« Kapitel A 1 Beschreibung des Oberamts Backnang Kapitel A 3 »
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II. Natürliche Beschaffenheit.


1. Bildung der Oberfläche im allgemeinen.

Die Beschaffenheit der Oberfläche ist durch die zu Tage gehenden Gebirgsformationen bedingt, daher wir, um ein anschauliches Bild von derselben entwerfen zu können, die geognostischen Verhältnisse im allgemeinen zu Grunde legen; nach diesen zerfällt der Bezirk in zwei Hauptgruppen, in die des Muschelkalks und in die des Keupers. Aus diesem geht hervor, daß wir in unserem Bezirk eine große Abwechslung nicht suchen dürfen, weil in der Physiognomie desselben nur zwei Hauptcharakterzüge ausgesprochen sind.

1. Die Gruppe des Muschelkalks, welche häufig von der Lettenkohlengruppe oder von einem ziemlich verbreiteten Diluviallehm überlagert wird, bildet den südwestlichen und zugleich kleineren Theil des Bezirks; sie gehört zu dem fruchtreichen, weitgedehnten Flachlande, der eigentlichen Kornkammer Württembergs, welche sich einerseits über das lange Feld, Strohgäu, oberes Gäu bis in die Gegend von Rottweil, andererseits über Besigheim, Heilbronn bis in das Hohenlohische erstreckt. Der in unseren Bezirk fallende kleine Antheil dieses Flachlandes wird theils von der westlichen Bezirksgrenze, theils von der über das Flachland sich erhebenden Keuperterrasse umfangen; letztere erhebt sich im Rücken der Orte Rietenau, Groß-Aspach, Strümpfelbach, Zell, Steinbach, Ober-, Mittel- und Unter-Brüden, Unter-Weissach, | Allmersbach und Waldrems, und begrenzt demnach in einem Bogen das Flachland auf drei Seiten, das nur gegen Westen an das weitgedehnte Muschelkalkland sich anschließt.

Die Partie des Muschelkalks, soweit sie den diesseitigen Bezirk angeht, bildet ein flachwelliges Land; mehr oder minder langgestreckte Flachrücken ziehen zwischen leicht eingefurchten Thälchen und Rinnen, die erst gegen das Murrthal hin etwas tiefer und schroffer in das Flachland einfurchen. Das Murrthal selbst, als Haupthal unseres Bezirks, beginnt erst unterhalb Zell in den Muschelkalk einzugreifen und kann schon hier den Charakter der Muschelkalkthäler nicht verläugnen; es wird gekrümmter und der Fluß fängt an in größeren Bögen dasselbe zu durchfließen. Noch entschiedener ist dieser Charakter in der Nähe von Backnang ausgesprochen, hier erscheinen schon die haftenförmigen Krümmungen des Flusses, welcher wechselseitig von Steilgehängen in der Weise begleitet wird, daß sich an die Außenseiten der graziösen Flußbögen steile, amphitheatralische Thalwände anlehnen, während auf den Innenseiten der Bögen weniger steile, zum Theil flach auslaufende Rücken den jenseitigen schroff ansteigenden Thalabhängen entgegen ziehen.

Die mittlere Erhebung des Muschelkalk-Flachlandes über das Mittelmeer beträgt 900–1000′, dasselbe dient beinahe ausschließlich dem Feldbau und unterscheidet sich auch in dieser Beziehung wesentlich von der waldreichen Keupergruppe.

2. Die Gruppe des Keupers nimmt den übrigen weit größeren Theil des Bezirks ein, mit Ausnahme einzelner Kuppen, die aus den untern Schichten der Liasformation bestehen und dem Keuper als freie Hügel in ganz mäßiger Ausdehnung ausgesetzt sind, jedoch auf den Totalcharakter der Gegend keinen wesentlichen Einfluß mehr äußern.

Die in den Bezirk eingreifenden Keuperhöhenzüge erheben sich meist kräftig, nur an einzelnen Stellen allmählig ansteigend über das Flachland des Muschelkalks und erscheinen, von der Ferne gesehen, als eine zusammenhängende hohe Terrasse, die indessen, in der Nähe betrachtet, von zahllosen Thälchen und Schluchten unterbrochen ist. Von dieser Terrasse strecken sich theils lang gedehnte Ausläufer, theils stark markirte Vorsprünge in das Flachland hinein. Die Abhänge sowohl gegen das Flachland, als auch gegen die Thäler, sind im allgemeinen hoch und steil, jedoch terrassenförmig ansteigend; die Terrassen (Absätze) sind durch die verschiedenen Keuperschichten bedingt, ebenso die auf den Hochflächen aufgesetzten Kuppen, mit Ausnahme derer, die dem Lias angehören. Die durch tiefe, häufig wilde Schluchten und Rinnen vielfältig unterbrochenen Abhänge zeigen meist schön modellirte, wohlgerundete Formen, die sich je zwischen zwei Schluchten gebildet haben und, sich hufförmig verbreiternd, gegen die Thalebenen und das Flachland auslaufen. Die Thäler und Thälchen sind mit Ausnahme | des Murr- und Forbachthales eng, tief eingeschnitten und durchziehen, sich baumartig verzweigend, die Keupergruppe auf das vielfältigste nach allen Richtungen. Nicht allein in den Thälern, sondern auch in allen bedeutenderen Schluchten rauschen klare muntere Bäche, die an manchen Stellen gerade nicht großartige, jedoch sehr malerische Wasserfälle bilden. Die Hochflächen haben durchgängig keine namhafte Ausdehnung, sind von vielen Flachkuppen besetzt und von allen Seiten greifen Thälchen und Schluchten tief in dieselben ein, nirgends eine ebene Fläche von Bedeutung zulassend. An einzelnen Punkten erheben sich auf der Hochfläche stark markirte Kuppen, die den untern Schichten der Liasformation angehören, wie bei Hordthof, Mannenweiler, Steinberg, Neufürstenhütte und die Hohebrach bei Grab.

Die ganze Keupergruppe dient vorzugsweise dem Waldbau und nur auf den Hochflächen und in den Thalebenen, zum Theil auch an dem Fuß der Thalgehänge, hat der Feldbau und an einzelnen südlich geneigten Abhängen der Weinbau den Wald zurückgedrängt.

Die Erhebung des Keupers über das Mittelmeer beträgt 1600 bis 2000 Fuß.

a. Erhebungen und Höhenbestimmungen.[1]
Höhe üb. d. Meere
Württ.
Fuß.
Meter.
Backnang, Stadtkirchthurm, Knopf 1088,69 311,83
      "  "  Dachtrauf 1030,96 295,29
      "  "  Erdfläche   930,09 266,40
      "      Wasserspiegel der Murr unter der hintern Brücke   831 238
      "      Maubacherweg, Signalstein, Erdfläche 1065,51 305,19
      "      Seewiesen, Markstein, Erdfläche 1019,51 292,01
      "      Büttenenfeld, Markstein, Erdfläche 1016,52 291,16
      "  " Wasserspiegel des Baches   962,67 275,73
      "      Hoffeld, Signalstein, Erdfläche 1089,88 312,17
      "      Ungeheuerhof, Scheuer, Erdfläche 1072,72 307,25
      "      Stiftsgrundhof, Wohnhaus des G. Bauer, Erdfl. 1087,29 311,43
      "      Stelzenwiesen, Kreuzstraße, Erdfläche 1014,24 290,50
      "      Oberweileräcker, Signalstein, Erdfläche 1085,91 311,03
      "      Germannsweiler, Wohnhaus Nr. 1, Erdfläche 1077,94 308,75
      "      Pfitzenäcker, Signalstein, Erdfläche 1112,17 318,55
      "      Wasserspiegel der Murr am Einfluß des Maubachs   796,04 228,00
      "      Burgholz, Signalstein, Erdfläche 1004,45 287,70
      "      Herrenfeld, Signalstein, Erdfläche 1044,80 299,26
Allmersbach, Kirchthurm, Knopf 1081,99 309,91
      "  "  Dachtrauf 1065,08 305,06
      "  "  Erdfläche   995,68 285,18
      "      Altenbergkelter, Erdfläche 1134,09 324,83
      "      Linde, Signalstein, Erdfläche 1073,75 307,55
      "      Hintere Rain, Wassersp. der Bäche am Zusammenfluß   953,10 272,99
      "      Altenberg, Signalstein, Erdfläche 1367,29 391,62
      "             "       Schützenhütte, Erdfläche 1272,63 364,51
      "      Hoffeld, Signalstein, Erdfläche 1067,81 305,84
      "      Hagenbüchle, Wassersp. der Bäche am Zusammenfl. 1040,39 297,99
Althütte, Wohnhaus am südl. Theile des Ortes, Erdfl. 1670,18 478,38
      "      Schöllhütte, Schulhaus, Erdfläche 1704,46 488,20
      "      Voggenhof (unterer) west. Wohnhaus, Erdfläche 1646,77 471,67
      "      Kallenberg, Gasthaus zum Hirsch, Knopf 1805,19 517,05
      "            "                   "       "       "       Erdfläche 1751,39 501,64
      "      Bühläcker, Signalstein, obere Fläche 1789,40 512,52
      "            "                   "       Erdfläche 1788,40 512,24
      "      Kallenberg, Haus Nr. 18, Erdfläche am Eingang 1682,66 481,95
      "      Lutzenberg, Wirthshaus des J. G. Bader, Erdfl. 1715,85 491,46
      "      Steinbühl, Signalstein, Erdfläche 1636,82 468,82
Bruch, Klotzberg, Signalstein, Erdfläche 1131,68 324,14
      "      Teufelshalde 1556,00 445,67
Cottenweiler, Wohnhaus Nr. 35, Erdfläche   977,17 279,88
      "      Kelterfeld, Signalstein, Erdfläche 1106,85 317,03
      "      Kelter, Erdfläche 1109,45 317,77
      "      Spelzen, höchste Stelle 1126,70 322,71
      "      Kaidelfeld, Signalstein, Erdfläche 1005,94 288,12
Ebersberg, Schloß, Kirchthurm, Dachspitze 1674,93 479,74
      "            "                   "       Dachtrauf 1669,62 488,22
      "            "                   "       Erdfläche im Hof 1605,12 459,74
      "      Gewandkelter, Erdfläche an der südwestlichen Ecke 1325,84 379,75
      "      Schloßfeld, Signalstein, Erdfläche 1593,40 456,39
Groß-Aspach, Kirchthurm, Dachtrauf 1085 311
      "  "      Erdfläche 1023 293
Groß-Erlach, Schulhaus, Erdfläche 1802 516
      "      Schanze, Signalstein, Erdfläche 1936 554
Jux, Signalstein, Erdfläche 1869 535
Lippoldsweiler, Wohnhaus Nr. 1, Erdfläche 1177,28 337,20
      "      Allmand, Signalstein, Erdfläche 1190,55 341,00
      "      Wasserspiegel des Glaitenbachs unten im Ort 1060,70 303,81
      "      Hohnweiler, Wohnhaus Nr. 26, Erdfläche 1019,46 292,00
      "      Wassersp. d. Glaitenbachs am Einfl. d. Däfernbachs   965,73 276,61
      "      Mooshau, Signalstein, Erdfläche 1175,65 336,73
      "      Wassersp. d. Zehntbächleins am Einfl. d. Däfernbachs 1096,10 313,95
      "      Däfern, Wohnhaus Nr. 38, Erdfläche 1073,16 307,38
Maubach, Wohnhaus des Schultheißen, Erdfläche   969,31 277,63
      "      Spitz, Wasserspiegel des Maubachs   941,62 269,70
      "      Mühläcker, Markstein, Erdfläche 1043,09 298,77
      "      Wassersp. d. Maubaches unt.d. Straßenbrücke am Ort   965,80 276,63
      "      Raise, Wasserspiegel der Bäche am Zusammenfluß   971,95 278,39
      "      Galgenberg, Signalstein, oben 1141,43 326,93
      "            "                 "           Erdfläche 1140,13 326,56
Ober-Weissach, Wohnhaus Nr. 4, Erdfläche   958,22 274,46
      "      Hochholz, Signalstein, Erdfläche 1151,59 329,84
      "      Kammerhof, nordwestl. Wohnhaus, Erdfläche 1074,01 307,62
      "      Allmandacker, Signalstein, Erdfläche 1130,69 323,85
      "      Wattenweiler, Scheuer Nr. 2, Erdfläche 1056,74 302,67
      "      Seeweinberg, Kelter, Erdfläche 1168,23 334,61
      "      Alter Hau, Oberamtsgrenzstein 54, Erdfläche 1572,10 450,28
Oppenweiler, evangelische Kirche, Knopf 1020 292
      "                         "            "       Erdfläche   914 262
Reichenberg, Schloßthurm, Knopf 1271 364
      "      Schloßhof, Erdfläche 1157 331
Rietenau, Kirchthurm, Knopf 1129 323
      "             "            Erdfläche 1029 295
      "      Thürschwelle des Badgebäudes   996 285
Sechselberg, Waldenweiler, Erdfläche am Schulhaus 1739,00 498,09
      "      Ochsenhau, höchste Stelle, Erdfläche 2036,00 583,16
Sulzbach an der Murr, Kirchthurm, Erdfläche   948 272
      "            "       "      Steinwiesen, Signalstein, Erdfl.   920 264
      "            "       "      Einmünd. d. Lauter in die Murr   908 260
Unter-Brüden, Wohnhaus Nr. 30, Erdfläche   965,62 276,57
      "      Wassersp. des Brüdenbachs am Einfl. d. Holzbaches   949,40 271,93
      "      Altenbergkelter, Erdfläche 1069,48 306,32
Unter-Weissach, Kirchthurm, Knopf 1105,91 316,76
      "       "           Erdfläche   938,80 268,89
      "      Wassersp. d. Weissach am Einfluß des Brüdenbaches   909,73 260,57
      "      Kelter, Erdfläche an der südwestlichen Ecke 1039,79 297,82
      "      Stecherhalde, Signalstein, Erdfläche 1023,03 293,02
      "      Seewiesen, Wasserspiegel der Weissach   926,29 265,31
      "      Aichholzhof, Wohnhaus Nr. 3, Erdfläche   947,49 271,38
      "      Auf der Ebene, Signalstein, Erdfläche 1068,50 306,04
      "      Dresselhof, östliches Wohnhaus, Erdfläche 1053,32 301,70
      "      Wassersp. der Weissach am Einfl. des Mädlesbaches   886,50 253,91
      "      Blindenreisach, Markungsgrenzstein, Erdfläche 1116,21 319,71
      "      Untere Mühle, Hauptgebäude, Erdfläche   905,81 259,44
      "             "       "      Wasserspiegel der Weissach   897,81 257,15
      "      Kohlhau, Signalstein, Erdfläche 1155,46 330,95
Waldrems, Wohnhaus des Schultheißen Hieber, Erdfl.   999,19 286,19
      "      Heiningerweg, Wegweiser, Erdfläche 1100,64 315,25
      "      Horbach, Wasserspiegel im Wegübergang 1074,05 307,63
      "      Rothenbühl, Werksteinbruch, oberer Rand 1315,20 376,70
      "         "         "        Sohle 1276,20 365,53
      "      Rothbühl, Signalstein, Erdfläche 1233,49 353,30
      "      Rothenbühl, höchste Kuppe, Erdfläche 1428,90 409,27


b. Abdachung und Wasserscheiden.

