Dreros (ἡ Δρῆρος, Ableitung des Namens nicht sicher; Pape W.-B. d. gr. E.³ I 321 vermutete: ,Brünn‘), Städtchen auf Kreta am Ostabhang des Kadistosgebirges (Ajos Ilías) in der Nähe des Busens von Olûs (jetzt Busen von Merabello), Bursian Geogr. v. Griechenl. II 572. H. Kiepert Formae orb. ant. XII. Theognost. can. 382 in Cramer Anecdot. gr. II 69, 29: Δ. πόλις Κρητική. Nach des Nikostr. Kalomenopulos Κρητικά 108, 2 liegen die Reste zwischen den Thälern von Φουρνῆ und von Μεραμπέλλον. Eine in kretischem Dialekt abgefasste Inschrift [zuerst von M. Welonakis und Papasliotis in der Ἀθηνᾶ nr. 2234, hierauf von W. Vischer Rh. Mus. N. F. X (1856) 393ff. (= Kl. Schr. II 104ff.), dann von Dethier S.-Ber. Akad. Wien ph. Cl. XXX 431ff.) u. a., zuletzt von Fed. Halbherr (Mus. Italiano III [1890] 657) erläutert], die jetzt im Tschinilí-kiöschk in Constantinopel aufbewahrt ist und auf einem Hügel Χῶρες neben einer Kirche des heiligen Antonios gefunden worden ist, enthält einen Vertrag mit Knossos und eine eidliche Verpflichtung zu dauernder Feindschaft gegen die Einwohner der kretischen Stadt Lyttos. Im Eid werden ein Prytaneion, ein Heiligtum des Apollon Delphinios, das auch zur Aufbewahrung der inschriftlichen Urkunden diente, erwähnt. Sonst werden an Göttern angerufen: Hestia im Prytaneion, Zeus (acc. Δῆνα) Agoraios, Zeus Tallaios, Athanaia Poliuchos, Apellon Potios (Πύθιος?), Lato, Artemis, Ares, Aphordita, Hermas, Halios, Britomartis, Phoinix, Amphiona, Ga, Uranos. In der Z. 15 scheint von einem zwischen den Dreriern und Milatiern streitigen Landstrich die Rede zu sein. Der Krieg zwischen Knossos und Lyttos dauerte von 220 bis etwa 216 v. Chr. Somit fällt die Inschrift kurz vor 220. Ang. Scrinzi La guerra di Lyttos ed i trattati internazionali Cretesi, Venezia 1896, 44ff. Die Stadt verlor früh jede Bedeutung. Keine Münzen.