des fabelhaften Hunibald und ähnlicher berüchtigter Quellen wiederholt, als Kunstleistung aber erweckt es hohe Achtung vor dem tüchtigen Können des Zeichners und Stechers, dessen Monogramm H. G. auf vielen Blättern angebracht ist. Auch in kulturgeschichtlicher und kostümkundlicher Hinsicht ist es von hohem Interesse. Göding starb 1606 zu Dresden und wurde auf dem Frauenkirchhof begraben. Er hinterließ zwei Söhne namens Heinrich und Andreas, die gleichfalls als Künstler erwähnt werden.
Ein anderer nicht ungeschickter Dresdner Maler und Kupferstecher jener Zeit war Daniel Bretschneider, der seit 1596 das Innere der alten Frauenkirche ausmalte und von dessen Hand sich in der Königlichen Bibliothek mehrere Bilderwerke erhalten haben, welche Aufzüge, Ritterspiele und andere höfische Festlichkeiten aus der Zeit des Kurfürsten August und seiner Nachfolger in gefälliger Technik darstellen[36].
Der einzige Dresdner Maler des angehenden 17. Jahrhunderts, der sich als freier Künstler und nicht als Handwerker fühlte und der es deshalb trotz vieler Anfeindungen ablehnte, der Malerinnung beizutreten, war Zacharias Wehme[37]. Er war um 1558 in Dresden geboren, erlernte zehn Jahre lang in der Werkstatt des jüngeren Lucas Cranach in Wittenberg die Malerkunst, kehrte dann in seine Vaterstadt zurück und trat in den kurfürstlichen Dienst. Er wurde mit Malerarbeiten in den Schlössern zu Dresden und Colditz, sowie später am neuen Stallhofe beschäftigt. 1599 verheirathete er sich mit der Tochter des Baumeisters Paul Buchner, aber bereits 1606 starb er plötzlich. Sein künstlerischer Nachlaß, bestehend aus 54 zum Theil noch unvollendeten Fürstenbildnissen, sowie aus Jagdstücken, Landschaften und Scenen aus der biblischen Geschichte, wurde von den Erben der kurfürstlichen Kunstkammer übergeben, ist aber gegenwärtig verschollen. Erhalten haben sich in Dresden ein Buch mit bildlichen Darstellungen türkischer Sitten und Gebräuche von 1581 in der Königlichen Bibliothek (Ms. J 2a), ein schönes Porträt des Kurfürsten August von 1586 in der Gemäldegalerie, einige andere Bildnisse im Historischen Museum und ein großes kursächsisches Wappen in Wasserfarben von 1591 im Kupferstichkabinett.
Neben den bildenden Künstlern zeichneten sich um jene Zeit in Dresden auch einige geschickte Kunsthandwerker aus: die beiden Hofdrechsler und Elfenbeinschnitzer Georg Wecker und Aegidius Löbenigk, [260] der Goldschmied Johann Kellerthaler und der Tischler Hans Schieferstein oder Schifferstein, von denen sich köstliche Werke von dauerndem Werthe noch heute theils im Grünen Gewölbe, theils im Historischen Museum befinden.