Die allgemeine Abdachung des Bezirks geht gegen Westen, demnach in der Richtung gegen den Neckar, während sich nebenbei der rechts der Murr gelegene Theil untergeordnet gegen Süden, der links der Murr gelegene gegen Norden abdacht, mit Ausnahme der Gegend bei Althütte, welche eine untergeordnete südliche Abdachung gegen die Rems hat; der zwischen dem Bogen, den die Murr bald nach ihrem Ursprung macht, gelegene Köchersberg dacht sich gegen Osten ab.

| Da, wie schon erwähnt wurde, der ganze Bezirk in das Stromgebiet des Rheins und im engeren Sinne in das Flußgebiet des Neckars gehört, so berührt weder die europäische, noch eine sekundäre Wasserscheide denselben, dagegen führen untergeordnete Wasserscheiden durch den Bezirk und zwar:

1. die zwischen Murr und Rems; in letztere werden die Gewässer durch Vermittlung der Wieslauf geführt. Aus dem Oberamtsbezirk Waiblingen kommend berührt sie zuerst den diesseitigen Bezirk auf dem Höhenzug südlich von Allmersbach, verläßt denselben aber bald wieder und zieht in nordöstlicher Richtung über den Königsbronnhof, weiter über die sog. rothe Steige, bis sie 1/8 Stunde südwestlich von Kallenberg unseren Bezirk wieder erreicht; von hier durch Kallenberg, an Lutzenberg zunächst (südlich) vorüber bis in den 1/4 Stunde westlich von Schöllhütte gelegenen Wald, wo sie eine Wendung gegen Norden macht und nach Waldenweiler zieht, dort die nördlichsten Häuser noch berührend; von hier lauft sie in den Wald Ochsenhau und beschreibt einen grossen Bogen um das Quellengebiet des Strümpfelbachs, tritt in der Nähe des Fratzenwiesenhofs (O.-A. Welzheim) auf die Bezirksgrenze, an der sie 1/4 Stunde lang bis an die Welzheim-Murrhardter Landstraße fortzieht, dort den Bezirk verläßt und in das Oberamt Welzheim eingeht.

2. Die Wasserscheidelinie zwischen Murr und Kocher, im engeren Sinne Roth, erreicht den Bezirk in dem 3/4 Stunden nordöstlich von Fornsbach gelegenen Wald Harnersberg, zieht etwa 1/4 Stunde auf dessen Rücken fort und verläßt alsdann den Bezirk, um erst 1/8 Stunde östlich von Mannenweiler wieder einzugehen, zieht durch Mannenweiler bis an den römischen Grenzwall, wo sie ihre bisherige nordwestliche Richtung in eine beinahe nördliche ändert und verläßt den Grenzwall 1/8 Stunde südlich von Grab; dort wendet sie sich gegen Westen, läuft über den Berg Hohenbrach, weiter über den Hohlenstein, die Erlacher Glashütte, über die sog. Schanz, über den Dachsberg (westlich von Groß-Erlach), nach Klein-Erlach, von da über den Hermlensberg und über das Greut bis auf den 1/8 Stunde nördlich von Vorder-Büchelberg gelegenen Steinberg, wo sie den Bezirk verläßt und im Oberamt Weinsberg weiter führt.


c. Erdfälle und Höhlen.

Eigentliche Höhlen kommen in dem Bezirk nicht vor, dagegen findet sich im Walde Stumphau 1/4 Stunde südwestlich von Unter-Schönthal das sog. Katzenloch, eine tiefe Spalte im Muschelkalk. Auf der Hochfläche bei Ober-, Mittel- und Unter-Schönthal kommen ziemlich viele und zum Theil sehr ansehnliche Erdfälle vor; vereinzelt erscheinen sie sonst noch auf der Muschelkalkebene.

|
2. Gewässer.

Der Flächenraum sämtlicher Gewässer, d. h. der Flüsse, Bäche, Seen und Weiher, beträgt 3754/8 Morgen, davon kommen auf Seen und Weiher 344/8 Morgen.


a. Brunnquellen.

Der Bezirk ist im allgemeinen sehr quellenreich, indessen sind die Quellen etwas ungleich über denselben vertheilt, indem die Hochflächen der Keupergruppe selbstverständlich etwas wasserärmer sind als die an Quellen und fließenden Gewässern so überreichen Keuperthäler und Schluchten. Das Muschelkalk-Flachland ist im allgemeinen ungleich wasserärmer als die Keupergegenden, dagegen lassen sich auf demselben Pump- und Ziehbrunnen leicht anlegen. Daher kommt es auch, daß beinahe alle Orte hinreichend mit Trinkwasser versehen sind, mit Ausnahme einzelner, in denen bei anhaltender trockener Witterung zuweilen Wassermangel, jedoch kein vollständiger eintritt, wie in Backnang, Ebersberg, in den zur Gemeinde Grab gehörigen Parzellen, in Groß-Erlach, in einigen hochgelegenen zur Gemeinde Murrhardt gehörigen Parzellen und in Sechselberg. Die meisten Orte beziehen ihr Trinkwasser aus laufenden und nebenbei aus Zieh- und Pumpbrunnen, mit Ausnahme der Orte Cottenweiler, Ebersberg, Fornsbach, Groß-Erlach, Heiningen, Heutensbach, Ober-Weissach, Oppenweiler, Rietenau, Steinbach und Unter-Brüden, welche ihr Trinkwasser ausschließlich aus Pump- und Ziehbrunnen erhalten. Das Trinkwasser ist im allgemeinen gut, häufig sehr gut und erfrischend, namentlich das aus dem weißen Stubensandstein kommende; dagegen haben einige Orte, die ihr Wasser aus dem unteren mit Gips durchzogenen Keupermergel erhalten, minder gutes, gipshaltiges Wasser, wie Ebersberg, mehrere Brunnen in Fornsbach und die zur Gemeinde Reichenberg gehörigen, im Murrthal gelegenen Orte (siche auch die Ortsbeschreibungen).

Periodisch fließende Quellen, sog. Hungerbrunnen, kommen vor auf den Markungen Backnang, Cottenweiler, Groß-Erlach, Murrhardt, Ober-Brüden, Rietenau, Spiegelberg, Steinbach, Strümpfelbach u. s. w.

b. Mineralquellen.

Außer der Mineralquelle in Rietenau (s. hierüber die Ortsbeschreibung) befindet sich noch in der Nähe von Murrhardt eine schwefelhaltige Quelle, die früher als Bad benützt wurde; das im Thal bei Strümpfelbach an sumpfigen Stellen hervortretende Wasser soll theilweise eisenhaltig sein. Der sog. Waschbrunnen in Heutensbach liefert besonders gutes Wasser, das öfters von Kranken getrunken wird.

|
c. Flüsse und Bäche mit ihren Thälern.

1. Die Murr nimmt streng genommen ihren Anfang im Welzheimer Wald und fließt unter dem Namen Gruppenbach, der den Fautsbach aufnimmt, bis in die Nähe von Vorderwestermurr, wo einige 100 Schritte davon die eigentliche Murr in starker Quelle entspringt und nach ganz kurzem Lauf den Gruppenbach aufnimmt, in nordöstlicher Richtung durch Klingen fließt, 1/4 Stunde unterhalb dieses Orts schnell einen Bogen um den Köchersberg macht und von der Eisenschmiedmühle an eine nordwestliche annimmt; diese einhaltend, fließt sie durch Hausen, Murrhardt, Bartenbach bis Sulzbach; von hier an wendet sie sich zuerst gegen Südwesten und bald gegen Süden, fließt an Ellenweiler vorüber, weiter durch Oppenweiler und Zell, nimmt 1/2 Stunde unterhalb letzteren Orts eine südwestliche Richtung, berührt Backnang, verläßt 1/2 Stunde unterhalb der Stadt den Bezirk und mündet gegenüber von Benningen in den Neckar. Der vielfältig, jedoch klein geschlängelte Fluß, welcher erst unterhalb Zell beginnt größere Bögen zu beschreiben (s. oben), theilt den Bezirk in zwei beinahe gleich große Partien, setzt während 71/4stündigen Laufs innerhalb des Bezirks viele Mahl- und Sägemühlen, wie auch andere Wasserwerke in Bewegung und dient überdieß der Scheiterholzflößerei (s. auch die Ortsbeschreibungen). Die Fischerei, welche sich hauptsächlich auf Weißfische, Barben, weniger auf Aale und Forellen erstreckt, ist nicht von Bedeutung und überdieß im Abnehmen. Die 10-110’ breite Murr ist sehr wasserreich und schwillt, da sie aus einer bergigen, waldreichen Gegend kommt und von allen Seiten Zuflüsse erhält, öfters sehr schnell an, nicht selten die ganze Thalebene überschwemmend und erhebliche Verwüstungen anrichtend.

Gefälle der Murr.[2]
Flußstrecken. Höhe der
einzelnen Stellen
über dem Meere in
Länge der Wasserbahn
zwischen zwei benach-
barten Punkten in
G e f ä l l
absolutes in relatives in
württ.
Fuß.
Meter. württ.
Fuß.
Meter. württ.
Fuß.
Meter. Procent.
Urspr. der Murr bei Wolfenbrück
Murrhardt
Sulzbach, Lautereinfluß
Backnang
Einmündung in d. Neckar
1649
1005
908
831
664
472
288
260
238
190
46800
23400
35100
70200
13405
6702
10053
20107
644
97
77
167
184
28
22
48
1,38
0,42
0,22
0,24
Urspr. bis Einfluß
in den Neckar
175500 50267 985 282 0,56
| Das tiefeingeschnittene Murrthal ist von hohen, durch Schluchten und Thälchen vielfältig unterbrochenen, meist bewaldeten Keupergehängen begleitet, die sich erst bei Oppenweiler verlieren; von hier an verschwinden die hohen Waldabhänge und flaches Ackerland zieht sich gegen die Thalebene. Etwa 1/2 Stunde unterhalb Zell werden die Thalgehänge wieder etwas beträchtlicher, gerade nicht hoch aber steil und das Thal erhält den Charakter eines Muschelkalkthales, den es bis zu seinem Eintritt in das Neckarthal vollends behält (s. hier. den Abschnitt „Natürliche Beschaffenheit“). Die wiesenreiche Thalebene, welche anfänglich nur eine Rinne bildet, erhält schon bei der Eisenschmiedmühle eine Breite von 1/8 Stunde, verengt sich aber bald bis zu einer Breite von 1/16 Stunde und sogar noch weniger, bis sie sich bei Murrhardt wieder auf 1/8 Stunde verbreitert, wird aber gegen Bartenbach und Sulzbach wieder schmäler, dagegen unterhalb Sulzbach über 1/8 Stunde breit. Weiter unten nimmt das Thal allmählig in seiner Breite wieder ab, so daß es bei Zell nur noch einige 100 Schritte breit erscheint und diese Breite behält es mit wenig Ausnahmen bis zu seinem Austritt aus dem Bezirke bei. Im allgemeinen entfaltet das Murrthal viele landschaftliche Schönheiten und Reize (s. hier. unten den Abschnitt „Naturschönheiten“).

In die Murr fließen und zwar auf der rechten Seite:[3]

Der Sitterichbach, beginnt im Welzheimer Wald, ist 1/2 Stunde lang und mündet 1/2 Stunde unterhalb des Murr-Ursprungs ein.

Der 1/4 Stunde lange, bei Klettenhöfle einmündende Grätenbach.

Der Göckelbach, aus dem Oberamt Gaildorf kommend, der bei seinem Eintritt in den diesseitigen Bezirk den Gänsbach aufnimmt, berührt den Bezirk nur noch einige 100 Schritte und mündet alsdann am Fuß des Köchersbergs ein.

