CCXXX. Schloss Neuhaus bei Passau Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Fünfter Band (1838) von Joseph Meyer
CCXXXI. Belgrad in Servien
CCXXXII. Burg Altenstein in Franken
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BELGRAD

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CCXXXI. Belgrad in Servien.




– Während du noch schaust, führt dich mein Zauberstab auf den Hügel hinter Semlin, an dessen Abhang die Promenade sich hinzieht. Zu deinen Füßen liegen die Häuser der österreichischen Stadt, symmetrisch gruppirt, auf plattem Ufer; der majestätische Fluß, auf dessen grünen Wogen schwere Barken und hochmastige Schiffe schwimmen, dehnt mit seiner ungeheuern, durch die Vereinigung mit der Drau vermehrten Wassermasse bis zum Horizont sich aus, und jenseits, auf hohem Felsenborde zeige ich dir Belgrad, mit seinen Minarets und seiner festen Burg, von deren Zinnen der Halbmond schimmert. Da stehst du auf dem Grenzsteine des Abendlandes und vor der Pforte des Ostens! Die hölzernen, etagenweise hinter einander emporsteigenden Häuser von fremdartiger Form und mit den grünen Jalousien, die in der Sonne glänzenden Kuppeln der Bäder und Moscheen, die gruppenweise emporsteigenden, zierlichen, schlanken Säulengestalten der Minarets, führen dich in eine neue, fremde Welt, und träumerische Vorstellungen von ihrem Leben und ihrer Lust umtanzen deine Phantasie, wie Elfen und Sylphen. Ungeduldig eilst du hinab – ein Nachen mit beturbanten, langbärtigen Ruderern nimmt dich auf, und eine halbe Stunde später befindest du dich auf türkischem Gebiete und in den Straßen von Belgrad.

Du bist da und – enttäuscht: denn im Gassenkothe hat das Träumen bald ein Ende. Belgrad bezaubert, wie alle Städte des Orients, nur in der Ferne. In der Nähe betrachtet wird es um so widerlicher, je freigebiger die Phantasie ihm Schönheiten andichtete, welche die Wirklichkeit in keiner Beziehung zeigt. Die Häuser sind elend, verfallen, von der schlechtesten Bauart; die Gassen dampfen von Misthaufen und unerträglichem Gestank; eng sind sie, winklich und verworren; die Palläste stecken eingeschlossen in finstern Mauern; Läden und Bazars sind, in Vergleich zu den splendiden Waarengewölben christlicher Großstädte, dürftig, ja arm, sowohl in Auswahl, als Kostbarkeit der Güter; kaum die Gegenstände der ersten rohen Bedürfnisse an Kleidung und Zierrath sind in Menge vorhanden; Gegenstände des Luxus aber bestehen fast nur aus dem Ladenhüter des Westen. Blos Waffen, viel, [120] mannichfaltig und köstlich, den kriegerischen Charakter des Volks, der den Gesichtern aller Servier unverkennbar eingeprägt ist, verrathend, sind in Menge zu haben. Die berühmten Festungswerke sogar verfallen; streckenweise bilden sie wahre Ruinen, welche die Stadt mehr beengen und verpesten, statt sie zu schützen. So zeigt sich deinem entschleierten Blicke die erste Stadt des Ostens. –