Zum Schluß wende ich mich noch zu den Vertretern der tönenden und redenden Künste. Die Musik wurde hauptsächlich in der Hofkapelle und im Kreuzkirchenchor gepflegt. An der Spitze der durch Kurfürst Moritz begründeten Hofkantorei stand der tüchtige Kapellmeister Rogier Michael[38], ein würdiger Nachfolger seiner großen Vorgänger Johann Walther, Matthäus Lemaistre und Antonius Scandellus. Er war um 1550 zu Bergen im Hennegau, dem heutigen Mons geboren, also ein Landsmann des großen Tonsetzers Roland de Lattre, der weiteren Kreisen unter dem Namen Orlandus Lassus bekannt ist. Er wuchs in den guten Traditionen der altniederländischen Gesangskunst auf, die um die Mitte des 16. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreicht hatte. Wegen seiner Fertigkeit im Koloraturgesang wurde er 1575 bei der Dresdner Hofkapelle als Altist angestellt. Christian I., der ihn sehr schätzte, ernannte ihn 1587 zum Kapellmeister. Als solcher mußte er nicht nur den Kirchendienst versehen, sondern auch bei der Tafel und bei Hoffestlichkeiten aufwarten und junge Knaben zu tüchtigen Musikern heranbilden. Einer seiner berühmtesten Schüler ist der Leipziger Thomaskantor Hermann Schein. Große Verdienste erwarb er sich um die Herausgabe des Dresdner Gesangbuchs von 1593. Als seine Kräfte nachzulassen begannen, wurde Heinrich Schütz, der Begründer der deutschen Oper, als sein Vertreter berufen. 1619 starb er an Altersschwäche. Sein Hauptverdienst besteht darin, daß er die Musik in Dresden aus der alten vokalen in die neue instrumentale Richtung hinüberleitete. Von seinen Kompositionen ist die bedeutendste ein sechsstimmiges Tedeum aus dem Jahre 1595. Mehrere andere befinden sich handschriftlich im Hauptstaatsarchiv. Einige sind gedruckt, alle aber höchst selten und nur zum Theil vollständig erhalten.
Weniger bedeutend als Michael war sein Kunstgenosse Andreas Petermann[39]. Er war um 1536 in Dresden geboren, studirte in Wittenberg Theologie und bildete sich gleichzeitig in der Musik so weit aus, daß er 1557 das Kantorat an der Dreikönigskirche seiner Vaterstadt übernehmen konnte. Allerdings hielt er es hier nicht lange aus, weil sich bereits am dritten Tage nach seiner Anstellung der Pfarrer beim Stadtrath in den bittersten Ausdrücken über ihn beschwerte. Da die Streitigkeiten mehr persönlicher Natur gewesen zu sein scheinen, entließ man ihn nicht, sondern versetzte ihn als Lehrer an die Kreuzschule. Bald übertrug man ihm auch die Kantorstelle an der Kreuzkirche, die er 25 Jahre lang inne hatte. Da er sich aber nicht genug geehrt und allzu kärglich besoldet glaubte, gab er dieses Amt auf und vertauschte es mit der besser dotirten Stellung eines Präzeptors der kurfürstlichen Kapellknaben. Als solcher wirkte er bis in sein hohes Alter. Erst 1611 wurde er in den Ruhestand versetzt, doch starb er noch in demselben Jahre. Als Komponist ist er nicht bedeutsam hervorgetreten, doch rühmen die Zeitgenossen von ihm, daß er den Figuralgesang seines Chors auf eine bemerkenswerthe Höhe gebracht habe.
Die Theaterverhältnisse Dresdens lagen um jene Zeit noch sehr im Argen[40]. Eine ständige Schauspielergesellschaft war nicht vorhanden. Englische Komödianten und andere Wandertruppen führten gelegentlich, namentlich zur Zeit des Karnevals, theils plumpe Haupt- und Staatsaktionen, theils rohe Hanswurstpossen auf und zeigten daneben ihre Künste als Springer, Seiltänzer oder Thierbändiger. Die Bürgerschaft ergötzte sich zuweilen an einer Komödie moralischen Inhalts, welche die Kreuzschüler agirten. Die Hofgesellschaft fand ihr Hauptvergnügen an festlichen Aufzügen, bei denen sich oft Hunderte von Menschen zum Theil in abenteuerlichen Verkleidungen als mythologische und allegorische Fabelwesen, als Meerwunder, Indianer und Waldteufel, aber auch als Päpste und Kardināle durch die Hauptstraßen der Stadt bewegten, ferner an Maskenbällen, Thierhetzen, Wasserjagden, Turnieren, Karoussels und Schlittenfahrten. Die zum Theil werthvollen Kostüme und Dekorationen wurden in einem besonderen Gebäude, dem sogenannten Inventionshause hinter dem alten Frauenkirchhofe an der heutigen Münzgasse, aufbewahrt.
