Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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altkretische Göttin
Band VIII,1 (1912) S. 197198
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Hellotis (Ἑλλωτίς). 1) H. nach Etym. M. 332, 40 auch Ἑλλωτία, der Name ist unerklärt), altkretische Göttin, später meist Athena gleichgesetzt. Nachweisbare Kultstätten: a) Gortyn, dessen alter Name Ἑλλωτίς lautet, nach Steph. Byz. s. Γόρτυν, und wo das Fest der Ἑλλώτια (s. d.) gut bezeugt ist. Hier wird H. in späterer Zeit mit Europe identifiziert (Seleukos bei Athen. XV 678 a. Etym. M. 332, 40. Hesych. s. Ἑλλώτια), ohne daß sich aus dieser Gleichsetzung etwas für das Wesen beider Gottheiten ergäbe. Denn H. hat mit den Selloi in Dodona (so Bd. VI S. 1288) ebensowenig zu tun wie mit Semitischem (Assmann Philol. LXVII 1908, 171 zitiert außer seiner eigenen Deutung haleluth = Leuchten, Glanz, H. also Mondgöttin, noch elothi meine Göttin, eloth Palmenhain, Ellot eine phönizische Gottheit, s. auch Etym M. 332, 50. Wilisch Jahrb. f. Philol. 1878, 734; bei Roscher Myth. Lex. I 2031), oder wie Europa mit der obersten Göttin der Hellenes (o. Bd. VI S. 1288).

b) Marathon: Ἀθηνᾶ Ἑλλωτίς inschriftlich erwähnt in dem Opferkalender Am. Journ. X 1895, 210. v. Prott Fasti sacri nr. 26 Z. 35. 41. 55, ebenso ihr Heiligtum, ebd. Z. 25 ἥρωι παρὰ τὸ Ἑλλώτιον οἷς, s. auch Schol. Pind. Ol. XIII 56 und Etym. M. s. Ἑλλωτίς. Also ist hier Athena an die Stelle der alten Göttin getreten. Marathon ist aber schon durch die Stiersage aufs engste mit Kreta verknüpft (auch Gruppe Gr. Myth. 17. 44).

c) Korinth: Etym. M. s. Ἑλλωτίς bezeugt Tempel und Fest (s. Hellotia) der Athena Hellotis, die hier ihrerseits Athena Chalinitis gleichgesetzt wird (s. o. [197] Bd. II S. 1971. Bd. III S. 2064. Gruppe Gr. Myth. 122, 3). In Korinth sind altkretische Gottheiten u. a. durch Glauke und Glaukos (Bd. VII S. 1412f.), mit dem Athena Hellotis über Bellerophon verknüpft ist, erwiesen. Noch die ätiologische Sage kennt H. in Korinth als vordorisch: Tochter des Königs Timandros, die sich mit ihrer kleinen Schwester bei der Einnahme der Stadt durch die Dorier in den brennenden Athenatempel stürzt oder von den Doriern samt ihrer Schwester Eurytione und einem Kinde im Athenatempel verbrannt wird (Schol. Pind. Ol. XIII 56. Roscher Myth. Lex. I 2031).

d) Tegea: Paus. VIII 47, 4, wenn mit Schömann-Lipsius II 495 Halotia als arkadische Form für Hellotia anzusehen und das Κρήσιον ὄρος bei Tegea (auch Stadt auf Kreta, Steph. Byz. s. v.), Paus. VIII 44, 7 mit Kreta zusammenzubringen ist (s. Gruppe Gr. Myth. 195).