Eine Dresdner Kunstsammlung vor 300 Jahren

Zur Geschichte des Kurländischen Palais Eine Dresdner Kunstsammlung vor 300 Jahren (1903) von Viktor Hantzsch
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904)
Aufwand eines Dresdner Brautpaares in der Rokokozeit


[157]
Eine Dresdner Kunstsammlung
vor 300 Jahren.
Von Dr. Viktor Hantzsch.

Zu Anfang des 17. Jahrhunderts befanden sich in Dresden zwei größere Kunstsammlungen, deren Reste noch heute in den Königlichen Museen für Kunst und Wissenschaft erhalten sind: die von Vater August um 1560 angelegte und durch den prachtliebenden Christian I. stark vermehrte Kurfürstliche Kunstkammer, die in sieben über den herrschaftlichen Gemächern des Dresdner Residenzschlosses gelegenen Zimmern aufgestellt war, und die von dem Hofarchitekten Johann Maria Nosseni zusammengebrachte Privatsammlung, die sich in dessen weitläufigem, jetzt längst verschwundenen Hause [158] zwischen der Hofschmiede und dem Elbthor nahe bei der Brücke und dem Stallgebäude befand. Ueber die Kunstkammer habe ich an anderer Stelle eingehend berichtet[1], über die Sammlung Nossenis aber ist, soweit ich sehe, noch keine beschreibende Darstellung vorhanden. Ihr sollen darum die folgenden Zeilen gewidmet sein.

Die älteste Nachricht, die sich über sie erhalten hat, stammt von dem als Kunstfreund und Sammler bekannten Augsburger Patrizier Philipp Hainhofer. Als dieser 1617 auf der Durchreise nach Pommern in Dresden Aufenthalt nahm, lernte er Nosseni kennen und wurde von ihm eingeladen, seine Kunstsachen zu besichtigen. Ueber diesen Besuch berichtet er in seinem Reisetagebuche folgendermaßen[2]:

„[Am 15. Oktober] hat mich Nassoni in seine undere stantiam gefuert, und darinnen gezaigt ain Bergkwerkh mit den 7 Planeten. Stain auß Manßfeldischen Bergkwerkh mit Fischen. Statuam Nebuchedonosars in Danielem gar groß mit seiner Außlegung, darüber er ain Buch und ain groß Kupferstuckh außgehen lassen, und etwas ist, daß ain geborner Italianer deutsche Bucher beschrieben. Allerhand Stain, die man in Sachsen bricht. Oben auf hat er mich sehen lassen die Geburt Christi auf Papier gerissen, da er dann das Papier so durchscheinent macht, daß, was man dem Papier für ainen gefärbten Grund underleget, solcher durch scheinet. Ainen runden perspectivischen Spiegel. Ain quadretto vom Parmesan, wie St. Catherina, Jonas, Augustinus, und Johannes Christum verehren. In ainem Säälin hat er ain Landschäftlin von Paul Brill mit dem Christkündlin und 2 Engelen, die Hans Rothenhammer darzue gemahlt hat. Ain Fauno mit Venere und Spigel vom Adrian de Vrieß. Ainen Mercurium, so aine Antic. Ain Crucifix di brunzo von Gio. Btt. Pauperto. 1 großen Mercurium di Stucco von Gio. Bologna, Martyrium D. Laurentij, ist aine copia von deß Titians [Original]. Danae von Parmesano Lebensgröse. Unterschiedlicher Imperatorum Romanorum nachgemachte Brustbülder di stucco. Underschidliche grose und klaine quadri, aber nit von fürnemen Maistern.“

Nosseni war zur Zeit dieses Besuches bereits ein alter Mann von 73 Jahren. Da ihm seine Sammlung, an die er viel Geld, Zeit und Mühe gewendet hatte, sehr ans Herz gewachsen war, wünschte er nicht, daß sie nach seinem Tode zerstreut oder verschleudert würde. Er bot sie deshalb sammt seinen übrigen Besitzthümern am 20. Oktober 1619 dem Kurfürsten Johann Georg I. zum Kaufe an. Seine in der eigenhändigen Urschrift erhaltene, in einem barbarischen Deutsch abgefaßte und vielfach von italienischen Brocken durchsetzte Eingabe befindet sich nebst den übrigen weiter unten noch zu erwähnenden Akten im Archiv der Generaldirektion der Königl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft zu Dresden[3]. Für sein in gutem baulichen Zustande befindliches Haus nebst Hof verlangte er 7500 Reichsthaler, für eine ihm gleichfalls gehörige vor dem Wilischen Thor gelegene Wassermühle mit Einrichtungen zum Marmorschneiden und Steinschleifen 2500, für eine künstliche Bergstufe aus allerhand in Sachsen gefundenen Erzen 3000, für eine später noch näher zu beschreibende sechs Ellen hohe Figur, das Bild Daniels oder Nebukadnezars genannt, 1200, für die von ihm gesammelten Werke der Bildhauerkunst, zum Theil von berühmten Meistern herrührend, 1038, für 28 Gemälde, meist Kopien, 1384, insgesammt also 16622 Thaler. Die Möbel und sonstigen Hausgeräthe sollten seiner Frau verbleiben.

Der Kurfürst ging nicht ohne Weiteres auf den vorgeschlagenen Kauf ein. Erst als Nosseni 1620 gestorben war und die Wittwe sich nochmals mit einem gleichen Gesuche an ihn wendete, beauftragte er durch einen schriftlichen Befehl vom 15. Februar 1621 vier vertrauenswürdige und im Abschätzen von Kunstwerken erfahrene Dresdner Künstler, den Mathematiker und Kunstkammer-Inspektor Lucas Brunn, den Statuarius Sebastian Walther, den Hofmaler Kilian Fabricius und den Goldschmied Daniel Kellerthaler, den Nachlaß zu besichtigen.