Zur Verherrlichung dieser Hoffestlichkeiten wurden neben bildenden Künstlern und Handwerkern aller Art nicht selten auch die Dresdner Dichter herangezogen. In unserer Stadt lebten damals zahlreiche Männer, die sich in guten Stunden der Poesie befleißigten. Allerdings galt die Dichtkunst nicht wie in unsern Tagen als die feinste Blüthe der Geisteskultur, sondern als eine Fertigkeit, die man handwerksmäßig erlernen und üben konnte. Deshalb war keiner unter jenen alten Dresdner Versschmieden ein Dichter von Gottes Gnaden, keiner ein sprachgewaltiger Schöpfer neuer Formen und Töne, keiner ein Mensch, dem nichts Menschliches fremd blieb. Vielmehr haben sie sämmtlich ein dürftiges Mittelmaß nicht [261] überschritten, obwohl ihre Mitbürger und Zeitgenossen mit Lobeserhebungen nicht sparsam umgingen. Als Dramatiker rühmte man namentlich den Magister Andreas Hartmann und den Hofprediger Matthias Hoe von Hoenegg, als Epiker den Hofmaler Heinrich Göding, als Panegyriker den Konsistorialsekretär Johann Seussius, als Lyriker endlich den Hofarchitekten Giovanni Maria Nosseni.
Hartmann hat drei Komödien hinterlassen. In der ersten giebt er in schlechten Versen einen kurzen trockenen Auszug aus dem bekannten Ritterroman Amadis aus Gallien[41]. In der zweiten, die, wie er selbst schreibt, 1599 zu Dresden mit einem sonderlichen applausu publice agiret und fürgestellet wurde, schildert er unter weitgehender Benutzung eines älteren, 1588 erschienenen Schauspiels, des Getreuen Eckart von Bartholomäus Ringwald, das Leben der Seelen im Jenseits[42]. Der Inhalt des Stückes ist kurz folgender: Eckart, ein armer, aber frommer Mann, der viel Schweres erduldet hat, stirbt unter weitläufigen Klagen über die Sündhaftigkeit der Welt. Ein Engel nimmt sich seiner Seele an, führt sie mit Bewilligung des heiligen Petrus in den Himmel ein, zeigt ihr Gottes Herrlichkeit und stellt ihr eine Reihe von Seligen vor, die in bombastischen Versen ihr Glück preisen. Unterdes sterben auf der Erde noch zwei andere Männer, der reiche Schlemmer Freßhans und der ebenfalls reiche aber fromme Christian. Der eine wird vom Teufel in die Hölle abgeführt, der andere nach längerem Bedenken wegen seines Reichthums doch noch in den Himmel aufgenommen. Zum Schluß gelüstet es den seligen Eckart, zur Erhöhung seines Genusses die Qualen der Verdammten zu schauen. Sein Engel geleitet ihn an die Höllenthür und läßt eine große Zahl gepeinigter Seelen erscheinen, die in schwülstigen Reden ihre Sünden und ihre ewige Strafe beklagen. Hartmanns drittes Stück ist eine Dramatisirung von Luthers Leben vom Eintritt ins Kloster bis zur Entführung auf die Wartburg[43]. Der schwierige Stoff, an dem auch später so viele Dichter scheiterten, ist nur mangelhaft bezwungen. Als Hauptquelle dienten die Predigten des Johannes Mathesius. Luther, seine Freunde und Gegner, auch Kaiser Karl und die Kurfürsten des Reiches treten in eigener Person auf. Ein Ehrenhold sucht durch langathmige Deklamationen die Zuschauer über den Gang der Handlung aufzuklären. Herr Omnes, in fünf Stimmen zerlegt, spendet dem Reformator Beifall, bringt aber auch, wie es seiner Art geziemt, allerlei Pöbeleien vor. Klaus Narr unterhält als lustige Person das Publikum mit plumpen Späßen. Das Ganze ist ein abgeschmacktes Machwerk ohne jeden dramatischen Schwung. Trotzdem fand es um seiner Tendenz willen den Beifall der Bürgerschaft und der Geistlichkeit.
