Faesulae (so die Lateiner in besserer Zeit, Faesula des Metrums wegen Sil. Ital. VIII 477 und Marcellinus comes; Φαίσολα Polyb.; Φαίσουλα Procop., sonst auch die Griechen meist φαίσουλαι; Ethnikon Faesulanus; bei Granius Licinianus und in der späten Inschrift CIL XI 1549[1] Fesulanus), Stadt in Etrurien, auf der Nordseite des Arnotals, jetzt Fiesole. In ältester Zeit selbständig, doch schwerlich zu den etruskischen Zwölfstädten gehörig (Nissen Ital. Landesk. II 294), war die Stadt bedeutend und fest; die Ringmauern, wohl noch aus vorrömischer Zeit, haben ca. 3 km Umfang. Die Münzen mit der etruskischen Aufschrift θεζλ oder θεζλε (Garrucci Monete dell’ Italia 54f. Taf. LXXIII) sind mit Unrecht auf F. bezogen worden. Zuerst erwähnt wird es in den Kämpfen gegen die Gallier 225 v. Chr. (Polyb. II 25, 6) und im Hannibalischen Krieg (Polyb. III 80. 82. Liv. XXII 3). Es erscheint schon damals unter römischer Herrschaft; im 7. Jhdt. d. St. wurden mehrmals Prodigien aus F. nach Rom gemeldet (Obsequens 49 [109]. 51 [111]. 53 [113]). Im Bundesgenossenkrieg litt die Stadt schwer (Flor. II 6 = III 18), Sulla legte eine Kolonie von Veteranen hinein (Cic. in Catil. III 14. Sallust. Catil. 28. Granius Licinianus p. 42–44 Bonn.); häufig genannt wird sie gelegentlich der Katastrophe des Catilina (Sallust. Catil. 24. 27. 30. 32. Appian. bell. civ. II 3. Cic. Catil. II 14. III 14 und pro Murena 24. Cass. Dio XXXVII 30. 33. 39); in der Kaiserzeit wird es kaum erwähnt, außer von den Geographen (Plin. III 52. Ptolem. III 1, 43 [49]) – in den Itinierarien erscheint es nicht, weil die großen Landstraßen im Tal bei Florentia vorbeigingen –, ferner gelegentlich bei Plinius VII 160, in den stadtrömischen Soldatenlisten CIL VI 32515 a,[2] I 31. 32515 b 17. 30. 32520 a. II 26 und in den Inschriften aus Rom VI 2484, aus Ostia CIL XIV 172[3] und Mainz CIL XIII 6957.[4] In der Geschichte erscheint es erst wieder Anfang des 5. Jhdts., wo Stilicho im J. 405 die Goten unter Radagaisus schlug (Oros. VII 37), und im 6. Jhdt., wo es durch Belisar 539 belagert wurde (Procop. bell. Goth. II 23. 24. 27. Marcellin. comes auct. bei Mommsen Chron. min. II 106). Das Christentum hatte schon früh in F. Eingang gefunden, wie die Erwähnung eines episcopus Fesulanus unter Papst Gelasius I. (492–496) beweist (Epistolae
[1966]
Romanorum pontificum ed. Thiel I 468). Die erhaltenen Reste des antiken F. sind bedeutend. Aus etruskischer Zeit stammt die erwähnte Ringmauer und ein durch Überkragung geschlossenes Quellhaus; aus römischer namentlich ein wohlerhaltenes Theater und eine Thermenanlage. Vgl. Dennis Cities and cemeteries of Etruria II2 116ff.; neue Ausgrabungen Notizie d. scavi 1877, 137f. (Mauern). 1879, 108. 1882, 409. 1883, 75. 1886, 220. 1891, 248 (Thermen). 1894, 116. 1896, 180. 1897, 185. Zur Literatur über Fiesole vgl. Mau Katalog der Institutsbiblioth. I 136.