„Wir begehren hiermit gnädigst“, schreibt er, „Ihr wollet Euch insgesammt sobald nach Verlesung dieses bei erwähntes Nosseni Wittwe anmelden, gedachte Kunstsachen in Augenschein nehmen, solche Eurer jedes Profession und der Billigkeit nach taxiren, zu Papiere bringen und Uns neben Eurem unterthänigsten ausführlichen schriftlichen Berichte und Gutachten durch Unserer Kammerdiener einen zu Unseren Selbsten Händen versiegelt übergeben lassen, es auch sonsten im geheim halten. Daran beschieht Unsere zuverlässige Meinung.“

Die Beauftragten begannen sogleich ihr Werk, und bereits am 14. März desselben Jahres konnten sie berichten, daß sie die Kunstsachen genau durchgesehen und ein Verzeichniß derselben angefertigt hätten. „Wir können nicht sagen, daß unter gemelten Kunstsachen viele sonderliche Principalwerke der fürnehmsten Meister zu erlangen sein sollten, sintemal sowohl in der Statuaria als Pictoria, eins oder zwei Stücke jedes Theils aus genommen, das andere alles Paradigmatica oder abgeformte Sachen sind, auch unter den Büchern wenig sonderliche, sondern was zum Theil schon hier, zum Theil an andern Orten mehr zu finden ist.“ Trotzdem [159] empfahlen sie den Kauf, weil die Gelegenheit günstig sei und etwas ähnliches nur mit vieler Mühe und großen Unkosten zusammen zu bringen sein würde. Daß die Sammlung werthvoller und reichhaltiger war, als dieses Urtheil vermuthen läßt, lehrt das Verzeichniß, das die Beauftragten angefertigt hatten und das sich gleichfalls an demselben Orte im Original erhalten hat. Es ist betitelt: „Was auf S. Churf. Gn. Befehl die verordneten Commissarii in Herrn Johann Maria seligen Behausung an hinterlassenen Kunstsachen befunden haben“. Ich gebe im folgenden den wesentlichen Inhalt dieses Schriftstückes möglichst wortgetreu, doch unter Weglassung aller Nebensächlichkeiten und Weitschweifigkeiten wieder und füge nicht nur die von den Sachverständigen ermittelten Preise, sondern auch in Klammern die hier und da zum Verständniß nothwendigen Erklärungen, sowie die Angabe bei, wo sich einzelne Stücke gegenwärtig befinden. Die Anordnung der Kunstwerke ist keine streng systematische, sondern entspricht den Räumen des Nossenischen Hauses, in denen sie aufgestellt waren.

I. Im oberen Kunstsaal, dem größten Raume des ersten Stockes, befanden sich hauptsächlich Erzeugnisse der Plastik, manche im Original, andere in Abgüssen. Nosseni hatte sie theils auf seinen Reisen in Italien, theils durch Vermittlung seiner Landsleute, die beim Bau und der Ausschmückung des Stallgebäudes und des Lusthauses in Dresden, sowie der Kurfürstlichen Begräbnißkapelle im Dom zu Freiberg mitgewirkt hatten, erworben. Von geringem Werthe waren zwei Nachbildungen von Werken des Michelangelo:

ein stehender Christus, schwarz angestrichen, 1 Elle hoch, nicht gut nachgemacht, 3 Thaler;

drei liegende Bilder derer Tageszeiten, als Morgen, Abend, Mitternacht, fehlt darunter Meridies, von Erde, roth angestrichen, nachpossiret von denen auf der Kunstkammer, 9 Th. (Die in den alten Kunstkammerinventaren erwähnten Alabasterfiguren der vier Tageszeiten waren keine Originale des Michelangelo. Sie befinden sich jetzt in der Kgl. Skulpturensammlung)[4].

Weit werthvoller als diese Nachbildungen waren verschiedene Arbeiten des namhaften flandrischen Bildhauers Johann Pollonia (Jean de Boulogne, auch Giovanni da Bologna genannt, geb. 1524 in Douai, gest. 1608 in Florenz), der in Rom ein Schüler Michelangelos gewesen war und dann in Florenz eine glänzende Thätigkeit entfaltet hatte[5]. Von ihm waren folgende Arbeiten vorhanden, die Nosseni vermuthlich 1588 von dem Künstler selbst erwarb, als er mit ihm über die Ausschmückung der Freiberger Fürstengruft unterhandelte:

eine stehende Göttin Thetis, von Stuck, ascherfarbig angestrichen, 1½, Elle hoch, 12 Th.;

ein stehender Hercules, welcher den filium terrae Cacum an die Brust andrückt, von Stuck, grün an gestrichen, 1¾ Ellen hoch, 25 Th.;

ein stehender Neptunus, von Erde, schwarz an gestrichen, 1½, Elle hoch, 10 Th.;

ein stehend Bild Cereris, von Erde, grau angestrichen, 1 Elle hoch, 4 Th.;

ein stehend Bild, die Astronomia, von Gips, weiß, 8/4 Ellen hoch, 2 Th.;

ein Mercurius, lebensgroß, ohne Füße und Finger und sonst etwas zerbrochen, von Stuck, 25 Th.[6];

ein Mercurius, in Metall gegossen, 1 Elle hoch, auf einem serpentinenen Postamentlein, 30 Th.;

ein Christus von Metall mit ausgespannten Armen, an ein Kreuz gehörend, unverschnitten, ¾ Ellen hoch, 15 Th.[7];

ein knieend Weiblein aus Messing, auf einem steinernen gedrehten Postament, sauber und gut, 15 Th.

Eine noch größere Zahl von Werken stammte von dem Florentiner Bildhauer und Erzgießer Carol de Caesar, richtiger Carlo de Cesare, einem Schüler des Giovanni da Bologna und Mitarbeiter Nossenis an der kurfürstlichen Begräbnißkapelle zu Freiberg, deren Herrscherfiguren er goß, sowie an der Ausschmückung des Stallgebäudes und des Lusthauses in Dresden:

zwei stehende Bilder oder Statuae Veneris, hat jede bei sich den Cupidinem, von Stuck, jedes 3½, Ellen hoch, zu Freiberg gemacht, 100 Th.;

eine stehende Venus mit Cupidine, von Erde, weiß angestrichen, zu Freiberg gemacht, 16 Th.;

eine Göttin Thetis, unten mit einem Delphin, von Erde, weiß angestrichen, zu Freiberg gemacht, 16 Th.;

zwei stehende Göttinnen, als die Venus mit dem Cupidine und eine Gratia, beide von Erde und meergrün angestrichen, 7/4 Ellen hoch, 30 Th.;

ein stehender Pluto mit der Proserpina, von Erde, überkupfert, 13/4 Ellen hoch, 10 Th.;

ein stehend Bild des Kindleins Christi, von Erde, rot angestrichen, 1½ Elle hoch, 8 Th.;

der Kopf von Kurfürst Christiani I. seligen Statua (im Dom zu Freiberg) abgeformt, von Erde, mit Farben angestrichen, 4 Th.;

[160] 2 abgeformte Kinderköpfe, von Erde, überkupfert, 4 Th.;

2 sitzende Kindlein, von Gips, weiß, jedes 11/2, Elle hoch, 10 Th.;

12 stehende Kindlein von Stuck, 11 weiß und eins rot, darunter 3 jedes 13/4 Ellen hoch, eins 2 Ellen, die andern 11/2 Ellen, 198 Th.;