Kaum höher steht Hoe’s von Hoenegg wiederholt aufgeführte Schulkomödie vom erniedrigten und wieder erhöhten Joseph[44], eine ziemlich plumpe Uebersetzung nach einem lateinischen Original des fruchtbaren, aber öden Wittenberger Kontrovers-Theologen Aegidius Hunnius.
Von Göding hat sich, wie es scheint, nur ein einziges poetisches Werk erhalten: sein umfangreiches Gedicht von Heinrich dem Löwen[45], das bis ins 19. Jahrhundert hinein vielfach nachgedruckt und als Volksbuch auf Jahrmärkten verkauft wurde. Die Abfassung fällt in das Jahr 1585. Den Anlaß bildete die damals stattfindende Vermählung der Prinzessin Dorothea, einer Tochter des Kurfürsten August von Sachsen, mit dem Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg. Bei den großartigen Inventionen, die zu dieser Gelegenheit veranstaltet wurden, trat der junge Herzog in einer mittelalterlichen Verkleidung als Heinrich der Löwe auf. Dieser Umstand regte Göding zu seinem Gedichte an, durch welches er zugleich seinem Geburtslande und dessen Fürsten eine Huldigung darbringen wollte. Das Werk umfaßt 104 Strophen von je vier Zeilen und ist wie die meisten volksthümlichen Dichtungen jener Zeit in dem sogenannten Hildebrandstone abgefaßt. Es scheint nicht auf gedruckte Quellen zurückzugehen, sondern aus der mündlichen Ueberlieferung geschöpft zu sein. Das einzige bekannte Exemplar des Originaldrucks von 1585 befindet sich im Archiv zu Wolfenbüttel.
Johann Seussius ist um 1565 in Dresden geboren und 1631 in seiner Vaterstadt gestorben. Er hatte die Rechtswissenschaft studirt und besaß ein beträchtliches Vermögen, das er gern mit hilfsbedürftigen Dichtern theilte. Mit Martin Opitz, Paul Fleming, Friedrich Taubmann und andern Poeten stand er in regem Gedankenaustausch. Seine eigenen deutschen und lateinischen [262] Dichtungen sind für uns ungenießbar. Sie knüpfen fast durchgängig an Geburtstage, Hochzeiten und ähnliche freudige oder traurige Familienereignisse im sächsischen Fürstenhause und in den Kreisen der Hofgesellschaft an. Was ihnen an Geist abgeht, suchen sie durch hohle Rhetorik zu ersetzen.
Der sympathischste unter den Dresdner Dichtern jener Zeit ist Nosseni. Wir besitzen von ihm zwei Gedichtsammlungen in seiner italienischen Muttersprache[46] und viele einzelne meist deutsche Gedichte. Zwar ist die Form oft mangelhaft und der Inhalt nicht selten armselig, aber über dem Ganzen liegt doch der Zauber der Stimmung. Man merkt es seinen Versen an, daß sie nicht mühsam ausgeklügelt, sondern vom Feuer des Temperaments und der Leidenschaft eingegeben sind. Durch manche geht ein übermüthiger, dionysischer Zug, über andere dagegen, in denen er seine persönlichen Verhältnisse streift, liegt eine müde, dumpfe Schwermuth. Vor allem drückte ihn als freier Künstler seine Dienstbarkeit. Ein feines Ohr hört in seinen Worten überall Kettengeklirr und hier und da einen Nothschrei nach Unabhängigkeit. Man merkt es ihm an, daß er sich nicht wohl fühlt unter den nordischen Barbaren, deren Brod er essen muß. Seine Seele friert nach der Sonne Italiens. Deutschland liebt er weder als Vater- noch als Mutterland, nicht einmal als das Land seiner Kinder, da er trotz dreimaliger Ehe ohne Nachkommen blieb. Das scheint neben der Heimathsehnsucht eine Hauptquelle seines Trübsinns gewesen zu sein.