Der Fornsbach, entspringt in Wolfenbrück (O.-A. Gaildorf), kommt bald auf die Bezirksgrenze, die er 1/2 Stunde lang bildet, geht dann ganz in den Bezirk ein, fließt durch Fornsbach und vereinigt sich 1/4 Stunde unterhalb dieses Orts mit der Murr. Lauf innerhalb des Bezirks 1 Stunde. In den Fornsbach fließen der Schelmenbach, der Madbach, der Seebach oder Seeteichbach und der 3/4 Stunden lange Beilsbach oder Lohbach; in letzteren mündet der schwarze Mühlbach. Das Thal des Fornsbachs ist anfangs enge und abgeschieden, erweitert sich aber bei Fornsbach zu einem sehr freundlichen und fruchtbaren Thalgrunde.

Der Siegelsbach, anfänglich Seebach genannt, entspringt bei Mannenweiler, fließt durch Siegelsberg und mündet nach 5/4stündigem | Lauf bei Murrhardt ein; in denselben fließt der 11/4 Stunde lange Trauzenbach, welcher am südlichen Fuß der Hohenbrach beginnt und zwischen Siegelsberg und Murrhardt einmündet. Die Thäler der beiden Bäche sind anfänglich stille, enge Waldthälchen und erhalten erst in ihren unteren Partien eine schmale Thalsohle, von der die hohen bewaldeten Thalabhänge etwas zurücktreten und flache, dem Feldbau überlassene Ausläufer gegen die eigentliche Thalebene senden.

Der Harbach, beginnt am südlichen Fuß der Hohenbrach, ist 11/4 Stunde lang und mündet bei Harbach ein. Das Thal ist enge, tief und waldreich.

Der Haselbach, entspringt 1/4 Stunde westlich von der Erlach-Glashütte und mündet nach einem Lauf von 5/4 Stunden bei Breitenbach ein; sein Thal gleicht ganz dem vorhergehenden.

Der Fischbach, entspringt am Lerchenberg zwischen Groß-Höchberg und Neufürstenhütte und mündet bei Sulzbach ein. Lauf 13/4 Stunden lang; in ihn gehen außer mehreren ganz unbedeutenden Bächen der Schlottbach, der Scheidbach, der Dachsbach, der Rauenbach und der Seitenbach. Das stille, tief eingeschnittene, waldreiche Keuperthal gleicht ganz den vorhergehenden und zieht, wie diese, von Nord nach Süd.

Die Lauter, entspringt bei Hirrweiler im Oberamt Weinsberg, erreicht bald die diesseitige Bezirksgrenze, welche sie 1 Stunde lang bildet, und tritt erst bei Spiegelberg ganz in den Bezirk ein, fließt in südöstlicher Richtung durch Spiegelberg und Lautern, um 1/8 Stunde südwestlich von Sulzbach in die Murr zu münden. Lauf innerhalb des Bezirks 11/2 Stunden. In die Lauter gehen innerhalb des Bezirks der Buchenbach, der Dentelbach, der Sensenbach, der Happenbach, die von Nassach (O.-A. Marbach) herkommende Winter-Lauter und der Siebersbach. Die klare frische Lauter und ihre Seitenbäche beherbergen Forellen. Das sehr anmuthige Lauterthal, das sich erst von Lautern bis zu seiner Einmündung etwas erweitert, trägt den echten Charakter eines Keuperthales.

Der 1/2 Stunde lange auf dem Greut entspringende Lodenbach fließt durch Reichenberg und mündet unweit des Ortes ein.

Der Rohrbach, entspringt in mehrern kleinen Armen im Wald Brentenhau und vereinigt sich in Oppenweiler mit der Murr. Während seines 1/4stündigen Laufs nimmt er den Hirtenbach auf.

Der Eckertsbach, beginnt zwischen dem Eulenberg und dem Wald Kohlhau, fließt durch Strümpfelbach und bei Backnang in die Murr. Lauf 11/4 Stunde. Nur bei seinem Anfang ist das Thal etwa 1/4 Stunde lang ein etwas stark eingefurchtes Waldthal, bald aber verlieren sich die Gehänge und der Bach fließt zwischen leicht geneigten Ackergeländen hin.

Der Krehenbach, beginnt 1/4 Stunde nordwestlich von | Strümpfelbach und fließt zwischen flachen Ackergeländen nach einstündigem Lauf 1/4 Stunde unterhalb Backnang ein.

Der Klöpferbach, entspringt 1/2 Stunde nördlich von Rietenau und mündet bei Neu-Schönthal ein. Lauf 2 Stunden. Der Bach, welcher durch die Orte Rietenau und Groß-Aspach fließt, bekommt als Zuflüsse den Jettenbach und den Allmersbach. Das leicht eingefurchte, meist zwischen Ackerland hinziehende Thälchen erhält erst kurz vor seinem Eintritt in das Murrthal einige Bedeutung.

Der Wüstenbach, weiter unten Schindlersbach genannt, von Klein-Aspach (O.A. Marbach) herkommend, tritt beim Karlshof in den Bezirk und verläßt denselben wieder in der Nähe des Fürstenhofs, um nach einem Lauf von 1/2 Stunde die westliche Bezirksgrenze wieder zu erreichen, die er bis zu seiner Einmündung gegenüber von Erbstetten vollends bildet.

Auf der linken Seite fließen in die Murr: der 3/8 Stunden lange Taubenbach, welcher den Käsbach aufnimmt, er beginnt am Hoblersberg und mündet 1/8 Stunde südlich von Käsbach ein.

Das Köchersbächle, entspringt im Wald Rißberg und fließt beim Sauerhöfle ein. Lauf 3/8 Stunden.

Der Kehbach, entspringt am nördlichen Fuß des Hoblersbergs, fließt durch eine tiefe, enge Schlucht am Eulenhöfle vorüber und mündet bei Murrhardt ein. Lauf 1/2 Stunde.

Der Hörschbach, entspringt 1/8 Stunde südöstlich vom Hörschhof, nimmt bald den von Sechselberg herkommenden Mäderbach auf und fließt nun in einer tiefen, wildromantischen Waldschlucht, woselbst er einen malerischen Wasserfall bildet, an der Hörschbach-Mühle und an der Walkmühle vorüber, um 3/8 Stunden unterhalb Murrhardt einzumünden. Lauf 11/4 Stunde.

Der 3/8 Stunden lange Reichenbach kommt aus dem Schurhau und mündet bei Reichenbach ein.

Der Aichelbach, entspringt in dem Sumpfwald und mündet nach 3/4stündigem Lauf bei Aichelbach ein.

Der 1/2 Stunden lange Frauenklingenbach, der kurz vor seiner Einmündung unterhalb Zell den Buffenbach aufnimmt.

Der von Steinbach herkommende, 1/2 Stunde lange Bodenbach, der kurz vor seiner Einmündung den Schreppenbach aufnimmt.

Die Weissach, entspringt unter dem Namen Glaitenbach 1/8 Stunde westlich von Sechselberg, fließt durch Lippoldsweiler, wo sie den Altbach aufnimmt, weiter durch Hohnweiler nach Ober-Weissach, und erhält hier erst den Namen Weissach, fließt weiter am Aichelholzerhof vorüber, durch Unter-Weissach und vereinigt sich 1/4 Stunde oberhalb Backnang mit der Murr. Lauf 21/2 Stunden.

In die Weissach gehen der von Waldenweiler herkommende, anfänglich Zehentbach genannte, durch Däfern fließende Däfernbach, der | 1 Stunde lange Brucherbach, der Wattenweilerbach, der Allmersbach, der den Heutensbach und den Horbach aufnimmt, der Mädlesbach, der Dresselbach und endlich der Brüdenbach; letzterer beginnt bei Ober-Brüden, wo er durch den Zusammenfluß des Alterhaubachs, Widdumbachs, Warzenbachs und des Heslachbachs gebildet wird, fließt durch Mittel-Brüden nach Unter-Brüden, wo er den Holzbach aufnimmt, und bei Unter-Weissach in die Weissach. Lauf 11/2 Stunden.

Das anmuthige Thal der fleißigen, mehrere Mühlen in Bewegung setzenden Weissach zieht sich anfangs zwischen den hügeligen, theils für den Weinbau, theils für den Ackerbau benützten Ausläufern der Keuperterrasse hin und bildet sich erst unterhalb Ober-Weissach zu einem schönen weiten Wiesenthal aus, das einerseits von Rebenhügeln, andererseits von flachem Ackerland begleitet wird, gegen Unter-Weissach hin verengt sich das Thal wieder und schneidet allmählig etwas tiefer in das Muschelkalk-Flachland ein.

Der Maubach, beginnt 1/4 Stunde südlich von Waldrems, fließt durch Waldrems, weiter an Maubach vorüber und kommt bald unter diesem Ort auf die Bezirksgrenze, die er vollends bis zu seiner Vereinigung mit der Murr gegenüber von Neu-Schönthal bildet. Lauf 1 Stunde. Der zwischen flachem Ackerland sich hinziehende Bach erhält erst unterhalb Maubach etwas ausgesprochenere Thalwände.

2. Die Roth, entspringt bei Bernbach (O.-A. Weinsberg) auf den Löwensteiner Bergen und berührt die diesseitige nördliche Bezirksgrenze nur an einzelnen Stellen, während sie in den Bezirk selbst nirgends ganz eintritt; in sie gehen aus unserem Bezirk folgende Zuflüsse:

Der 3/4 Stunden lange Rütenbach, welcher 1/2 Stunde westlich von Altfürstenhütte entspringt und bei Böhringsweiler einmündet.

Der Groß-Erlacherbach, beginnt bei Groß-Erlach, kommt bald auf die Bezirksgrenze, die er vollends bis zu seiner Einmündung bei der Sägmühle bildet. Lauf 1/2 Stunde.

Der Fuchsbach, entspringt 1/8 Stunde östlich von Groß-Erlach und mündet, nachdem er den Lämmersbach aufgenommen hat, bei der Neu-Sägmühle ein. Lauf 1/2 Stunde.

Das Ochsenbächle, nimmt seinen Anfang unfern der Erlach-Glashütte und mündet bei der Hammerschmiede ein. Lauf 1/2 Stunde.

Der Schönthalerbach, beginnt in mehreren Zweigen bei dem Schönthalerhöfle, kommt bald auf die Bezirksgrenze und bildet diese bis zu seiner Einmündung unterhalb der Henkertsmühle. Lauf 1/2 Stunde.

Der Aschenbach, entspringt 1/4 Stunde östlich von Grab, bildet bald die Bezirksgrenze und nimmt auf dieser das Götzenbrunnenbächle und den Morbach auf, um dann außerhalb des Bezirks unter dem Namen Mühlbach in die Roth zu münden.

| Endlich sind noch zwei Bäche zu erwähnen, die ihr Wasser durch Vermittlung der Wieslauf in die Rems senden und zwar:

Der Steinbach; er entspringt 1/8 Stunde nördlich von Waldenweiler und geht unterhalb Althütte unter dem Namen Strümpfelbach über die Bezirksgrenze. Lauf innerhalb des Bezirks 1 Stunde.

Der Igelsbach, der östlich von Althütte entspringt, bald auf die Bezirksgrenze kommt, diese eine Strecke weit bildet und dann den Bezirk verläßt. Lauf in und an dem Bezirk 1/4 Stunde.


d. Stehende Gewässer.

Natürliche Seen sind im Bezirk nur noch zwei vorhanden, der eine beim Fürstenhof, der andere in Fautspach, dagegen bestehen noch mehrere künstlich augelegte Weiher, wie 14 kleinere bei Althütte, einige kleine und der 1/2 Morgen große Schönthalersee auf der Markung Grab, der 1 Morgen große Fuchsbachsee auf der Markung Groß-Erlach, ein kleiner Weiher bei Jux, der 21/2 Morgen große Walderichssee bei Murrhardt, ein kleiner Weiher in Neufürstenhütte, 3 kleine auf der Markung Ober-Brüden, der 14/8 Morgen große See im Schloßgarten zu Oppenweiler, 2 Weiher in Sechselberg und ein 1/2 Morgen großer auf dem Eselhof Markung Sulzbach. Überdieß sind in mehreren Orten Feuerseen angelegt, wie in Allmersbach, Mettelberg, Schloßhof, Hinterwestermurr, Groß-Aspach, Maubach, Reichenberg, Schiffrain, Dauernberg, Rohrbach etc.

Seen und Weiher, die abgegangen und meist in Wiesengrund oder Ackerland umgewandelt sind, waren: mehrere ziemlich große Weiher bei Backnang, mehrere bei Althütte, ein 90 Morgen großer Weiher bei Cottenweiler, zwei bei Fornsbach, einer bei Grab, mehrere auf der Markung Groß-Erlach, 3 bei Däfern, 3 auf der Markung Murrhardt, worunter ein 10 – 12 Morgen großer im Kohlhau, einer im Widdumbach auf der Markung Ober-Brüden, zwei Weiher bei Oppenweiler, der eine 46/8, der andere 4 Morgen groß, ein 5 Morgen großer in Reichenberg und ein ebenso großer in Rohrbach, einer in Rietenau, der 2/8 Morgen große Leukartssee bei Groß-Höchberg und ein 1/8 Morgen großer Weiher bei Vorder-Büchelberg, der sog. alte See bei Steinbach und 2 Weiher bei Strümpfelbach (s. auch die Ortsbeschreibungen).