2 stehende Kindlein von Stuck, 1 Elle hoch, 5 Th. (wie die vorigen wohl Modelle für die wappenhaltenden Knabenfiguren in der Freiberger. Begräbnißkapelle);

4 Brustbilder, als Herzog Heinrichs, Kurfürst Mauritii, Kurfürst Augusti und Kurfürst Christiani I., von Erde, weiß, 40 Th. (wohl Modelle der Fürstenbilder, die Cesare für die Ausschmückung des Stallgebäudes und des Lusthauses in Dresden lieferte);

12 römischer Kaiser Brustbilder von Gips, welcher Köpfe nach den rechten Originalen zu Rom abgeformt, die Büsten aber von Carol de Caesar allhier gemacht sind, stehen alle auf hölzernen Postamenten, 144 Th.;

ein sitzend Cupidobild auf einer Schildkröte, von Erde und überkupfert, 12/4 Ellen hoch, 16 Th. (wahrscheinlich das Modell einer bronzenen Brunnengruppe, die sich beim Lusthause befand und 1747 bei der Zerstörung dieses Hauses durch eine Pulverexplosion mit zu Grunde ging[8];

ein Bild Christi mit ausgespannten Armen, so an ein Kreuz gemacht werden soll, aus Metall gegossen; 13/4, Ellen hoch, 150 Th

ein ander solch Bild voriger Größe, davon ein Arm ab, aber dabei zu befinden, aus Metall gegossen, 100 Th., ein sitzend Kind mit Flügeln, aus Metall, auf einem Postament von Holz, 100 Th.

Mehrere andere Statuen, sämmtlich aus Bronze gegossen, waren Arbeiten des holländischen Bildhauers Adrian Frieß (Adriaen de Vries aus dem Haag, 1560 – 1627), gleichfalls eines Schülers des Giovanni da Bologna:

2 Bilder als Adonis und Venus, jedes 4/4Ellen hoch, auf hölzernen Postamenten, 40 Th.;

ein stehender Satyrus auf einem hölzernen Postament, 25 Th.;

ein anderer Adonis, unverschnitten, gehört ein Weiblein dazu, 25 Th.[9].

Außerdem fanden sich noch einige Werke weniger bekannter Künstler vor:

2 stehende Bilder, nämlich Apollo und Venus, von Erde, grün angestrichen, jedes 13/4, Ellen hoch, fecit Harprecht zu München, 50 Th.;

ein kleines Christusbild, nicht fleißig verschnitten, von demselben, 6 Th.;

zwei kleine sitzende Kindlein, von Gips, weiß, eine Elle hoch, von Hans Crumper, 5 Th. (Hans Krumper oder Krumpter, Maler, Bildhauer und Erzgießer in München, goß 1622 das berühmte Grabmal Kaiser Ludwigs des Bayern in der dortigen Frauenkirche);

ein sitzend Bild Tarquinii Superbi mit der Lucretia, von Gips, weiß, 11/4 Elle hoch samt dem Postament, fecit Simon Tallinus Coling aus Innsbruck, soll gut sein, 3 Th.;

ein stehender Mercurius, von gebrannter Erde, gelb angestrichen, von Johann Baptista, 8 Th. (gemeint ist offenbar Giovanni Battista Buonhomia aus Brescia, „Architectus et Sculptor“ des Kurfürsten August, seit 1566 in Dresden thätig[10].

Von Nosseni selbst war vorhanden ein Modell der kurfürstlichen Begräbnißkapelle im Dom zu Freiberg nebst dem Grabdenkmal des Kurfürsten Moritz daselbst, 60 Th.

An Gemälden waren in diesem Saale aufgehängt:

12 römischer Kaiser Brustbilder von Ölfarben ausgemalt und in grüne Rahmen eingefaßt, als Julii, Augusti, Tiberii, Caligulae, Claudii, Neronis, Sergii, Ottonis, Vitellii, Vespasiani, Titi, Domitiani, sind Copieen von Titiani, so auf der Kunstkammer originaliter sein sollen, 144 Th. (Die im ältesten Kunstkammerinventar von 1587 erwähnten 12 Kaiserbilder, ein Geschenk Nossenis an den Kurfürsten August, sind jetzt nicht mehr vorhanden. Daß sie von Tizians eigener Hand herrührten, erscheint ausgeschlossen. Ueberhaupt dürfen wohl alle hier als Originale erwähnten Werke, soweit sie sich nicht bis auf die Gegenwart erhalten haben, ohne weiteres als Kopien oder Fälschungen angesehen werden, da man zu jener Zeit in Sachsen nicht genug kunstgeschichtliche Kenntniß und stilkritisches Gefühl besaß, um ohne Weiteres Echtes von Unechtem unterscheiden zu können. Die Originale der Kaiserbildnisse, die Tizian 1537 für Federigo Gonzaga in Mantua malte, sind fast alle verschollen);

eine gemalte Tafel von Ölfarben in grünem Rahmen, 31/2 Ellen hoch, Historia von S. Laurentio, wie er auf dem Rost gebraten wird, soll eine Copia sein von Titiani Original, 80 Th.[11];

[161] ein gemalt Danae Bild, liegend, von Ölfarben, in weiß. marmorierten Rahmen eingefaßt, soll ein Archetypon oder Originalstück sein von Franscisco Parmegiano, 100 Th. (Francesco Mazzuoli, genannt il Parmeggianino, lebte 1504 bis 1540);

ein ganz Brustbild Ferdinandi de Medicis (Großherzog von Toscana, 1587 bis 1609) von Ölfarben, in einen gesprengten Rahmen eingefaßt, 25 Th.;

eine schlafende Venus mit einem Satyro von Ölfarben, in einen weißen Rahmen eingefaßt, auf einer Tafel, 10 Th.;

ein alt gemalt Täflein von Ölfarben, wie Christus Mariae erscheint, hinten ein Nachtstück von seiner Fahung im Garten, 8 Th.;

ein ander gemalt Täflein von Ölfarben, ist ein Gott oder eine Göttin auf einem Adler sitzend mit einem Satyro und Kindlein, von Ludovico Terviso, 40 Th. (Lodewijk Toeput, genannt Lodovico da Trevigi, Maler aus Mecheln, lebte 1550 bis nach 1603);

eine gemalte Tafel, halbes Brustbild Christi mit der Krone, von Ölfarben, 3 Th.;

eine gemalte Tafel, Contrafect Herzog Nicolai de Ponto (Nicolò da Ponte, Doge von Venedig 1578 bis 1585), von Ölfarben, hat Dendoretus Venetus gemalt, 20 Th. (Jacopo Robusti, genannt il Tintoretto, venezianischer Maler, 1518 bis 1594);

