RE:Furius 45
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Camillus, M. cos. 8. n. Chr. | |||
Band VII,1 (1910) S. 348–350 | |||
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45) M. Furius Camillus, Consul des J. 8 n. Chr. Sein Name lautet in den Fasti Capitolini (CIL I2 p. 29)[1] M. Furius P. f. P. n. Camill(us); Μ. Φούρνιος Μ. υἱ(ὸς) Κάμιλλος Dio ind. l. LV (im Gentilnamen ist nur Verschreibung, in der Filiation ein Irrtum Dios anzunehmen); Μάρκος Φούριος [349] Dio LV 33, I; M. Furius Cassiod.; Furius Camillus Tac. ann. II 52; ...ius Camillus Bull. com. XXX 1902, 99.
Der Vater und Großvater des Camillus scheinen sonst nicht bekannt zu sein. Er selbst trat am 1. Januar 8 n. Chr. den Consulat an mit Sex. Nonius Quinctilianus (in den Consulfasten ist das Cognomen zum Teil verderbt; die anderen Belegstellen s. o.; vgl. Klein Fasti cos. z. J. Mommsen Chron. min. III 501. Vaglieri bei Ruggiero Diz. epigr. II 1012) und blieb bis zum 1. Juli im Amte (die Nachfolger waren L. Apronius und A. Vibius Habitus, CIL I2 p. 29[1] Fasti Cap.). Im J. 17/18 n. Chr. (vgl. Pallu de Lessert Fast. d. prov. Afr. I 100) war Camillus Proconsul von Africa (Tac. ann. II 52). Es erwuchs ihm die Aufgabe, Afrika gegen den numidischen Scheikh Tacfarinas, einen römischen Deserteur, der das streitbare Volk der Musulamier in den Krieg führte, und gegen dessen Bundesgenossen, den Mauren Mazippa, zu verteidigen; schon hatte sich in der Provinz selbst der Stamm der Cinithier den Barbaren angeschlossen. Er rückte mit der Legion (III Augusta) und den verfügbaren Auxiliartruppen gegen den Feind vor, wagte und gewann die Schlacht trotz der numerischen Überlegenheit der Gegner (Tac. ann. II 52, vgl. Schiller G. d. r. K.-Z. I 279. Cagnat L’année rom. d’Afr. 7ff.: Iuba II. von Mauretanien hatte die Römer, wie es scheint, durch Hilfsmannschaft unterstützt, vgl. Cagnat 9). Der Sieg, der jedenfalls die Ordnung in der Provinz wiederherstellte und die Wüstenstämme zum Entweichen in ihre unzugänglichen Zufluchtstätten zwang, fällt in den Sommer (Tac. ann. III 20), wahrscheinlich des J. 17, gleich nach Camillus Amtsantritt (Pallu de Lessert a. a. O.). Durch diesen Waffenerfolg wurde, wie Tacitus sagt (ann. II 52), multos post annos Furio nomini partum decus militiae – um so bemerkenswerter, als Camillus bis dahin nicht zu den militärisch verwendbaren Senatoren gezählt worden war (bellorum expers habebatur Tac. a. a. O.). Nach einem sehr günstigen Referat des Kaisers Tiberius verlieh ihm der Senat die Ornamenta triumphalia (Tac. ann. II 52). Doch hat sein Sieg noch lange nicht die endgültige Entscheidung im Krieg gegen Tacfarinas gebracht: sein Nachfolger L. Apronius (der ihm auch im Consulat gefolgt war) mußte von neuem zu den Waffen greifen (Tac. ann. III 21, vgl. o. Bd. II S. 274. Schiller G. d. r. K.-Z. a. a. O. Cagnat 9ff.). An den Bericht über die hohe Auszeichnung des Camillus knüpft Tacitus (II 52) die Bemerkung: quod Camillo ob modestiam vitae impune fuit. Wir ersehen daraus, daß er nicht zu den Opfern des Tiberius oder Seian gehört hat (Mommsen Herm. III 133, 8 = Hist. Schr. I 466, 1). Vielleicht ist er der Frater Arvalis Camillus, an dessen Stelle, wohl im J. 37, wieder ein M. Fu[rius Camillus] (s. u. Nr. 46) kooptiert wurde (CIL VI 2031,[2] vgl. Mommsen a. a. O. Dessau Prosop. imp. Rom. II 100 nr. 400); er müßte dann ein beträchtliches Alter erreicht haben.
Für Söhne des Camillus wird man den eben erwähnten Arvalen M. Furius Camillus (Nr. 46) und den von L. Arruntius cos. 6 adoptierten Consul des J. 32, L. Arruntius Camillus Scribonianus (Mommsen Hist. Schr. I 465ff., s. Nr. 49) halten [350] dürfen (über L. Furius Camillus s. Nr. 43); seine Tochter war vermutlich Livia Medullina, e genere antiquo dictatoris Camilli (Suet. Claud. 26, in der Inschrift CIL X 6561[3] Medullina Camilli f.), die jung gestorbene Braut des späteren Kaisers Claudius, die, wie ihr Name bezeugt, wohl gleichfalls durch Adoption in ein anderes Haus übertrat (vgl. über Medullina Borghesi Oeuvr. V 245. Mommsen Hist. Schr. I 466, 8. Dessau Prosop. II 292 nr. 213). Man könnte geneigt sein, den Grund für diese Adoptionen in beschränkten Vermögensverhältnissen des Camillus zu sehen (vgl. Tac. ann. II 52 ob modestiam vitae), doch spricht die Inschrift eines Sklaven, der sich M. Furi Camilli ab horr(eis) nennt (CIL VI 9469[4] = Dessau 7441), nicht eben dafür. Freigelassenen eines M. Furius Camillus ist die Grabschrift CIL VI 18768[5] gesetzt.