Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Atia, Nichte Caesars
Band II,2 (1896) S. 22572258
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34) Atia, Tochter der Iulia, der Schwester des Dictators Caesar, und des M. Atius Balbus aus Aricia (Nr. 11), war vermählt mit C. Octavius und gebar ihm eine Tochter Octavia minor (im Gegensatz zur Octavia maior, die C. Octavius in seiner ersten Ehe mit Ancharia erzeugt hatte, Suet. Aug. 4. Plut. Anton. 31) und im J. 691 = 63 C. Octavius, den späteren Augustus, Suet. Aug. 4. Vell. II 59, 1–2. Dio XLI 1, 1. Plut. Cic. 49. Nach dem Tode ihres ersten Gemahles, der bald nach dem J. 695 = 59 gestorben sein muss (vgl. Nr. 11), vermählte sie sich zum zweiten Mal mit L. Marcius Philippus. Dio a. a. O. Vell. II 59, 3. Nicolaus Damasc. FHG III frg. 99 III. Cic. Philipp. III 17. Als nach dem Tode des Dictators ihr Sohn seine Erbschaft antreten wollte, riet sie in Gemeinschaft mit dem Stiefvater ihm davon ab. Vell. II 60, 1. Suet. Aug. 8. Appian. b. c. III 10. Beim Anmarsch Caesars auf Rom nach der Schlacht bei Mutina geriet sie in Gefahr; seine Gegner wollten sich ihrer und der Tochter Octavia als Geiseln bemächtigen, doch fanden sie Schutz im Tempel der Vesta, Appian. b. c. III 91. [2258] 92. Sie starb im ersten Consulat ihres Sohnes, Suet. Aug. 61, d. h. zwischen dem 19. August 43 und 1. Januar 42. Dass Dio XLVII 17 ihren Tod ins J. 42 setzt, wie Drumann IV 235, 77 behauptet, ist unrichtig; Dio erzählt nur unter diesem Jahr, dass οἱ τὰ ὅπλα ἔχοντες soweit in ihrem Übermut gingen, dass sie auch die Güter der Verstorbenen beanspruchten, und fährt fort ἐς τοσοῦτο τῆς τε ἀπληστίας καὶ τῆς ἁναισχυντίας ἐχώρησαν, ὥστε τινὰ καὶ τὴν τῆς Ἀττίας τῆς τοῦ Καίσαρος μητρὸς οὐσίαν, ἀποθανούσης τότε (woraus nur folgt, dass sie im J. 42 tot war) δημοσία τε ταφῇ τιμηθείσης παρ’ αὐτοῦ τοῦ Καίσαρος αἰτῆσαι. Zur Nachricht über die öffentliche Bestattung vgl. noch Suet. Aug. 61 (Augustus) utrique (= matri et sorori) cum praecipua officia vivae praestitisset, etiam defunctae honores maximos tribuit.

Caesars Gegner verhöhnten ihn auch wegen seiner mütterlichen Abstammung; Antonius schmähte die Arricina mater (Cic. Philipp. III 15ff.), und Cassius Parmensis schrieb in einem Brief mit Anspielung darauf, dass manche behaupten, A.s Grossvater pistrinum Ariciae exercuisse von Caesar materna tibi farinast ex crudissimo Ariciae pistrino Suet. Aug. 4. Als Caesar zur Alleinherrschaft gelangt war, wandte sich die höfische Schmeichelei auch seiner verstorbenen Mutter zu; ausser dem mythischen Ahnherrn Atys (vgl. S. 2252, 31), den Vergil erfand, wusste Asklepiades aus Mendes zu berichten, A. sei im Tempel des Apollo von einer Schlange umfangen worden, und Augustus gelte darum für den Sohn des Gottes, desgleichen von wunderbaren Träumen der Eltern vor Augustus Geburt, Suet. Aug. 94 (daraus dasselbe Dio XLV 1, 2–3). – Von Tacitus dial. 28 wird sie mit Cornelia, der Mutter der Gracchen, und mit Aurelia, der Mutter des Dictators Caesar, zusammengestellt und wegen der sorgfältigen Erziehung ihres Sohnes gerühmt, vgl. dazu Nicolaus Damasc. III–V a. a. O.

[Klebs. ]