ein gemalt Crucifix von Ölfarben samt zwei Weibern und Johannes, 1 Elle hoch, 15 Th.;

eine gemalte Tafel von Ölfarben, wie Pallas den Midas bindet und tritt, 5 Th.;

ein klein Täflein, 1/2Elle hoch, die Kreuzigung Christi, von Ölfarben, 12 Th.;

eine ziemlich große Tafel, Adam und Eva, von Wasserfarben, von Berin de Vago (Perino Buonaccorsi, genannt del Vaga, Maler aus Florenz, 1499 bis 1547). Man hälts für eine Copia, 20 Th.;

ein gemalt Täflein, 1 Elle hoch, die Geißelung Christi, von Ölfarben, nach dem Original gemalt des Fra Bastian del Piumbo, 25 Th. (Sebastiano Luciani, genannt del Piombo, römischer Maler, 1485 bis 1547).

Außerdem standen vermuthlich in diesem Raume zwei von Nosseni gefertigte Tische mit vergoldeten Füßen, die Platten aus geschliffenem sächsischen Marmor, sowie mehrere zugehörige Stühle. Diese Tische glaube ich in der Kgl. Bibliothek zu Dresden wiedergefunden zu haben. Der eine befindet sich im Erdgeschoß, Zimmer 17, der andere im 1. Stock, Zimmer 16. Verschiedene Stühle Nossenis werden in der Kunstkammer des Historischen Museums aufbewahrt[12].

II. In den kleinen Seitenräumen neben diesem Saale waren aufgestellt:

das hölzerne Modell, welches zu dem Freibergischen Begräbnis (der Fürstengruft im Dom) gehört, 15 Th.;

Herkules und Cacus von rotem Wachs auf einem hölzernen Stöcklein, Protoplasticum von Johann Pollonia (Jean de Boulogne), 10 Th.;

Mercurii Bild stehend, von rotem Wachs, etwa 1 Elle hoch, ein Abguß von dem (oben erwähnten) messingenen, etwas zerbrochen, von demselben, 11/2 Th.;

ein Caball (Pferd) von rotem Wachs, von demselben, 2 Th.;

ein Bild Mariä Magdalenä, nackend, von rotem Wachs, auf einem hölzernen Postamentlein, fecit. Harprecht zu München, 11/2 Th;

ein Bild Christi, sitzend auf einem hölzernen Postament, von rotem Wachs, fecit Joh. Desertonius, 11/2 Th.;

ein gemalt Täflein von Ölfarben, etwa 1 Elle hoch, Historia von einem Bischof und etlichen Weibsbildern, vom Parmegiano, 25 Th.;

eine Landschaft von Ölfarben, etwa 1/2 Elle hoch, von Paul Prill zu Rom gemalt, 20 Th. (Dieses werthvolle Bild von Paul Bril aus Antwerpen ist nach der oben angeführten ausführlicheren Beschreibung, die Hainhofer von ihm entwirft, identisch mit dem jetzt in der Kgl. Gemäldegalerie befindlichen, das Woermann in der 5. Auflage seines Katalogs unter Nr. 864 beschreibt);

2 Löwenhündlein von Ölfarben gemalt, 4 Th.;

Brünn auf Pergament gerissen und mit Farben angezuckt, 4 Th.;

12 römische Kaiser von Gips gegossen, flach in Rähmlein eingefaßt, etwa eins 1/4 Elle hoch, autor Basse de Leon, 4 Th.,

2 ganze Brustbilder von Wasserfarben, als Kurfürst Augusti Sax. und Kurfürst Joachim Friedrichs von Brandenburg, schlecht gemalt, 8 Th.;

Mappa universalis autore Gioseppe Rosaccio in weiß gefirnißtem Rahmen, 11/2 Th.;

Judicium extremum in Kupfer gestochen, Michael Angelo inventore, in weißem Rahmen, 3 Th.[13];

2 Seitengründe oder Abrisse vom Monument (Begräbnißkapelle) zu Freiberg, dabei auch die Gewölbe abgerissen, 1 Th.:

ein gepappt Stück von Michael Angelo, Maria mit dem Kindlein Jesu, alt, 1/2 Th.;

[162] eine Landschaft von Wasserfarben, 3 Th.;

335 Jaspis und Amethyststeine, groß und klein, alle geschnitten, 18 Th.;

allerlei gedrehete Rößlein (wohl Schachfiguren) von Alabaster.

III. In der Eckstube des 2. Obergeschosses:

eine gemalte Tafel von Ölfarben, die Geburt Christi, nach Christoph Schwarzen (Hofmaler des Herzogs Wilhelm I. von Bayern, 1550 bis 1597) Kupferstück gemalt, 6 Th.;

2 gemalte Täflein von Ölfarben, als eine Landschaft und der Brand Trojae, 10 Th.;

4 Stück von des Scipionis Pugna mit dem Hannibale, von Wasserfarben auf Tuch gemalt, jede 21/2 Ellen lang und 2 Ellen hoch, 20 Th.;

wieder 4 Stück von Wasserfarben auf Tuch gemalt von voriger Größe, das judicium Paridis und die ganze Historia von Troja, 20 Th.;

ein gemalt Täflein von Ölfarben, Brustbild einer Italienerin, 5 Th.;

ein gemalt mittelmäßig Täflein von Ölfarben, halbes Brustbild einer Italienerin, 5 Th.;

ein ander gemalt Täflein von Ölfarben, die Prudentia mit dem Spiegel, 11/2 Th.;

ein Landschäftlein, 3/4 Ellen lang, 11/2 Elle 2 Zoll hoch, von Ölfarben, 6 Th.;

8 halbe Brustbilder von einerlei Größe von Ölfarben, nämlich dieser:

1. Paschalis Ciconiae, Herzogs zu Venedig (Pasquale Cicogna, 1585 bis 1595),
2. Jacobi Sexti Regis Scotorum (1567 bis 1625),
3. Elisabethae Reginae Angliae (1558 bis 1603),
4. Philippi III. Regis Hispaniarum (1598 bis 1621),
5. Heinrici IV. Regis Franciae (1589 bis 1610),
6. Christiani (IV.) Regis Daniae (1588 bis 1648),
7. Sigismundi III. Regis Poloniae (1587 bis 1632),
8. Christiani II. Electoris Sax. (1591 bis 1611);

