6) A. Didius Gallus. a) Name. A. Didius Gallus, CIL VI 1248 = 31559. Frontin. de aq. 102. A. Didius G[allus] CIL III 7247; A. Didius Tac. ann. XII 40; Didius Gallus Tac. Agr. 14. Quintil. inst. VI 3, 68; Didius Tac. ann. XII 15.
b) Seine Ämterlaufbahn ist zum Teil in einer fragmentarisch erhaltenen, von D. selbst in Olympia gesetzten Inschrift erhalten; dieselbe befand sich vermutlich auf einer Basis, die ein von D. gestiftetes Weihgeschenk getragen haben dürfte. Die Inschrift (CIL III 7247, vgl. Add. 12278 = Dessau Inscr. Lat. sel. 970) wurde in verschiedener Weise ergänzt (vgl. Mommsen im CIL. Dessau a. a. O. und Prosopogr. II 9 nr. 60. v. Domaszewski Röm. Mitt. VI 1891, 163ff.); danach ist vielleicht zu lesen: A. Didius G[allus, orn]atus [ex auct(oritate) Ti.] Claudi Caes[aris] Aug(usti) Ger[mani]ci tr[i]umphal[ibus o]rname[ntis, co(n)s(ul), XVvir] s(acris) f(aciundis), proco(n)[s(ul) Asia]e (oder Africae, vgl. Mommsen im CIL) et Sicilia[e, leg(atus) pro pr(aetore) Moe]siae(?), pr[aefectu]s equitat(us) ..... impe]ratoris i[ussu dedit(?) oder etwa [comes impe]ratoris i[n ...]. In der Inschrift ist, wie es scheint, nur eine Auswahl von D.-Ämtern gegeben; mit Rücksicht auf den Standort des Weihgeschenkes könnte man vermuten, dass mit Ausnahme des Consulates nur die von D. in Ländern griechischer Zunge bekleideten Stellungen angeführt seien. Wohl als Praetorier dürfte D. das ausserordentliche Amt des praefectus equitatus, jedenfalls in einem Feldzuge, bekleidet haben (v. Domaszewski denkt an den Feldzug des Claudius nach Britannien im J. 43, kaum mit Recht, da D. damals curator aquarum war und nicht zweimal beurlaubt worden sein wird, vgl. u.; noch weniger ist mit Mommsen und Dessau anzunehmen, dass er praefectus alae unter Augustus gewesen sei). Gleichfalls ein praetorisches Amt war der Proconsulat von Sicilien (vgl. v. Domaszewski a. a. O. 165, 1). In einem unbekannten Jahre hatte D. den Consulat als suffectus inne.
[411] Anscheinend in der zweiten Hälfte des J. 38 wurde er curator aquarum (Frontin. de aq. 102, vgl. CIL VI 2028, allerdings ist hier bei Frontin die hsl. Überlieferung verderbt; post mensem ist Conjectur Nipperdeys; eine neue Lesung schlägt Cantarelli Bull. com. 1901, 190ff. vor) und blieb in dieser Würde bis zum J. 49 (Frontin. a. a. O.). Von D. mit den beiden rangniedrigeren Curatoren T. Rubrius Nepos und M. Cornelius Firmus gesetzte Terminationssteine der Wasserleitungen Marcia, Tepula und Iulia sind noch erhalten (CIL VI 1248 = Add. 31559). Während der Bekleidung der cura aquarum dürfte D. beurlaubt und mit einem Heerescommando, wie es scheint, der Statthalterschaft von Moesien, betraut worden sein (vorausgesetzt ist bei dieser Annahme die Richtigkeit der gangbaren Lesart bei Frontin; ohne zureichenden Grund stellt v. Domaszewski die Behauptung auf, dass der A. Didius Gallus, der die Inschrift in Olympia setzte, der Sohn des gleichnamigen curator aquarum und späteren Statthalters von Britannien gewesen sei, während Cantarelli die Inschrift dem curator aquarum zuweist und den Besieger des Mithridates für dessen Sohn hält; Ämtercumulierung ist auch sonst in der Kaiserzeit bezeugt, vgl. z. B. oben Bd. III S. 1385 Nr. 79). Auf die Bewerbung des D. um die moesische(?) Statthalterschaft bezog sich möglicherweise das Scherzwort, das Quintilian inst. VI 3, 68 von Domitius Afer, dem Nachfolger des D. in der cura aquarum, berichtet. Als kaiserlicher Legat griff D. um das J. 46 in die Thronstreitigkeiten im bosporanischen Reiche ein, setzte den König Mithridates ab und erhob an seiner Stelle dessen Bruder Cotys auf den Thron (vgl. Tac. ann. XII 15; einen Bericht über diese Operationen besitzen wir nicht, über die Zeit s. o. Bd. III S. 783. 2800). Für seine Leistungen in diesem Feldzuge wird D. die Triumphalornamente erhalten haben (vgl. die Inschrift; dass ihm diese Auszeichnung erst in Britannien zuteil wurde, wie Mommsen meint, ist bei der Ausdrucksweise des Tacitus nicht anzunehmen). In die Jahre zwischen 49 und 52 fällt vielleicht D.s Proconsulat in Asia oder Africa. Im J. 52 oder 53 sandte ihn Claudius nach Britannien, wo er bis 57/58 (bis zu seinem Tode?) blieb (Tac. ann. XII 40. XIV 29; die Zeit wird dadurch bestimmt, dass D.s Vorgänger P. Ostorius Scapula nach der Gefangennahme des Caratacus im J. 51, aber einige Zeit vor Claudius Tode [54], starb, während von seinen Nachfolgern Q. Veranius die Insel nur ein Jahr verwaltete [Tac. Agr. 14] und Suetonius Paullinus im J. 59 Legat von Britannien wurde [Tac ann. XIV 29; Agr. 14], vgl. o. Bd. III 871. 2811. 2813. Hübner Rh. Mus. XII 1857, 48f.). Seine Amtsführung kennzeichnet Tacitus mit den Worten Didius, senectute gravis et multa copia honorum, per ministros agere et arcere hostem satis habebat (ann. XII 40) und Didius Gallus parta a prioribus continuit, paucis admodum castellis in ulteriora promotis, per quae fama aucti officii quaereretur (Agr. 14). Die Namen des D. führt A. Didius Gallus Fabricius Veiento (Nr. 7), vielleicht sein Tochterenkel. Eine Didia Galla wird in der Grabschrift ihrer Sclaven genannt (CIL IX 2903 Histonium; eine andere Didia in
[412] einer Inschrift aus demselben Ort IX 2845 s. Didius 16).