Dein Führer, gemeinlich ein alter Jude, bringt dich in dein Quartier. In der Wirthsstube kauern, in pferchähnlichen, durch Lattenwerk getrennten Abtheilungen beturbante Türken auf schmutzigen Polstern, oder Matten; der eine seinen Kaffee schlürfend und die Pfeife schmauchend, der andere Früchte essend, oder, seinem Nachbar zuhorchend, der, aufrecht stehend, in einer Hand die Pfeife und mit der andern gestikulirend, unbekümmert um dich und alle übrigen, Thaten oder Mährchen erzählt. Du versuchst es, dich in der Landessitte zu postiren, kauerst dich linkisch auf die Matte, und hältst bei den neben dir auf dem Boden servirten Melonen, denen Kaffee und Pfeife folgen, das unbequemste Mahl in deinem Leben. Ein Dolmetscher des Pascha erscheint: dir, dem wie auf Kohlen Sitzenden, ist er wie ein Erlöser. Es ist ein guter Osmanli nach altem Styl, mit silberbeschlagenen, ellenlangen Pistolen, Dolch und Yataghan im gestickten Gürtel. Er fragt dich über den Zweck deiner Reise und hört deine Antwort mit ernstem Schweigen, und wenn du ihm unverdächtig erscheinst, fragt er nicht weiter und geht von dannen. Nun erst erscheint der Wirth in eigner Person und weist dir ein abgesondertes Gemach im obern Theile des Hauses an. – Die besten türkischen Gasthäuser in Belgrad haben recht anständige Zimmer, geziert mit bemaltem, hölzernem Getäfel, oft mit altfränkischer Leistenvergoldung. Ein Divan mit Seegras, selten mit Haaren, aufgepolstert und mit großblumigem Zeug überzogen, nimmt fast die Hälfte des Bodens ein. Dieser Polster dient zugleich als Tisch und als Bett. Der Wirth entfernt sich und läßt einen Diener zurück, der sich mit dem Fremden oft in einem halben Dutzend Sprachen nothdürftig verständlich machen kann, und der beauftragt ist, dir bei Besichtigung der Merkwürdigkeiten der Stadt als Cicerone zu dienen.

Die „Lions“ sind ein paar Moscheen, der Pallast des Pascha und die Citadelle; beide letztere sind nur auf Spezial-Erlaubniß des Commandanten zu besehen, welche aber ohne Schwierigkeit zu erlangen ist. Die Stadt selbst hat wenig große Privatgebäude, und diese sind hinter finsteres Gemäuer versteckt. Sie theilt sich in 4 Sectionen: in die Festung auf der Zinne des Felsens; die Wasserstadt, die den niedrigsten, schmalen Rand des Flußufers einnimmt, und die zwischen diesen beiden terrassenförmig über einander liegende Raizenstadt und Palanka. Keine Straße ist gepflastert, und die Spuren der Verwüstungen, welche sie in den häufigen Belagerungen erlitten, sind in den Schutthaufen und leeren Straßenräumen noch häufig sichtbar. Belgrad hat über 40 Belagerungen ausgehalten, und es hat die Herren mehrmals gewechselt. Prinz Eugen eroberte es und durch den Passowowitzer Frieden kam es 1718 an Oesterreich. 1739 eroberten es die Türken wieder, 1789 nahm es Laudon und 1791 fehrte es aus dsterreichischen Händen abermals in türkische zurück.

[121] Als Czerny Georg das Panier der Freiheit in Servien aufpflanzte, wurde um den Besitz von Belgrad zwischen ihm und den türkischen Drängern lange mit Heldenmuth gestritten. 1806 wehte die servische Nationalfahne von den Wällen der Citadelle. Seit der Pazifikation Serviens ist Belgrad von neuem der Sitz des türkischen Statthalters, der jedoch auf die Verwaltung des Landes, welche national und fast unabhängig ist, keinen Einfluß mehr hat.

Als eine der Hauptmerkwürdigkeiten Belgrad’s zeigt man die Wohnung jenes Georg, der, ein anderer Paoli, das Geheimniß der Schwäche der türkischen Macht durch einen Jahre lang glücklichen Widerstand offenbarte und den Grund zur nationellen Entwickelung des servischen Volks gelegt hat.

Cara Yorghi, im Auslande gemeinlich der schwarze Georg genannt, war einer jener gewaltigen Männer, wie sie die Allmacht zuweilen unter das Menschengeschlecht treten zu lassen scheint, um ihre Zwecke auf eine raschere Weise zu erreichen. Er gehört zur Kategorie der Cromwells, der Bolivare, der Napoleone.