Ich bin am Ende meiner Ausführungen. Drei Jahrhunderte sind seit den Tagen verflossen, in denen jene Menschen lebten, die ich wenigstens andeutungsweise zu schildern versuchte. In diesen drei Jahrhunderten hat sich das geistige Leben auch in unserer Stadt mächtig entfaltet. Wir haben eine Kulturhöhe erreicht, die unsere Vorfahren niemals ahnen konnten. Wenn wir die Werke ihrer Wissenschaft und Kunst mit den Leistungen der Modernen vergleichen, so ist der riesige Fortschritt unverkennbar, und wir verwundern uns mit Recht über die primitiven Leistungen der Alten. Wenn wir aber tiefer blicken, so ändert sich der Eindruck. Die Tugenden und Laster, die Schwächen und Thorheiten, die Stimmungen und Leidenschaften jener versunkenen Generation, auch ihre Ideale und Wünsche, ihr Haß und ihre Liebe sind im Wesentlichen noch die unsern. Sie pflügten und besäten das Feld, auf dem wir jetzt ernten. Das Beste, was sie gedacht, geschaut und innerlich erlebt haben, gehört noch heute zum unveräußerlichen Erbgut unserer Kultur. Darum reichen wir ihnen im Geiste über drei Jahrhunderte hinweg die Hand und grüßen sie nicht nur als unsere Mitbürger, sondern auch als unsere Freunde.
- ↑ Lobspruch der löblichen vnd weit berümbten Churfürstlichen Stadt Dreßden ... gestellet vnd beschrieben reimsweise durch Daniel Wintzenberger ... Im 1591. Jar ... (abgedruckt bei Weinart, Topographische Geschichte der Stadt Dresden, Dr. 1777–81, S. 29ff.)
- ↑ Synopsis geographica, Dresden 1592, Bl. 72–76. Vgl. Dresdner Geschichtsblätter 1897, S. 35f.
- ↑ Oratio de Dresda, urbe Misniae munitissima et ob aulam Electorum et Ducum Sax. celebratissima ... Dresdae 1622.
- ↑ Paul Jenisch, Eine Christliche Predigt, Beym Begräbniß ... Polycarpi Lyseri ... Dreßden 1610. Nachdruck: Leipzig 1610. – Heinricus Höpfner, Oratio funebris honori et memoriae Polycarpi Lyseri ... dicta ... [Lipsiae] 1610. – Leonhard Hutter, Laudatio funebris in Polycarpum Lyserum ... Wittebergae 1610. – Epicedia in obitum Polycarpi Lyseri ... conscripta a cognatis et amicis. Lipsiae [1610]. – Zwo Christliche Leich-Predigten, Die Erste: Beym Begräbniß ... Polycarpi Lyseri ... Gehalten durch Paulum Jenisch ... Die Ander: Bey Bestattung ... Elisabethen Cranachin ... Polycarpi Leysers ... Witwen ... Gehalten durch Paulum Röbern ... Wittemberg 1647.
- ↑ Paul Jenisch, Leichpredigt, Beym Begräbnüs ... Cunrad Blaten ... Dresden [1609]. Mit dem Bildnis Blatts in Holzschnitt.
- ↑ Panegyricus in electoratum et natalem ... Christiani II., Vitebergae 1601. – Saxoniae, Thuringiae, Misniae triumphus ... nuptiis Christiani II. ... et ... Hedvigis ... Dresdae [1602].
- ↑ Michael Niederstedter, Christliche Leichpredigt, Beym Begrebnis ... Pauli Jenisch ... Leipzig 1613. – Johann Schreiber, Carmina memoriae funebri ... Pauli Jenisii ... scripta ... Lipsiae 1613.