3. Naturschönheiten.

Wie schon oben erwähnt wurde, (s. den Abschnitt „Natürliche Beschaffenheit“) bietet der Bezirk im allgemeinen wenig Abwechslung und zerfällt in zwei Hauptgruppen, in das getreidereiche Flachland und in das waldreiche Bergland; dennoch finden wir in demselben bei näherer Betrachtung viele malerische Partien und landschaftliche Reize, namentlich auch Stellen, die theils weitgedehnte Aussichten, theils schöne Ansichten gestatten.

| Beginnen wir mit dem Flachlande: es ist ein getreidereiches Ackerland, das von vielen, mit Obstbaumgärten umgebenen Ortschaften freundlich belebt wird; mitten durch dasselbe hat sich die muntere, vielgekrümmte Marr ein liebliches Thal eingefurcht und auf einem schmalen, gegen das Flüßchen sich hinziehenden Bergrücken fand die Oberamtsstadt ihre malerische Stelle. Einen besonderen Reiz verleiht dieser Gegend die vielfältig gegliederte Keuperterrasse, welche sich in großem Bogen auf drei Seiten um das Flachland kräftig erhebt und dasselbe mit wald- und rebenreichen Abhängen und schön modellirten Vorsprüngen wohlthuend begrenzt. Von zwei dieser Vorsprünge schauen die stattlichen Burgen Ebersberg und Reichenberg ernst und gebietend in die weite Ebene hinein.

Verlassen wir das Flachland und wandern das Murrthal hinauf an dem freundlichen Zell und an dem modern erbauten Katharinenhof vorüber nach dem städtisch aussehenden Oppenweiler mit seinem ansehnlichen Schloß und schön angelegten Schloßgarten, das gleichsam den Schlüssel zu der zweiten Gruppe, zu dem waldreichen Berglande bildet. Am Fuße des malerischen Reichenbergs treten wir in das eigentliche Bergland ein und erreichen, im Murrthal fortwandernd, bald das schöne Sulzbach mit seiner neuen stattlichen Kirche und dem alterthümlichen Schlößchen Lautereck. In einer wiesenreichen, von hohen waldgrünen Bergen umgebenen Thalweitung, in die von Nordwesten her das stillromantische Lauterthal einzieht, gruppirt sich das Dorf mit seiner Umgebung zu einem wirklich schönen Landschaftsbild. Im freundlichen Murrthal weiter aufwärts rücken die bewaldeten Thalgehänge etwas näher zusammen, das Thal wird enger und sein saftiges Wiesengrün hebt sich vom dunklen Waldgrün recht ansprechend ab. Zu beiden Seiten des Thals brechen viele tief eingeschnittene, schluchtenartige, wildromantische Waldthälchen herein, in denen klare muntere Bergwasser über Stock und Stein der Murr zueilen, nicht selten hübsche Wasserfälle bildend, von denen die im Hörschbachthälchen sehr sehenswerth sind; der wasserreiche Hörschbach stürzt sich hier über mehrere, zum Theil 40’ hohe Sandsteinfelsen mit starkem, schon in ziemlich weiter Ferne hörbarem Getöse herab und braust noch lange über wildverworrene Felstrümmer zwischen üppigen Waldbäumen dahin.

Bald erscheint auch Murrhardt mit seinen großartigen Kirchen- und Klostergebäuden, das in einer wiesen- und obstbaumreichen Thalweitung reizend hingebaut ist. Zunächst an der Stadt erhebt sich ein schön gerundeter grüner Hügel mit der altehrwürdigen Walderichskirche auf der Kuppe; von hier genießt man den herrlichsten Blick über die Stadt und in das von einzeln stehenden Häusern so freundlich belebte Murrthal; die bewaldeten Thalgehänge, besonders der zwischen den Thälern der Murr und des Siegelsbachs kräftig hervortretende | Berg Linders nehmen sich herrlich aus, auch das etwas weiter geöffnete Siegelsbachthal, das bei Murrhardt in das Murrthal einzieht, und in dessen Hintergrund das anmuthige Siegelsberg noch sichtbar ist, trägt zur Schönheit, der Landschaft wesentlich bei.

Eine weitere reizende Stelle finden wir bei der Eisenschmiedmühle, bei der sich das freundliche, mit der sog. Schanze so seltsam abschließende Fornsbachthal mit dem Murrthal vereinigt; von hier an wird bald das Murrthal enger, schluchtenartig, bis es endlich als eine unbedeutende Rinne in der Hochfläche sich verläuft. Hier oben angekommen überrascht uns plötzlich eine ganz andere stille, abgeschiedene Gegend, die nur von kleineren Orten und einzeln stehenden Bauernhäusern einigermaßen belebt wird; in der Nähe der Wohnplätze hat die Landwirthschaft den weitgedehnten Wald stellenweise zurückgedrängt und denselben vielfältig unterbrochen. Einen ähnlichen Charakter treffen wir auf den Hochflächen rechts des Murrthales. Wie still und friedlich ist es auf diesen etwas rauhen Hochflächen, auf denen sich viele Punkte bieten mit herrlichen, zum Theil weitreichenden Aussichten.

Von den zahlreichen Aussichtspunkten in dem Oberamtsbezirk nennen wir: die Höhe bei Althütte, das Schloß Ebersberg, den Köchersberg bei Fornsbach, die Hohebrach bei Grab, die Höhe bei Mannenweiler, den Berghau bei Groß-Aspach, die Schanze bei Groß-Erlach, den Juxkopf bei Jux, den Linders bei Murrhardt, Waltersberg, den Hoblersberg bei Fautspach, das Hörnle bei Kieselhof, Hoffeld, Vorderwestermurr, den Steinberg bei Steinberg, das Greut bei Neufürstenhütte, den oberen Berg bei Ober-Brüden, den Trailberg bei Trailhof, Eisach bei Rottmannsberg, den Reichenberg, den Schiffrain bei Reichenberg, die Wartebene bei Rietenau, den Gollenhof, den Ochsenhau bei Sechselberg, Groß-Höchberg, den Steinberg bei Vorder-Büchelberg, die oberen Weinberge bei Steinbach, das Lugfeld bei Unter-Brüden etc. (s. auch die Ortsbeschreibungen).


4. Boden.

Die Bodenverhältnisse des Bezirks gehören, mit Ausnahme des größtentheils fruchtbaren Flachlandes, zu den mittelfruchtbaren, theilweise unergiebigen. Da die verschiedenen Bodenarten theils aus den Zersetzungsprodukten der zu Tage gehenden Gebirgsschichten, theils aus Diluvial- und Alluvialablagerungen bestehen, so müssen wir bei der Darstellung derselben die geognostischen Verhältnisse im allgemeinen zu Grunde legen.

Auf dem Flachlande lagert meist ein tiefgründiger Diluviallehm, auf den jedoch an Stellen, wo dessen Mächtigkeit nicht bedeutend ist, die unterlagernden Gebirgsschichten wesentlich einwirken, z. B. wenn Mergel die Unterlage bilden, dann erscheint ein etwas naßkalter, dagegen | wenn Muschelkalk oder Lettenkohlensandstein unterlagert, ein warmer Boden. An einzelnen Stellen treten aber die Lettenkohlensandsteine ganz an die Oberfläche und haben alsdann einen sog. Schlaisboden zur Folge, der den Ackerbau weniger begünstigt.

Au den Muschelkalkgehängen, die jedoch nicht sehr verbreitet sind, erscheint ein kalkreicher wärmehaltender Boden.

Das der Keuperformation angehörige Bergland liefert in seinen untersten Schichten die unteren vorherrschend blauen Mergel, die dem Weinbau sehr günstig sind und durch längeren sorglichen Bau und tüchtige Zersetzung auch gute, etwas schwere, thonige Getreideböden abgeben, die sich namentlich auch wegen ihrer Tiefgründigkeit für den Luzernebau eignen. Über dieser Schichte machen sich auf der ersten Stufe der Keuperabhänge feinsandige hitzige Bodenarten (Verwitterung des Keuperwerksteins) geltend, die bei reichlicher Düngung und fleißigem Bau zu mittelguten Fruchtböden gebracht werden können, an den südlichen Abhängen aber gute Weine erzeugen; übrigens dient diese Schichte meist dem Waldbau. Von ihr aufwärts entwickeln sich die mittleren Mergel, deren Zersetzung einen tiefgründigen starken Thonboden liefert, auf dem sich die Waldvegetation kräftig entwickelt und namentlich die Eiche gut gedeiht. Auf den Hochebenen erscheint vorzugsweise ein ziemlich magerer Sandboden (Zersetzung des weißen grobkörnigen Keupersandsteins), der, wenn ihm der nöthige Humus fehlt, öfters sogar dem Waldbau nicht entsprechen will, ist er aber humusreich, oder kommt ihm entweder auf natürliche oder auf künstliche Weise eine Mengung mit Mergel zu, dann liefert er auch guten Ertrag an Getreide, Kartoffeln etc. An manchen Stellen wird dieser Sandboden noch von den rothen Keuperletten überlagert, deren Zersetzung einen schweren, etwas naßkalten Boden liefert.

Endlich erscheint noch ganz vereinzelt und in unbedeutender Verbreitung der Liassandstein, der einen leichten, düngerbedürftigen Boden zur Folge hat.

In den Thalebenen haben sich Alluvionen abgelagert, die meist den Wiesenbau begünstigen. (Über die verschiedenen Bodenverhältnisse s. auch die Ortsbeschreibungen.)


5. Luft und Witterung.
Die Luft ist im allgemeinen gesund und namentlich in dem bergigen Theil des Bezirks wegen der balsamischen Ausdünstungen der weitgedehnten Waldungen sehr stärkend und erfrischend, dagegen auf den Höhen etwas trocken, ziemlich rauh und meist bewegt. Die mehr gegen Winde geschützten Thäler haben etwas feuchtere Luft und werden nicht selten von kalten Nebeln heimgesucht, die zuweilen auf die Obst- und Weinblüthe, wie auf feinere Gewächse nachtheilig einwirken; auch die nicht seltenen Frühlingsfröste schaden mehr in den | Thälern als auf den Höhen. Hagelschlag kommt im allgemeinen nur wenig vor, nur die Orte Ebersberg, Lippoldsweiler und Sechselberg leiden öfters Schaden durch Hagelgewitter. Das Klima ist mit Ausnahme der rauheren Höhen ziemlich mild und erlaubt nicht allein einen ausgebreiteten Obstbau, sondern auch in den meisten Orten Weinbau, welch letzterer früher noch ausgedehnter war, in neuerer Zeit aber in manchen Orten abgenommen hat oder gänzlich abgegangen ist (s. auch die Ortsbeschreibungen).


Meteorologische Verhältnisse des Oberamtsbezirks Backnang. [4]

Die einzelnen Theile des Oberamtsbezirks Backnang fallen in den Bereich der meteorologischen Stationen Winnenden, Öhringen und Großaltdorf. Während die erstere für den südlicher gelegenen Theil maßgebend ist, dienen Öhringen und Großaltdorf zur Beurtheilung der nördlichen Gegend; die letzte Station insbesondere ist ein Anhaltspunkt für die hoch und frei gelegenen Theile.

Es folgt nun zunächst eine Übersicht über den jährlichen Gang der Wärme, wie er sich auf die 15jährige Periode 1855–69 reducirt gestaltet, wobei zur Vergleichung noch die entsprechenden Zahlen für Stuttgart beigefügt sind.

Wärmemittel von
in Reaumurschen Graden      
Stuttgart
(830 P. F.)
Winnenden
(910 P. F.)
Öhringen
(740 P. F.)
Großaltdorf
(1270 P. F.)
 Januar 0.39 – 0.17 – 0.53 – 1.14
 Februar 2.32 1.70 1.36 0.67
 März 4.17 3.54 3.33 2.27
 April 8.35 7.90 7.65 6.55
 Mai 11.60 11.19 11.44 9.96
 Juni 14.13 13.76 14.12 12.49
 Juli 15.28 14.65 14.88 13.13
 August 14.92 14.60 14.89 13.29
 September 12.45 12.05 12.15 11.09
 Oktober 8.40 8.03 7.88 6.63
 November 3.45 2.94 2.53 1.73
 December 1.29 0.68 0.40 – 0.44
 Jahr 8.06 7.57 7.52 6.35
 Winter 1.33 0.74 0.41 – 0.30
 Frühling 8.04 7.54 7.47 6.26
 Sommer 14.78 14.34 14.63 12.97
 Herbst 8.10 7.67 7.52 6.48.


Öhringen, dessen Jahresmittel nur um 0.05 hinter dem von Winnenden zurückbleibt, ist im Winter um 0.33, im Frühling | um 0.07, im Herbst um 0.15 kälter, dagegen im Sommer um 0.29 wärmer als Winnenden.

Großaltdorf ist durchweg kälter, und zwar hauptsächlich in Folge seiner größeren Meereshöhe; im Durchschnitt aller Stationen kann auf 700 Par. F. Erhebung eine Wärmeabnahme um 1° R. gerechnet werden.

Die mittlere Wärme von Großaltdorf bleibt hinter derjenigen der beiden andern Stationen im Sommer am stärksten zurück (gegen Winnenden um 1.37, gegen Öhringen um 1.66) und nähert sich derselben am meisten im Winter (1.04 Winnenden, 0.71 Öhringen).

Der wärmste Monat ist in Stuttgart und Winnenden der Juli, in Öhringen und Großaltdorf der August, der kälteste der Januar. Der Unterschied zwischen dem wärmsten und kältesten Monat beträgt zu

Stuttgart 14.89 Öhringen 15.42
Winnenden 14.82 Großaltdorf 14.43

Der Herbst ist überall etwas wärmer als der Frühling. – Der Unterschied zwischen Sommer und Winter ist am größten in Öhringen (14.22), am kleinsten in Großaltdorf (13.27). In Stuttgart beträgt derselbe 13.45, in Winnenden 13.60.