Servien war bis zu Anfang dieses Jahrhunderts in 4 kleine Paschaliks getheilt, in denen Druck und Erpressung seit Jahrhunderten sich erblich fortgepflanzt hatten. Im Jahre 1800 brachten Abgeordnete ihre Klagen vor den Thron des Sultans; dieser entsetzt die Paschas; letztere lehnen nun als Rebellen sich auf. Die Pforte schickte vergeblich ein kleines Heer, sie zu züchtigen. Es wurde geschlagen von den verbündeten Paschas und der Sultan überließ hierauf die Provinz ihrem Schicksal. Die usurpirten Herren des Landes belasteten es mit ungeheuern Auflagen, plünderten die Kaufleute und Geistlichen und übten die ärgste Bedrückung. Blutend unter der Geißel vierfacher Tyrannei, suchten, da in Constantinopel keine Hülfe zu erlangen stand, die Servier insgeheim Oesterreichs Beistand nach; aber dieses verrieth das Geschehene an die Zwingherren. Arglistig luden die letztern die Notabeln des Volks nach Belgrad zur Berathung, ließen die Versammelten meuchlings überfallen und ihnen die Köpfe abschlagen. Darauf durchzogen sie mit ihren Söldnern das von Entsetzen ergriffene Land, raubten, brandschatzten und plünderten, brannten Dörfer und Flecken nieder und schleppten die begüterten Einwohner als Geißeln in die Festungen. Aber als das Unglück des Volks den Hochpunkt erreicht hatte, als das Gefühl der Unerträglichkeit alle Herzen beengte, bedurfte es nur einer geringen Veranlassung, damit es sich erhebe zur Rache, wie ein grimmiger Tiger. Diese Veranlassung gab ein einfacher Landmann, der in Rainamika, einem Dorfe 20 Stunden von Belgrad, wohnte.– Cara Yorghi saß mit einigen Freunden zur Tauffeier seines zweiten Sohnes bei einem frohen Mahle, der Weinkrug zirkulirte häufig und das Gespräch über den Jammer des Landes trieb das Blut heiß durch die Adern. Da kommt ein Weib wehklagend in die Stube und erzählt, 30 türkische Soldaten wären in ihr Haus gedrungen, hätten Betten und Vorräthe geraubt, die Möbeln zerschlagen und ihren Mann, der Vorstellungen dagegen gemacht, jammerlich geprügelt. Cara Yorghi, ein kühner, entschlossener Mann, springt auf, ergreift seine Waffen, die Andern folgen. Mit [122] der Beute der geplünderten Familie sieht er den Türkenhaufen lachend und schreiend daherziehen. Finstern Blicks tritt ihm Cara Yorghi in den Weg und fragt den Anführer nach der Ursache solchen Beginnens. Der würdigt ihn keiner Antwork; aber auf seinen Wink schlagen ein halbes Dutzend Türken auf den Servier an. Drei Kugeln durchfahren dessen Gewand; keine hatte ihn getroffen. Cara Yorghi springt in einen Hof, seine Begleiter ihm nach: glücklich erreichen alle das Haus des Yorghi. –

Seine erste Sorge gilt seinem Weibe und seinen Kindern. „Geht in den Wald,“ ruft er ihnen zu – „und betet zu Gott um Stärke für mich und meine Freunde: und wenn wir fallen, um Barmherzigkeit für unsere Seelen.“ – Und nachdem er die Zaudernden zur Hinterthüre hinaus getrieben, verbarrikadirte er eilig die Zugänge des Hauses mit allerlei Holzwerk, Pflügen und Karren. Kaum ist’s geschehen, so hört er das Brüllen der kommenden Türken. „Freunde! jetzt gilt’s!“ haranguirt er die versammelten Männer; „tausendgliedrig ist Serviens Kette; aber ein Glied zerrissen und das Ganze ist zerbrochen. Kommt, wir versuchen’s mit Gott!“ Ordnungslos stürmt der Türkenhaufe gegen das Haus. Da empfängt ihn eine Kugelsalve aus den Fenstern; jeder Schuß hat seinen Mann getroffen. Bestürzt weichen die übrigen zurück; die Servier stürmen mit dem Säbel in der Faust nach, und 25 von den 30 liegen erschlagen im Dorfe. Nur einer erreicht Belgrad und bringt dem Pascha die Kunde.