- ↑ In Annabergae deflagrationem epistolae et threnodiae, Dresdae 1604. – Annaebergae historia, Dresdae 1605.
- ↑ Johannes Lucius, Leichpredigt, Bey dem Begrebnis ... Theophili Glasers ... Dreßden 1603. – Christian Schlegel, Lebens-Beschreibung Hn. M. Theophili Glasers ... Dresden 1698.
- ↑ Matthias Hoe von Hoenegg, Der Christlichen Lehrer Standt vnd grosser gewisser Himmels Lohn, Bey dem ... Leichbegengnüs ... Pauli Laurentii ... Außgeführt ... Dresdae 1624. – Christian Schlegel, Lebens-Beschreibung Pauli Laurentii ... Dresden 1698.
- ↑ C. A. Freyberg, Historie der Frauen-Kirche, Dresden 1728, S. 26ff.
- ↑ Daniel Traugott Müller, De rectoribus scholae nostrae Crucianae, Dresdae [1770], S. 13f.
- ↑ Oratio de praecipuis beneficiis, huc usque in scholam Dresdensem a Deo collatis, Dresdae 1619.
- ↑ Vgl. Anm. 3.
- ↑ Christliche Verß vnd Gesenge Lateinisch vnd deudsch ... Auff Fünff Stimmen Componirt, Dresden 1580.
- ↑ Lebensnachrichten über ihn finden sich in der Schrift von Paul Laurentius, Eine Leichpredigt, Bey dem ... Begrebnüs ... Magdalenen ... Caspari Keglers ... Haußfrawen [Dresden 1612].
- ↑ Ein Regiment, durch Doctorem Casparum Kegeler gemacht, darinnen angezeiget, wie man sich für der erschrecklichen seuche der Pestilentz praeseruieren vnd bewaren, vnd do eins dardurch inficieret oder vergifftet wurden, wie man dem mit außerlesenen Medelen vnd Ertzneyen zn hülff kommen und vermittelst Göttlicher Hülffe zu seiner vorigen gesundheit wiederbringen vnd ihn retten soll ... Dreßden 1607.
- ↑ Synopsis geographica, Oder Kurze und Eigentliche Beschreibung des gantzen Erdkreises, wie derselbe zu unsern zeiten in seine Lender und Herrschaften abgetheilet wird ... Dreßden 1592.
- ↑ Römische Kirchen-Historien darinnen Nach ordentlicher gewisser Jahrrechnung von dem heiligen Petro an biß auff unsere zeiten aller Bäbste geschicht, Leben, Wandel ... meldung geschicht ... [Leipzig] 1600. – Historia ecclesiastica Romana. Neue Papst-Chronica oder Römische Kirchen-Historia, mit Fortsetzung von Gregorius Wintermonat ... [Leipzig] 1614.
- ↑ Ein Naw Reyse Büchlein von der Stadt Dreßden aus durch gantz Deudschlandt ... Dreßden 1577. – Wegweiser oder Reyse Büchlein, Von der Stad Dreßden aus, der fürnemsten Wege und strassen durch gantz Deudschland ... Dreßden 1597 – Ein Naw Reyse Büchlein Von der Weitberümbten Churfürstlichen Sechsischen Handelstad Leiptzig aus, an die vornembsten örter in Deudschland vnd etzlichen anstoßenden Königreichen vnd Lendern ... Dreßden 1595.
- ↑ Wahrhafftige Geschichte vnd gedenckwirdige Händel, so von dem 1500. Jar an bis auff dis 1583. Jar ergangen, kurz vnd richtig nach ordenung der Jahre Beschrieben ... Dreßden 1583. Mit zahlreichen Holzschnitten. – Beschreibung, Was für Königreiche, Fürstenthumbe vnd Grafschafften von dem 1500. Jare an bis auff diß 1585. Jar verendert vnd abgestorben ... Dreßden 1585.