Verfolgt man die Jahrescurve der Wärme für Stuttgart, wie sie sich aus den Resultaten der 20 Jahre 1848 – 67 ergeben hat, so ergibt sich, daß das kleinste Tagesmittel auf den 5. Januar, das größte auf den 20. Juli fällt. Es nimmt also die mittlere Wärme während 196 Tagen zu, und während 169 ab. Zwei solche ungleiche Jahreshälften ergeben sich aus obiger Zusammenstellung, nach welcher die mittlere Wärme der Monate April – Oktober größer, die der übrigen 5 Monate kleiner ist, als das Jahresmittel.

In Winnenden schwankten die Monatsmittel zwischen den folgenden Grenzen:

Januar zwischen   3.60 (1866) und – 4.12 (61) Differenz 7.72
Februar "   5.31   (69)     " – 1.44 (55) " 6.75
März "   6.38   (62)     "     0.24 (65) " 6.14
April " 10.66   (65)     "     5.78 (55) " 4.88
Mai " 14.83   (68)     "     8.48 (56) " 6.35
Juni " 15.63   (58)     "   11.31 (69) " 4.32
Juli " 17.46   (59)     "   12.40 (60) " 5.06
August " 15.92   (63)     "   12.98 (69) " 2.94
September " 13.40   (68)     "   10.68 (63) " 2.72
Oktober "   9.22   (55)     "     6.07 (69) " 3.15
November "   5.41   (65)     "     0.12 (58) " 5.29
December "   5.20   (68)     " – 2.30 (64) " 7.50
Jahr "   8.56   (68)     "     6.35 (55) " 2.21
Den kleinsten Spielraum hat demnach die mittlere Wärme des | September und des August, den größten diejenige des Januar und December. – Aus den Abweichungen der einzelnen Jahre von dem 15jähr. Durchschnitt ergibt sich die folgende Tafel der mittleren Veränderlichkeit der einzelnen Monate:
Januar 1.85 April 1.07 Juli 1.10 Oktbr. 0.96
Februar 1.97 Mai 1.43 Aug. 1.00 Nov. 1.26
März 1.26 Juni 0.91 Sept. 0.76 Dec. 1.57.

Darnach entfernt sich der September durchschnittlich am wenigsten von seiner normalen Wärme, die Wintermonate Januar, Februar, December am meisten.

Temperaturextreme.

Die höchsten und tiefsten zwischen 1855 und 1869 beobachteten Thermometerstände waren:

Differenz
Stuttgart 29.0 1865 Juli 21. – 15.5 1859 Dec.18. 44.5
Winnenden 29.5 " "     " – 19.5 1861 Jan. 7. 48.0.

Die Mittelwerthe des Maximums und Minimums sind:

Stuttgart 26.9 und – 11.2 Diff. 38.1
Winnenden       26.1     " – 13.1   "   39.2
Öhringen 26.4      " – 14.6   "   41.0.

Die größten und kleinsten Beträge der jährlichen Schwankung der Wärme waren zu

Stuttgart       43.8 (59) und 30.0 (68)
Winnenden 46.9 (61)   "   30.0 (66).

Aus der Zeit vor 1855 werden folgende besonders hohe oder tiefe Stände verzeichnet:

Winnenden       29.4 1838 Juli 13. – 21.0 1827 Febr. 17.
29.0 1845   "     7. – 20.0 1839 Jan.   28.
– 23.5 1845 Febr. 13. u. 20.
Öhringen
     28.0 1839 Juli, 1852 Juli, 1857 Aug. — 21.0 1838 Jan.
     30.0 1845 Juli – 22.0 1845 Febr.
– 20.0 1861 Jan.
Stuttgart
     29.0 1832 Juli – 21.4 1830 Febr.
          Frostgrenze.
          Das Thermometer sinkt im Frühjahr zum letzten Male bis Null zu
                    Stuttgart     am   9. April
                    Öhringen       "  14.    "
                    Winnenden    "  27.    "
während der erste Herbstfrost im Durchschnitt eintritt zu
                    Stuttgart   den 24. Oktober
                    Öhringen      "  25.     "
                    Winnenden   "  20.     "
| Die frostfreie Zeit beträgt daher für Stuttgart 198, Öhringen 194, Winnenden 174 Tage.

Schneegrenzen.

Im Durchschnitt fällt der letzte Schnee im Frühjahr zu

Stuttgart April 11. Der erste im Herbst Novbr. 14.
Öhringen     "     1.     "     12.
Winnenden     "   14.     "       8.

Die schneefreie Periode dauert zu Stuttgart 217 Tage, zu Öhringen 225, zu Winnenden 208.

Zahl der Frosttage, d. h. der Tage, an welchen das Thermometer mindestens bis Null sinkt.

mittlere größte kleinste Anzahl
Stuttgart       84 116 (1864) 74 (1868)
Öhringen 88 113 (1838) 45 (1862)
Winnenden 98 130 (1864) 73 (1866).

Zahl der Wintertage, d. h. der Tage, an welchen das Thermometer nicht über Null steigt.

mittlere größte kleinste Anzahl
Stuttgart       19 44 (1855) 0 (1863)
Winnenden 23 44 (1855) 2 (1863).

Zahl der Schneetage

mittlere größte kleinste Anzahl
Stuttgart       27 41 (1855) 16 (18(30)
Öhringen 29 67 (1839) 5 (1857)
Winnenden 36 61 (1860) 18 (1863)

Zahl der Tage mit Niederschlag

mittlere größte kleinste Anzahl
Stuttgart       161 203 (1860) 105 (1865)
Winnenden 148 186 (1868) 108 (1865).

Der jährliche Niederschlag erreicht im Mittel zu Stuttgart eine verticale Höhe von 21.09 Par. Zoll, in Winnenden von 26.88. Zu Stuttgart schwankt diese Höhe zwischen 26.5 (1867) und 14.2 (1865), zu Winnenden zwischen 34.4 (1866) und 21.1 (1864). Die Vertheilung auf die einzelnen Monate geschieht nach folgendem Procentverhältniß:

Januar 6 Mai 12 September 8
Februar 4 Juni 13 Oktober 6
März 7 Juli 11 November 9
April 7 August 11 December 6,
so daß von der jährlichen Niederschlagsmenge auf den Winter 16 Procent fallen, auf den Frühling 26, Herbst 23, Sommer 35. In Großaltdorf ist der Niederschlag größer als in Winnenden; er betrug in den 3 Jahren, seit welchen die Station errichtet ist, |
1870 1869 1868 Mittel
Großaltdorf       25.81 33.64 31.76 30.40 Par.Zoll
Winnenden 38.49 24.69 25.81 29.03   "     "

Der größte Niederschlag, welcher innerhalb 24 Stunden vorkam, erreichte eine vertikale Höhe von

1870 1869 1868 Mittel
Großaltdorf       41.4 (Aug.11.) 28.3 (Juli 3.) 14.6 (Juni 1.) P. L.
Winnenden 34.0 (Aug. 10.) 15.8 (Juni 13.) 13.1 (Sept.27.)   "   "

Die vorherrschende Windrichtung ist die südwestliche. Im Mittel von 29 Jahren kommen zu Winnenden von 100 beobachteten Windrichtungen auf

N. 8,4 S. 14,4
NO. 11,2 SW. 19,3
O. 17,6 W. 17,4
SO. 4,4 NW.   8,3.

Die Hälfte der Winde (51.1) kommen aus S., SW. und W. Auf die westlichen Richtungen kommen 45, auf die östlichen 33,2, auf die nördlichen 27,9, auf die südlichen 38,1.

Luftdruck.

Das 12jährige Barometermittel von 1865/66 beträgt zu Canstatt 329.09 Par. Linien in einer Meereshöhe von 693 Par. Fuß. Für je 80 Par. Fuß, um welche die Meereshöhe zunimmt, kann eine Abnahme des Barometerstands um 1 Par. Linie gerechnet werden, so daß sich die folgende Skala ergibt, welche annähernd den mittleren Barometerstand liefert:

Meereshöhe Mittlerer Barometerstand
700. 329.,00 Par. Lin. = 27 Zoll 5.     Linien
800. 327.75 "      "   = –   "   3.75     "    
900. 326.50 "      "   = –   "   2.50     "    
1000. 325.25 "      "   = –   "   1.25     "    
1100. 324.00 "      "   = 27   "   0.–     "    
1200. 322.75 "      "   = 26   "   10.75     "    
1300. 321.50 "      "   = 26   "   9.50     "    
1400. 320.25 "      "   = 26   "   8.25     "    
1500. 319.00 "      "   = 26   "   7.00     "    

Im Anfang des Jahres steht das Barometer hoch und fällt von da bis Ende März, steigt rasch bis Ende Mai, nachher etwas langsamer bis Ende August; während des Septembers und Oktobers sinkt der mittlere Barometerstand wieder, um von Anfang November bis Ende des Jahres wieder zu steigen. Die jährliche Schwankung beträgt zu Canstatt 17.5 Par. Lin.; dieselbe nimmt ab bei zunehmender Meereshöhe.

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6. Gebirgsarten, Versteinerungen und Mineralien.

Die geognostischen Verhältnisse des Bezirks sind einfach, indem außer zwei Gliedern der Trias, Muschelkalk und Keuper, nur noch im nördlichen und nordöstlichen Theil des Bezirks die unteren Schichten des schwarzen Jura (Lias) in nicht zusammenhängenden Kuppen dem Keuper sporadisch aufgelagert sind. Von dem älteren und jüngeren Schwemmland ist es hauptsächlich ein ziemlich mächtiger Lehm, der in dem Flachlande des Bezirks eine sehr namhafte Verbreitung gefunden hat.

I. Die Muschelkalkformation, welche das Flachland im Südwesten des Bezirks bildet, geht nur mit ihren oberen Gliedern (Hauptmuschelkalk, Muschelkalk-Dolomit und Lettenkohlengruppe) an den das Flachland durchziehenden Thalgehängen zu Tage; aber auch der Hauptmuschelkalk ist nicht vollständig aufgeschlossen und reicht an keiner Stelle bis zu den Encrinitenschichten, viel weniger bis zu den noch tiefer liegenden Schichten (Anhydritgruppe und Wellenkalk) hinab. Der Hauptmuschelkalk erscheint meist wohlgeschichtet, von rauchgrauer Farbe, mit thonreichen Schichten durchsetzt und geht zuweilen gegen unten in Brockelfelsen über; gegen oben wird er, jedoch selten dolomitisch und geht bald in die Lettenkohlengruppe über.

Wie schon angeführt wurde, erscheint der Hauptmuschelkalk nur an den das Flachland durchziehenden Thalgehängen und zwar: im Murrthal von dem Austritt desselben aus dem Bezirk bei Neu-Schönthal bis thalauswärts nach Zell. Ferner erscheint er in folgenden Seitenthälern des Murrthals: im Wüstenbachthal, soweit dieses den Bezirk angeht, im Klöpferbachthal von seinem Eintritt in das Murrthal bis nach Groß-Aspach, im Krehenbachthal nur 1/4 Stunde vom Murrthal aufwärts, im Eckertsbachthal von Backnang 1/4 Stunde aufwärts, im Weissachthal vom Murrthal bis nach Unter-Weissach und im Maubachthal vom Murrthal bis nach Maubach.

In einem Steinbruch bei Maubach zeigt sich von oben nach unten nachstehende Schichtenfolge

Abraum   6’ mächtig
grauer, harter, dolomitischer Kalk   2’8"     "
gräulichweißer, krystallinischer Kalk   2’8"     "
thoniger Kalk   2’8"     "
grauer, harter Kalk      7"     "
thonige Kalkbänke   3’8"     "
blaugrauer, scheckiger Brockelfelsen 24’8" aufgeschlossen.
Außer diesen Vorkommnissen des Hauptmuschelkalks erscheint derselbe merkwürdiger Weise ganz vereinzelt auf der rechten Seite des Murrthals zunächst der Landstraße etwa 1/8 Stunde oberhalb Ellenweiler, an einem Punkt, der von dem nächst liegendenden zu Tage gehenden Muschelkalk bei Zell 5/4 Stunden entfernt ist. Der Hauptmuschelkalk | tritt hier nicht in horizontaler Lagerung, sondern in einem Winkel von 15° geneigt abnorm auf und in seiner nahen Umgebung nur einige 100 Schritte südwestlich von demselben erscheint in gleichem Niveau der Keuperwerkstein (s. unten). Zunächst über dem Muschelkalk erhalten wir von oben nach unten folgendes Profil:
graue, sandige Mergelschichte   8’ mächtig
zöllige Keuperwerksteinbänke mit Mergelschichten wechsellagernd 11’     "
zwei Bänke Bastardsandsteine mit Mergellagen   21/2’   "
hellgraue Steinmergel mit Mergel wechsellagernd   21/2’   "
ockergelbe harte Dolomitbank   1’     "
Hauptmuschelkalk 10’ aufgeschlossen.

Es fragt sich nun, ist der Muschelkalk von hier bis zu seinem nächsten Erscheinen bei Zell eingesunken und unter die Thalsohle gegangen, oder ist er in Folge einer lokalen Hebung von unten heraufgetrieben worden.