2 ganze Brustbilder Herrn Lutheri im Leben und im Tode, Lucae Pictoris, von Ölfarben, 25 Th. (Diese beiden Bilder sind die aus der Werkstatt Cranachs stammenden, jetzt in der Kgl. Gemäldegalerie hängenden, in Woermanns Katalog als Nr. 1918 und 1955 erwähnten);

ein ganz Brustbild Philippi Melanthonis voriger Größe, auch von Lucas Cranach, 15 Th. (jetzt als Werkstattbild in der Kgl. Gemäldegalerie, erwähnt bei Woermann Nr. 1919);

eine alte gemalte Tafel, die Geburt Christi, von Martin Schön, 3 Th. (Martin Schongauer, genannt Schön, der bedeutendste deutsche Maler und Stecher des 15. Jahrhunderts, um 1420 bis 1488);

ein alt Gemälde vom jüngsten Gericht, 10 Th.;

ein großer gegossener runder Spiegel in concavo und convexo, zu beiden Seiten polieret, eine Elle im Durchmesser, stehet auf einem schwarzen gedreheten Fuß, 35 Th.;

ein anderer gegossener Spiegel, auch ziemlicher Größe, zu beiden Seiten polieret und im Bogen formieret, zu oblongen und gedrückten Angesichtern, in schwarzen Rahmen eingefaßt, 18 Th.;

4 kleine im Bogen gegossene und zu beiden Seiten polierete Spiegel, in schwarze Rahmen eingefaßt, 20 Th.

IV. In der einen Kammer neben der vorigen Stube im 2. Stock:

Statua Nabuchodonosoris von Holz geschnitten, stehend auf einem Globo terrestri und Stylobata von buntem Alabaster, sind 9 Thürlein hinten und vorn in der ganzen Statua, dahinter die Regiment und darunter schwebende Zustände figürlich angedeutet, hin und wieder mit gutem Erz versetzt. Was der Inventor damit angedeutet, ist in den Abdrücken hinter den Thürlein und sonst in seinen Abdrücken (Kupferstichen und gedruckten Beschreibungen) der Statua zu sehen. Die Statua ist an ihr selber 4 Ellen, mit Globo und Postament 6 Ellen hoch, 400 Th. (Diese Figur hielt Nosseni für den werthvollsten Schatz seiner Sammlung. Er taxierte sie auf 1200 Thaler. Sie sollte eine Nachahmung jenes im 2. Kapitel des Buches Daniel erwähnten riesigen Bildes sein, das König Nebucadnezar im Traum sah und Daniel ihm zu erklären suchte. An diesen Deutungsversuch knüpfte sich später bis ins 18. Jahrhundert hinein die bei theologisch beeinflußten Geschichtsschreibern beliebte Lehre von den vier Monarchien, in welche die gesammte historisch-politische Entwicklung der Menschheit eingeschlossen sein sollte. Nosseni hat diese Statue in einem gedruckten Werke chronologischen Inhalts beschrieben[14]. Ich kenne von diesem Buche vier Ausgaben[15], die sich sämmtlich in der Kgl. Bibliothek zu Dresden befinden.)

[163] Ein Globus terrestris auf einem Postament von rotem Marmor und die Platten von Alabaster, 11/2 Elle hoch, 20 Th;

ein kleiner Globus terrestris mit einer Armilla, 5 Th.;

ein gar großer Globus von Pappe, 21/2, Ellen hoch, 20 Th.;

6 Kur- und Fürstliche Brustbilder, als Herzog Heinrich, Kurfürst Moritz, Kurfürst August und dreimal Kurfürst Christian I, darunter einer verkupfert, sonst alle von Erde, 60 Th. (wohl Modelle für die Ausschmückung des Stallgebäudes);

Modelle zu einem Hebezeug und zu einer Schiffbrücke, 2 Th.;

Schild und Bauch einer Schildkröte, bleiben der Witwe;

3 Stück rote Corallenzinken, schön gewachsen, 10 Th;

50 große Meermuscheln in einem Kasten, bleiben der Witwe;

allerlei große und kleine Meermuscheln und seltsame Schneckenhäuser, desgl.;

der Stamm Österreich in Kupfer gestochen und in Rahmen eingefaßt, 60 Stück, hin und wieder zerrissen, desgl.;

124 Abdrücke der Invention zur Statua Danielis gehörend, groß und klein (gemeint sind offenbar Exemplare der oben erwähnten Beschreibung der Figur in den verschiedenen Ausgaben);

ein Speculum astrologicum von einem welschen Autor Jordano Venetiano in Kupfer gradiert, bleibt der Witwe;

49 abgegossene Tierlein in Blei, 7 Th.;

14 gestochene Kupferbleche, groß und klein, als: eins, darauf Kurfürst Christian II., 20 Th.[16] – 9 zum kleinen Büchlein über die Statua Danielis, 90 Th.[17] – eins, darauf die ganze Statua Danielis, gestochen durch Sadlern; 30 Th.[18] – eins, darauf das jüngste Gericht. 5 Th.[19] – eins, darauf Magdalena, 5 Th. – eins, darauf ein Stück von einem Aufzuge, 6 Th.

6 Sturmhauben mit schwarzem Samt überzogen, mit Gold gestickt und mit 64 böhmischen Steinen groß und klein versetzt, inwendig mit rotem Parchent gefüttert, alle in cordovanischen schwarzen Futtern, jede mit zwei schwarzseidenen Quasten und roten Bändern, 492 Th.;

Pferdeschmuck zu Aufzügen: ein Halsband mit rotem Samt überzogen und mit Gold bestickt, mit böhmischen Steinen in 6 großen und 7 kleinen Rosen versetzt, samt einer roten seidenen Quaste, welche oben mit Gold überstickt und am Knopf mit böhmischen Steinen versetzt ist. Hierzu gehören 2 andere Quasten von roter Seide, oben mit Gold überstickt, an einer rot- und gelbseidenen Schnure. Item ein Schweif mit rotem Samt überzogen, goldgestickt und mit vergüldeten Heften. Ein Paar messingene vergüldete Sporen, die Riemen mit rotem Samt überzogen. Ein Halsband mit schwarzem Samt überzogen und goldgestickt, mit böhmischen Steinen in 6 großen und 7 kleinen Rosen versetzt, samt einer schwarzen seidenen Quaste, welche oben mit Gold überstickt und am Knopf mit Edelgesteinen versetzt ist, hängt an einer schwarz- und gelbseidenen Schnure. Hierzu gehören andere kleine Quasten von schwarzer Seide, oben mit Gold überstickt, an einer schwarz- und gelbseidenen Schnure. Ein Schweif mit schwarzem Samt überzogen, goldgestickt und mit messingenen vergoldeten Heften. Ein Paar messingene vergüldete Sporen mit schwarzem Samt überzogen. Zusammen 176 Th. (jetzt wohl im Historischen- Museum);

9 türkische Säbel mit messingenen vergüldeten Knöpfen und Kreuzen, die Scheiden mit rotem Samt überzogen, am Auszugsorte und in der Mitte mit Messing beschlagen und vergüldet, auf jedem 12 böhmische Steine versetzt, hänget jeder an einem auch mit rotem Samt überzogenen Gürtel; dessen Schnalle vergüldet ist, 270 Th. (jetzt wohl im Historischen Museum).

