Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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korinthische Hetäre mit hohen Forderungen, später Trinkerin
Band XII,1 (1924) S. 514515
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1) Die ältere L. stammte aus Korinth (Strattis bei Athen. XIII 589a [I 718 K.]. Polemon bei Steph. Byz. s. Κραστός. Athen. XIII 570e). Ihr erschien Aphrodite Melainis im Traume und verkündete ihr für die Zukunft Zustrom reicher Liebhaber (Athen. XIII 588c). In ihrer Jugend war sie teuer und wählerisch (Epikrates in seiner ,Antilaïs‘ bei Athen. XIII 570b. c [II 282 K.]: ὑπὸ τῶν στατήρων ἧν ἀπηγριωμένη, εἶδες δ’ἂν αὐτῆς Φαρνάβαζον θᾶττον ἄν. Athen. XIII 585d). Wegen ihrer kalten Rücksichtslosigkeit und ihrer hohen Forderungen erhielt sie den Beinamen Ἀξίνη (Aelian. var. hist. XII 5. XIV 35). Nur der Kyniker Diogenes genoß ihre Reize ohne Entgelt (Athen. XIII 588e; vgl. Luc. var. hist. II 18). Ihr berühmtester Verehrer war der Kyrenaiker Aristippos, der jedes Jahr zu den Poseidonien auf zwei Monate nach Aigina fuhr, wo er mit L. zusammentraf; sie bekam von ihm reiche Geschenke und gab sich ihm hin, obwohl sie ihn nicht liebte (Athen. XII 544b. XIII 588c. e. f. Hermesianax bei Athen. XIII 599b. Diog. Laert. II 74. Plut. amator. 4). Auch Aristippos suchte wohl bei ihr Befriedigung seiner Lust, ließ sich aber nicht in Liebesbanden schlagen (‚ἔχω, οὐκ ἔχομαι‘: Athen. XII 544d. Diog. Laert. II 75. Cic. ad fam. IX 26. Lactant. inst. III 15). Unter seinen Schriften wird eine πρὸς Λαΐδα erwähnt (Diog. Laert. II 84. 85). In den Kyrenäer Eubotas (bei Clem. Alex. strom. III 6, 50 Aristoteles genannt) verliebte sich L. so, daß sie ihm ihre Hand antrug. Um ihrer Rache zu entgehen, ging er scheinbar darauf ein und versprach, sie nach seinem Siege in Olympia nach Kyrene mit zu nehmen. Doch nahm er nachher nur ihr Bild mit (Aelian. var. hist. X 2. Eubotas bei Paus. VI 8, 3 und bei Xen. hell. I 2, 1 als Sieger im Stadion für 408/7 erwähnt). Im Alter nahm sie auch mit geringer Bezahlung vorlieb (Athen. XIII 570d: δέχεται καὶ στατῆρα καὶ τριώβολον) und wurde eine Trinkerin (Athen. a. O.). Vgl. auch Anth. Pal. IX 260 (III 1, 206 Stadtm.). Wenn Claudian in Eutrop. I 90ff. (p. 77 B.) behauptet, sie habe im Alter das Gewerbe einer Kupplerin betrieben, so mag dies auf guter Überlieferung beruhen. Doch soll sie in Ausübung ihres alten Gewerbes gestorben sein (βινουμένη: Philetairos bei Athen. XIII 587e [II 232 K.]). Andere Tradition bei Phot. bibl. p. 146 Bekker (ὀστοῦν ἐλαίας καταπιοῦσα). Ihr Grab lag in Korinth im Kraneion (Paus. II 2, 4. Athen. XIII 589c). Das Grabdenkmal (eine Löwin, einen Widder zerreißend: Paus. a. O.) deutet wohl auf ihren Beruf hin: die Löwin war der Aphrodite als der Beschützerin der Hetairen heilig (vgl. den Art. Leaina). – Ein Gespräch mit Euripides hat Machon (bei Athen. XIII 582c. d) überliefert. Ihren Spiegel soll sie im Alter der Aphrodite geweiht haben (Anth. [515] Pal. VI 1. 18. 19 [I 224. 233f. Stadtm.]. Auson. epigr. 55; vgl. Luc. epigr. 33). Auch ihre Berühmtheit wird gefeiert (Propert. II 6, 1. Anth. Pal. s. am Schluß). Sprichwörtlich war: οὐ Κόρινθος οὔτὲ Λαΐς (Athen. IV 137d).

[Geyer. ]