BLKÖ:Wächter, Johann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 52 (1885), ab Seite: 56. (Quelle) | |||
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Oettinger schon 1757, was jedoch unrichtig, gest. in Wien 26. April 1827). Nachdem er von seinem Vater, welcher evangelischer Prediger zu Zeben war, den ersten Unterricht erhalten hatte, bezog er das Gymnasium zu Oedenburg, wo er unter dem tüchtigen Schwartner [Bd. XXXII, S. 284] treffliche Fortschritte machte. 1778 kam er auf das Gymnasium zu Eperies, 1780 auf das Käsmarker Lyceum, auf welchem er sich den philosophischen, theologischen und philologischen Studien widmete und dabei die Anleitung seines gelehrten gleichnamigen Oheims [siehe diesen S. 60 Nr. 2] genoß, der nach des Vaters Tode (1784) auch Vaterstelle an seinem Neffen vertrat und für dessen weiteres Fortkommen sorgte. Inzwischen versah Wächter Erzieherstellen bei verschiedenen ungarischen Adelsfamilien und befand sich 1792 in der Lage, die Universität Jena zu beziehen, an welcher er sich dann zwei Jahre hindurch für seinen theologischen Beruf ausbildete. Nach Vollendung seiner Studien kehrte er vorerst in die Heimat zurück, begab sich aber bald nach Wien, wo er die einzige Tochter des Freiherrn von Calisius in den Religionsgegenständen unterrichtete. Bald wurde der Wiener Superintendent J. G. Fock auf den jungen Theologen aufmerksam, und als er dessen wissenschaftliche Bildung und tiefsittlichen Charakter erkannt hatte, wendete er ihm seine Theilnahme und sein förderndes Wohlwollen zu, in Folge dessen Wächter am 1. Juli 1794 als Vicar und Katechet der evangelischen Gemeinde A. C. angestellt. zwei Jahre später zum dritten [57] und 1797 zum zweiten Prediger dieser Gemeinde und von Seiner Majestät zum geistlichen Rathe des k. k. Consistoriums A. C. berufen ward. 1805 ernannte ihn seine Gemeinde zum ersten Prediger, Seine Majestät ihn zum Superintendenten. Am 11. Juli 1819 beging Wächter die Jubelfeier seines 25jährigen Lehramtes in schwerer sturmbewegter Zeit, wobei er ebenso von seiner Gemeinde, wie von anderer Seite Beweise der Freude und Theilnahme an diesem Feste empfing. Als 1818/19 auf kaiserlichen Befehl das protestantisch-theologische Studium in Wien gegründet wurde, erhielt er die Stelle des Directors an demselben, welche er bis an seinen im Alter von 60 Jahren erfolgten Tod bekleidete. Der umfassende geistliche Beruf nahm Wächter’s Thätigkeit vorwiegend in Anspruch, so daß ihm zu literarischen Arbeiten nur geringe Muße übrig blieb; aber das Wenige, was er geschrieben, ist tüchtig und gediegen. Wir ergänzen im Folgenden Michael Taufrath’s äußerst lückenhafte Angaben. Die Titel der selbständigen Schriften Wächter’s sind: „Christliches Gesangbuch zum Gebrauche beim öffentlichen Gottesdienste der evangelischen Gemeinden in den k. k. deutschen und galizischen Erblanden“ (Wien 1810, neue Auflage 1826, gr. 8°.); er gab dieses Gesangbuch in Gemeinschaft mit Jacob Glatz [Bd. V, S. 207] und Gerhard Ant. Neuhofer heraus; eine kritische Stimme bezeichnet dasselbe „als ein vortreffliches Werk, das Wächter ein unvergängliches Denkmal bei seinen Glaubensgenossen sichere“; zu demselben gehört auch das 1816 in Wien erschienene „Christliche Gebetbuch“; – „Ueber den Einfluss, welchen grosse Weltbegebenheiten auf die Angelegenheiten einzelner Menschen äussern. Eine Predigt“ (Wien 1812); – „Rede bei Gelegenheit der Einsegnung der 50jährigen Ehe des Hof-Kanzlisten A. H. Frank und dessen Frau Chr. Charlotte geborene Holzapfel“ (ebenda 1812). Gemeinschaftlich mit K. Cleynmann [Bd. II, S. 388] gab er die „Allgemeine praktische Bibliothek für Prediger und Schulmänner“ 2 Bände (Wien 1802 und 1804, Schaumburg, später Heubner, gr. 8°.) heraus, und ein Jahr nach seinem Tode wurden von einigen Freunden des Verewigten die „Predigten auf alle Sonntage des Kirchenjahres“ 2 Bände (Wien 1828, Heubner, gr. 8°.) veröffentlicht. Außerdem schrieb Wächter Gedichte, Recensionen und Abhandlungen verschiedenen Inhaltes, von denen wir zwei in Wagner’s „Beiträgen zur Anthropologie“ kennen: „Versuch über die Begriffe von Zufriedenheit und Unzufriedenheit“ und „Versuch über die Neigung zum Wunderbaren und über die Sitten und den Geschmack der Griechen in Rücksicht auf Freundschaft und Liebe“. Und in der oben erwähnten „Praktischen Bibliothek für Prediger“ steht von ihm die Abhandlung: „Ueber Popularität im Kanzelvortrage“. Lange trug sich Wächter mit dem Gedanken, eine Geschichte der Liebe zu schreiben, und er las und sammelte auch viel in dieser Hinsicht; aber er kam wohl im Hinblick auf seinen Beruf nicht zur Ausführung dieser Idee.
Wächter, Johann (Superintendent der Wiener evangelischen Gemeinde A. C., geb. zu Zeben in Ungarn am 5. December 1767, nach- Wenrich (Johann Georg). J. Wächter als Mensch, als Diener des Staates und der Kirche dargestellt (Wien 1831, 8°). – Bis zur Bürgerschule. Geschichte der vereinigten evangelischen Schulen in Wien von 1794– 1870. Von Julius Erzenzinger (Wien 1872, Faesy und Frick, 8°) S. 18, 22 und 27. – Gräffer (Franz). Conversationsblatt. Zeitschrift für wissenschaftliche Unterhaltung (Wien, gr. 8°.) I. Jahrg. (1819), II. Bd., I. Theil, S. 79. – Haan (A. Ludovicus). Jena hungarica sive Memoria Hungarorum a tribus proximis saeculis academiae Jenensi adscriptorum (Gyulae [58] 1858, Leop. Réthy, 8°.) p. 101. – Magazin für die Literatur des Auslandes. Herausgegeben von J. Lehmann (Berlin, kl. Fol.) Jahrg. 1858, Nr. 102, S. 408, im Artikel: „Die neueste Literatur Siebenbürgens“. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. VI, S. 3 [nach dieser geb. 5. December 1757].
- Porträt. Ein solches befindet sich als Titelbild vor Wächter’s nach dessen Tode herausgegebenen „Predigten“.