Schloss Neuhaus bei Passau
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–„[1] In Passau miethete ich einen Nachen, um dem Dampfschiffe, das erst den andern Morgen abfuhr, eine Strecke vorauszueilen, und die herrlichen Ufer mit mehr Muße und Genuß zu betrachten. Unbeschreiblich groß ist die Ansicht am Vereinigungspunkt der Iltz und des Inn, beides mächtige Ströme, welche die mütterliche Donau von entgegengesetzten Seiten fast zugleich umarmt. Oberhaus, die hochragende Passauer Veste, krönt die Landschaft. Wehmüthig winkte ich stille Grüße den Freunden hinauf und erflehte vom König der Könige das baldige Kommen einer ersehnten Stunde! Schlug sie ja doch im Nachbarlande kürzlich Vielen so ungeahnet, dachte ich, und – wenigstens für den Augenblick – verwandelte sich der heiße Wunsch in den tröstenden Glauben. – – Vor Engelhardtszell verläßt man Bayerns Gebiet. Den österreichischen Doppeladler grüßte ich heute in brünstiger und gerührter Stimmung. Mir war’s wirklich, als sähe er so menschlich und gütig aus neben dem Zähringer Löwen! – – In Engelhardtszell ließ ich meinen Paß zum Visiren und meinen Mantelsack zum Verzollen, und ging inzwischen in die Kirche, welche sehenswerthe Gemälde schmücken. – Von hier aus entfaltet sich die Landschaft mit immer größern Reizen; die Schlösser und Burgen Ranariedl, Mosbach, Waldkirchen und Hayenstein blicken, bald rechts, bald links, von Felsen und bewaldeten Höhen in den Strom hinab; am herrlichsten aber macht sich Neuhaus, der
[119] mächtige, wohlerhaltene Rittersitz. Nie vergesse ich den Anblick! Schon dämmerte der Abend in dem tiefen Stromthale, als bei einer Wendung des Nachens ganz plötzlich mein Auge durch eine Oeffnung der Berge auf die hohe Veste fiel. Breit warf die Sonne vom Abendhimmel ihren Abglanz auf sie, und aus allen Fenstern fuhren goldne Flammen.“ – –
- ↑ Fragment aus einem Briefe.