Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Zwerchfellmuskel, in der Geographie Grenzlinie
Band V,1 (1903) S. 341342
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Diaphragma (Scheidewand) wurde als Terminus technicus in der alten Anatomie mehrfach gebraucht, besonders für den Zwerchfellmuskel; vgl. die Stellen in Stephanus Thesaurus II 1388. Kraus Krit.-etymol. medic. Lex. 309. Jetzt geläufiger als Terminus der alten Geographie; man pflegt darunter eine Grenzlinie zu verstehen, die von den Säulen des Herakles an die Oikumene nach ihrer grössten Längenausdehnung in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilen sollte. Das Wort ist anscheinend nur von Skylax (Geogr. gr. min. I 95f.) in geographischem Sinne, und zwar blos für zwei Schiffahrtslinien durch das aegaeische Meer gebraucht worden (auch in der Verbindung τοῦ διάπλου τὸ διάφραγμα), und wird erst von neueren Gelehrten für jene grosse Scheidelinie angewendet (Berger Gesch. d. wiss. Erdk. bei den Griech. III 90. Meuriot De l’expression diaphragma dans l’hist. de la géogr. anc. Annales internal d’hist., 5. Section Hist. des Sciences [Paris 1901] 283f.); die Alten sagen τομὴ εὐθεῖα ἄκρατος oder einfach γραμμή. Die Trennung der Oikumene in eine Nord- und Südhälfte, durch eine Linie von den Säulen des Herakles bis Indien, ist schon bei Aristot. meteor. II 362 b 21 angedeutet; erst Dikaiarch scheint jedoch den Gedanken einer Halbierungslinie zwischen Süd und Nord genauer durchgeführt zu haben, die nach ihm von den Säulen des Herakles durch Sardinien, Sicilien, Peloponnes, Karien, Lykien, Pamphylien, [342] Kalikien und den Taurus bis zum imaischen Gebirge reichen sollte (Agathemeros Geogr. gr. min. II 472). Eratosthenes hat dann den Parallelkreis, durch Rhodos und den Golf von Issos festzustellen gesucht, als die mittelste seiner sieben Parallelen,, zu der er als Trennungslinie zwischen Ost und West einen Meridian durch Meroe, Rhodos, Borysthenes fügte (Berger Geogr. Fragm. des Eratosthenes 195ff.), scheint dabei jedoch, wie Meuriot 290 zeigt, die Absicht einer Teilung der Oikumene in zwei gleiche Hälften aufgegeben zu haben. Über die Späteren, Hipparch, Strabon, Plinius s. die angegebenen Schriften. Ptolemaios setzt in der Geographie die grösste Länge der Oikumene auf den Parallel von Rhodos (Meuriot 292); in der Tetrabiblos II 3 verwendet er die alte Teilung, vielleicht in einer von Poseidonios beeinflussten Gestalt, für die astrologische Geographie (vgl. Boll Stud. üb. Ptolem. 208ff.). Zuletzt teilt Kosmas Indikopleustes die Lehre von dieser Halbierungslinie der Oikumene (von China durch Persien nach Griechenland) als Weisheit der Brahmanen mit (Migne Patr. gr. 88, 96 D).

[Boll. ]