- ↑ Krieges Ordnung: Zu Roß vnd Fuß, sampt der Artalerey vnd zugehörigen Munition ... Dreßden 1595. – Krieges Ordnung: Zu Wasser vnd Landt. Kurtzer vnd eigentlicher Vnderricht der Krieges Händel, so geübet werden ... Dreßden 1596. – In der Einleitung wird auf eine frühere Ausgabe von 1588 verwiesen, die aber anscheinend verschollen ist. Beide Werke enthalten eine Ansicht von Dresden in Holzschnitt, die sich in verschiedenen Erzeugnissen der Offizin des Druckers Gimel Bergen, unter anderm auch in der Selbstbiographie des Superintendenten Daniel Greser findet.
- ↑ V. Hantzsch, Deutsche Reisende des 16. Jahrhunderts, Leipzig 1895, S. 77–79. – Dresdner Geschichtsblätter 1896, S. 274ff.
- ↑ v. Kyaw, Ein Tourist gegen Ende des 16. Jahrhunderts (Neues Lausitz. Magazin 49, 1872, 126–134). – A. Kirchhoff, Ein sächsischer Weltumsegler des 16. Jahrhunderts (Mitt. d. V. f. Erdkunde zu Halle 1881, 67–81). – S. Ruge, Bernhard von Miltitz kein Weltumsegler (Neues Archiv f. Sächsische Geschichte 3, 1882, 66–77).
- ↑ Christian Schöttgen, Historie der Dreßdnischen Buchdrucker, Dreßden 1740. – E. Arnold, Dresden als Buchdruckerstadt, Dresden 1900.
- ↑ F. A. Ebert, Geschichte und Beschreibung der Kgl. Öffentlichen Bibliothek zu Dresden, Leipzig 1822, S. 23ff.
- ↑ V. Hantzsch, Beiträge zur älteren Geschichte der kurfürstlichen Kunstkammer in Dresden (Neues Archiv f. sächs. Geschichte 23, 1902, 220ff.).
- ↑ [August Buchner] Gedächtnüs ... Paul Buchnern ... zu ehren auffgerichtet ... Wittembergk 1627. – C. Gurlitt, Paul Buchner (Dresdner Geschichtsblätter 1900, 249–260).
- ↑ Aegidius Strauch, Christliche Leichpredigt, Bey dem Begräbniß ... Johannis Mariae Nossenij ... Dreßden 1620. – Neu eröffnetes Histor. Sächs. Curiositäten-Cabinet 1746, 357–364. – Sammlung vermischter Nachrichten zur sächsischen Geschichte 1, II, 25–30. 134–144. – Ch. Hohlfeldt in den Mitt. d. Königlich Sächs. Altertumsvereins 2, 1842, 63–69. – J. Schmidt in Webers Archiv f. d. sächs. Geschichte 11, 1873, 121ff. – R. Steche im Neuen Archiv f. sächs. Geschichte 4, 1883, 126ff.
- ↑ V. Hantzsch in den Dresdner Geschichtsblättern 1903, 157ff.
- ↑ K. Berling, Die Dresdner Malerinnung (Neues Archiv f. sächs. Geschichte 11, 1890, 263ff).
- ↑ J. und A. Erbstein, Der kurfürstlich sächsische Eisenschneider Paul Walther, Dresden 1886, S. 4ff.
- ↑ K. Berling, Der kursächsische Hofmaler und Kupferstecher Heinrich Göding (Neues Archiv f. sächs. Geschichte 8, 1887, 290ff.).
- ↑ C. Freyer im Neuen Archiv f. sächs. Geschichte 7, 1886, 297ff.
- ↑ Außzug der Eltisten vnd fürnembsten Historien des vralten streitbarn vnd beruffenen Volcks der Sachssen ... durch fleisiges nachdencken vnd Inuention Heinrich Godegen ... auff Kupffer bracht ... 1597. – Das Ander Buch der Alten Fürnembsten Historien des Streitbaren vnd Beruffnen Volcks der Sachsen ... durch ... Heinrich Godegen ... auf Kupffer bracht ... M. D. X. C. VIII.
