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- S. 188, 41 zum Art. Kyros:
5–7) (Κῡρος, lat. Cyrus, hebr. Kōreš, altpers. Kuruš, elam. Kuraš, bab. und ägypt. ähnlich, s. u.), Name zweier Könige und eines Prinzen aus dem Achämenidenhause. Die Deutung des Namens steht nicht fest. Ktesias (p. 169 Gilmore, danach Plut. Artax. 1 und Etym. M. 530, 8ff., wo aber Κόρος geschrieben ist) leitet K. von der persischen Bezeichnung der Sonne ab. Die altpersische Form Kuruš hat aber mit dem Worte für ,Sonne‘ (neupers. ẖur, avest. hvar, altpers. etwa *huwar; vgl. Spiegel Kuhn u. Schleichers Beiträge I 34. 1858) sicherlich nichts zu tun, und die Ableitung des Namens K. von diesem Worte beweist günstigsten Falles, daß Ktesias bei seinem langjährigen Aufenthalte am persischen Hofe nicht einmal die Landessprache gelernt hat. Hesych s. v. stellt neben dieser Etymologie noch andere zur Wahl, zunächst die ganz unmögliche ἀπὸ τοῦ ὑπὸ κυνὸς τεθράφθαι, ferner βόθυνον (dachte er an hebr. ḥōr, Loch, Grube?), προσῆκον (offenbar = τὸ κῦρον, pt. neutr. v. κύρω), ὄνομα ποταμοῦ und κύριον. Ähnlich dem letzten Vorschlag sagt Suidas: Κ. δὲ ἐκλήθη διὰ τὸ τῆς βασιλείας παιδιὰν διαπραττόμενος σὺν μειρακίοις τὸ κῦρος εἰληφέναι und Iustin. I 5, 1: Puer deinde cum imperio usus inter pastores esset, Cyri nomen accepit. Mehr Berechtigung hätte die etymologische Verbindung mit dem altindischen Heldengeschlecht Kuru (Spiegel a. a. O.), wenn Sicherheit über die Quantität des ersten Vokals in altpers. Kuruš bestünde. In der hebräischen, der griechischen und der lateinischen Form ist der erste Vokal lang (doch s. ο. Κόρος und die Schreibung des Flußnamens Κύρος), in skr. kuru kurz; die altpersische Schrift läßt die Quantität des u nicht erkennen. Vgl. Nöldeke Aufsätze zur pers. Gesch. 14. Andreas (Verhandl. XIII Or.-Kongr. Hamburg [1902] 93f., Leiden 1904) hält den Namen nicht für iranisch, sondern die elamische Form Kuraš für die ursprüngliche. Dabei kann er sich auf die Tatsache stützen, daß die babylonische Wiedergabe niemals dem altpersischen Kuruš, sondern entweder der elamischen Kuraš entspricht oder eigene Wege geht: Kurašu, Kurrašu, Kurraš, Kuraššu u. ä. Die seltene Wiedergabe Kuršu ist weitere Verkürzung von Kurašu. Allzuviel ist freilich auf diese babylonisch-elamische Entsprechung nicht zu geben, da es
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sich wahrscheinlich um eine unbetonte Silbe handelt, und die babylonische Umschreibung fremder Namen auch sonst oft ungenau ist. Höchst unsicher ist schließlich auch die Ableitung aus dem Kossäischen, wo der Personenname Kur(i)galzu durch ass. ri’ī bišī ,sei mein Hirt‘ (Delitzsch Sprache der Kossäer 20. Leipzig 1884) erklärt wird. Hiermit verglich Hommel (Iwan Müllers Handb. III 88 Anm.) Jes. 44, 28 Der zu Kōreš spricht: ,Mein Hirt‘. Aber einstweilen steht noch nicht einmal fest, ob das Assyrische richtig umgeschrieben (möglich wäre an sich auch die Umschrift ri’ī kaššī ,Hirt der Kossäer‘) und gedeutet ist, ferner ob das hebr. rō’ī ,mein Hirt‘ nicht besser rē’ī ,mein Freund‘ zu vokalisieren wäre (Marti D. Buch Jesaja z. St.), schließlich wie kur(i)galzu zu zerlegen ist (Delitzsch 23). Über die ägypt. Form Kwrš s. Burchardt Ztschr. f. ägypt. Spr. II. 78 (1911).