Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Berenike III, legitime Tochter des Ptolemaios VIII. Soter II. 80 v. Chr.
Band XI,1 (1921) S. 781782
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21) Kleopatra Berenike III., einzige legitime Tochter des Ptolemaios VIII. Soter II. (Paus. I 9, 3). Ob ihre Mutter (eine βασίλισσα Κλεοπάτρα nach der Inschrift Strack Dyn. nr. 139 = Dittenberger Or. 174) die erste Frau Soters K. IV. (Nr. 17) oder die zweite Frau Kleopatra Selene (Nr. 22) war, wissen wir nicht, doch spricht für ersteres der Umstand, daß K. schon vor 100 heiratsfähig war; vgl. Dittenberger Or. 174 not. 3. Bouché-Leclercq II 116, 1. Sie war mindestens seit 31. Oktober 101 (P. Teb. 106 = Mitteis Chrestom. 134 vom 14. Phaophi 14 βασιλευόντων Πτολεμαίου τοῦ καὶ Ἀλεξάνδρου θεοῦ Φιλομήτορος καὶ βασιλίσσης Βερενίκης θεᾶς Φιλαδέλφου, vgl. Bouché-Leclercq II 105, 1) vermählt mit ihrem Oheim Ptolemaios IX. Alexandros I. Mit ihm teilte sie im J. 89 das Los der Verbannung; sie begleitete ihn mit einer Tochter auf der Flucht nach Myra in Lykien (Porphyr. frg. 7, 3 bei Euseb. chron. I 165f. Sch. 76f. Karst = FHG III 722). Bald nach dem Tod ihres Gatten kehrte sie zurück (vgl. Strack Dyn. 64) und regierte seit 88 mit ihrem nach langem Exil wieder auf den ägyptischen Thron gelangten Vater zusammen bis zu dessen Tode (Winter oder Frühling 80, vgl. Strack 206, 38), dann im J. 80 ein halbes Jahr als Alleinherrscherin, zuletzt auf Verlangen der Alexandriner (μετάκλητος ἦλθεν εἰς τὴν Ἀλεξάνδρειαν Porphyr.) nach griechischem Erbrecht mit dem nächsten Geschlechtsangehörigen vermählt (vgl. Bouché-Leclercq III 89) als Gemahlin ihres Vetters [782] und Stiefsohns Ptolemaios X. Alexandros II., der ,widerwillig die Herrschaft der Frau hinnehmend‘ (Euseb. arm.) sie nach 19tägiger Regierung mit eigener Hand ermordete, Cic. de rege Alex. frg. 9 p. 283 Müll. Porphyr. frg. 7, 5 bei Euseb. chron. I 165f. Sch. 77 Karst = FHG III 722f. Chronist von 452 (Frick Chron. min. I 181), vgl. Appian. bell. civ. I 102. Das Alexandrinervolk, bei dem K. beliebt gewesen war (caram acceptamque populo Cic. a. O.), rächte den Mord, indem es den König in wütender Empörung beseitigte. Bis 97 v. Chr. führt K. in den griechischen Präskripten ausschließlich den Namen Berenike; spätestens seit 89 tritt K. dafür ein (P. Lond. III 20. 21. P. Leid. O. P. Amh. 51. Strack Arch. f. Pap. III 131 nr. 7), vgl. die demotischen Präskripte bei Lepsius Abh. Akad. Berl. 1852, 473, 2. Daß tatsächlich Identität der Person vorliegt, beweisen einerseits demotische Papyri, die noch 88 den Namen Berenike geben (Lepsius a. O.) und, falls richtig gedeutet, die unten angeführte Inschrift vom J. 80, andrerseits der Doppelname Kleopatra Berenike im P. dem. Berl. 3107 vom J. 98 (Spiegelberg Demot. Pap. aus den kgl. Mus. zu Berlin [1902] 16), vgl. Strack 56f. 107. Kenyon zu P. Lond. III p. 20, Z. 9. Im Reichskult wurde K. während ihrer ersten Ehe als θέα Φιλάδελφος, mit dem Gatten zusammen unter dem Namen θεοὶ Φιλομήτορες (Σωτῆρες) verehrt, vgl. Dittenberger Or. 740. Strack Dyn. nr. 137. P. Lond. III p. 14. 16–21. P. Leid. G–K (Strack Dyn. 55); weitere Belege gibt Kenyon zu P. Lond. III p. 14 Z. 1. Als Mitregentin des Vaters heißt K. θεὰ Φιλάδελφος Σωτήρ, beide zusammen θεοὶ Φιλάδελφοι Φιλομήτορες Σωτῆρες, vgl. Bouché-Leclercq II 105, 2. 111, 1. In Ombos scheint sie einmal als Φιλοπάτωρ bezeichnet zu werden, Lepsius a. O. 483. Eine Inschrift ὑπὲρ βασιλίσσης Βενενίκης θ[εᾶς Φιλαδέλφου?] (de Ricci Rev. arch. 1903 II 50ff.) scheint aus der kurzen Zeit ihrer Alleinherrschaft im J. 80 zu stammen. Formelhaft ist die Bezeichnung ἀδελφή Dittenberger Or. 740. P. Lond. III p. 14. 16–21. P. Leid. O, wohl auch reginam sororem suam bei Cic. de rege Alex. a. O. Eine Tochter K.s aus ihrer ersten Ehe mit Alexandros I. bezeugt Porphyr. frg. 7, 3 bei Euseb. chron. I 165f. Sch. 76f. Karst = FHG III 722. Vermutungen über weitere Töchter sind sehr unsicher, vgl. Strack Dyn. 54, 4. 206, 37. Bouché-Leclercq II 110, 2. Eine Bronzestatue K.s in Athen neben der ihres Vaters erwähnt Paus. I 9, 3. Im allgemeinen vgl. Bouché-Leclercq II 116ff.