Der Pascha entsendet auf der Stelle 100 Reiter mit dem Auftrage, das Dorf und seine Bewohner zu vernichten.

Cara Yorghi war mittlerweile nicht müßig. Bei der bekannten Grausamkeit des Pascha sah im Dorfe Jeder ein, daß keine Wahl blieb, als zu siegen, oder zu sterben. Alle Einwohner ergriffen die Waffen, und Yorghi, ihr erwählter Anführer, legte die Mannschaft an einer den Weg nach Belgrad bestreichenden Anhöhe, die mit Obstbäumen bepflanzt war, in den Hinterhalt. Die Türken ließen nicht lange auf sich warten. Den ersten Schuß that Yorghi; er warf den türkischen Befehlshaber vom Pferde. Im nächsten Augenblick wälzten sich 35 Reiter in ihrem Blute; die übrigen ergriffen die Flucht. –

In Yorghi’s Dorfe war ein alter Mann, der früher Schreiber bei einem Kadi gewesen. Er läßt ihn rufen. Schreibe, was ich Dir vorsage, ruft er ihm zu, und – er diktirte ihm eine Proklamation, die ganz Servien zur Nachfolge seines Beispiels auffordert. Noch an demselben Abend entfendet er sie durch Boten in vielen Abschriften an alle benachbarten Orte, und fordert jeden Empfänger zur weitern Verbreitung auf. Es cirkuliren 10,000 Abschriften in wenigen Tagen im ganzen Lande! Ueberall bilden sich im Nu Keime der Insurrektion, kleine Freikorps, und die Organisation eines allgemeinen Aufstandes schreitet mit Blitzesschnelle vor sich. Cara Yorghi versammelt alle Führer und schlägt die Wahl eines Oberhauptes vor. Melingos, ein durch seinen Charakter, seinen Reichthum und seinen Muth gleich ausgezeichneter Servier, erhält 12 Stimmen mehr, als der [123] unbemittelte Yorghi; aber jener lehnt die Wahl ab, umarmt Yorghi und nennt ihn den Würdigern. Einstimmig wird nun Yorghi als Insurrektionschef begrüßt! So ward der schlichte Bauer in wenig Tagen der Mann, in dessen Händen die Zukunft eines Volkes lag.

Yorghi begriff vollkommen alle Pflichten, die ihm seine Stellung auferlegte. Das Genie bedarf keinen andern Lehrmeister, als die Umstände. Yorghi dekretirte die Organisation des Heers, und setzte in einem Senate die oberste Verwaltungsbehörde ein. Sich selbst sprach er diktatorische Gewalt zu, zugleich gelobend, sie nur zur Befreiung des Vaterlandes zu gebrauchen und in den Stand des schlichten Bürgers zurück zu treten, sobald das Ziel errungen sey. Mit dem improvisirten Heere ging er dann gerade auf Belgrad los, wo sich die durch den allgemeinen Aufstand gefährdeten Truppen der 4 Pascha’s zu einer ansehnlichen Streitmacht zusammen gezogen hatten. Mit unbeschreiblicher Kühnheit wagt er sogleich nach seiner Ankunft den Sturm auf die starke Festung. Er wurde abgeschlagen. Aber jeder Tag fast sah ihn erneuern. Endlich siegte die Begeisterung über die tapferste Gegenwehr: Yorghi, der Diktator, zog ein in das eroberte Belgrad. Drei der tyrannischen Pascha’s (der vierte war bei der Belagerung geblieben) gingen in Fesseln vor ihm her; er ließ sie zum Marktplatze führen und da enthaupten zur Sühne für so viel von ihnen grausam vergossenes Blut. Dann proklamirte er eine allgemeine Amnestie für ihre Verwandte, Freunde und Anhänger; die Köpfe der Enthaupteten aber schickte er nach Constantinopel zum Sultan, und bat um dessen Schutz und Garantie für das Land zu einer künftig bessern und glücklichern Verwaltung.