- ↑ 1. Contrafactur des Ringkrennens, So vff ... Christiani Hertzogen zu Sachssen ... Beylager den 25. Aprilis Anno 82. In dem Churfürstlichen Schlosse zu Dreßden gehalten worden ... – 2. Ringkrennen, So ... Christian Hertzog zu Sachssen ... den ... 2. Martij Anno 84 ... in dem Churf. Schlos allhier zu Dreßden gehalten ... – 3. Proces und Ordnung des Begengknus ... Augusti Hertzogen zu Sachssen ... und Churfursten ... Eigendtlich auff Kubffer gegradirt ... 1586. – 4. (Ringrennen bei der Taufe der Prinzessin Dorothea, Tochter Christians I., 1591 auf dem Schloßhof zu Dresden gehalten. Zeichnung. Ms. J. 9). – 5. (Verzeichniß der Inventionen und Aufzüge beim Besuche der Herzöge Johann Casimir und Johann Ernst von Sachsen beim Kurfürsten Christian II. 1609. Zeichnung. Ms. J. 18). – 6. (Ein Buch mit allerlei gemalten Inventionen zu Schlittenfahrten. Ms. B 104). – 7. (Ein Buch mit Abbildungen von Thierhetzen). Eine Reproduktion daraus findet sich in den Dresdner Geschichtsblättern 1893, 72.
- ↑ K. Berling im Neuen Archiv f. sächs. Geschichte 11, 1890, 275ff.
- ↑ R. Kade, Der Dresdner Hofkapellmeister Rogier Michael (Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung 1888, Nr. 36 und Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft 5, 1889, 272–289). – Derselbe, Das erste Dresdner lutherische Gesangbuch von 1593 (Dresdner Geschichtsblätter 1894, 145ff.).
- ↑ K. Held, Das Kreuzcantorat zu Dresden, Leipzig 1894, S. 23ff.
- ↑ M. Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden, Dr. 1861.
- ↑ Historia von des Ritters Amadisens auß Franckreich Thaten, Dreßden 1587.
- ↑ Eine Newe Außbündige, sehr schöne vnd durchauß Christliche Comoedia Vom Zustand Im Himmel vnnd in der Hellen, Magdeburg 1600.
- ↑ Erster Theil des Curriculi vitae Lutheri. Das ist: Warhafftige vnd kurtze Historische Beschreibung der Geburt vnd Ankunfft, Auch Lehr, Lebens, Wandels, Berueffs, Standes vnd Ampts, Vnnd sonderlich der beharlichen vnd standhafftigen Glaubens Bekendtniß ... Martini Lutheri ... Magdeburgi 1600. – Lutherus redivivus. Das ist: Eine warhaffte Beschreibung der Geburth, Ankunfft, Lehr, Lebens, Beruffs, Ampts, auch sonderlicher stanthaffter glaubens Bekendtnis ... Martini Lutheri ... Halle 1624.
- ↑ Eine schöne Geistliche, Geistreiche Comoedie, Von dem H. Joseph, Sehr lieblich und nützlich zu lesen vnd zu halten, Hiebeuor Lateinisch beschrieben von ... Aegidio Hunnio ... Jetzo ... ins Deutsch versetzet durch ... Matthiasen Höe. Dreßden 1602.
- ↑ P. Zimmermann, Heinrich Gödings Gedicht von Heinrich dem Löwen (Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 1887, 13, II).
- ↑ Sonetti fatti in laude et honore della serenissima casa di Sassonia, Dresden 1602. – Sonetti et Stanze fatti a particulari con le risposte suopra li sonetti del Signoro Giovanbatista Ubaldino et de altri suoi amici. Dresden 1602. – Eine Sammlung italienischer Sonette Nossenis zum Lobe der Kurfürstin Sophie findet sich in der Handschrift J. 59 der Königlichen Bibliothek.