V. In der andern kleineren Kammer neben der Eckstube im 2. Stock:

In einem Schränklein 12 von Jaspis geschnittene Löffel, darunter einer mit Silber beschlagen und vergüldet, samt 10 Stielen, 27 Th. 9 Gr:;

1016 Stück böhmische geschnittene Steine, groß und klein, von allerlei Farben, 119 Ch. 10 Gr.;

[164] 100 andere geschnittene Steine, darunter viele doppelt, allerlei Farben, jeder 3 Gr. = 14 Th. 6 Gr.;

12 geschnittene Jaspissteine an einem Halsband, 9 Th.;

39 in Blei oder Messing gefaßte Steine, 19 Th. 10 Gr. 6 Pf.;

ein triangularisch Prisma von Glas, 1 Th.;

ein Trinkgeschirr von Jaspis geschnitten, 50 Th.;

13 eingefaßte Steine in messingenen Rosen, 7 Th. 9 Gr.;

5 Kleinode, den Pferden auf die Stirn zu binden, von böhmischen Steinen von allerlei Farben, 27 Th. 10 Gr. 6 Pf.;

2 schöne Topase, einer größer als der andere, einer mag als ein Ei sein, raudicht geschnitten und in Blei gefaßt, 22 Th.;

22 Türkise unterschiedlicher Größe, 2 Th.;

eine doppelte Brille, raudicht geschnitten und in Messing gefaßt, daran ein messingener Stiel, mit 12 Granaten versetzt und vergüldet, 9 Th.;

2 rote Korallenzinken, poliert, 10 Th.;

33 geschnittene Diamanten, das Stück 1 Gr. = 1 Th. 12 Gr.;

eine hohle Brille von Glas in Bein eingefaßt, 1/2 Th.;

8 Stück schwarze Korallen und etliche dürre Reiser, als Besenreisig, sollen Korallenblüte sein, 4 Th.;

eine Schale aus ägyptischem Serpentin, 21/2 Ellen Lang, 4 Th;

VI. Außen vor der Eckstube im 2. Stock:

ein gemalter Aufzug von Wasserfarben, so Markgraf Christian zu Brandenburg in Dänemark bei der Krönung Christians IV. aufgeführt[20], 6 Th.;

5 Landschaften von Wasserfarben, jede 21/2 Ellen lang und 13/4 Ellen hoch, 12 Th.;

eine gemalte Lucretia, an einem Bette stehend, von Wasserfarben, 3 Th.;

eine liegende Venus mit dem Cupidine, so auf der Geige spielet, von Ölfarben, 6 Th.;

eine Kupferpresse samt dem Zubehör, 20 Th. (auf dieser hatte Nosseni jedenfalls die Kupferstiche zu seinem Werke über die Statue Daniels gedruckt).

VII. In der Hinterstube des 2. Stocks:

Hier lagerten zahlreiche meist aus Pappe gefertigte Larven und andere Dekorationsstücke, die Nosseni für die zahlreichen Maskenzüge und ähnlichen festlichen Veranstaltungen, die am sächsischen Hofe unter Christian I. und II., namentlich bei der Hochzeitsfeier des letzteren, mit großer Pracht gefeiert wurden, angefertigt hatte. Die Stücke selbst sind zwar, wie es scheint, verschwunden, doch haben sich Abbildungen in den Kupferwerken und Zeichnungen des Dresdner Malers Daniel Bretschneider[21] erhalten.

130 Bärte 321/2 Th.;

17 ganze Larven mit Bärten, jede 3/4 Th. = 12 Th. 15 Gr. 9 Pf.;

14 ganze Larven mit schwarzen Bärten, jede 18 Gr. = 12 Th.;

11 ganze Larven mit weißen Bärten, jede 18 Gr. = 9 Th. 9 Gr.;

12 halbe Larven mit Bärten, jede 1/2 Th. = 6 Th.

29 halbe Larven ohne Bärte, jede 8 Gr. = 7 Th. 5 Gr.;

13 Indianerlarven mit und ohne Bärte, 8 Th. 6 Gr.;

10 halbe Serilarven (Chinesen), jede 12 Gr. = 5 Th. 15 Gr.;

24 Jungfrauenlarven, mit Haaren gezieret, jede 3/4 Th. = 18 Th.;

71 Jungfrauenlarven ohne Haare, jede 1/2 Th. = 35 Th. 10 Gr. 6 Pf.;

8 schwarze Jungfrauenlarven, jede 1/2 Th = 4 Th.;

6 halbe Jungfrauenlarven, 2 Th. 8 Gr.;

96 Mohrenlarven, Männer und Weiber, 58 Th. 6 Gr.;

19 halbe Mohrenlarven, jede 8 Gr. = 7 Th. 5 Gr.;

18 Schreckenslarven, jede 18 Gr. = 15 Th. 9 Gr.;

44 Bauernlarven, jede 1/2 Th. = 22 Th.;

9 halbe Bauerngesichter, 3 Th. 9 Gr.;

4 Schenkenlarven und unflätige Gesichter, jede 1 Th. = 4 Th.;

Bastian Walthers Platte, 15 Gr. 3 Pf.;

Albert Dürers Triumphwagen (Kaiser Maximilians I.), Holzschnitt, in Rahmen eingefaßt, 3 Th.;

Titiani Pictoris Contrafect von Ölfarben, 8 Th.;

2 gemalte Tafeln von Wasserfarben: die Schöpfung der Welt und die Sündflut, sind nichts wert.

