Atys. 1) Stammvater der Lyder. Über den Ursprung des lydischen Volkes giebt Herodot I 7 (= VII 74). 94. IV 45 folgende Genealogie:
Manes
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Atys Kotys
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⃒
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Lydos Tyrsenos Asies.
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Den Tyrsenos, den Eponymos der Etrusker, hat Herodot an Stelle des Torrebos, des Eponymen eines lydischen Stammes, gesetzt; A. und seine Söhne Lydos und Torrebos werden auch bei Xanthos genannt (frg. 1 bei Dion. Hal. I 28. Nic. Dam. frg. 22 bei Steph. Byz. s. Τόρρηβος. Steph. Byz. s. Ἀττάλυδα), der gewiss auch sonst dieselbe Genealogie gegeben hat wie Herodot. Eine spätere Umformung desselben Stammbaumes ist bei Dion. Hal. I 27 erhalten:
Zeus ∞ Ge Okeanos
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⃒ ⃒
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Masnes ∞ Kallirrhoe Tyllos ὁ γηγενής
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⃒ ⃒
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Kotys ∞ Halie
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⃒
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Asies Atys ∞ Kallithea
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⃒ Tochter des Choraios
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Lydos Tyrrenos.
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Hier sind die Elemente des herodotischen Stammbaums etwas anders gruppiert und nach gewöhnlichem griechischem Schema mit Frauen versehen. Eine andere Combination s. Schol. Plat. Tim. 25. Der ursprüngliche Stammbaum, sei er nun griechischen oder lydischen Ursprungs, benützt jedenfalls einheimische Elemente. Die Eponymen der drei Hauptstämme des Volkes, der Lyder, Torreber und Asier oder Esioneer (s. Art. Asies) – der vierte Stamm, die Lasonier in Kabalien, hat jedenfalls auch seinen Platz in ihm gefunden – werden nach ihrer Verwandtschaft unter mythische Ahnen gruppiert. An der Spitze steht der Urmensch Manes, den auch die Phryger kennen (Plut. de Is. 24. Steph. Byz. s. Μανήσιον und Ἀκμονία; die Urform Μάσνης, die auch Dion. Hal. I 27 bewahrt hat, stand bei Xanthos, s. FHG IV 629); seine Söhne A. und Kotys sind ursprünglich jedenfalls mit dem kleinasiatischen Gotte Atys oder Attis (s. d.) und der thrakischen Göttin Kotys (Kotytto) identisch. Von Lydos, Sohn des A., leitet Herodot die älteste lydische Königsdynastie ab, die daher von den Neueren Atyaden genannt wird, die aber in der einheimischen Überlieferung ursprünglich jedenfalls mit den Herakliden identisch war, die von Herodots Quelle auf Grund der griechischen Sage zu ihren Nachfolgern gemacht werden, vgl. E. Meyer Forschungen zur alten Geschichte I 167. 317.