Die Lettenkohlengruppe mit ihren Sandsteinen, Dolomiten, Thonmergeln und porösen Kalken (Hoheneckerkalke) überlagert den Hauptmuschelkalk und tritt an den oberen Thalrändern der von dem Hauptmuschelkalk gebildeten Thalgehänge auf, von denen sie sich in unbedeutender Ausdehnung, gleichsam nur ein schmales Band bildend, auf die Hochebenen hineinzieht, bald aber von einem ziemlich mächtigen Lehm gedeckt wird. Aufwärts der Muscheltalkthäler, da wo der Muschelkalk allmählig unter die Thalsohlen zieht, bildet die Lettenkohlengruppe noch eine Strecke weit die Thalgehänge, wie z. B. von Zell bis Aichelbach, von Unter-Weissach bis Aichholzhof, von Maubach bis Heiningen u. s. w. Der Lettenkohlensandstein tritt selten bauwürdig zu Tage und wird nur auf der Markung Backnang aus 3 Brüchen zu Bau- und Werksteinen ausgebeutet, auch wurde er früher bei Unter-Weissach am Kirchberg abgebaut; dagegen wird der Hauptmuschelkalk mehrfältig zu Straßenmaterial etc. gewonnen (s. den Abschnitt „Gewinnung von Mineralien“).

Von Versteinerungen kommen in dem Hauptmuschelkalk, wiewohl selten, vor: Terebratula vulgaris, Gervillia socialis, Myophoria Goldfussii et vulgaris, Nautilus bidorsatus, Lima striata, Ryncholites avirostris, Pecten laëvigatus et discites, Ceratites nodosus etc.

In der Lettenkohlengruppe finden sich zuweilen: Equisetum columnare, Taëniopteris vittata, Ligula tenuissima, Zähne von Acrodus lateralis, A. Gaillartodi und Hybodus plicatilis, Schuppen von Gyrolepis tenuistriatus, einige Myophorien etc.

2. Die Keuperformation nimmt den weit größern Theil | des Bezirks ein; sie erhebt sich über das Flachland des Muschelkalks in einer kräftigen, vielfältig getheilten Terrasse, die sich etwa im Rücken der Orte Rietenau, Oppenweiler, Steinbach, Ober-Brüden, Unter-Weissach, Allmersbach und Waldrems in einem Halbkreis hinzieht. Die Formation beginnt unmittelbar über der Lettenkohlengruppe mit den meist blauen oder blaugrauen unteren Mergeln (Gipsmergel), die nicht selten mit Gips durchzogen sind, oder in die sich der Gips stockförmig eingelagert hat; sie bilden entweder die langgestreckten, theilweise mit Lehm überlagerten Ausläufer gegen das Muschelkalkflachland, oder in den Thälern den Fuß der Thalgehänge und greifen oft weit in den Thälern hinauf, bis sie sich endlich unter die Thalsohlen ziehen. An einigen Stellen überlagern die Gipsmergel vereinzelt ohne Zusammenhang mit der übrigen Keuperformation das Muschelkalkflachland, wie bei dem Ungeheuerhof und an dem Galgenberg zwischen dem Ungeheuerhof und Germannsweiler. Zwischen Zell und Strümpfelbach greifen sie, jedoch im Zusammenhang mit der Keuperformation, ziemlich weit in das Flachland hinein.

Über den Gipsmergeln entwickelt sich der feinkörnige Keuperwerkstein (Schilfsandstein), der eine Stufe (Absatz) an den Keupergehängen bildet, übrigens in unserem Bezirk nicht so mächtig ausgebildet ist, wie in andern Gegenden des Landes und sogar an manchen Stellen nur als schiefrige Sandsteinplättchen auftritt, an einzelnen sogar kaum mehr erkannt werden kann; indessen tritt er an mehreren Punkten wieder kräftig auf, so daß er mit Vortheil abgebaut und zu Bau- und Werksteinen verwendet wird (s. den Abschnitt „Gewinnung von Mineralien“).

Über der Stufe des Werksteins erheben sich ziemlich steil die rothen Mergel, welche nicht selten mit 1-3zölligen Steinmergeln durchzogen sind und gegen oben in bläuliche, meergrüne Mergel übergehen, die bald den Kieselsandstein einschließen. Die Kieselsandsteinschichten sind verschieden mächtig und wechseln von einigen Zollen bis zu 10’; an manchen Stellen scheinen sie gänzlich zu fehlen und werden nur durch die sie begleitenden bläulichen oder meergrünen Mergel verrathen. Diese Mergel nehmen gegen oben bald wieder eine rothe Farbe an und in ihnen scheiden sich allmählig weiße Sandsteinbänke aus, mit denen der weiße Stubensandstein (weißer grobkörniger Keupersandstein) beginnt.

Der weiße grobkörnige Keupersandstein wechsellagert in seinen unteren Partien immer noch mit den rothen Mergeln, gegen oben aber werden die Schichten desselben häufiger und mächtiger, bis er endlich selbständig in beträchtlicher Mächtigkeit auftritt; er bildet nicht nur die oberen Partien der Abhänge, sondern verbreitet sich auch hauptsächlich über die Höhen und Rücken der Keupergruppe und hat im allgemeinen im diesseitigen Bezirk eine sehr namhafte Entwicklung | und Verbreitung erlangt. In seinen unteren Schichten ist er etwas feinkörnig und liefert nicht selten gute Bausteine, gegen oben geht er, jedoch immer durch Mergelschichten unterbrochen, in einen sehr harten, quarzreichen Sandstein, sog. Fleinstein, über, der sich meist in einer mehr oder minder bemerkbaren Halde über die unteren Schichten erhebt; diese harte Schichte, die in unserem Bezirk eine größere Rolle spielt, als in vielen anderen des Landes, wird mit großem Vortheil zu Straßenmaterial benützt und liefert zugleich taugliche Bau- und Mühlsteine. Über dem harten Sandstein lagert nun, ebenfalls durch Mergelschichten von demselben getrennt, der eigentliche, leicht zerreibliche und zerstörbare Stubensandstein, den man allgemein zu Stubensand, zuweilen auch als Baustein benützt; mit ihm schließt die Gruppe des grobkörnigen weißen Keupersandsteins ab.

Über dem grobkörnigen weißen Keupersandstein erscheinen die oberen rothen Keupermergel (Knollenmergel), die jedoch in unserem Bezirk keine große Verbreitung gefunden haben und mit ganz unbedeutenden Ausnahmen hauptsächlich nur die über die Keuperformation sich erhebenden Liaskuppen in schmalen Bändern unterlagern. Mit den rothen Knollenmergeln schließt im diesseitigen Bezirk die Keuperformation ab, da das oberste Glied derselben, der Bonebedsandstein, hier zu fehlen scheint und bis jetzt nirgends aufgeschlossen gefunden wurde.

Diese Schichtenfolge trifft man mehr oder weniger ausgesprochen von dem Fuß der Keuperterrasse bis auf die Höhen der Hügelzüge, ebenso an den Thalgehängen, vorausgesetzt, daß die Thäler bis zu den unteren Gipsmergeln eingefurcht sind. Indessen kommen auch hier, wie allenthalben, lokale Störungen und Vermischungen vor, welche Schichten aus einer normal höheren Lage in eine tiefere brachten und umgekehrt, wie z. B. der feinkörnige Werkstein (Schilfsandstein) bei Ellenweiler bis zur Landstraße sich herabsenkte, während nördlich von ihm die normal unter ihm lagernden Gipsmergel über ihm anstehen und erst an der Berghalde wieder regelmäßig der Werkstein über den Gipsmergeln lagert u. s. w.

Von Versteinerungen kommen in dem Keuper spärlich vor: in den Gipsmergeln Cyclas Keuperina; in dem feinkörnigen Werkstein (Schilfsandstein) Pterophyllum Jägeri, Equisetum arenaceum, Taëniopteris etc.; im weißen grobkörnigen Keupersandstein Simonotus serratus, Equisetum arenaceum und in den Knollenmergeln Zanclodon laëvis etc.

3. Die Liasformation (schwarzer Jura) ist nur auf den höchsten Stellen der Keuperformation in vereinzelten scharf markirten Gruppen nicht zusammenhängend aufgelagert; sie gehören gleichsam zu den nördlichsten Vorposten der jurassischen Bildungen, die erst auf dem Welzheimer Wald zusammenhängender aufzutreten beginnen. Über | den rothen Knollenmergeln, die hier, wie schon gezeigt wurde, das Schlußglied der Keuperformation bilden, erscheinen, mit den letzteren eine steile, aber nicht hohe Halde bildend, die untersten Glieder der Liasformation, in nur theilweise schwach angedeuteten Spuren der Psilonotenbank, über der sich der untere Liassandstein (Thalassitensandstein) entwickelt und das ebene Dach dieser scharf ausgeprägten Liashügel bildet; er wird häufig als Baustein, zuweilen auch als Schleifstein abgebaut (s. den Abschn. „Gewinnung von Mineralien“). Dergleichen Liashügel kommen vor bei Ober-Höchberg, wo der Liassandstein sich über einige hundert Morgen verbreitet und ein förmliches Plateau bildet, ferner auf dem nordöstlich von Vorder-Büchelberg gelegenen Steinberg, auf dem nahe (südöstlich) von dem Steinberg gelegenen Greut, auf dem Hermlensberg zunächst bei Neufürstenhütte, auf dem Dachsberg zunächst (südlich) bei Groß-Erlach, auf der Schanze nordwestlich von der Erlacher-Glashütte, auf der Hohenbrach südwestlich von Grab, auf dem Köpfle 1/2 Stunde südöstlich von Grab, bei Mannenweiler in ziemlicher Ausdehnung, auf dem Steinberg und zunächst (westlich) vom Hördthof; auf letzterer Stelle erscheint auch noch, jedoch schwach vertreten, eine weitere Schichte der Liasformation, der Liaskalk (Angulatenkalk). Mit Ausnahme des Steinbergs und des Punkts oberhalb des Hördthofes liegen diese Liashügel in einer unterbrochenen Reihe auf der Wasserscheide zwischen der Murr und der Roth.

Von Versteinerungen findet man spärlich in den Liasschichten Thalassitten, Amonites, psilonotus, angulatus etc.

4. Das ältere Schwemmland (Diluvium) erscheint hauptsächlich, wie schon angeführt wurde, im südwestlichen Theil des Bezirks als Lehm, der hier in verschiedener Mächtigkeit bis zu 15’ und darüber das Muschelkalkflachland und theilweise die flachen Ausläufer der Keuper-Gipsmergel deckt. Kalkmergelknauer, sogen. Lößkindlein, welche den Lehm in einige Verwandtschaft mit dem Löß im Rheinthal bringen, kommen sehr häufig vor, wie auch die kleinen Diluvialschnecken, Succinea oblonga, Helix hispida var. Diluvii etc. Indessen tritt zuweilen ein Lehm auf, der einer jüngeren Periode angehört und sich mehr in den Thalebenen und am Fuß der Gehänge abgelagert hat. Torf kommt in dem nördlich von Schiffrain gelegenen Wald Brentenhau vor.

5. Das jüngere Schwemmland (Alluvium) hat sich hauptsächlich in den Thalebenen und an den Ausläufern der Thalgehänge und Berge abgelagert; es besteht aus Lehm, Thon und in der Nähe der Flüsse und Bäche aus Geschieben und Sand. Die Geschiebe verrathen die Gebirgsformationen, aus denen die den Bezirk durchfließenden Gewässer kommen, daher die der Murr in ihren oberen Theilen nur aus Keupersandsteinen, in ihren untern Theilen, von Zell abwärts, | aber aus einem Gemenge von Keupersandsteinen und Muschelkalk bestehen; noch weiter flußabwärts nehmen die Muschelkalk-Geschiebe mehr und mehr überhand. Jüngerer Süßwasserkalk (Kalktuff) kommt in geringer Ausdehnung bei Ober-Brüden und Däfern vor.

Von eigentlichen Mineralien kommen vor: gemeiner Quarz in milchweißen, sechsseitigen Pyramiden, und Kalkspat in ungleichkantigen, sechsseitigen Doppelpyramiden in den Spalten und Klüften des Muschelkalks; ferner ist ein weißer und bläulicher Calcedon in demselben eingesprengt. In der Lettenkohlengruppe finden sich zuweilen schwache Andeutungen von Kohlen und auf den Ablösungsflächen des Lettenkohlensandsteins kommt Glimmer in zarten Blättchen vor. In den Keupermergeln erscheinen Gips, Schwerspat, Bitterspat und rundliche mit Kalkspatkrystallen ausgekleidete Drusen. Der grobkörnige Stubensandstein enthält zuweilen Calcedon, Jaspis oder Hornstein, gemeinen Quarz, Pechkohlen etc.


7. Pflanzen- und Thierreich.
A. Pflanzen.[5]

Die Flora des Bezirks ist im allgemeinen die des württembergischen Mittellandes (Keuperformation und theilweise schwarzer Jura) und bildet durch die Pflanzen auf der Muschelkalkformation einen Übergang zu der Flora des Unterlandes.

a. Waldbäume. Unter den Waldbäumen herrschen die Nadelhölzer vor, am häufigsten erscheint die Rothtanne, Fichte (Pinus Picea), ihr folgt, besonders auf den Höhen, die Weißtanne, Edeltanne (P. Abies); diesen beiden Nadelhölzern ist meist die Forche (P. sylvestris) beigesellt. Künstlich angezogen sind die Lärche (P. Larix), die Weymuthskiefer (P. Strobus) und die Schwarzkiefer (P. nigricans), die beiden letzteren im sog. Eichelgarten im Backnanger Wald.