[165] VIII. Im Mittelgeschoß in der Erkerstube:

10 Brustbilder in Ölfarben, als Thomae Candi (Th. Cavendish oder Candish, englischer Weltumsegler), Francisci Pizardi (Pizarro, der Eroberer Perus), Francisci Dracken, Americi Vespucii, Ferdinandi Magellani, Christophori Columbi, Andreae Doriae, (Papst) Clementis VIII, Sultan Mahomets, Ferdinandi Archid. Austr. moderni Imperatoris, jedes 2 Th;

52 Kunstbücher, meist in italienischer Sprache und vorwiegend den Gebieten der Architectur, Feftungsbaukunde, Perspective, Geometrie, Mechanik, Kriegswissenschaft und Kunstgeschichte angehörend, zusammen 140 Th. 18 Gr.[22]

IX. Im Gewölbe unten im Erdgeschoß:

Eine Sammlung von Kupferstichen: 24 von Golzius (Hendrik Goltzius, Maler, Kupferstecher und Formschneider, 1558 bis 1616), darunter dessen 12 Apostel, – 70 Icones der fürnehmsten Maler und Bildhauer, – 8 Kaiserbilder, – 224 andere Contrafecte, – 27 Mappen und Landtafeln, – allerlei Ansichten von Städten und Festungen;

eine große versetzte Erzstufe, nach den 7 Planeten ausgeteilt, wie jeder sein Metall führet, mit vielen geschnitzten und teils vergüldeten Bildern gezieret, auf einem Postament stehend, so mit ziemlich großen geschnitzten Bergmännern versetzet ist. Die Stufe läßt sich auf dem Fuße umdrehen. Auch ist darin eine Uhr, so die Stunden schlägt und dabei etliche Männer bewegt. Oben ist ein Crucifix von Silber getrieben. 700 Th. (Nosseni selbst hatte sie auf 3000 Th. geschätzt);

2 Säulen von rotem Marmor, jede 4 Ellen lang 120 Th.;

eine Säule von schwarzem Marmor, 33/4 Ellen lang, 50 Th.;

eine Säule von buntem Alabaster, 33/4, Ellen lang, 35 Th.;

2 Säulen von schwarzem Marmor, jede 51/4 Ellen lang, 45 Th

4 Schaftgesimse von Serpentin, zu den 4 Marmorsäulen gehörig, 32 Th.;

2 Tische von Marmor samt ihren Gestellen, der eine 21/2 Ellen lang und 13/4 breit, 11/2 samt dem Fußgestell hoch, der Fuß von rotem und schwarzeni Marmor, 120 Th., der andere 2 Ellen 7 Zoll lang, 13/4, breit, samt dem Fuß 11/2 hoch, die Platte von schwarzem, der Fuß von weißem und schwarzem Marmor, 120 Th.;

2 Schaftgesimse zur Ionica, eins von Alabaster, das andere von Serpentin, 10 Th.;

5 Brustbilder römischer Kaiser von Alabaster, 125 Th.;

ein Brustbild Churfürst Augusti von Gips, 10 Th.;

ein Brustbild Churfürst Augusti flach in einem Comportament, von weißem Marmor, fecit Johann Baptista (Buonhomia), 50 Th.;

3 Säulen von Marmor, jede 31/4, Ellen hoch, 135 Th.;

eine liegende Venus v. Alabaster, sehr beschädigt, 25 Th.

X. Auf dem obersten Boden im Vorderhaus:

allerlei Formen, so zu Inventionen gebraucht worden sind, meist aus vielen Stücken zusammenzusetzen: Neptun, Bacchus, Terminus, Venus, Amor, Triton, Sirenen, Walfisch, Meerroß, Delphin, Krokodil, Salamander, Phönix, Drachen, Einhorn, Löwen, Strauße, allerhand Tierköpfe, Hirschgeweihe, menschliche Körperteile, Flügel, Sonne und Mond, Früchte und Laubwerk, alles zusammen 270 Th. (Diese Decorationsstücke Nossenis sind zum großen Theil in den oben erwähnten Kupferwerken Daniel Bretschneiders abgebildet.)


Der gesammte Nachlaß wurde von den Kommissaren ausschließlich der Grundstücke auf 6961 Th. 9 Gr. 6 Pf. geschätzt. Während der Aufzeichnung und Abschätzung tranken sie auf kurfürstliche Kosten laut der noch erhaltenen Quittungen 49 Kannen rheinischen und 6 Kannen andern Wein, sowie 11 Kannen Bier zum Preise von 18 Th. 7 Gr. 3 Pf. Dazu verzehrten sie täglich 2 Mahlzeiten, bestehend aus Karpfen, Hecht, Krebsen, Lamm- und Kalbfleisch, Rindszunge, gebratenen Vögeln, Butterbrezeln, Pfannkuchen, Auflaufkuchen, Brot, Semmeln und gewöhnlichen Brezeln, im Werthe von 5 Th. 17 Gr.

Im Jahre 1622 ging die ganze Hinterlassenschaft Nossenis mit Ausnahme der Hausgeräthe und einiger minderwerthiger Sammlungsgegenstände durch Kauf in den Besitz des Kurfürsten über. Die meisten werthvolleren Kunstwerke kamen in die Kurfürstliche Kunstkammer. Der Rest wurde theils auf den Klepperstall, theils ins Inventionshaus versetzt. Wie bereits nachzuweisen versucht wurde, haben sich in den Dresdner Museen verhältnismäßig nur wenige Stücke erhalten. Manche dürften noch in den Kgl. Schlössern und an anderen Orten vorhanden sein. Die übrigen sind im Laufe der Zeiten zerstreut worden oder zu Grunde gegangen.