Sultan Selim sandte 12 Commissarien, um die Zügel der Regierung zu ergreifen und die Ordnung wieder herzustellen; gab aber auf das Begehren Yorghi’s eine blos ausweichende Antwort. Das Benehmen und die Handelsweise der Commissarien, die ihre Arbeiten mit dem Erheben rückständiger Steuern begannen, fachte Mißtrauen und Unzufriedenheit von neuem an. Das Volk, noch die Waffen in der Hand, schrie über halbe Maßregeln und forderte laut die Unabhängigkeit von Constantinopel. Am Ende stieg die Erbitterung so hoch gegen die Commissarien, daß man ihre Gefangennehmung und Hinrichtung verlangte. Vergeblich suchte Czerny abzuwehren. Er mußte nachgeben. Die Köpfe der Commissarien wanderten nach Constantinopel, wie vor ihnen die der drei Pascha’s.

Selim, entrüstet, bot die ganze Heeresmacht seines Reichs zum Zuge gegen Servien auf. 70,000 Türken überflutheten verwüstend das arme Land. Mit Erfolg versuchten sich die weit schwächeren Servier in mehren Treffen gegen die Ueberzahl. Doch wurden sie endlich genöthigt, sich in die Festungen zurückzuziehen und in den Gebirgen den kleinen Krieg zu treiben, der mit der größten Kühnheit Jahre lang fortgesetzt wurde. Yorghi, in Belgrad belagert, wehrte mit unerschütterlichem Muthe tägliche Angriffe ab, und bekannte öffentlich seinen Entschluß, sich unter die letzten Trümmer [124] der Veste zu begraben. Da brach der Krieg der Pforte mit Rußland aus (1809) und verschaffte den Serviern Luft. Das türkische Heer zog großentheils ab, und Yorghi, der mit Rußland ein Bündniß schloß, blieb im festen Besitze der Gewalt, die er anwendete, um den Zustand des verwüsteten Landes zu verbessern und seine Wunden zu heilen. Der Friede sicherte endlich nach langem Kampfe Servien die Rechte, welche der Aufstand erstrebt hatte, und Georg Yorghi erkannte, daß nun seine Bestimmung erfüllt sey. Großherzig legte er hierauf die Gewalt von sich und zog sich in das Dunkel zurück. Wie ein Stern erster Größe hat er am Firmamente der Zeitgeschichte geleuchtet, wie ein Meteor ist er verschwunden. Nicht ein Ereigniß hat sich wieder an den Namen des außerordentlichen Menschen geknüpft, dessen Arm der Macht eines großen Reichs widerstanden, und den Servien als Begründer seiner Freiheit durch alle Zeiten ehrt. Unerkannt soll er in den Heeren der Verbündeten gegen Napoleon gekämpft haben und später auf Veranstaltung der Pforte ermordet worden seyn. Doch sind dieß Umstände, auf welchen noch ein geheimnißvoller Schleier ruht.

Nach Yorghi’s Verschwinden kam einer seiner Freunde, Milosch Obronowitsch, an die Spitze der Verwaltung. Fürst Milosch (der Sohn eines armen Hirten) hat nicht blos den Beruf, sondern auch die Fähigkeit, fortzusetzen das Werk, was der Held vor ihm angefangen hatte. Eben so entschlossen, tapfer und edelmüthig, als dieser, ist Milosch gebildeter, voll natürlichen Sinns für Kunst und Wissenschaft, und der Civilisation mit Enthusiasmus zugethan. Jeder Servier hängt an ihm mit Liebe und spricht von ihm mit Stolz und Verehrung. Seine Aufgabe ist die schwierigere; denn er wird die Befreiung Serviens vom türkischen Joche ohne Schwert behaupten und sein Volk civilisiren.