Von Laubhölzern kommen vor: die Trauben- und die Stieleiche (Quercus sessiliflora et pedunculata), die Roth- und die Färbereiche (Q. rubra et tinctoria), beide letzteren im sog. Eichelgarten künstlich angezogen, die Buche (Fagus sylvatica), häufig schöne Bestände bildend, die Hainbuche (Carpinus Betulus) mehr in den tiefer gelegenen Waldungen, die Esche (Fraxinus excelsior), der Berg-Ahorn (Acer Pseudoplatanus), der Spitz-Ahorn (A. platanoides), der Feld-Ahorn (A. campestre), die Ulme (Ulmus campestris), die Sommer- und Winterlinde (Tilia grandifolia et parvifolia), die weiße und die weichhaarige Birke (Betula alba et pubescens), letztere als Seltenheit im Backnanger Wald, die Schwarz- und Weißerle | (Alnus glutinosa et incana) letztere bei Groß-Erlach, die Aspe (Populus tremula), die schwarze, weiße und italienische Pappel (P. nigra alba et pyramidalis) sämtliche Pappeln künstlich angepflanzt, die Vogelkirsche (Prunus avium sylvestris), die Traubenkirsche (P. Padus), der Holzbirnbaum (Pyrus communis sylvestris), der Holzapfelbaum (P. Malus sylvestris), der Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia), der Elsebeerbaum (S. torminalis), die Sahlweide (Salix Caprea), die Bruchweide (S. fragilis), die weiße Weide, Felde (S. alba) etc.

Sehr interessant und sehenswerth sind die verschiedenen einheimischen und fremden Holzarten in dem Schloßgarten des Freiherrn von Sturmfeder in Oppenweiler.

b. Sträucher. Außer den ganz gewöhnlichen Wald- und Heckensträuchern finden sich: die Waldrebe (Clematis Vitalba), der Sauerdorn (Berberis vulgaris), das Pfaffenkäppchen (Evonymus europaëus), der Kreuzdorn (Rhamnus carthartica), der Faulbaum (Rh. Frangula), die Besenpfrieme (Sarothamnus vulgaris) im Trinkhau bei Strümpfelbach, der Färber- und der Stechginster (Genista tinctoria et germanica), der schwarzwerdende Geisklee (Cytisus nigricans) im Reichenberger Gemeindewald, die Wein-, Hunds-, Kriech- und Waldrose (Rosa rubiginosa, canina, arvensis et gallica), die Steinbeere (Rubus saxatilis) auf Muschelkalk bei Unter-Schönthal, die filzige Brombeere (R. tomentosus) bei Sulzbach, die Steinmispel (Cotoneaster vulgaris) an der Murr auf Muschelkalk und auf dem Linders bei Murrhardt, der gewöhnliche und der einweibige Weißdorn (Crataegus Oxyacantha et monogyna), die Stachelbeere (Ribes Uva crispa), das Rothbeinholz (Cornus sanguinea), der schwarze und der rothe Hollunder (Sambucus nigra et racemosa), der Schlingstrauch (Viburnum Lantana), der Wasserholder (V. Opulus), die Heidelbeere (Vaccinium Myrtillus) hauptsächlich in den höher gelegenen Nadelwaldungen, die Preußelbeere (V. Vitis idaea) im Hamberg bei Siebersbach, das Immergrün (Vinca minor), der Seidelbast (Daphne Mezereum), die Haselstaude (Corylus Avellana), die Mandel-, Purpur-, Korb-, weißgraue und geöhrte Weide (Salix amygdalina, purpurea, viminalis, incana et aurita). Von den Nadelholzsträuchern der Wachholder (Juniperus communis).

c. Kräuter. Von seltneren krautartigen Pflanzen und Gräsern finden sich: die gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris), das ährentragende Christophskraut (Actaea spicata), die zwiebeltragende Zahnwurz (Dentaria bulbifera) bei Backnang, der ruthenförmige Hederich (Erysimum virgatum) desgl., das kelchfrüchtige Steinkraut (Alyssum calycinum) bei Reichenberg, das wunderbare Veilchen (Viola mirabilis) desgl., das französische Leimkraut (Silene gallica) auf feuchten Waldstellen, das Lein-Leimkraut (S. linicola) bei Sulzbach, die rothe Schuppenmiere (Spergula rubra) bei Backnang, das | geknäuelte Hornkraut (Cerastium glomeratum) desgl., die vierzählige Mönchie (Moenchia quaternella) im Walde zwischen Backnang und Oppenweiler, der Sumpf-Kranichschnabel (Geranium pallustre) bei Backnang, das Springkraut (Impatiens noli me tangere) bei Köchersberg, der aufrechte Sauerklee (Oxalis stricta) bei Backnang und Steinbach, der Bastardklee (Trifolium hybridum) bei Backnang, der Erdbeerklee (T. fragiferum) bei Reichenberg, die laublose Walderbse (Orobus Nissolia) bei Backnang und Groß-Aspach, die rauhhaarige Platterbse (Latyrus hirsutus) bei Sulzbach, die Knackel-Erdbeere (Fragaria collina) bei Backnang und Reichenberg, das weidenblättrige Weidenröschen (Epilobium spicatum), das einheimische Heilkraut (Sanicula europaea) bei Murrhardt auf dem Linders, das Bisamkraut (Adoxa Moschatellina) bei Oppenweiler und Reichenberg, der Waldmeister (Asperula odorata) bei Murrhardt auf dem Linders, das rundblättrige Labkraut (Galium rotundifolium) bei Murrhardt und Sulzbach, das deutsche Fadenkraut (Filago germanica) bei Reichenberg und Rietenau, das gelblichweiße Ruhrkraut (Gnaphalium luteo-album) an der Murr bei Backnang und zwischen Reichenberg und Spiegelberg, die stengellose Kratzdistel (Cirsium acaule) bei Jux und Berwinkel, die kohlartige stengellose Kratzdistel (C. oleraceo-acaule) bei Spiegelberg, der Frühlings-Enzian (Gentiana verna) bei Jux und Groß-Höchberg, das niedliche Tausendguldenkraut (Erythraea pulchella) bei Rietenau, das Feldlöwenmaul (Antirrhinum Orontium) bei Backnang, das epheublättrige Leinkraut (Linaria Cymbalaria) desgl., das spießblättrige Leinkraut (L. Elatine) bei Backnang, Sulzbach und Murrhardt, das unechte Leinkraut (L. spuria) bei dem obern Steigacker, der Berg-Ehrenpreis (Veronica montana) zwischen Oppenweiler und Eschelhof, das Wasserschlammkraut (Limosella aquatica) bei Backnang, die blaue Sommerwurz (Orobanche caerulea) bei Sulzbach, die ästige Sommerwurz (O. ramosa) bei Eschelhof, die gemeine Schuppenwurz (Lathraea squamaria) bei Backnang, der Acker-Ziest (Stachys arvensis) bei Oppenweiler und Jux, der salbeiblättrige Gamander (Teucrium Scorodonia) bei Rietenau und Sulzbach, das gemeine Fettkraut (Pinguicula vulgaris) im Ochsenhau bei Althütte, der Acker-Kleinling (Centunculus minimus) auf der sog. Platte bei Backnang, der Wiesen-Knöterich (Polygonum Bistorta) bei Reichenberg, Sulzbach und Groß-Erlach, der Hecken-Knöterich (P. dumetorum) bei Backnang, die europäische Haselwurz (Asarum europaeum) häufig, die gemeine Osterluzei (Aristolochia Clematis) in den Weinbergen bei Reichenberg, die mandelblättrige Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides) bei Reichenberg, Jux und Spiegelberg, der Sumpf-Dreizack (Triglochin palustre) auf nassen Wiesen, der schmalblättrige Rohrkolben (Typha angustifolia) bei Murrhardt und Sulzbach, die Herbstschraubenblume (Spiranthes autumnalis) | auf der Platte bei Backnang und bei Eschelhof, das Frühlings-Schneeglöckchen (Leucojum vernum) zwischen Ellenweiler und Sulzbach, das gelbliche Cypergras (Cyperus flavescens) bei Backnang, die eiförmige Sumpfbinse (Heleocharis ovata) im Backnanger Wald, die armblütige Binse (Scirpus pauciflorus) bei Spiegelberg, die Borstenbinse (Sc. setaceus) bei Backnang und Eschelhof, die zusammengedrückte Binse (Sc. compressus) desgl., die flohsamige Segge (Carex pulicaris) desgl., die verlängerte Segge (C. elongata) desgl., die weißgraue Segge (C. canescens) desgl., die hangende Segge (C. pendula) desgl., der Mäuseschwanz-Schwingel (Festuca Pseudomyurus) bei Reichenberg, der verschiedenblättrige Schwingel (F. heterophylla) bei Backnang und Reichenberg, der Wald-Schwingel (F. sylvatica) bei Backnang und Eschelhof, der Riesen-Schwingel (F. gigantea) bei Backnang und Spiegelberg, der lolchartige Schwingel (F. loliacea) bei Backnang und Oppenweiler, das fruchtbare Rispengras (Poa fertilis) bei Backnang, das weiche Honiggras (Holcus mollis) bei Reichenberg und Backnang, der Nelkenhaber (Avena caryophyllea) bei Sulzbach, der Hundswaizen (Triticum caninum) bei Backnang, das Land-Reithgras (Calamagrostis epigeios) häufig auf Keuper, das Hunds-Straußgras (Agrostis canina) bei Backnang und Reichenberg, die reisartige Leersie (Leersia oryzoides) früher am Weiher beim Ungeheuerhof, jetzt verschwunden, die kahle Fingerhirse (Panicum glabrum) an mehreren Orten, blaugrüner Fennich (Setaria glauca) desgl. d. Von Arznei- und Giftpflanzen sind anzuführen: die gemeine Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris), der gelbe Eisenhut (Aconitum Lycoctonum), die nickende Nieswurz (Helleborus fötidus) auf Muschelkalk an der Murr, das große Schöllkraut (Chelidonium majus) häufig, die bittere Kreuzblume (Polygala amara), das gebräuchliche Seifenkraut (Saponaria officinalis) an Bachrändern, das durchstochene Johanniskraut (Hypericum perforatum) an Hecken und Wegen, der gebräuchliche Steinklee (Melilotus officinalis) allenthalben, die aufrechte Ruhrwurz (Tormentilla erecta) häufig in Wäldern, die zweihäusige Zaunrübe (Bryonia dioica) an Hecken, der gemeine Kümmel (Carum Carvi) auf Wiesen, der gefleckte Schierling (Conium maculatum) zuweilen auf Schutt, der Attich (Sambucus Ebulus) häufig, der gebräuchliche Baldrian (Valeriana officinalis) häufig, der Beifuß (Artemisia vulgaris) an Zäunen und Hecken, die echte Chamille (Matricaria Chamomilla) häufig auf Äckern, der Rainfarn (Tanacetum vulgare) an Rainen, der Wohlverleih (Arnica montana) bei Jux und auf der Hohenbrach, das echte Tausendguldenkraut (Erythraea Centaurium) auf Waldwiesen, der schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum) Unkraut in Gärten, das Bittersüß (S. Dulcamara) an Bachufern, die gemeine Tollkirsche | (Atropa Belladonna)[6] auf Waldblößen und ausgestockten Waldplätzen, das schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) bei Backnang, der gemeine Stechapfel (Datura stramonium) hie und da in Gärten, das gemeine und das großblumige Wollkraut (Verbascum Thapsus et thapsiforme) auf Muschelkalk, der gebräuchliche Ehrenpreis (Veronica officinalis), der wilde Thymian (Thymus Serpillum) allgemein auf Heiden, die gebräuchliche Betonie (Betonia officinalis) auf Wald- und Bergwiesen, das gemeine Eisenkraut (Verbena officinalis) häufig, der gemeine Aron (Arum maculatum) in feuchten tiefer gelegenen Waldungen, die vierblättrige Einbeere (Paris quadrifolia) in schattigen Waldungen, die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) häufig auf Wiesen, die gemeine Quecke (Triticum repens) gemein auf Äckern, der Taumellolch (Lolium temulentum) im Getreide.

e. Von cryptogamischen Gewächsen sind zu nennen: der echte Bärlapp (Lycopodium clavatum) vorzugsweise in Nadelwaldungen, der sprossende Bärlapp (L. annotinum) bei Warthof und Reichenberg, fächerförmiger Bärlapp (L. flabellatum) bei Jux, der Wald-, Sumpf- und Winterschachtelhalm (Equisetum sylvaticum, palustre et hiemale) letzterer zwischen Eschelhof und Schleißweiler, die gewöhnliche Natterzunge (Ophioglossum vulgatum) bei Backnang, der gemeine Tüpfelfarn (Polypodium vulgare) bei Eschelhof und Jux, der Eichenfarn (P. Dryopteris) im Brentenhau bei Reichenberg und bei Backnang, der Kalkfarn (P. calcarum) im Winter-Lauterthal, der stachliche Schildfarn (Aspidium aculeatum) in einer Schlucht gegen den Warthof, der männliche Schildfarn (A. filix mas) häufig, der dornige Schildfarn (A. spinulosum) häufig, der Berg-Schildfarn (A. oreopteris) bei Warthof und Eschelhof, der weibliche Schildfarn (A. filix femina) allgemein, der Steinfarn (Asplenium Trichomanes) im Wald bei Eschelhof, die Mauerraute (A. Ruta muraria) überall an Mauern, der Adlerfarn (Pteris aquilina) häufig etc.

Von eßbaren Schwämmen finden sich: der Pfifferling (Agaricus cantharellus), der Champignon (A. campestris), die eßbare Morchel (Morchella esculenta), der traubige und gelbe Keulenschwamm (Clavaria Botrytis et flava) etc.