  1. Neues Archiv für sächs. Geschichte XXIII (1902), S. 220 bis 296.
  2. Baltische Studien II, 2 (Stettin 1834), S. 135 bis 136.
  3. Kap. Xa, Nr. 33.
  4. H. Hettner, Die Bildwerke der Kgl. Antikensammlung zu Dresden, 4. Aufl. (Dresden 1881), S. 4, Nr. 29 bis 32.
  5. Vergl. Abel Desjardins, La vie et l’oeuvre de Jean Bologne (Paris 1883), wo zwar die hier erwähnten Figuren nicht, wohl aber ähnliche genannt werden, für welche die genannten möglicher Weise als Modelle gedient haben.
  6. Vermuthlich Modell oder Abguß des berühmten lebensgroßen „Fliegenden Merkur“ in Florenz (Desjardins, S. 61 ff.).
  7. Ueber die Cruzifixe Boulogne’s vergl. Desjardins, S. 127 ff.
  8. J. Schmidt in Webers Archiv für die sächs. Geschichte XI (1873), S. 148.
  9. Alle diese Werke des Künstlers sind nicht mehr nachweisbar. Conrad Buchwald, Adriaen de Vries (Leipzig 1899), kennt sie nicht. Die Gruppe Adonis und Venus hat Vries mehrfach bearbeitet, z. B. findet sie sich in Bronze gegossen im Schloßpark zu Drottningholm.
  10. Ueber ihn vergl. J. Schmidt in Webers Archiv für die sächs. Geschichte XI (1873), S. 167f., and R. Steche im Neuen Archiv für sächs. Geschichte IV (1883), S. 119.
  11. Ein echter heiliger Laurentius von Tizian befindet sich in der Jesuitenkirche zu Venedig, ein anderer im Eskurial.
  12. M. von Ehrenthal, Führer durch das Kgl. Historische Museum zu Dresden, 5. Aufl. (Dresden 1899), S. 24.
  13. Es ist nicht zu entscheiden, welche unter den zahlreichen aus dem 16. Jahrhundert stammenden Kupferstichreproduktionen des jüngsten Gerichts von Michelangelo, die am vollständigsten Luigi Passerini in Bibliografia di Michelangelo Buonarroti e gli incisori delle sue opere (Firenze 1875) aufzählt, hier gemeint ist.
  14. Die Anregung zu diesem Werke und zu der Anfertigung seiner künstlichen Statue empfing Nosseni durch ein früher erschienenes Werk des sächsischen Pfarrers Lorenz Faust: Anatomia statuae Danielis, Leipzig 1585.
  15. I. Zeit Register Auff die Statvam Nabvchodonosoris.. . . Dresden, Hieronymus Schütz 1602. 4°
    2. Annali svopra la statva di Nabochodonosore monarcha di Babilonia. . . Dresden, Hieronymus Schütz 1602. 4°.
    3. Statva Nabvchodonosoris Mitt vielen Künstlichenn Kupferstücken vnnd Schrifften Erkleret. . . Lipsiae, Henning Gross junior 1606. 4°.
    4. Chronologia vnd Beschreibung des grossen Bildes, welches dem König Nebuchadnezar im Traum erschienen. . . Dresden, Hieronymus Schütz 1611. 2°. 2. Auflage ebenda 1612. 2°.
    In allen diesen Angaben finden sich mehrere weiter unten noch zu erwähnende allegorische Kupferstiche, gezeichnet von Nosseni, gestochen von Johann Kellerthaler.
  16. 2 Abdrücke dieser Platte (428x309 mm) mit dem Brustbilde Christians II. besitzt die Kgl. Bibliothek. Links unten liest man: Joan. Maria Nossenius architect. inventor. M. DC. III., rechts: Joan. Diricks sculpsit.
  17. Abdrücke dieser Platten (ungefähr 180x 148 mm) finden sich in den verschiedenen oben erwähnten Ausgaben von Nossenis Beschreibung der Statue Nebukadnezars. Sie sind sämmtlich bezeichnet: J. M. Nosseni Arc. Inven. Joban Kelertaler Schulpsit. Kellerthaler gehörte der berühmten Dresdner Goldschmiedsfamilie dieses Namens an, war aber nach den hier vorliegenden Proben als Kupferstecher nur von mäßiger Kunstfertigkeit. Die Reihenfolge der Platten ist folgende:
    1. Die Erdkugel mit allegorischen Darstellungen der vier Monarchien. (Deutsche Ausgabe 1602, Bl. 5).
    2. Der Turmban zu Babel (ebd. Bl. 15).
    3. Die Ermordung Belsazars (ebd. Bl. 15).
    4. Alexander der Große in der Schlacht (ebd. Bl. 21).
    5. Die Ermordung Cäsars (ebd. Bl. 25).
    6. Kaiser und Papst (ebd. Bl. 35).
    7. Der türkische Sultan (ebd. Bl. 41).
    8. Das jüngste Gericht (ebd. Bl. 47).
    9. Das gestochene Titelblatt der deutschen Ausgabe Leipzig 1606 mit allegorischen Darstellungen der vier Monarchien.
  18. Abdruck (500 x 278 mm) in der deutschen Ausgabe von Nossenis Beschreibung (Dresden 1602), Bl. 15. Links unten: Joannes Mariae Nossenivs architectvs inven., rechts: Egidius Sadeler sculp.
  19. Vergl. Anm. 17, Nr. 8.
  20. Diesen Aufzug hatte Nosseni erfunden und auch in einem jetzt sehr seltenen Büchlein beschrieben: Inventio. Mons virtvtis. . . Welcher zum Venturiren, Auff der Krönung Königs Christiani des vierden in Dennemarck ins Werck gerichtet worden. Koppenhagen 1596.
  21. Ueber diese Thätigkeit Nossenis bei Festzügen und Maskeraden handelt J. Schmidt in Webers Archiv für die sächs. Geschichte XI (1875), S. 161 ff. – Von Bretschneider besitzt die Kgl. Bibliothek an hierher gehörigen Werken folgende:
    1. Vorzeichnus der Inuentionen, So inn dem Ringkrennen vff. . . Christians, Hertzogen zu Sachssen, . . . den 25. Aprilis gehaltenem . . . Beilager. vff die bahne . . . gebracht worden sindt. Anno 1582.
    2. Contrafactur des Ringkrennens, So vff... Christiani Hertzogen zu Sachssen . . .Beylager den 25. Aprilis Anno 82 . . . gehalten worden. . . [Dresden] 1584.
    3. Newe gehalttne Invention von Fvrsten, Grafen vnd Hern . . . wegen der . . . Kinttavff . . . Christiani, Hertzogen zu Sachssen . . .Tochterleins Sophiae . . . M. D. LXXXVII. [Dreßden] 1588.
    4. Abriß vnd Verzeichnis aller Inventionen vnd Auffzüge, welche an Faßnachten. . . 1609 . . . vff die . . . zu Dreßden auffgerichte Rennbahn gebracht worden. (Mscr. Dresd. J. 18.)
  22. Diese Bücher, theilweise erste und seltene Ausgaben, zum Theil in mittelalterliche Pergamenthandschriften gebunden, kamen aus Nossenis Nachlaß in die Kunstkammer und aus dieser später in die Kurfürstliche, nachmals Kgl. Bibliothek. Hier sind sie noch vorhanden, soweit sie nicht im Laufe der Zeit als Dubletten ausgeschieden wurden. Manche erkennt man noch an dem eigenhändig eingeschriebenen Namen ihres ehemaligen Besitzers oder den aufgedruckten Buchstaben J[ohann] M[aria] N[osseni.] In einem (Collado, Pratica di arteglieria, Venetia 1586) findet sich auf dem Vorsatzblatte eine bisher unbekannte Bleistiftzeichnung, die offenbar von Nosseni selbst herrührt. Vergl. das Manuscript der Kgl. Bibliothek: V. Hantzsch, Verzeichnis von Büchern aus dem Nachlasse Johann Maria Nosseni’s, welche sich gegenwärtig im Besitze der Kgl. öff. Bibliothek zu Dresden befinden. (Biogr. art. 2227, 21.)