Von Giftschwämmen kommen vor: der Fliegenschwamm (Agaricus muscarius), der Giftblätterschwamm (A. torminosus), der scharfe Blätterpilz (A. acris). Ein sonderbarer Schwamm der Wetter-Hüllenstreuling (Geaster hygrometricus) findet sich in den Waldungen um die sog. Winter-Lauter.

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B. Thierreich.[7]

Die Fauna des Bezirks gehört vorzugsweise der des Unterlandes an; durch die in den Bezirk hereinragenden Murrhardter und Mainhardter Berge, deren Waldungen meist aus Nadelhölzern bestehen, ist jedoch die Thierwelt mannigfacher und artenreicher, als im eigentlichen Unterlande.

a. Säugethiere. Das Wildschwein ist längst ausgerottet und das Damwild seit 1852 nicht mehr vorhanden, Edelwild gehört zu den Seltenheiten und das Reh ist sparsam verbreitet, auch die Zahl der Hasen nimmt mehr und mehr ab; sonst kommen noch vor: der Fuchs, der Dachs, die wilde Katze, der Haus- und Edelmarder, der Iltis, das große und kleine Wiesel, der Fischotter, nicht selten an der Murr und ihren Seitenbächen, das Eichhorn, der Igel, die Wander- und Hausratte, die Haus-, Feld-, Wald- und Scheermaus, die gemeine und Wasserspitzmaus, die große und kleine Haselmaus, der Maulwurf etc. Von Fledermäusen kommen vor: die große Hufeisennase (Rhinolophus ferrum equinum), die langohrige Fledermaus (Plecotus auritus), die gemeine Fledermaus (Vespertilio muritus), die weißscheckige Fledermaus (V. discolor) erschien im Frühjahr 1865 in Gesellschaft mit der folgenden aus der sog. Platte bei Backnang, die Zwerg-Fledermaus (V. Pipistrellus).

b. Vögel. Raubvögel. Der Mäusebussard (Falco Buteo), der rauhfüßige Bussard (F. Lagopus), in kalten Wintern auf freiem Felde, der Wespen-Bussard (F. apivorus) selten, die Gabelweihe (F. Milvus), der Wanderfalke (F. peregrinus) sehr selten auf dem Herbstzuge, der Zwergfalke (F. Aesalon) selten, der Baumfalke (F. Subbuteo), der Thurmfalke (F. Tinnunculus), der Hühnerhabicht (F. palumbarius), der Sperber (F. Nisus), der Steinkauz (Strix noctua), der Waldkauz (St. Aluco), die Sumpfohreule (St. brachyotus) im Spätherbst, die Waldohreule (St. otus), die Schleiereule (St. flammea).

Würger. Der große Würger (Lanius excubitor), der rothstirnige Würger (L. minor) selten, der Dorndreher (L. spinitorquus), der rothköpfige Würger (L. rufus) vereinzelt.

Schwalbenartige Vögel. Der Ziegenmelker (caprimulgus europaeus), der Mauersegler (Cypselus murarius), die Rauchschwalbe (Hirundo rustica), die Hausschwalbe (H. urbica). Ferner der Eisvogel (Alcedo Ispida) an der Murr, der Wiedehopf (Upupa epops) seltener etc.

Klettervögel. Der große Buntspecht (Picus major), der mittlere Buntspecht (P. medius), der kleine Buntspecht (P. minor), | der Schwarzspecht (P. martius) in hochgelegenen Nadelwäldern, jedoch selten, der Grünspecht (P. viridis), der Grauspecht (P. canus), der Wendehals (Iynx torquilla), der Kukuk (Cuculus canorus), der Baumläufer (Certhia familiaris), die Spechtmeise (Sitta europaea).

Singvögel. Die Nachtigall (Sylvia Luscinia) in Gärten an der Murr, geht nicht über Oppenweiler hinauf, der Sumpfrohrsänger (S. palustris), der Buschrohrsänger (S. locustella), die Gartengrasmücke (S. hortensis), die Dorngrasmücke (S. cinerea), die Mönchsgrasmücke (S. atricapilla), die Zaungrasmücke (S. curruca), der Tannenlaubvogel (S. rufa), die Bastard-Nachtigall (S. hypolais) selten, das Rothkehlchen (S. rubecula), das Blaukehlchen (S. suecica), das gelbköpfige Goldhähnchen (Regulus flavicapillus), das feuerfarbige Goldhühnchen (R. ignicapillus), der graue Steinschmäzer (Saxicola oënanthe), der schwarzkehlige und der braunkehlige Wiesenschmäzer (S. rubecola et rubetra), die Heckenbraunelle (Accentor modularis), die Kohl-, Tannen-, Sumpf-, Hauben-, Blau- und Schwanzmeise (Parus major, ater, palustris,cristatus,coeruleus et caudatus), die weiße, graue und gelbe Bachstelze (Motacilla. alba, Boarula et flava), der Baum-, Wiesen- und Feldpiper (Anthus arboreus, pratensis et campestris), die Wasseramsel (Cinclus aquaticus), die Roth-, Sing-, Wachholder-, Mistel- und Schwarzdrossel (Turdus iliacus, musicus, pilaris, viscivorus et Merula), der gelbe Pirol (Oriolus galbula), der graue und der Halsband-Fliegenschnäpper (Muscicapa Grisola et albi collis), der Seidenschwanz (Bombycilla garrula), kommt nur in einzelnen Wintern vor, wie z. B. 1867, der Staar (Sturnus vulgaris), der Buch-, Tannen-, Grün- und Distelfink (Fringilla coëlebs, montifringilla, chloris et carduelis), der Bluthänfling (F. cannabina), der Birken- und der Erlenzeisig (F. linaria et spinus), die Gold- und Grauammer (Emberiza citrinella et miliaria), die Feld-, Heide- und Haubenlerche (Alauda arvensis, arborea et cristata), der Girliz (F. Serinus) selten, der Kirschenkernbeißer (Coccothraustes cerasorum), der Dompfaffe (Pyrrhula vulgaris), der Kiefern- und der Fichtenkreuzschnabel (Loxia pityopsittacus et curvirostra) selten, letzterer hauptsächlich im Herbst, wenn der Fichtensamen geräth.

Großschnäbler oder Rabenvögel. Der Nußheher (Corvus glandarius), der Tannenheher (C. cariocotactes) erscheint zuweilen im Spätherbst auf dem Striche, wie 1844 und 1866, die Elster (C. pica), der Kolkrabe (C. corax) früher häufiger, derzeit sehr selten und meist nur im Winter, die Saatkrähe (C. frugilegus) kommt im Winter in größeren Zügen, die gemeine Krähe (C. corone), die Nebelkrähe (C. cornix) einzelne im Winter, die Dohle (C. monedula) nur auf dem Striche, brütet nicht im Bezirk.

| Tauben. Die Hohltaube (Columba oënas), die Ringeltaube (C. palumbus), die Turteltaube (C. turtur).

Hühnerartige Vögel. Der Kupferfasan (Phasianus colchicus) früher im sog. Backnanger Wald, jetzt verschwunden, das Feldhuhn (Perdix cinerea), die Wachtel (Ortygion coturnix), das Birkhuhn (Tetrao tetrix) im Jahr 1857 wurde ein Weibchen im Trinkhau bei Strümpfelbach geschossen.

Wasser- und Sumpfvögel. Der Kiebitz (Vanellus cristatus), der Fischreiher (Ardea cinerea), der weiße Storch (Ciconia alba), der punktirte Wasserläufer (Totanus ochropus), der Fluß-Wasserläuser (T. hypoleucos), die gemeine und die kleine Bekassine (Scolopax gallinago et gallinula) beide nur auf dem Zuge, die Waldschnepfe (Sc. rusticola), der Wachtelkönig (Crex pratensis), das Teich- und das Wasserhuhn (Gallinula chloropus et Fulica atra).

Schwimmvögel. Die Saat- und die Ackergans (Anser segetum et arvensis) beide nur auf dem Zuge, die Stockente (Anas boschas) zuweilen auf ihren Wanderungen, die Kriekente (A. crecca) nistet zuweilen auf größeren Teichen, die Knäckente (A. querquedula) zeigt sich öfters auf dem Zuge, der kleine Taucher (Podiceps minor) kommt besonders in dem Weiher bei Murrhardt vor, wo er auch nistet.

Reptilien. Die gemeine Eidechse (Lacerta agilis), die Blindschleiche (Anguis fragilis), die Ringelnatter (Coluber natrix), die graue lebendiggebärende Natter ((C. austriacus), der Laubfrosch (Hyla arborea), der grüne Wasserfrosch (Rana esculenta), der braune Grasfrosch (R. temporaria), die Feuerkröte (Bombinator igneus), die gemeine Kröte (Bufo vulgaris), der gefleckte Erdmolch(Salamandra maculosa), der große Wassermolch (Triton cristatus), der gestreifte Wassermolch (T. punctatus), der Feuermolch (T. igneus).

Fische. Das kleine Neunauge (Petromyzon Planeri), der Schlammbeißer (P. branchialis) beide in klaren Gebirgsbächen, der gemeine Karpfe (Cyprinus carpio), die Karausche (C. carassius), die Schleihe (Tinca vulgaris) alle drei in Seen und Teichen, die Barbe (Barbus fluviatilis), der Gräßling (Gobio fluviatilis), die Nase oder der Weißfisch (Chondostroma nasus), der Schuppfisch (Squalius dobula), die Pfelle (Phoxinus laevis), die Grundel (Cobitis barbatula), der Hecht (Esox lucius), die Bachforelle (salmo fario), der Aal (Anguilla vulgaris), die Gruppe (Cottus gobio), der Stichling (Gasterosteus leiurus) sämtlich in der Murr und in ihren Nebenzuflüssen.

Von den Krustenthieren nennen wir den Flußkrebs (Astacus fluviatilis).

Insekten. Von den Hautflüglern kommen hauptsächlich außer den Bienen die Hummeln, Wespen (Blatt-, Holz-, Gall- und Schlupfwespen) vor. Von Käfern nennen wir die spanische Fliege (Lytta | vescicatoria), welche nicht selten die Eschen beschädigt, den Kornwurm (Calandra granaria), den allgemein verbreiteten Maikäfer (Melolontha vulgaris), der bekanntlich nicht allein als Käfer, sondern auch als Larve sehr schadet, die Borkenkäfer (Hylurgus piniperda et ligniperda, Bostrichus typographus), den Apfelrüsselkäfer (Anthonomus pomorum), den blauen Laufkäfer (Carabus violaceus), den schwarzen Lederkäfer (Procrustes coriaceus), den Hornschröter (Lucanus Cervus) immer seltener, die Holzböcke (Cerambyx Heros et Cerdo), mehrere Bohrkäfer (Anobium pertinax, paniceum). Von Schmetterlingen finden sich die meisten im Mittel- und Unterlande vorkommenden. Von den Netzflüglern sind hauptsächlich die Libellen vertreten (Libellula depressa, Aeschna grandis, Agrion puella), sowie viele Phryganeen, der Ameisenlöwe (Myrmeleon Formicarius) kommt häufig in der Region des Stubensandsteins vor. Die Geradflügler sind durch Heuschrecken, Grillen und Schaben vertreten.

Mollusken. Wir erwähnen hier nur: die längliche Glasschnecke (Vitrina elongata), die große Bernsteinschnecke (Succinea amphibea), von Schnirkelschnecken (Helix personata, rotundata, incarnata, circinata, candidula, ericitorum, lapicida), die gestreifte und die mittlere Vielfraßschnecke (Bulimus radiatus et montanus), die nadelspitzige Achatschnecke (Achatina acicula), die zweizähnige Schließmundschnecke (Clausilia bidens), von Moosschrauben: das Weizenkorn (Pupa Frumentum) und das Haberkorn (P. avena), die kleine Zwerghornschnecke (Carychium minimum), die aufgewickelte und die glänzende Tellerschnecke (Planorbis contordus et nitidus), die große Schlammschnecke (Limnaeus stagnalis), die Schwanenmuschel (Annodonta cygnea) im Schloßsee in Oppenweiler, die eiförmige Flußmuschel (Unio batavus) in der Murr, die hornartige und durchscheinende Kreismuschel (Cyclas cornea et culyculata); von Nacktschnecken (Limax agrestis, sylvaticus et cinoreo-niger), letztere sehr häufig.



  1. Das Oberamt Backnang wurde bis jetzt nur in seinem südlichsten Theile von der in Ausführung begriffenen speziellen Höhenaufnahme berührt. Für den größeren Theil des Bezirks sind nur die älteren Messungen vorhanden, welche ohne Dezimalen aufgeführt werden. Die neuen Resultate, welche Trigonometer Regelmann im Herbste 1864 bestimmt hat, werden dagegen mit 2 Dezimalen gegeben.
  2. Reducirt nach Prof. Kohler. (Siehe „Das Königreich Württemberg“. Stuttgart 1863.) Seite 1003.
  3. Wegen der überaus großen Menge von kleinen Seitenzuflüssen werden der Kürze halber nur die Bäche von einiger Bedeutung hier angegeben.
  4. Von Professor Dr. Schoder.
  5. Sehr reiche Beiträge lieferte Revierförster Dr. Calwer in Sulz.
  6. Als Merkwürdigkeit ist zu erwähnen, daß das frühere Hochwild in dem Wildparke beim Katharinenhof die Blätter und Stengel dieser sehr giftigen Pflanze kahl abgefressen hat ohne irgend sich zu schaden.
  7. Nach ausführlichen Mittheilungen des Revierförsters Dr. Calwer in Sulz.


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